Mein Vater sprach auch eine Zeit lang davon, mal den Camino de Santiago entlang zu wandern, eine Kreuzfahrt zu machen, nach Südeuropa zu ziehen und all sowas, aber jetzt ist er tot und hat nichts davon jemals durchgezogen.
Die groooße Frage dabei ist: War dein Vater deswegen unglücklich?
Es gibt so viele Formen von Wünschen und Bedürfnissen und es gibt so viele Wege, diese zu betrachten. Ein weltfremder Wunsch kann die Ursache für großes Unglück sein, wenn man beim besten Willen nicht heran kommt, oder seine momentane Situation immer in Relation zum hohen Ideal betrachtet. Das kann äußerst deprimierend sein, weil man nur das sieht, was man erreichen will, aber nicht das, was man bereits erreicht hat. Es ist wie die Karotte, die vor unserer Nase hin und her baumelt, während wir uns abstrampeln, sie zu schnappen. Bei manchen Menschen spielen diese Wünsche im späteren Leben meist keine Rolle mehr, weil sie zu schätzen wissen, was sie um sich herum haben.
Auf der anderen Seite stehen da wieder diese Argumente, dass man was aus seinem Leben machen soll, seine Potenziale voll ausnutzen soll, den Tag leben soll, als wäre er der letzte Tag deines Lebens, usw.
Ein Traum kann anspornen und ausbremsen, er kann uns glücklich machen und unglücklich.
Es ist der Prozess eines ganzen Lebens, sich bewusst zu werden,
was man wirklich will.
Wenn ich meine Wünsche überdenke... dann habe ich eigentlich nur einen Wunsch:
Ich will auf meinem Sterbebett nichts bereuen. Ich will nicht als verbitterter alter Mann enden, der reuevoll auf sein Leben zurückblickt und nur verpasste Chancen und eigene Fehler sieht. Unabhängig davon, was ich wirklich erreiche, ob ich einsam bin, oder Familie und Freunde um mich herum habe, ob ich arm bin oder reich, alt oder jung, ich will glücklich und selbstzufrieden aus dem Leben scheiden, mit einem Lächeln auf den Lippen und der Gewissheit, das Spiel des Lebens erfolgreich mit all seinen Tücken abgeschlossen zu haben. Ich kenne verbitterte Menschen und es macht mir ehrliche Angst, genauso zu enden. Ich will meine Erwartungen nach wie vor niedrig halten, ich will mit Demut empfangen, was mir das Leben schenkt, ich will dankbar für die kleinsten Dinge bleiben und mit Freuden die Schlichtheit betrachten. Ich will offenherzig und freimütig wie ein Kind sein.