Dass das andauernd irgendwo auf der Welt passiert, ist doch kein Wunder. Wie schnell man in dieser Welt in die Hoffnungslosigkeit und Perspektivlosigkeit abgeschoben wird, muss ich gerade erst selber erfahren, indem man mir die Rente nahe legt... Rente... mit 25? Hallo Grundsicherung.
Und das nur, weil ich krank geworden bin... Ja, so ist die Welt. Werde krank, oder zeige Schwäche und du wirst abgeschoben und bist auf einmal wertlos. Kein Wunder, dass da für viele Menschen die komplette Existenz zusammenbricht und sie zu Amokläufern werden. Wer eh nichts mehr zu verlieren hat, der kann genauso gut noch Rache an denjenigen üben, die er für schuldig empfindet, bevor er sich selbst umbringt. Und wer weiß, warum dieser Täter es gerade auf Kinder abgesehen hatte. Vielleicht wollte er ihnen das Schicksal, das er erleben musste, ersparen? Vielleicht ging es darum, sich an ihren Eltern zu rächen? Vielleicht einfach nur blinder Hass auf Kinder aus irgendeinem Grund, den ich auf die Entfernung nicht erkennen kann? Da kann ich nur mutmaßen.
Aber generell ist solche ohnmächtige Wut, die sich dann in solch einer schrecklichen Form entlädt eine Folge unseres Systems. An dem krankt nun einmal unsere Gesellschaft. "Höher, besser, mehr Umsatz, weniger soziales". Der Stärkere gewinnt, der Schwächere verliert. Und hat man erst genug verloren, dann sieht man weder einen Sinn im Leben, noch nimmt man dann Rücksicht auf andere. Mehr noch, man gibt denjenigen, die einen schlecht behandelt haben die Schuld für den Ausgang der Situation. Man denkt bereits, man hat das eigene Leben verloren. Und wieso sollte man das dann denjenigen, die (vermeintlich) daran Schuld sind nicht zurückzahlen?
Also ich kann das durchaus nachvollziehen, warum manch einer solche Taten begeht. Ich selbst wäre sicherlich auch damals in der Schulzeit zum Amokläufer geworden, hätte ich nicht das große Glück gehabt, genügend Weitblick zu besitzen, um meinen Horizont zu erweitern und die Hoffnung, doch noch selber aus diesem Tief wieder heraus zu kommen. Der Staat, die Mitmenschen, Freunde, Familie, Bekannte - ja, die ganze Gesellschaft schert sich einen Dreck darum, wie es den Mitmenschen geht. Und ist man alleine zu schwach, sensibel oder in einem ungünstigen Elternhaus aufgewachsen, dann ist man auf Lebenszeit gearscht.
Würden sich diese besonders kapitalistisch geprägten Staaten, wie die USA und Deutschland mal wieder auf die sozialen Werte ihrer (angeblich) "sozialen" Marktwirtschaft berufen, dann wäre das sicherlich der erste Schritt, um Amokläufen vorzubeugen. Und wenn die nichts tun, dann wäre es immer noch Aufgabe der Kirche, sich um solch verlorene Seelen zu kümmern. Aber was kommt stattdessen von denen? Ein Missbrauchsskandal nach dem anderen, unfähige Entscheidungen vom Papsttum und immer mehr konservativer Bullshit. Hier versagen wirklich alle Zuständigen.
Interessant ist in dem Zusammenhang übrigens mal zu wissen, dass es Amokläufe noch vor 20 Jahren in der Form gar nicht gab und man bis Mitte des 20. Jahrhunderts glaubte, dass dies eine Tat sei, die nur unter primitiven Volksstämmen im malaiischen Kulturraum stattfindet. Nun kann man natürlich mutmaßen, warum diese Entwicklung erst in den letzten Jahren stattgefunden hat...
(falls jemand Quellen dazu braucht, schaut auf Wikipedia, ins ICD-10 oder in entsprechende, psychologische Fachliteratur rein.)