Mittelalter Szenario Gothic´s in Real Life

Tyon

Gottheit
Ah lol mittelalter feste. Sowas von lächerlich diese "Feste".

Was auch immer am Mittelalter zu feiern ist. Diese Feste sind dann eh nicht authentisch. Sollen die ma einen Monat nicht Baden, nur Wasser trinken, SELTEN sowas wie Bier, an Unterernährung leiden und leckeres mit Maden durchsetztes futtern.

Ach ja Toiletten gibts nicht. Bitte in den Eimer kacken und den Inhalt auf die Straße kippen.

Und natürlich kein Fleisch. Wo kommen wir da auch hin...


Da isses ja logischer ein Antikefest abzuhalten...
 

Souji

Desperado
Otaku Veteran
Ah lol mittelalter feste. Sowas von lächerlich diese "Feste".

Was auch immer am Mittelalter zu feiern ist. Diese Feste sind dann eh nicht authentisch. Sollen die ma einen Monat nicht Baden, nur Wasser trinken, SELTEN sowas wie Bier, an Unterernährung leiden und leckeres mit Maden durchsetztes futtern.

Ach ja Toiletten gibts nicht. Bitte in den Eimer kacken und den Inhalt auf die Straße kippen.

Und natürlich kein Fleisch. Wo kommen wir da auch hin...


Da isses ja logischer ein Antikefest abzuhalten...
Na da hat ja einer Ahnung :D

Zum Glück war auch das komplette Mittelalter so wie du es jetzt beschrieben hast :bb#4:
 

Souji

Desperado
Otaku Veteran
Es kommt ganz auf die Zeit des Mittelalters (früh, hoch, spät) an und den jeweiligen Ort.
Man kann nicht pauschal sagen, dass es allen elend ging, die ganze Nahrung schlecht und sowieso alles schlecht war. Natürlich gab es Zeiten und Orte wo es so war, wie du beschrieben hast, aber nicht durchgehend und überall :)

Jedoch gebe ich dir dahingehend recht, dass die Mittelaltermärkte und -feste kaum Ähnlichkeit haben mit dem damaligen Mittelalter; alleine schon die Tatsache, dass verschiedene Zeiten des Mittelalters durcheinander gewürfelt werden. Ebenso ist es mit der Hygiene etc.
Vor einiger Zeit habe ich sogar einen Ninja (oder so etwas ähnliches, jedoch war es kein Samurai) auf einem Markt gesehen, am hellichten Tag... na ja aber das ist ein anderes Thema :D
 

kampfbroetchen

Gottheit
Dass das Markt-Mittelalter nicht allzuviel mit der Realität zu tun hat steht außer Frage.
Dabei geht’s der Stadt darum, die Bürger zu bespaßen, dem Veranstalter geht’s um Umsatz und die Darsteller finanzieren sich damit ihr Hobby.
Das Problem mit den zeitlich nicht zusammenpassenden Darstellungen ist auch relativ schnell erklärt.
Das MA geht über einen Zeitraum von etwa 1000 Jahren.
Und es wird schwer, im Umkreis von (schätzungsweise) 100 Kilometer genügend Darsteller zu finden, die im gleichen Zeitraum angesiedelt sind. Weil sich eben der eine für Wikinger und Kelten interessiert und der andere für die Vollblechdosen des ausgehenden 15. Jahrhunderts. Und alles was weiter als 100 Kilometer weg wohnt müsste für jeden Markt 2-3 Tage Urlaub nehmen. Denn solch ein Mittelaltermarkt fängt im Normalfall freitags abends an und geht bis sonntags abends. Das bedeutet, wenn man in der Nähe wohnt, dass man freitags nach Feierabend losfährt, sein Lager aufbaut, sich dann das Wochenende mit Touristen abplagen muss, die eine vernünftige Darstellung unmöglich machen. Und dann wird am Sonntag um (normalerweise 18:00) das Lager wieder abgebaut, man fährt wieder heim, hängt eventuell noch Zelte zum Trocknen auf (denn regnen tuts immer erst beim Abbau), fällt so gegen 1 Uhr nachts ins Bett und ist Montags morgens wieder Polizist, Handelsvertreter, Student oder Sekretärin.
Andererseits kann man auf so einem Markt auch gut vergleichen. Was hatten die Wikinger, das die Hochmittelalter-Menschen nicht hatten, die SpäMis aber dann doch wieder (Gabeln)?
Wie haben sich Waffen Rüstungen oder Kleidung entwickelt?

Mittelaltermärkte sind für die Darsteller ein notwendiges Übel, um das Hobby bezahlbar zu halten. Wobei allerdings gesagt sein muss, dass 99% der Besucher solcher Märkte gar nicht weiter auffallen. Die fragen, bevor sie was anfassen, die sind interessiert, die sind zurückhaltend (beispielsweise, wenn grad irgendwelche Zeremonien dargestellt werden), die lassen sich auch überzeugen, dass Galileo nicht immer Recht hat. Zur Strapaze macht es das eine Prozent, das alles besser weiß („die hatten damals noch gar keinen Stahl“, „In Königreich der Himmel (etwa 150 Jahre von unserer dargestellten Zeit entfernt) sahen die Rüstungen aber ganz anders aus“, „Guck mal Sohn, das ist ein Schwert, das darfst du jetzt mal anfassen und ich zeig dir jetzt mal, wie man damals damit gekämpft hat!“ (Ja, natürlich dürfen Sie ohne vorher zu fragen einfach mal mit unseren Sachen ihren Sohn und alles was im Umkreis von 3 Metern steht gefährden...), die mit einer „Ich hab hier Eintritt bezahlt, ich darf hier alles“ über den Markt schießen, nach 2 Stunden sturzbesoffen sind, in Zelte kotzen, mal schauen, wie Pferde reagieren, wenn man Kieselsteine nach ihnen wirft, Nazis, die Wikingerlager mit Ariertum verwechseln, oder Menschen, die einfach nur dumm sind. Fragen, die ich miterleben musste, um zu glauben, dass es wirklich Leute gibt, die so was Fragen (und die waren ALLE ernstgemeint):

„Ist das Feuer echt?“
„Esst ihr das, was ihr da kocht nachher auch wirklich?“
„Hatten die damals überhaupt schon Fleisch?“
"Warum nehmt ihr nicht einfach ne Propanflasche?"
...
Wie gesagt: Das sind die wenigsten. Aber das sind die, die einem im Gedächtnis bleiben.

Es gibt so 2-3 große Events im Jahr, die gehen nicht bloß über ein Wochenende, sondern über 10-20 Tage. Oder die sind keine mittelalterlichen Stadtfeste sondern Nachstellungen historischer Ereignisse. Das sind dann die Sachen, wofür der durchschnittliche Mittelater-Freak die ganzen Märkte mitfährt. Weil man auf den großen Events keine Rücksicht auf Touristen, Veranstaltungsprogramme, Reden von Bürgermeistern, Einlasszeiten und was-weiß-ich nehmen muss. Weil man sich da auf engere Zeitrahmen begrenzen kann. Weil man da Darsteller aus ganz Deutschland (oder Europa) trifft. Weil man da dann auch mal Dinge ausprobieren kann (Birkenteer kochen, im Erdofen backen, Größere Belagerungsmaschinen testen), weil eben alle ringsherum wissen, womit sie es zu tun haben.

Die Dinge, die ich bisher am meisten genossen habe: Die Nachstellung der Schlacht von Luckau im Jahre 2007. Das Original war 1307. Wer da mitmachen wollte musste Ausrüstungs- und darstellungstechnisch in den Zeitraum 1250-1350 passen. Da waren knapp 500 Leute unterwegs, man musste nicht alle halbe Stunde einem Touristen erklären, dass das Feuer echt ist, dass man das, was da grad gekocht wird hinterher tatsächlich isst, dass es eine Schlechte Idee ist, mal eben (ohne vorher zu fragen) ein Schwert auszuprobieren, es war nicht direkt neben dem Lager ein Stand, der indianischen Schmuck verkauft hat...
Das Event war in der Nähe von Leipzig. Knapp 250 Kilometer von uns entfernt. Unkosten pro Person: etwa 200 Euro.
Einen 5-tägigen Marsch von einer Burg zur nächsten. Zu Fuß. Mit mittelalterlicher Ausrüstung. Abseits der befestigten Straßen. Einzige Erleichterung: wir hatten ein Team dabei, dass morgens das Lager abgebaut hat, die Zelte per Auto zur nächsten Station gebracht hat und dort das Lager wieder aufgebaut hat. Aber das war im Prinzip nichts anderes, als wären wir damals von einer Herberge zur nächsten gezogen.

Und selbst das hatte nicht allzuviel mit dem echten Mittelalter zu tun. Wir waren in mittelalterliche Klamotten gehüllt. Wir haben uns an mittelalterliche Tagesabläufe gehalten. Wir haben mit mittelalterlichen Methoden nach mittelalterlichen Rezepten gekocht. Wir haben mit mittelalterlichem Geschirr gespeist. Wir haben in mittelalterlichem Stil gekämpft (zumindest so, wie nach heutiger Lehrmeinung mittelalterliche Kampftechniken ausgesehen haben könnten). Wir haben mittelalterliche Sitten und Gebräuche gepflegt. Mittelalterliche Handwerkstechniken geübt.
Aber wir haben in modernen Schlafsäcken übernachtet, wir haben heutiger Hygiene gefrönt (soweit das mit Dixi-Klo und Wasser aus dem Schlauch am anderen Ende des Marktes möglich ist), halb Blinde haben Kontaktlinsen getragen, das DRK war ständig einsatzbereit und die Morgen-Kippe hat sich auch keiner nehmen lassen.
Allerdings hat auch keiner was davon, wenn wir 4 Tage komplett mittelalterlich leben und danach 4 Wochen krank sind. Es ist und bleibt ein Hobby. Genauso wie sich als Ork oder Waldelfe zu verkleiden und durch die Auen zu streifen.
Das Mittelalter genau so zu leben, wie es damals war ist gar nicht der Anspruch von jemandem, der dieses Hobby hat. Dass das gar nicht geht wird einem ziemlich schnell klar. Denn dazu gehört mehr, als Klamotten, Essen und in den fließenden Bach pissen. Dazu müsste eben auch alles andere mittelalterlich sein. Die Umgebung, die Gesellschaft, die verfügbaren Materialien, Pflanzen und Tiere,...
Man kann sich an viele Sachen so weit wie möglich annähern. Genau wird man es nie erreichen. Teilweise, weil es heute keine Belege gibt, wie gewisse Dinge waren oder funktioniert haben. Teilweise, weil die Dinge, die man dafür braucht nicht mehr verfügbar sind (alte Haustierrassen oder ausgerottete Pflanzen...), teilweise, weil die heutige Gesellschaft es nicht mehr zulässt (Inquisition wäre da ein hartes Beispiel, aber versuch mal, heute irgendwo auf die Straße zu kacken).
Keiner stellt das Mittelalter dar, um die Zeit der Pest, des Hungers, der Feudalherrschaft, der Leibeigenschaft und der Hexenverbrennungen wiederaufleben zu lassen.
Aber man fängt an, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. Man kann dem durchschnittlichen modernen Menschen klarmachen, dass das Mittelalter bei weitem nicht so ist, wie es in Hollywood dargestellt ist. Und dass es auch nicht nur düster war. Man kann Kindern erklären und zeigen, wie es damals gewesen sein könnte, wie damalige Kleidung ausgesehen haben könnte, wie viel einem heute das Leben durch die Technik erleichtert wird. Um den Luxus von elektrischem Strom, Fließend Wasser aus der Wand und Heizung schätzen zu lernen muss ich nicht in einen Eimer kacken. Es reicht schon, morgens bei 5°C erstmal ne halbe Stunde zu brauchen, um das Wasser überm Lagerfeuer so heiß zu kriegen, dass man überhaupt Tee kochen kann.

Gruß
KB
 

Kýestrika

Otakuholic
Otaku Veteran
eben real rollenspiel ... ich find sowas cool und ich bewundere die menschen, die bei so etwas mitmachen ^^würd ich auch gerne mal aber mir fehlen einfach die leute für ^^"
 
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