Alexei war vor Izhims Ausbruch instinktiv zurückgewichen. Als er dann auch noch auf ihn zuraste, versuchte er wegzukommen, doch vergeblich. Zwar ging der Hieb des Zweihänders ins Leere; doch allen 8 Armen konnte er nicht mehr ausweichen. Sie packten ihn an Händen und Füssen und schmetterten ihn abermals zu Boden. Man hörte das Knacken von Knochen und einen schmerzerfüllten Schrei aus dessen Kehle, als wieder einmal das Zweihandschwert hinabsauste. Es traf ihn im linken Unterarm und stach tief hindurch bis in den Boden. Doch Alexei, der sich bewusst war dass Verteidigung jetzt nichts nutzen würde, setzte zu einem Gegenangriff an, gerade als die Klinge seinen linken Arm durchbohrte.
Der Schlag liess Izhim das Gleichgewicht verlieren, die Arme wurden sofort in den Boden gerammt um das Gleichgewicht wiederherzustellen, doch konnte sein Kontrahent sich befreien, indem er durch brachiale Gewalt seinen eigenen Arm weiter aufriss, um vom Schwert loszukommen, dass ihn an den Boden gefesselt hatte. Doch damit war es noch längst nicht vorbei, nein noch nicht einmal pausiert.
2 Greifarme bohrten sich rücklings in den Boden wie als Stützpfeiler, die restlichen 6 alptraumartigen Greifer wurden vor ihm in den Boden gerammt. Eine Sekunde war Stille, doch dann war ein gewaltiges Brechen und Bersten zu hören, als er einen Teil des Bodens selbst ausriss.
Er hielt nun einen Brocken in den Händen, der aus harter Erde, Steinen und Wurzeln bestand und von ihnen notdürftig zusammengehalten wurde, mehrere Meter im Ausmass.
Es schien grotesk, er wirkte wie eine Ameise die etwas weitaus grösseres und schwereres stemmt, doch genauso wie die Ameise es schaffte war Izhim schon lange Zeit von jedem vernünftigen Rahmen nicht mehr zu erfassen.
Mit einem weiteren durchdringenden Schrei warf er den Brocken auf Alexei; der hastig zurücksprang, um dem Brocken auszuweichen. Doch war das nicht der eigentliche Angriff gewesen, oder zumindest nur ein Teil davon.
Er schoss vor, alle Arme zum Schlag erhoben; einen einzelnen, flächendeckenden Schlag auf den Brocken ausführend. Dieser zerbarst und schleuderte Splitter in alle Richtungen, es war als ob eine Granate ihn gesprengt hätte.
Unter dieser Deckung hatte Alexei Izhims nächsten Angriff nicht mehr kommen gesehen, und so wurde er von mehreren Fäusten getroffen, die in seine Seite schmetterten und ihn einige Meter weit fliegen liessen.
Und erneut ging eine Veränderung mit Izhim vor: die Masse liess ihn nun mehr und mehr wie ein Raubtier erscheinen. Die Masse an seinem Kopf wurde länglich, bildete eine Art Schnauze mit langen Reisszähnen. Die Haltung wurde gedrungener; massiger. Die Vielzahl der Arme bündelte sich, sodass er nun nur noch seine eigenen Hände und Arme als Gliedmassen hatte- bedeckt von den gebündelten Schatten; die nun breite, kräftige Arme bildeten, klauenbestückt und mit je 7 Fingern.
Sein ganzer Körper begann zu glühen, und die einzelnen Teile des Siegels traten an die Oberfläche der Schatten, als Zeichen von Izhims inneren Kampf. Doch noch hatte er diesen Kampf nicht gewonnen. Und das Monster liess einen markerschütternden Schrei los, der den Boden um ihn herum aufbrechen liess und kleinere Stücke in alle Himmelsrichtungen schleuderte, sodass sie wie ein leichter Regen hinabbröckelten, von seiner Präsenz zermalmt.
Izhim war allein. Um ihn herum nur schwärze. Nichts war da, nichts was ihm helfen konnte. Nichts zur Orientierung. Es war heiss. Höllisch heiss. Sein ganzer Körper schien in Flammen zu stehen, versengten ihm die Haut und liessen ihn verzweifelt gegen den Schmerz ankämpfen.
Wie konnte er hier raus? Wie? Er würde alles dafür tun; alles!! Es soll aufhören! dachte er.
Ich kann dir helfen flüsterte ihm eine Stimme honigsüß in die Ohren. Der Schmerz liess nach. Wie? Wie?? Wie kann ich dieses Martyrium beenden??
Es ist ganz einfach... du musst einfach nur für Ruhe sorgen. All dieses Leid, all diese Schmerzen, je weniger um dich herum lebt desto weniger wirst du sie spüren. Lass sie verschwinden! Zerstöre sie; töte sie; verletze sie; zerhacke sie; zerreise sie; vernichte sie; lass sie leiden; lass sie an deinem Schmerz teilhaben! Die Stimme lachte kurz und teuflisch auf, dann schrie sie. LOS! TU ES!!
Hoffnung durchströmte Izhims Geist. Es wird... besser? Es kann besser werden? Wirklich?
Immer noch im Dunkeln, streckte er eine Hand nach vorne. Auf einmal schien dort jemand zu stehen. Eine Gestalt, noch schwärzer, noch finsterer als die Umgebung. Nur ein Detail fiel ins Auge, nämlich dass ein Teil der Gestalt mit Runen und Siegeln überzogen war. Izhim erkannt sie. In der Keilschrift waren es Zeichen der Bannung, der Wut, der Zerstörung, des Martyriums.
Er streckte erneut den Arm aus, und die Gestalt tat es ihm gleich. Doch seine Hände fuhren durch ihren Arm, als wäre dieser substanzlos. Wie Wasser.
Es reicht noch nicht! Noch mehr! Du musst noch mehr zerstören, noch mehr in Rage geraten; sonst kann ich dir nicht helfen. Kurz blitzte etwas auf. Die Gestalt hatte gelächelt.
Los, tu es! Zerstöre! Vernichte! Zerreisse! Verletze, zertrample, zerquetsche zerhacke zerreisse zerstöre vernichte töte töte TÖTE TÖTETÖTETÖTETÖTE TÖTE SIE ENDLICH!!!!
Und das Monster schrie immer noch. Die Siegel traten grell strahlend an die Oberfläche des Schattens; in einem unheilvollen rot schienen sie. Seine Augen, vormals schwarz, öffneten sich. Sie waren rot. Strahlend rot, keine Iris, keine Pupille, nur ein leuchtendes rot.