Also dann... *mit der Keule der Demagogie aushol*
@Bazillus^^: Wir leben in einer Demokratie, in der Redefreiheit herrscht. Derer ist man oft überdrüssig, aber sie ist nunmal ein Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Das heißt, Menschen dürfen sich über Umweltverschmutzung beklagen, obwohl sie selber einiges zur selbigen beitragen, sie dürfen sich über die Ausbeutung und die Geldmacherei beklagen und im selben Atemzug Eier und Milch für zwei Euro kaufen und sie dürfen über Politik schimpfen, auch wenn sie selbst nicht wählen gehen. Wenn wir für uns selbst das Recht der Redefreiheit in Anspruch nehmen, dann muss das auch für alle anderen gelten.
@RazurUr: Politischer Unmut kann sich auf vielfältige Art und Weise zeigen. Man kann demonstrieren, eine Anti-Partei gründen (APD zum Beispiel), man kann vor den Bundestag kacken oder eben nicht wählen. Genau genommen ist die Nichtwahl sogar das stärkste Zeichen. Stärker wäre wohl nur etwas, was Menschen, die wirklich leiden, in Diktaturen hinbekommen: Rituelle Selbstverbrennung zum Beispiel, dann würde hier die Post abgehen!
@Mr. Mew: Die Stammwählerschaft ist das Herz einer jeden Partei und JEDE hat sie. Sie denken nicht nach, sie wählen aus Selbstverständnis, Anstand, weil sie so erzogen wurden, etc. Und die Parteien sprechen genau diese Leute an. Denn nicht nur die NPD klatscht alle paar Jahre billige Slogans auf bunte Pappe, sondern alle tun es. Und jede Partei spricht mit ebendiesen Sprüchen das Klientel an, auf dass sie setzen und welches sowas hören will. Es nennt sich "das Volk". Mal ehrlich, die Kalauer die Grünen sind mindestens genauso mies, wie die der NPD.^^
@COOLzero: Ironischerweise ist das Recht, das jeder haben MUSS kein Recht mehr, sondern eine Pflicht. Und ich gebe dir Recht, Deutschland hat sehr lange dafür kämpfen müssen, nun die Freiheit zu besitzen, nicht wählen zu dürfen. Und du weißt sicher, in welchen Systemen Wahlpflicht herrscht.
Ich glaube sogar, dass wir näher an der Freiheit dran sind, als es je zuvor der Fall war. Die Nichtwahl ist ein Ausdruck der Freiheit, die Deutschland haben will und somit einer der Pfeiler, die sie bewahrt.
Generationen lang war die Wahl mehr als nur ein politisches Statement. Es war eine Entschuldigung, ein Akt der Sühne und eine Pflichtübung, aus Angst, die frisch gewonnene Demokratie könne sonst schneller als man glaubt den Fingern entfleuchen. Dem ist aber nicht so. Heute befinden wir uns zum Glück in der Situation, in der Menschen nicht mehr unmittelbar mit der unglückseligen deutschen Vergangenheit in Berührung geraten und nun vollkommen wertefrei, aufgrund ihrer eigenen Beobachtungen und Erfahrungen entscheiden können zu wählen, oder nicht zu wählen. Sie brauchen nicht mehr unter dem Druck zu leiden, wählen zu müssen (3. Reich, DDR), sie brauchen keine Schuldgefühle mehr zu haben, weil Deutschland einmal keine Demokratie war und sie müssen nicht mehr Protest wählen, nur weil es die Norm vorschreibt ("alles außer NPD). Denn so bitter es für einige sein mag, die NPD ist Teil des Spektrums der demokratischen Freiheit und wenn sie ausgeschlossen wird, ist das Bevormundung, Diktatur und im wahrsten Sinne des Wortes ein ungerechtfertigter Protestakt.
Freiheit, sie ist die Gesamtheit aller Teile in dem alles möglich ist.
Die Nichtwahl bedeutet nicht, dass unsere Freiheit und unsere Demokratie in Gefahr ist, sie bedeutet, dass unser momentanes politisches System nicht so funktioniert, wie es sollte!
Eine Situation wie das 3. Reich wird niemals wieder kommen. Die Zeiten haben sich einfach zu sehr verändert, es ist einfach unmöglich. Aber die Angst, dass soetwas wieder passieren könnte, ist eine so starke Kraft, dass tatsächlich noch einmal der Hass zwischen den Menschen so groß werden kann. In diesem Fall aber werden wie damals die meisten Menschen mitmachen, weil sie zu blind sind.
@wanyuudou:
Die Demokratie ist deshalb das stärkste System, weil jeder Mensch theoretisch das Recht besitzt, seine Meinung zum Ausdruck zu bringen. Und in dieses Spektrum gehören vor allem die unangenehmen, die schwierigen Meinungen, die sich ganz am Rand befinden. Gerade die Nichtwahl ist das eindeutigste Zeugnis, dass man unsere Demokratie ausstellen kann. Hier wollen viele verschiedene Parteien eine Zeit lang das Volk regieren und die Hälfte des Volkes sagt ganz klar: "Ich will euch nicht."
Muss ich wirklich buchstabieren, was das bedeutet? Dieser Unwille bezieht nicht nur gegen etablierte Parteien Stellung, sondern gegen alle, auch NPD, DVU, Piratenpartei und der ganze Rest. In der Demokratie ist es von elementarer Wichtigkeit, was das Volk zu sagen hat und es spricht auch heute und hier eine klare und eindeutige Sprache.
Faulheit, Unlust, Unwissen, etc., das ist alles peripher. Der Pragmatismus gebietet uns, das Beste aus unserer Situation zu machen, aber Idealismus halte ich in jedem Fall für angebrachter.
@kingmaik: Nicht ganz richtig. Die Wahl ist meist ein Protest, weil der Wähler gerne viele Dinge anders hätte. Er hätte gerne dies, er hätte gerne das, er will lieber rot anstatt gelb, will mehr Gerechtigkeit, Geld, Sex und Freiheit...
Die Gruppe der bewussten Nichtwähler dagegen wählt nicht, nicht etwa aus Protest, sondern ganz im Gegenteil, weil es zufrieden ist. Und diese Zufriedenheit bezieht sich nicht auf eine Regierungsperiode, sondern auf die Situation im Allgemeinen, eine generelle Lebenszufriedenheit, die ein Eingreifen im Prinzip überflüssig macht. Man muss selbst nichts verändern, weil die Dinge sich von alleine verändern und man sich so oder so gut zurechtfindet. Selbstverständlich ist nicht jeder Nichtwähler so, aber einige. Was kümmert mich Schwarz, Rot, Gelb, Grün, Braun, das ist doch alles nur die Oberfläche. Nichtwähler protestieren nicht, sie akzeptieren.
@Rii: War es jemals anders? Gab es je eine Zeit, in der Politiker mal agiert haben, anstatt nur zu reagieren, anstatt nur der Punchingball höherer Mächte zu sein? Schwer vorstellbar.^^
@Werewolf: Wir verstehen uns.^^
@Ikki Tousen: Genau... Pflichtgefühl und Schuld, damit hat man schon immer Menschen perfekt manipuliert, siehe jede Diktatur dieser Welt.
Mir scheint, die meisten haben ein falsches Verständnis von Nichtwählern. Gerne würde ich da die verschiedenen Typen klassifizieren, aber ich kenne selber nicht alle und mag mich ungerne auf das verlassen, "was man so sagt".
Einiges weiß ich jedoch: Die Nichtwahl ist eine Wahl. Sie ist die Alternative, die auf keinem Stimmzettel steht, sie ist eine Philosophie und eine Lebenseinstellung.
Nichtwähler sind nicht alle arbeitslos, HartzIV-Empfänger, dumm, asozial, faul, desinteressiert und oberflächlich. Und die Motivationen nicht wählen zu gehen, sind so zahlreich, wie die, wählen zu gehen. Ich habe mit vielen Wählern gesprochen und habe mir in Ruhe ihre Argumente angehört und auch hier höre ich vor allem eines heraus: Angst und Schuld. Viele wählen nur, weil sie Angst davor haben, dass die Nazis wieder an die Macht kommen (und das wird herrlich instrumentalisiert und ausgenutzt, um selbst auf Stimmenfang zu gehen!) und weil sie nie mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen haben. Ich habe regelrechte Panik bei Leuten erlebt, die glaubten, wenn sie nicht pünktlich um 8 Uhr an der Wahlurne stehen, würde morgen schon die Reichsprogromnacht 2.0 stattfinden. Wir haben also starke Manipulation, die auch von den Medien ausgeht, die uns dazu bringen kann zu wählen, weil es das, wie Werewolf so schön sagt "kleinste Übel" ist. Viele empfinden es als "Pflicht", etwas, was ganz ohne Zweifel von Generation zu Generation an die Kinder weitergegeben wird. In vielen Familien hat sich dabei ebenfalls das Schuldgefühl von Generation zu Generation weitergeschlichen, was dafür sorgt, dass viele meinen, es sei ihre rechte Pflicht und ohne Ausübung derselbigen würden sie dem ultimativen Bösen (dem Faschismus) mal wieder Tür und Tor öffnen. Ich sehe bei der Wahl deutlich mehr negative Gefühle als bei der Nichtwahl. Ein Nichtwähler kann einfach nur politikverdrossen sein, er kann der Angst und Schuldgefühle überdrüssig sein oder einfach dicht machen, weil er die Dauerbeschallung nicht mehr abkann; das Resultat ist dasselbe. Die Nichtwahl ist momentan eine größere Freiheitsbekundung als die Wahl und der Nichtwähler beweist somit einiges an Mut und Stärke, der Manipulation und Instrumentalisierung den Krieg anzusagen. Denn die beste Methode, dem Teufel nicht auf den Leim zu gehen, ist, ihm nicht zuzuhören.