Sex mit Bauch
Werdende Eltern schlafen im Durchschnitt 1,5-mal pro Woche miteinander - das hat eine aktuell veröffentlichte Studie über "Sex in der Schwangerschaft" ergeben, durchgeführt an der Berliner Charité.
Aha? Kann stimmen, muss aber nicht, schließlich schwindeln Menschen nie so häufig wie bei Fragen nach ihrem Sexleben. Ist Sex also kein Thema,weil er sich in der Schwangerschaft so gut wie gar nicht verändert? Hebammen haben zwar keine neue Studie parat, aber dafür reichlich Erfahrung aus vielen Gesprächen mit werdenden Müttern. Und haben uns für jedes der drei Schwangerschaftsdrittel das Wichtigste zum Liebesleben erzählt:
Erstes Drittel: Ruhe nach dem Sturm
Klar, um ein Baby zu zeugen, haben Paare Sex. Oft. Und oft noch lustvoller als sonst. Aber in der frühen Schwangerschaft schalten viele Frauen dann auf Rückzug - die Neuigkeit ist einfach zu überwältigend. Hinzu kommen typische Anfangsprobleme wie Übelkeit und Müdigkeit. Und: Für viele Frauen passen Schwangerschaft und Sex gedanklich nicht zusammen. Der neue Zustand ist noch fragil, Sex könnte ihn gefährden - diese Angst kennen viele Frauen, zumindest in den allerersten Wochen. Andererseits: Schon ganz zu Beginn der Schwangerschaft sind die Organe im kleinen Becken besser durchblutet - was gut ist für die Lust. Viele Frauen kommen jetzt sogar leichter zum Orgasmus. Und gerade Paare, die länger auf ein Kind hinarbeiten mussten, finden es oft richtig entspannend, beim Sex jetzt nicht ans Zeugen denken zu müssen. So kann die zarte erste Phase der Schwangerschaft auch eine intensive Zeit der Lust sein.
Medizinische Tatsache: Regelmäßiger Sex in der frühen Schwangerschaft erhöht das Risiko für eine Fehlgeburt nicht. Nur wenn es schon zu Blutungen gekommen ist, rät der Arzt, vorübergehend auf Sex zu verzichten. Ist die Gefahr gebannt, kann das Paar wieder ein normales Liebesleben haben.
Zweites Drittel: Vitalität pur
Von der 16. bis etwa zur 30. Schwangerschaftswoche geht es vielen werdenden Müttern richtig gut, ihr Körper hat sich an den neuen Zustand gewöhnt, ist jetzt sehr weiblich: Die Brüste sind größer, die Formen runder. Aber noch ist das Bäuchlein mit dem Baby gut zu tragen. Gute Voraussetzungen für die Lust. Ziemlich genau mit dem Tag, an dem Schwangere ihr Baby zum ersten Mal spüren, wachsen aber oft Bedenken: Was bekommt das Kleine vom Sex mit? Fühlt es sich gestört? Gerät es unter Druck,wenn beim Orgasmus der Bauch hart wird? Auch werdende Väter spüren jetzt den Dritten im Bett deutlich. Manchmal haben sie den Eindruck, dass die Frau nur noch mit dem Ungeborenen beschäftigt ist, sie aber an zweiter Stelle stehen und nicht mehr so wichtig sind. Und sie haben oft Sorge, das Kleine zu gefährden.
Dem Baby kann beim Sex nichts passieren
Medizinische Tatsache: Der weibliche Orgasmus wirkt in die Gebärmutter, kurzzeitig pulst die Plazenta tatsächlich weniger Blut zum Baby hin. Das ist jedoch Training für seinen Kreislauf und keineswegs ein Mangel, der Schaden anrichten könnte. Dem Baby kann beim Geschlechtsverkehr nichts passieren: Es liegt durch das Fruchtwasser gepolstert sicher in der Gebärmutter - selbst bei starken Erschütterungen schwebt es unbeschadet im Wasser, solange der Gebärmutterhals noch fest verschlossen ist. Sie müssen auch keine Bedenken haben, dass es beim Sex verletzt werden könnte: Anatomisch betrachtet ist es absolut unmöglich, dass der Penis in die Nähe des Babys kommt. Nur bei Neigung zu vorzeitigen Wehen und vorzeitiger Öffnung des Muttermundes ist es besser, auf Sex zu verzichten.
Letztes Drittel: Richtig rund
Ab etwa der 30.Woche wird es schwieriger, eine Stellung zu finden, in der der Babybauch nicht im Weg ist. Aber auch während der Schwangerschaft gilt: Erlaubt ist, was Spaß macht und nicht weh tut! Die beliebteste Variante: Löffelchen-Stellung. Für Frauen, die ihrem Mann beim Sex ins Gesicht schauen wollen - sie sitzt auf ihm. Auch bei folgenden Stellungen stört der Bauch kein bisschen:
* Die Frau liegt mit dem Rücken auf dem Bett, ihre Füße sind am Boden, der Mann kniet vor ihr.
* Die Frau liegt auf dem Rücken, der Mann stützt sein Gewicht mit den Armen ab.
* Die Frau kniet vor dem Bett, stützt Arme und Oberkörper aufs Bett, der Mann kniet hinter ihr.
Körperliche Nähe ist in der Schwangerschaft besonders wichtig - was nicht heißt, dass es immer unbedingt zum Geschlechtsverkehr kommen muss. Auch Streicheln, Massagen und zärtliche Berührungen gehören dazu.
Die meisten Männer finden den Bauch erotisch
In der späten Schwangerschaft lernen viele werdende Mütter etwas sehr Wichtiges für guten Sex: Sie sagen, was sie mögen und was nicht. Und bitte keine Sorge, dass Männer den jetzt behäbigen Körper ihrer Frau nicht attraktiv finden. Die meisten sagen: Die Üppigkeit ist erotisch.
Medizinische Tatsache: Sex löst keine Wehen aus. Zwar lässt sich im Ejakulat das Hormon Prostaglandin nachweisen - es macht den Muttermund weich und bereitet ihn auf Kontraktionen vor. Aber: Die Menge ist so gering, dass sie sicher nicht wehenwirksam ist. Dennoch: Sex zum Geburtstermin ist eine gute Methode, das Baby zu locken.Weil Sex entspannt und gute Stimmung macht.
Wann Sex tabu sein kann
Einige Risiken können es notwendig machen, auf Sex ganz zu verzichten. Reden Sie mit ihrem Arzt,
* wenn sich der Muttermund vorzeitig öffnet. Das ist an sich keine Gefahr, doch kann es durch Geschlechtsverkehr dann zu Infektionen kommen, die die Fruchtblase schädigen. Das kann zu einer Fehl- oder Frühgeburt führen.
* wenn Sie schon Fehlgeburten hatten.
* bei Blutungen.
* bei vorzeitigen Wehen, die eine Frühgeburt ankündigen.
* wenn der Mutterkuchen falsch sitzt (Placenta Previa).
* bei Mehrlingsschwangerschaften.
* bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes.
* bei Genital-Infektionen bei ihm oder ihr.
* Auch wenn die Fruchtblase bereits geplatzt ist, sollten Sie enthaltsam sein!