Ich beobachte das auch und finds schade. Aber ich glaube, das beschränkt sich nicht nur auf Foren, sondern es gab einen generellen starken Wandel in den letzten 10 Jahren, was das Internet angeht. Als ich begonnen habe, wirklich intensiv das Internet zu nutzen (so ~2005), war im Netz viel mehr "selfmade", so mein Eindruck, während heute große Unternehmen das Internet dominieren. Solche Seiten wie bspw. tales-of-all.de, eine Fanseite zu den Spielen der Tales-of-Reihe, sehe ich heute kaum noch, außer sie sind über die Jahre wirklich, wirklich groß geworden; Nische gibt es kaum noch. Es gibt mittlerweile zwar zu wirklich allem ein Wiki, da merkt man aber auch: Da beklagt jemand, dass es zu etwas keine Fanpage im Internet gibt. Die Hürden sind niedrig, in das Bearbeiten von Wiki-Seiten kommt man relativ schnell rein. Dann hat derjenige aber nach ner Woche keine Lust mehr und so sieht das Wiki dann halt auch aus: Eine handvoll Seiten mit jeweils vielleicht 2 Absätzen.
Der Trend geht meiner Beobachtung nach immer mehr in die Richtung, dass die Nutzung des Internets generell in die gesellschaftliche Breite geht (ich komme mental immer noch nicht richtig damit klar, dass meine Eltern WhatsApp nutzen...), dass es keinerlei Mühe für die Nutzer machen und für die Anbieter möglichst viel Gewinn generieren soll. Und darunter hat letztenendes auch die Forenkultur zu leiden, denn Foren sind fast immer Nische und das Verfassen von einigermaßen konstruktiven Beiträgen kostet Zeit und ein gewisses Maß an Gehirnaktivität. Man sieht ja auch hier, wie viele Beiträge nur Einzeiler im Anime-Bereich sind, um möglichst schnell auf die vorgeschriebenen 20 Beiträge zu kommen, mit denen man den Downloadbereich nutzen darf.
Auch in den sozialen Medien sieht man das. Ich mochte bspw. das SchülerVZ damals sehr gerne und das hatte v.a. mit dem Gruppensystem zu tun. Man hatte eine schön übersichtliche Aufreihung an Gruppen, von denen jede einzelne ein kleines Forum war. Und von solchen Gruppen gab es viele, manche waren zwar nur dafür da, um durch deren Namen ein Statement oder eine Meinung auf seinem Profil auszudrücken, aber in anderen kamen auch tolle Diskussionen zustande. Facebook ist da imo ganz anders. Da gibt es mehr oder weniger nur solche Fanpages, die mehr ein Newsticker sind als ein Forum, bei denen du dann halt unter Beiträge, die dir geliefert werden, deine mehr oder weniger sinnhaltigen Kommenare klatschen kannst. Auch ansonsten ist FB in erster Linie auf Selbstdarstellung ausgelegt und in neueren sozialen Medien wie Instagram wird dieser Trend nicht gerade besser. In einem Forum wie diesem funktioniert halt Selbstdarstellung nicht, alleine durch die Anonymität. Ich würde mir zwar mehr Beteiligung hin und wieder wünschen, aber nicht zum Preis einer Anpassung an die heute gängige Praxis der Internetnutzung. Mir ist das Internet in den letzten Jahren leider immer unsympathischer geworden, durch immer mehr Uniformierung (siehe Youtube 2009 vs. Youtube 2019...) und Kommerzialisierung.