und es geht weiter
Es war ein schöner Tag, die Sonne schien und Kai war gerade durch das Zwitschern der Vögel wach geworden. Er verließ sein Zimmer und wollte sich was zu Essen machen.
âDu wirst nichts finden.â, hörte er Tom sagen, der gerade aus seinem Zimmer kam. âWenn du was essen willst musst du einkaufen gehn.â â âDu hättest ja auch gehn können.â â âNaja... für mich hatâs ja noch zum Frühstücken gereicht und du schläfst ja immer so lang das ich die ganze Arbeit machen muss, also hab ich dir was aufgehoben das du nicht hinausschieben willst.â â â...â
Kai ging zurück in sein Zimmer und zog sich an, dann nahm er das Einkaufsgeld, eine Tasche und machte sich auf den Weg.
Auf der Straße und in den Gärten war schon ziemlich viel los, kein Wunder es war ja ein Feiertag.
Kai ging die Straße hinunter, als jemand seinen Namen rief, er drehte sich um und sah Kati, eine Freundin. âSieht dir ja gar nicht ähnlich, so âfrühâ schon Einkaufen zu gehn.â, sagte sie verspielt zu ihm. âIch muss... Wir haben nichts mehr zu Essen und Tom hat mir die Arbeit âaufgehobenâ. Eigentlich kann ich ihn verstehn, nur weil ich immer länger schlafe, will er nicht die ganze Arbeit machen.â â âStimmt. Ich muss los, Karin und ich wollen mal wieder shoppen gehn.â â âNa dann viel Spaß.â, Kai war glücklich das sie ihn nicht darum bat mitzukommen er wusste wie es abläuft wenn die beiden shoppen gehen.
Er ging weiter und als er an einem Kiosk vorbei kam las er die Schlagzeilen der eZeitung. âHyperraumunfall. Privat Raumschiff im Subraum verschollen.â âLangstreckenkommunikation ohne Zeitverzögerung möglich.â âStreit um die Forschungsstation auf dem Erdenmond.â Kai blieb stehen, um die Unterüberschrift des letzten Artikels zu lesen. âWieder ist der Streit um die Forschungsstation Luna I, die die Untersuchung von Mutationen auf der Erde leitet, entbrannt. Die Luna Station, der letzte menschliche Außenposten im Sonnensystem, überwacht die Aktivitäten von Mutanten auf der Erde und verhindert das diese, durch die auf der Erde vorhandene Technologie, eine Bedrohung darstellen. Kritiker behaupten, die Station würde riesige Mengen an Geld verschlingen und keinen Nutzen bringen...â
âGeh weiter! Ich bin doch hier keine Bibliothek!â, rief ihm der verärgerte Verkäufer zu.
Kai ging weiter und nach fünf Minuten war er am Supermarkt, wie sonst auch betrat er das Sicherheitfeld. Er hatte noch keine zwei Schritte getan da hörte er eine Alarmsierene, auf dem Bildschirm rechts von Kais konnte man âAchtung, Unbekanntes Objektâ lesen. Durch die Automatik wurde er eingesperrt. Der Bildschirm flackerte und die Sirene wurde mehr zu einem lauten Kreischen, das wie in Wellen stärker wurde.
Kai presste sich die Hände auf die Ohren, aber das nützte nichts, mit jedem Anschwellen des Tons schmerzten seine Ohren mehr. Vor Schmerz fiel er auf die Knie, aber kein Ende war in Sicht. Irgendwann, nach Sekunden, die wie Stunden waren, verstummte das Geräusch, aber der in Intervallen auftretende Schmerz blieb. Blut lief ihm aus den Ohren seinen Arm hinunter, und ihm wurde schwarz vor Augen.
Der Schmerz hatte nachgelassen, aber er war nicht weg, Kai öffnete die Augen und sah ein verschwommenes Zimmer. Nach einigen Sekunden hatten sich seine Augen richtig eingestellt und er sah sich um, weiße Wände, ein Fenster zwei Türen und neben ihm, auf einem Stuhl, saß Tom, er sah ziemlich mitgenommen aus. Kai spürte einen Verband, der um seinen Kopf ging, er setzte sich auf und fragte benommen. âWas ist passiert? Wo bin ich hier?â Tom antwortete ihm leise, seine Stimme zitterte. âDu bist im Krankenhaus. Es gab eine Fehlfunktion in der Sicherheitsschleuse wegen deinem Halsband mit den Lenumitstein dran.â
Lenumit war ein sehr seltenes aber absolut wertloses Mineral, das je nach Licht grün bis golden schimmert. Das Halsband lag auf dem Nachttisch, im Licht der Lampe schillerte der Stein bläulich.
Als Tom seinen Satz beendet hatte, merkte Kai, dass er ja gar nicht seine Stimme gehört hatte sondern, dass er nur wusste was Tom zu ihm gesagt hatte. âUnd... was ist mit meinen Ohren?â, Kais Stimme war unsicher geworden. Tom sah ihn an und Kai wusste durch Toms Gesichtsausdruck, dass er ihm gleich etwas Schreckliches mitteilen würde. Tom nahm Kais Hand und sagte langsam und so ruhig er konnte. âDu bist taub Kai. Die Ärzte sagen, dass dein Ohr irreparabel geschädigt ist.â
Kai spürte eine Mischung aus Trauer und Verzweiflung in sich aufsteigen, als er sich der Bedeutung dieser Worte voll bewusst wurde. Er drückte Toms Hand und sah auf die weiße Bettdecke. Als seine Augen feucht wurden, kniff er sie zusammen, eine Träne fiel auf die Bettdecke und Kai fing an zu schluchzen. Tom setzte sich neben ihn auf das Bett und legte ihm einen Arm um die Schultern. Kai versuchte sich zu beherrschen, aber er schaffte es nicht. Er wand sich zu Tom und drückte seinem Kopf gegen eine von Toms Schultern, dieser legte seine Arme auf Kais Rücken.
Es war beruhigend für Kai, dass sein Freund für ihn da war, er hätte diese schreckliche Nachricht nicht von einem, ihm unbekannten, Arzt hören wollen.
Langsam beruhigte er sich, aber er lies Tom nicht los. Kai versuchte, irgendeinen klaren Gedanken zu fassen, aber er konnte es nicht, so blieb er mit dem Gefühl, dass die einzige Person, die ihn verstand bei ihm war und zu ihm hielt. Nach einiger Zeit, Kai wusste nicht wie lange, lies er Tom los und sah ihn schweigend an.
Tom war derjenige, der die Stille unterbrach. âTut mir leid... Das wäre alles nicht passiert, wenn ich dich nicht gezwungen hätte...â ââSEI STILL!â, Kai schrie ihn an, aber der Schmerz, der dadurch entstand, zwang ihn, seine Stimme wieder zu senken. âDas ist nicht deine Schuld! Es hätte auch zu jeder anderen Gelegenheit passieren können. Du hast nichts damit zu tun.â Wieder schwiegen beide. âTom...â â âJa?â â âDanke, dass du da bist... ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen würde...â Eigentlich wollte er jetzt keine sentimentale Unterhaltung, also fragte er, bevor Tom ihm antworten konnte.
âGibt es sonst was, dass ich wissen sollte?â Tom stand auf und ging zum Tisch, von dem er einen Datenchip nahm. âDu sollst dir das anschaun da wird dir die Funktionsweise erklärt.â Er ging zum Fernseher und steckte den Chip rein. Eine braunhaarige Frau mit blauen Augen und einem hübschen Lächeln erschien auf dem Bildschirm und fing an zu sprechen.
âGuten Tag. In diesem Video werden die Grundlagen über das âVisual Hearing Systemâ kurz VHS, erklärt.â
Der Bildschirm teilte sich in zwei Teile, auf dem einen konnte man den schematischen Aufbau der Implantate im Kopf sehen, auf dem anderen blieb die Frau. âDas VHS wird in die Augen gesetzt und nimmt dort die Signale, die entstehen, wenn jemand beim Sprechen den Mund bewegt, auf und leitet sie ins Sprachzentrum, wo sie zu Worten gemacht werden die dann im Unterbewusstsein verarbeitet werden. Ein Zusatz des VHS wird in den Ohren angebracht. So werden diese nach außen hin abgeschlossen, sodass keine Erreger oder Schmutz in den Kopf gelangen. Dieser Zusatz ermöglicht es, Geräusche zu bemerken und deren Richtung, sowie Lautstärke zu kennen. Das sind alle Grundlagen des VHS, für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an ihren Arzt oder Mechaniker.â
Tom sah Kai an. âNicht sehr spannend.... Du solltest deine Eltern anrufen und ihnen sagen wieâs dir geht.â â âKannst du des nicht machen? Ich will jetzt nicht... mir gehtâs nicht gut.â Kai war ziemlich niedergeschlagen, außerdem wollte er niemanden sehen. âNa gut, ich versteh dich schon.â Tom ging zum Video-Telefon und wählte die Nummer von Kais Eltern.
Es war Kais Vater der antwortete, er hörte sich ziemlich besorgt an. âGriffon?â â âHallo Herr Griffon, hier ist Tom.â â âHallo Tom. Wie geht es Kai?â â âIch habe vorhin mit ihm gesprochen, es geht ihm, den Umständen entsprechend, gut.â â âWird er wieder ganz gesund?â â âNein... er ist taub, aber ihm wurden Implantate eingesetzt, die das, so gut es geht, ausgleichen.â â âHmmm... ich verstehe. Kann ich ihn sprechen?â â âNein, er schläft gerade.â â âNa gut... sag ihm, dass seine Mutter und ich uns große Sorgen um ihn machen und wir ihn lieben und..... ja. Danke für den Anruf.â Mit diesen Worten die alle sehr hastig waren legte Herr Griffon, ohne auf Toms Antwort zu warten, auf.
Kai saß auf seinem Bett und starrte die Wand an, Tom setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett. Langsam drehte Kai den Kopf und sah Tom an. âIch bin müde, ich schlaf noch etwas.â Er legte sich wieder hin und schloss die Augen.