Als Migrant muss ich meinen Wert beweisen, " Ihr habt etwas davon, dass ihr mich hier leben lasst".
Wenn ich mich nun auf Stellen bewerbe, die auch "Einheimische" erfüllen können, wird dies immer eine negative Abwehrreaktion zu folge haben--> Man nimmt uns die Jobs weg.t
Im Moment versucht der Bund - darauf basierend - ja auch das Land für ausländische Beststudenten und Fachkräfte attraktiv zu machen. Ärzte, Techniker, Architekten, alles Berufsfelder wo wir schlicht wenig Eigenressourcen haben, der Bedarf aber groß ist. Leute aus den arabischen gefilden, aus Spanien und Italien, aus Griechenland und Amerika sollen kommen (denn da ist die soziale Situation für jene Leute eher ungünstig und zeitgleich doch die Bildung meist relativ ok).
Ausserdem, um nen weiteren Punkt anzuführen:
Migranten haben immer das Problem, wieso sie kommen und wann.
Ich muss das als zukünftige Lehrerin in nem Extramodul studieren, um drauf vorbereitet zu sein. Auf was?
Migranten flüchten meist (Ausnahme halt den Fachkräftenachschub von oben), mitunter haben sie nicht mehr als die Kleidung an ihrem Körper. Sie kommen also aus sozialökonomisch schwachen Gefilden: Auf gut deutsch, sie sind bettelarm. Sie liegen uns also direkt erstmal auf der Tasche -> macht sie unbeliebt.
Sie sind meistens nicht sonderlich gut gebildet, insofern fallen gute Arbeitsplätze weg, sie nehmen Jobs die auch hier seit Jahrhunderten Lebende nehmen würden -> sie "stehlen" uns die Jobs, macht sie unbeliebt.
Vor allem die Immigranten in Deutschland sind aus Ländern, deren Sprache zwei Nachteile hat: sie ist kaum schriftlich und sie hat nen anderen Verbalkomplex. Oben drauf ist die Sprache eigentlich nie mit unserer verwandt (kaum Einwanderer aus den Niederlanden, englischsprachigen Ländern oder aus Skandinavien)
Dadurch haben sowohl erwachsene als auch kindliche Migranten das Problem, eine völlig fremde Sprache lernen zu müssen. Die zwei Hauptprobleme verursachen dabei mehrere weitere Probleme: Durch die geringe Schriftlichkeit gibt es zum Einen in solchen Haushalten kaum Bücher. Es ist nachgewiesen worden, dass sowohl die "Anwesenheit" von Büchern als auch das Vorgelesen bekommen den Schriftspracherwerb zeitlich mind. verdoppelt. Wer nie vorgelesen bekommen hat und als Kleinkind vielleicht sogar nie ein Buch in der Hand hatte, muss fast immer die erste Klasse wiederholen, unbeachtet ob Muttersprachler oder nicht. Weiterhin sorgt ne geringe Schriftlichkeit dafür, dass die Eltern es natürlich den Kindern nicht vormachen können, wie man schreibt. Kinder lernen durchs nachmachen. Wie halte ich einen Stift, wie groß oder klein sollte man schreiben und mehr. Das lernen Kinder nur in den 6 Stunden Grundschule am Tag, was nicht reicht.
Die Sprache selbst ist das andere Problem. Die Kinder lernen meist (wenn sie noch Glück haben) entweder im Kindergarten oder in der Grundschule Deutsch. So oder so fehlen ihnen dann 3-6 Jahre Spracherfahrung. Heißt, ein hier geborenes und aufgewachsenes Kind deutscher Eltern ist IMMER einem Migrantenkind vorraus. Kinder, die erst in der Grundschule dazukommen, wiederholen das Jahr fast immer, da sie im ersten Jahr die Sprache, aber nicht die Lerninhalte selbst lernen. Eltern können ihre Kinder zuhause nicht unterstützen, denn auch sie können die Sprache nicht. Ganz zu Schweigen davon, dass in der Schule ein vollkommen anderes Deutsch gesprochen wird als im Alltag, heißt, die Kinder müssen ZWEI Sprachen gleichzeitig lernen (das ist schon für Muttersprachler in der Schule recht schwer). Wenn Migranten erst in der 5-10 Klasse herkommen, ist es natürlich eh "hoffnungslos", sie können nicht aufholen, was die Anderen jahrelang üben konnten.
ABER jetzt zwei Messlatten auszupacken, eine für Migranten und eine für Muttersprachler ist keine Lösung. Nicht, weil es unfair ist, sondern weil es nichts bringen würde. Nach der Schule wird von allen erwartet, sie können sowohl die Sprache als auch die Lerninhalte. Wenn man also Migranten da "netter" behandelt, werden sie später in der Arbeitswelt fertig gemacht, weil sie nicht können was sie sollten.
Ja, Bildungspolitik kann evtll. an der Situation was ändern.
ABER die Frage wäre: Was GENAU soll sie denn ändern?
Im Moment laufen in vier Bundesländern Versuche, die rauskriegen sollen, wie man Migranten auf die Sprünge helfen kann.
In NRW müssen alle Lehramtsanwärter ein Modul "Deutsch als Zweit- und Fremdsprache" abschließen, dass sie mit dieser Problematik konfrontrieren soll und damit diese zukünftigen Lehrer es dann allein irgendwie gebacken kriegen.
In Hessen haben an Schulen Projekte gestartet, wo Migranten neben der Schule Sprachförderung erhalten.
In Berlin gibt es zweisprachige Schulen, die den Bilingualismus unterstützen, den Lernstand stabil und im Idealfall beide Sprachen gleichmäßig auf Beststand führen soll.
Es gab noch eines irgendwo, von dem ich aber nicht mehr weiß, was diese genau versuchen, ich glaub, es war individuelle Unterstützung der Familie an sich statt der speziellen schulischen Unterstützung.
Alles nette Ansätze, aber ALLES auf Bundesebene geht finanziell nicht.
Deutschland ist vielleicht reich, aber Deutschland ist fast gar nicht privatisiert, alles vom Gesundheits- und Sozialsystem über den Verkehr mit Straßen, Bahn und Flugzeugen bis zu Bildung und Wirtschaft wird vom Staat finanziert. Für diese Projekte muss das Geld woanders genommen werden. Und das kann woanders wieder zu Problemen führen.
Allgemein ein witziger Punkt:
Deutschland ist doch so stinkreich, 20 Projekte zum Unterstützen von Hartz4lern und Migranten und Kindern dürfte doch nix sein. Ist halt nur blöd, wenn jedes Projekt für gute Ergebnisse mehrere 100 Millionen Euros braucht, die auch Deutschland letztlich nicht hat