Er durchstöberte die sprichwörtlich, von allen Geistern verlassene, Bibliothek von Rostock.
Doch obwohl er schon fast alle Bereiche durchsucht hatte, fand er kaum ein Buch das Michelle anregend und zu zufriedenstellend finden würde. Es blieb ihm noch die Fantasy- Abteilung, doch er machte sich auch dort kaum Hoffnung. Das einzige Exemplar das er gefunden hatte und das er schon die ganze Zeit mit sich rum trug, war eine wahre Geschichte, über einer Rugby-Mannschaft, welche mit einem Flugzeug die Südamerikanischen Anden überflogen hatte und dabei in den Bergen abgestürzt war. Er wusste wie die Geschichte ausgegangen war, hatte er doch als Seele, ihren Überlebenskampf mit verfolgt.
Er war sich sicher das würde seiner Freundin etwas Unterhaltung bieten. Plötzlich jedoch, gerade als er zum letzten Bereich abbiegen wollte, blieb er ruckartig stehen. Etwas war passiert, das spürte...nein fühlte er regelrecht, mit jeder Faser seines Körpers. Es war als ob etwas gekappt wurde, eine Verbindung, welche aber weder magisch, noch sonst irgendwie war. Binne weniger Sekunden realisierte er was für eine Bindung das war und wer am anderen Ende nur sein konnte.
Wie ein Taifun fegte der Nephelim alles aus dem Weg was das Pech hatte, zwischen ihm und dem Ausgang zu stehen. Er lies sogar den Mantel am Eingang liegen, behielt seltsamerweise nur das Buch in seinen Händen und sprengte weiter durch die Straßen. Er lies sich dabei nicht einfach nur vom Wind zu seinem Versteck tragen, nein er benutzte ihn auch als Barriere und Rüstung, alles was sich ihm auf nur 10 Meter näherte, wurde mit brutaler Wucht zur Seite gedrückt.
Es dauerte nur wenige Minuten, bis er bei dem unterirdischen Parkhaus ankam, doch er erkannte schon beim Eingang, das hier etwas nicht stimmte.
Die Luft roch nach Feuer und es stank nach Ozon, welches von einer gewaltigen Blitzentwicklung herrühren musste. Vorsichtig sah David sich um, nutzte verschiedene Trümmer als Deckung, bis er schließlich an einer Stelle ankam, welche seltsamerweise irgendwie freigeräumt wirkte und in deren Mitte sich so etwas wie ein Aschenhaufen befand.
Eine seltsame Energie ging von diesem Rest eines Körpers aus, eine Energie die er nur zu gut kannte. Die er in den letzten Tagen immer und immer wieder gespürt hatte und von der er geglaubt hatte das sie niemals so schwach werden könnte wie sie jetzt ist. Er wusste wer dort lag oder einmal gelegen hatte, doch sein Verstand wollte das nicht wahr haben, er suchte nach einer anderen Erklärung. Ein Eindringling, ein verrückter Mensch oder ein wahnsinniger Dämon der ihr zum Opfer gefallen ist und mit dem sie sich ihre Zeit vertrieben hat. Darum klebte nun ihre Energie an diesem Haufen Asche.
David lies ihn zunächst liegen, ging weiter zu der überraschend intakten Geheimtür, welche zwar ein paar Dellen und Schlagspuren auf wies, aber abgesehen vom Türöffner soweit heil wirkte.
Schnell schritt David an den Waffen vorbei von denen keine zu fehlen schien. Danach folgte ein Loch das hinaus aufs Parkdeck führte und durch welches Michelle und ihr Angreifer wohl nach außen gekommen waren.
Nun da er wieder in ihrem Versteck war und sich alles scheinbar logisch erklären lies machte sich wieder Hoffnung in ihm breit das sein Gefühl ihn nur getäuscht hatte und er einen sein Verstand ihn nur foppte. Doch dies lies wieder nach, als er niemanden hörte, auch nicht als er Michelle bei ihrem Namen rief. Er ging sämtliche Räumlichkeiten durch, lies keinen Quadratzentimeter unangetastet und drehte noch jeden Staubkorn um. Doch er fand niemanden.
„Dann eben anders...“ David richtete seine Instinkte seine Seele auf das aufspüren von anderen Seelen in der Umgebung aus. Wenn Michelle ihm einen Streich spielte und sich nur unglaublich gut versteckte, dann würde er sich finden. Doch es blieb dunkel in seiner Wahrnehmung. Kein Licht erhellte seinen Verstand, keiner Energie sagte ihm dass das was er suchte auch da war. Da brach alle Hoff nung wieder zusammen und lies den Schmerz der sich schon breit gemacht hatte, nun nur noch heftiger wieder aufleben.
Mit den Knien zu Boden stürzend, krallten sich seine Hände vor Verzweiflung in seinen Kopf und die ersten Tränen liefen dem Jungen aus den Augen. Er wusste nun das niemand hier war und das dieser Aschenhaufen, den er noch in seiner trügerischen Hoffnung für einen Feind gehalten hatte
...sein Freundin war.
Warum nur musste sie, warum ausgerechnet musste Michelle streben...und vor allem wer war dafür verantwortlich. Langsam und mit wankendem Schritt ging der Nephelim auf das Loch in der Wand zu. Er wollte wieder zu ihr, zu seiner Freundin, doch er stürzte, genau in dem Moment wo er die Wand durch schritt. Staub und Dreck klebten nun in seinem Gesicht und einige leichte Kratzer bluteten. Er hätte sie heilen können, es wäre ein leichtes gewesen, doch seine Gedanken waren ganz woanders. Sie waren bei dem Hof seiner Großeltern, bei ihrem ersten Treffen und wie er sie bei ihrem ersten Kampf besiegt hatte. Er hatte sie danach gepflegt und war ihr nicht mehr von der Stelle gewichen...oder war es umgekehrt gewesen?
Er stand wieder auf und fiel erneut bei ihren Überresten auf die Knie, wieder nahm er schwach ihre Energie war und ein leichter Luftstrom bildete sich um seine Hand. Mit ihr fegte er quasi die Überreste von ihr zusammen, bis sie vollständig als Haufen in seinen Händen lag und er sie gegen seine Brust drückte.
Erst jetzt erlaubte er sich zu schreien, hemmungslos und mit voller Wut und Verzweiflung. Es war ihm egal ob ihn jemand hörte, es war ihm egal ob jemand seiner Anwesenheit gewahr wurde. Sein Schrei fegte sämtliche Trümmer, Autos und Gegenstände restlos an die Tragsäulen der Tiefgarage oder an deren Wand.
Doch da hörte es noch nicht auf, den Blitze zuckte um ihn herum und wüteten ringsum ihn herum.
Sie verursachten Risse n den Säulen und sprengten allmählich den Boden auf. Betonstücke, ja ganze Trümmer hob es langsam in die Luft. Sie zerbröselten unter der Energie die der Nephelim freisetzte zu Staub und.
Immer weiter steigerte sich dieses Schauspiel, bis die Steine in der Luft plötzlich zu Boden fielen.
Das was danach geschah, lässt sich einfach beschreiben...der Ort verschwand.
Damit sei gesagt das nicht etwa einfach nur die Tiefgarage verschwand, nein auch die Umgebung um die Tiefgarage herum verlor sich in einem mehrere hundert Meter großem Krater. Welcher durch eine Explosion entstand, welche man noch durch die Schutzbarrieren der Bar am Hafen spürte und welche noch über die Grenzen von Rostock hinweg, die Gläser in den Schränken und die Fenster in den Mauern wackeln lies. Man sah in dem Krater nur eine einzelne Person stehen, welche von weißem oder besser grauem Feuer umgeben war und zwei Dinge in der Hand hielt. Einmal einen alten Speer und zum anderen...einen Schlüssel. Ein seltsames Stück,
nicht so geformt wie es sonst der Fall war, aber definitiv ein Schlüssel. Verziert mit alten Gravuren in Form von Runen, welche dem bloßen Anschein nach schon mächtig waren.
Die Person erhob sich mit einem einzigen Flügelschlag, langsam in die Luft...und verschwand dann
im dunklen Nachthimmel.