Junge, Junge!
Eine Frage jener Art in einem Forum dieser Art zu stellen wird hier wohl kaum auf prüdes Unverständnis stoßen, jedoch sind viele deiner Aussagen in deiner Fragestellung ... so verallgemeinernt. Letztlich kann man das Wort Pornofilme in deiner Fragestellung auch durch etwas anderes ersetzen wie Videospiele oder Informationsaustausch oder auch Internet. Z.B. kannst du doch, nicht ersthalt, behaupten, dass die Pornoindustrie dafür verantwortlich gemacht werden kann, dass der technologische Fortschritt u.a. im Unterhaltungsbereich sich schneller entwickelt oder den Verkauf gesteigert hat? Hier unterstellst du einer Gesellschaft, dass die Hauptmotivation etwas zu tun, sich auf sexueller Ebene abspielt. Privat kann dies ja für Individuen in einem bestimmten Kontext stimmen, Fortpflanzung und der Trieb dazu sind sehr stark in uns Menschen, aber ich glaube eher, dass gerade im Betrachtung einer Sache ohne individualistische Ziele, der erste Faktor etwas vorranzutreiben schlichtweg erhofter Profit ist.
Nungut, um diese Frage ansatzweise, in irgendeiner sinnvollen Art zu beantworten werde ich hier, glaube ich, mal etwas zurückgehen müssen und mir die Frage stellen wo kommt Porno wie es heute ist eigentlich her?
Red (Der Hentai-Sensai) hat breits richtig angemerkt, dass es Pornofilme schon seit der Stummfilmphase des Filmes gab, genauso wie es zuvor Aktfotografie oder auch pornografische Gedichte in der Ming-Dynastie (1328–1644) gab. Die Sexualität und dessen Auslebung und Verkörperung ist etwas völlig natürliches aber leider nicht abgrenzend zu betrachten in welchen gesellschaftlichen Kontext sich eine Person befindet. Die Verkörperung des Sinnlichen der Sexualität ist in vielerlei Hinsicht dem Frauenbild zugesprochen. Das mag u.a. auch damit zusammenhängen, dass viele Jahrunderte die Frau in den meisten gesellschaftlichen Umfeldern, sich dem Mann beugen musste und somit weniger Spielraum für die Verkörperung, z.B. künstlerisch, ihrer Sexualität gegeben war, jedoch auch dadurch, dass die sexuelle Auslebung des Mannes als intensiver einzuschätzen ist.
Viele Werke die Sexualität beinhalten sind Werke vom männlichem Geschöpf.
Ein erster Wandel der Machtpositionen (sehr stark in Europa und USA zu bestaunen) war die Verlagerung der gesellschaftlichen und geschlechtsspezifischen Rollenverteilung von Mann und Frau, die Emanzipation der Frau aus ihren gesellschaftlichen Ketten um den Kampf von Selbstbestimmung und Mitspracherecht.
Die Emanzipation und Mitspracherecht der Frau sorgte dafür, dass das wandelnde Bild der Frau zunehmend gesellschaftlich akzeptierter in den Fokus der Öffentlichkeit geriet.
Und die Industrie bzw. die Medien reagierte auf diesen Wandel zunehmend. Das Frauenbild wurde, wie nie zuvor, idealisiert und als Objekt gehandelt (Versklavung mal ausgeschlossen). Meiner Meinung ein grober Rückschritt der Emanzipation.
Hiermit war nun endlich die Verkörperung eines Frauenbild komplett losgelöst von jeglicher Natürlichkeit.
"Sex Sells", welches maßgeblich für die sexualisierte Medienkultur steht die uns heute umgibt, eroberte die Gesellschaft.
Das Männerbild, "litt" jedoch auch unter dem Druck der Machtverschiebung. Zunehmen verunsichert, welche gesellschaftliche Stellung ihm nach dem Einmarsch der Weiblichkeit überhaubt noch bliebe, wurde auch hier ein Wandel vollzogen. Androgyne Geschlechterbilder waren wohl der Höhepunkt dieser Entfremdung des zuvor lange vorliegenden Bildes von Mann und Frau mit ihren bestimmten Eigenschaften und deren klare Trennung für Geschlechter. Schlussendlich hatten weder die männlichen oder weiblichen Figuren die das Idealbild der Medienkultur und somit auch das anscheinend gesellschaftliche Idealbild beeinflusste, keinerlei Behaarung, waren dünn, athletisch, muskulös mit perfekter Haut und "Drei wetter taff!" Sexualität als Produkt!
Hiermit sollte ungefahr beantwortet sein, warum Frauen unf Männer meistens in von Profis gedrehten Pornos heute so aussehen, wie sie aussehen.Es ist die Annährung an dieses Idealbild.
Der Grund warum Pornografie so einen großen Stellenwert in unserer Gesellschaft einnimmt, liegt natürlich nicht nur in dem o.g. benannten und somit seiner durch die Medien beeinflussten Akzeptanz von sexueller Darstellung im öffentlichem Raum sondern auch primär an der Nachfrage. Um so perverser ist es das Pornografie, nach meiner Meinung, Nichts mehr mit einer natürlichen Auslebung sexueller Reize und Neigungen gemeinsam hat. Aber lassen wir das, darum geht es hier nicht.
Genau wie die Filmindustrie mit ihrer immer stetig waschenden Anforderung von Neuen und nie gesehenden, ist auch die Pornoindustrie davon betroffen. Früher hat es in einem Horrorfilm schon gereicht wenn an die Wand Blut gespritzt ist, um zu verstehen das jemand gerade umgebracht wurden ist. Heute muss es zu sehen sein! Kehlen werden aufgeschlitzt, Körperteile fliegen in alle Richtungen. Evtl. hat dies mit einer voyeuristischen Haltung zu tun.
Einer Gesellschaft die, die Außenwelt meist passiv durch Bildschirme betrachtet. Wer weiß? Aber genauso ist die Handlungen und das Gezeigt, dass heute in manchen Porno zu sehen ist, die Tendenz eines jahrelangen Prozesses der (Über)Steigerung. Hentai sind hier anders zu betrachten, nicht nur wegen der Kulturunterschiede und Offenheit mit dem Thema Sex von Europa zu Asien, Japan generell, auch nicht durch ihre immer wieder unterstellte generelle Extreme (das Hentaigenre ist groß) sondern vielmehr von der Losgelöstheit zur Realität. Es sind nunmal gezeichnete Bilder.
Um jetzt mal den Bogen zu bekommen, in wie fern Pornografie die Welt verbessert haben soll und es anscheinend einen spürbaren Einfluss auf die Entwicklung der Unterhaltungsbranche haben soll, pffff ....
Pornographie ist eine Industrie. Machen wir uns hier nichts vor, sie tut einem Menschen weder im positiven noch im negativen Sinne etwas. Es ist der persönliche Umgang mit diesem Medium der heir massgeblich ist. Das Thema Sucht wurde im Artikel oben auch bereits angesprochen, werde es jedoch hierfür ignorieren. Ich glaube nicht das Porno wie es heute existiert irgendetwas (sinnvolles) für die Gesellschaft tut. Es als Kunstform einzustufen, wäre auch übertrieben. Es fördert weder die Freigeistigkeit oder die Entwicklung, noch Verkörpert es eine gebrauchte Institution. Obwohl hier es mal interessant wäre, ob der Konsum von Pornografie, genauso wie es von der Prostitution gesagt wird, das Verlangen potenzieller Sexualstraftäter soweit kompensiert, dass sie nie den Drang einer Straftat nachgeben.
Für mich persönlich sehe ich das Anschauen von Pornos nicht als verwerflich an. Es macht mir spaß und bereitet mir große Freude! Es ist langsam, auch gesellschaftlich völlig normal, dies in einem gewissen Kontext in der Öffenlichkeit offen zuzugeben. Dadurch das Porno, losgelößt von einem Raum (z.B. des Dunklen Teiles in der Videothek), überall nur durch Internetverbindung zu erreichen ist, hat es sich gesellschaftlich, durch seine unsichtbare Allgegenwertigkeit, auch wenn nicht akzeptiert, etabliert. Die Scharm ist gesunken, evtl. auch durch die Verlagerung aus dem öffentlichen Raum in die wunderbare anonyme virtuelle Welt. Aber irgendwie ist diese Allgegenwertigkeit von Medien mit pornografischen Inhalten auch schade. Ich kann mich noch erinnern wie wir kleine Schmuddelhäfte wie Schätze gehütet haben und unternander wie wertvolle Güter getauscht oder verliehen haben, immer mit der Angst erwischt zu werden. Auch für Pornofilme klang bei mir immer ein wenig die Aufregung mit, dass plötzlich jemand neben dir steht und "tach auch, du auch hier?" sagt.