Glaubst ihr, ihr werdet ihn mit kritischen zurechtweisenden Worten, die am der Thematik bzw. dessen Problem vorbeischießen, von seinen Zweifeln befreien können?
Also, dieses Problem gibt es bei Gruppen immer. Seien es Szenen die sich um Musik, politische Ansichten, Japan oder in dem Fall Tierkostüme und die Indentifikation mit ihnen bzw. den Tieren die sie darstellen, gegründen haben.
Und was ich wichtig finde, ist dass man, wenn man an einen solchen Moment des Zweifels gerät, inne hält, sich sagt: "Stopp, was soll das?" und eventuell dann die Anonymität des Internet nutzt, um nach Antworten zu suchen. Diese Antwort ist individuell, dass heißt du musst sie für dich finden.
Denn wie man weiß, gibt es immer die, und die. Jeder Mensch hat seine Beweggründe, und diese sind vollkommen unterschiedlich. Sei es, dass man durch evt. mobbing aufgrund des Aussehens bzw. der Figur beginnt, sich mit dem Tier zu identifizieren und in ihm und dem unverbindlichen Sex trost sucht, oder dass es aufgrund von Einsamkeit, Neugier oder dem Wunsch nach einem Ausgleich zum restlichen Leben geschieht oder einfach nur als bestätigung. Jeder Mensch hat Probleme und seine Art damit umzugehen. Sich mit Tieren zu identifizieren ist nicht der normalfall, also anders als bei politisch Motivierten Szenen, zu welchen man aufgrund eigener Überzeugung beitritt, muss man sich im klaren sein, dass die Menschen, die sich in Furrysuits zwängen tiefere und deutlich persönlichere Beweggründe haben.
Sei es Stress, Minderwertigkeitskomplexe oder das Ausleben seiner Fantasien.
Diese Gründe klingen nicht so schön, sie nehmen der Sache ihre eigentümlichen Romantik, denn sie haben im Grunde nichts mit der Welt in die man sich bewegt (ich sage bewusst nicht flieht) zu tun. Der Vorgang, sich mit dem Tier zu identifizieren scheint nun also gewollt, aufgrund von weltlichen Gründen.
Da scheint die Begründung, dass es den meisten nur um den Sex geht, und sie mit der Sache eigentlich nichts zutun haben und sich auch nicht wirklich identifizieren, nahe. Nun ist meine Frage, ist eine Identifikation weniger Wert, weil sie (zum großteil unbewusst) gewollt passiert oder einen anderen Grund hat, als aus dem nichts entdecket zu haben, dass man eigentlich ein Fuchs werden sollte? Denn natürlich ist ein Furry eine Person, die mit Gleichgesinnten vor der Realität flieht. Da gibt es keine Ausnahme. Nur, ist das verwerflich? Ist das schlimmer als angeln oder kochen. Als jedes andere Hobby? Denn wie ich das mitbekomme, findet in der doch sehr den natürlichen Trieben zugerichteten Szene, eine sehr starke Identifikation mit dem Charakter, den man darstellt statt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Personen, so unromantisch ihre Beweggründe scheinen, sich so damit identifizieren würde, wenn es ihr wirklich nur um Sex geht.
Es gibt diese Trennung, reinflüchten und Fantasien ausleben. Muss das getrennt sein? Kann das nicht einhergehen? Und muss diese Flucht krankhaft sein?
Wenn man Sex haben will, muss man sich nicht in ein Kostüm zwängen. Wenn man Wünsche, Fantasien etc. ausleben will, dann kann dieses enge schwitzige Kostüm bzw. das Tier ein Deckmantel sein.
Die Leute wollen sich (These) dadurch im Grunde befreien, sie tauchen in eine neue Welt, in der sie sich selbst verwirklichen können, gelöst vom trott des Alltags (also in gewisser Form eine Flucht).
Das Thema Sex ist also sehr wichtig, aber noch lange nicht das volle Spektrum.
Was mir an deinem Post sehr stark auffällt, ist, dass du bereits beginnst, die diversen Vorurteile aufzunehmen. Die Menschen sind nur hässlich und auf Sex aus. Wie du schon richtig bemerkt hast, war die Verallgemeinerung daneben. Ich gehe davon aus, dass der Charakter der Person bedeutend entscheidener für die Identifikation mit einem Tier ist, als das Aussehen der Person und die damit verbundenen Frustrationen und Komplexe. Damit kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese eine Rolle spielen. Aber eher eine untergeordnete.
Dann ist da noch der Aufruf, sich im klaren darüber zu werden, wieso man das eigentlich macht. Und jetzt frage ich dich mal, was waren deine Beweggründe. Wir sind hier in einem Forum, da kannst du ruhig ehrlich sein, wenn es dir nicht zu privat ist. Und ich bitte dich darum, die Frage ehrlich zu beantworten. Wenn dir im Hinterkopf schwebt, ich wollte diese Fantasien ausleben, dann ist das nunmal so. Das ist auch nicht verwerflich, dadurch bist du doch immernoch die Furry begeisterte Person, die dadurch ihr Leben bereichert hat.
Und dieses monotone was du schilderst tritt meistens auf, wenn man sich zu viel mit einem Thema beschäftigt bzw. hineinversetzt. Das Schlüsselwort ist bereits sehr oft im Text gefallen und wird es auch noch: "Identifikation" - das ist eine ganz normale Identifikationskriese.
Dies sind auch keine besonderen Gedanken, wieso dreht sich alles um Sex, kann eine Beziehung nicht ohne funktionieren etc.
Hast du denn schonmal versucht eine Beziehung auf platonischer Ebene zu führen? Das für die meisten Sex ein unglaublich wichtiger Aspekt des Furrysein ist, liegt in der Natur der Geschichte (und unterscheidet sich in keiner Weise von dem normalen Leben). Aber wie kannst du sagen, dass die meisten wirklich nur auf Sex aus sind, wenn du nichtmal versucht hast eine normale, GV freie Beziehung zu beginnen? Siehst du bereits in der niedrigen Hemmschwelle aufgrund des Suit diese Tendenz? Ich bin mir sehr sicher, dass viele oder wenigstens einige von denen, welchen du dies vorwirfst, sehr wohl in der Lage wären. Denn wie gesagt, Furry ohne geringste Identifikation gibt es nicht. Und Menschen, die sich nicht freuen Freundschaften zu schließen sind ebenfalls rar gesäht. Wie in regulären Beziehungen auch, ist es einfacher miteinander zu schlafen als zueinander kompatibel zu sein. Dass nicht jeder dein Freund wird ist klar, und dass nicht mit jeder eine zunächst platonische Liebe möglich ist ebenfalls. Das ganze unterscheidet sich ab dem Punkt nichtmehr von ganz normalen Beziehungen. Hier gilt es die richtige Person zu finden.
Wir können uns gegen Ende im Grunde komplett von dem Furry Thema lösen, denn hier sind wir im Alltag:
*Die meisten wollen keine ernsthafte Beziehung mit dir - ob Furfriend oder Discobekanntschaft.
*Jede Szene leidet darunter, dass man sie nicht einheitlich definieren kann. Was meint ihr, wie die Romantiker heulen, dass Neue Deutsche Härte und Mittelalterrock als Gothic vermarktet wird. Was meint ihr, wie Industrialfans der alten Bands heulen, weil Harsh heute zu Industrial gezählt wird?
*Es gibt immer Leute, die Interessensgemeinschaften beitreten, weil sie hoffen dort Anerkennung zu finden. Und es ist mir wirklich sehr egal ob eine Person die Gesellschaft einer Gruppe aufsucht, weil sie in einer Identitätskriese ist oder Probleme hat. Denn solange sich die Person identifizieren kann, ist das doch vollkommen irrelevant.
*Es gibt immer die und die. Es gibt klischee Nerds und es gibt klischee Furrys. Und es gibt die Leute, die vollkommen normal sind und sich dennoch mit Computern auskennen. Und die, die hübsch sind, ein ausgeglichenes Privatleben haben und dennoch von vollem Herz Furs sind.
Was dir niemand abnehmen kann, ist die Identifikationskriese. Da musst du durch.