Unbeweglich wie eine Wand stand der Vampir hinter dem Leoniden und hielt diesen mit angewinkeltem Arm im Genick fest. So sehr Leo es auch versuchte, er bewegte sich keinen Millimeter mehr auf Paul zu.
Der Wissenschaftler unterdes, versuchte sich von Victors Lederstiefel zu befreien, da der Lamia diesen auf seine Kehle presste.
Mit beängstigender Ruhe forderte der Russe
„Ihr lasst jetzt beide eure Waffen sinken! Sofort!“
Doch die Streithähne weigerten sich. Somit grub Victor seine Finger wie eine Stahl-Klaue in Leos Hals und zwang ihn auf die Knie. Paul fing gleichzeitig an zu röcheln da er durch den Stiefel nun keine Luft mehr bekam.
Der Blondschopf richtete seine Waffen auf Victor aus und drückte erneut ab.
Doch der Russe hatte die beiden Läufe mit seiner freien Hand packen können und sie zur Seite gerichtet, woraufhin die beiden Kugeln unkontrolliert zur Decke geflogen waren. Da der Vampir durch die Läufe sprichwörtlich am längeren Hebel saß, konnte er dem Wissenschaftler seine beiden Desert Eagel aus der Hand drehen und an sich nehmen.
„So...“ meinte der Vampir weiterhin ruhig.
„Ich will jetzt von keinem auch nur ein Wort hören...verstanden? Von niemanden...
Das schließt also neben euch beiden auch den Rest hier mit ein.“
Victor atmete noch einmal tief durch während er geringfügig den Druck von Leos Genick und Pauls Kehlkopf nahm. Die beiden Desert Eagel locker in der Hand haltend setzte er an
„Ich hatte ja am Anfang gehofft ihr würdet euch jetzt einfach nur die Fresse einschlagen, was bestimmt spaßig anzuschauen gewesen wäre, aber nein...ihr seid ja der Meinung diesen Teil gleich überspringen zu müssen.
Macht das, aber bitte erst wenn ich nicht mehr da bin...
Weil...auf so eine Kindergartentruppe wie diese hier momentan, hab ich einfach keinen Bock. Ich dachte ihr beide...“dabei schaute er zu erst auf den knurrenden Leoniden und dann auf die wütend drein blickenden Drachen „...hättet euch etwas mehr unter Kontrolle als meine Wenigkeit, zumindest glaubte ich das bis eben. Doch scheinbar lasst ihr euch genauso einfach aus der Ruhe bringen wie Paulchen hier.“
Victor machte eine kurze Pause in der er den Druck bei beiden Männer weiter verringerte, doch für einen Befreiungsversuch reichte es noch nicht.
„Das ihr wütend oder sogar sauer seid, kann ich durchaus nachvollziehen, insbesondere in Aoides Fall. War nicht sehr schön was die Gute da im Bunker durch gemacht hat. Bei dir Leo vermute ich mal ist es wegen der Kleinen da...und vielleicht auch wegen deinem früheren Leben. Ist aber wie gesagt nur eine Vermutung und mir eigentlich auch Scheiß egal...kurz um.
Ihr drei... hab das Recht euch aufzuregen.“ damit hob der Vampir den Leoniden in die Luft, so das seine Pfoten in der Luft baumelten, und warf ihn einfach zur Drachin zurück.
Sofort hob er noch den Finger und zeigte dabei weiter auf Leo der ihn wütend anschaute
„Trotzdem verhaltet ihr euch jetzt erst einmal ruhig...
„Das macht jetzt 6...“
„Vielleicht... vielleicht aber auch nur 4...wenn ich sie dir nicht so gar noch bis 0 abziehe. Kommt drauf an wie du dich jetzt verhältst.“
Das er nach diesem Wortwechsel anfing zu grinsen, konnte der Russe sich nicht verkneifen.
„Doch Spaß beiseite...kommen wir nun zu dir... Paul.
Das du mich und den Rest hier verraten wolltest ist, zumindest für mich, kalter Kaffee und Schnee von gestern. Das interessiert mich nicht mehr, kann bei Leo und Aoide anders sein, aber was solls...
Jedoch...trägst du trotz alledem die alleinige Schuld daran was uns in den letzten Stunden wieder fahren ist. Ich kenne den Grund nicht warum du uns verkauft hast oder verkaufen wolltest, aber ich würde ihn trotzdem gerne hören...“
also nahm der Vampir den Stiefel von Pauls Kehle und platzierte ihn auf dessen Brust.
Doch der Wissenschaftler schien keine Ambitionen zu haben sein Geheimnis preis zugeben.
„Ich wüsste nicht warum mein Kram euch etwas anginge...“
Plötzlich versuchte der Blondschopf sich mit seinem Metallarm zu befreien, doch genau darauf hatte der Vampir scheinbar nur gewartet. Er zog rechtzeitig seinen Fuß zurück und beugte sich blitzschnell nach unten. Er packte Paul bei seinem Arm und drehte ihn, wie schon zuvor Mizuki im Bunker, gekonnte auf die andere Seite, so das er nun mit dem Gesicht im Staub lag, und bog ihm den Metallarm auf den Rücken, wobei er sein Knie als weiteres Hilfsmittel auf dem jungen Mannes platzierte.
Selbst wenn er sonst Betonwände einreißen konnte, in diesem Moment waren die Gelenke zu verdreht um die volle Kraft des Armes entfalten zu können.
„DU...“
Leo wollte bei Pauls Aktion schon wieder auf diesen zuspringen, doch da Victor seine andere Hand hob und ihn schräg von der Seite anblickte hielt er gleich wieder inne
„Ich hab dich doch um was gebeten, oder? kam es ruhig und locker vom Vampir.
Der Russe konnte nur hoffen dass der Löwe auf ihn hören und sich ruhig verhalten würde, was er dann Gott sei Dank auch tat.
Somit konnte er sich wieder dem Wissenschaftler zu wenden und schaute von oben in dessen Gesicht.
Wo waren wir nochmal?...ach ja. Dein Grund für deinen Verrat und so...“
Doch auch jetzt schwieg Paul eisern weiter und wich Victors Blick aus in dem er zu Boden blickte.
„Er hat es wegen uns getan...“ erklang plötzlich eine leise Stimme aus Freeze seiner Richtung.
Es war das Mädchen welche Freeze Victor als Pauls Schwester vorgestellt hatte als dieser nach ihrer Herkunft gefragt hatte.
„Wie meinst du das...?“
„Ria halt den Mund...!“
Doch Victor hob Pauls Kopf etwas an und lies ihn dann wieder im Staub aufschlagen.
„Du hast jetzt Sendepause, verstanden? Erzähl weiter Kurze...“
„Lässt du ihn dann los?“
„Womöglich...“
Das Mädchen schien kurz zu zögern und abzuwägen ob Victor sie nicht hinters Licht führen wollte, doch dann fuhr sie fort
„Unser Bruder, hatte mich und meine Schwester in einer kleinen Siedlung zurück gelassen, zu unserer eigenen Sicherheit wie er gesagt hatte. Er meinte es würden die Tage noch ein paar Männer vorbei kommen die uns und den anderen weiteren Schutz gewährten...doch dem war nicht so. Es kamen statt dessen diese stinkenden Monster von vorhin. Sie töteten alle anderen und haben Rika gebissen...aber wir konnten uns verstecken und Paul hat uns auch wieder gefunden, aber...“
Die Kleine brach da ab, da die Erinnerung an das Geschehene war für sie wohl noch zu viel.
Bei diesen Worten, machte es beim Russen „klick“
„Ach ne, wie rührend...du hast uns also für den Schutz deiner Schwestern verkauft. Großartig. Echt reizend. Scheint ja nur nicht ganz so funktioniert zu haben wie du es geplant hattest, was? Eine der beiden ist tot. Und dem nach zu urteilen was deine Schwester gerade erzählt hat und dem was wir am Rand der Siedlung gefunden haben, also das Grab mit deinem Gewehr und der Patronenhülse, nehme ich mal an du hast sie sogar selbst erschossen...richtig?“
Bei diesen Wort zuckte Pauls Schwester zusammen, weshalb Freeze sein Blick nur noch kälter wurde als er es ohne hin schon immer war. Doch das störte den Russen nicht.
Er verstand aber nun, woher Pauls plötzlicher wie auch seltsamer Sinneswandel kam und warum er die Anlage , also den Bunker und seine Arbeitgeber, mit einem Mal zum Teufel gejagt hatte.
Auch Leo und Aoide schienen das zu verstehen, doch die Wut über den jungen Mann ebbte nur geringfügig ab.
„Oh man...“
Der Vampir hob auch Paul vom Boden hoch und warf diesen in die andere Richtung zu Freeze und seiner Schwester. Rina eilte ebenfalls zu den beiden.
Der Vampir kratzte sich am Kopf und schaute mit geschlossenen Augen zu Boden. Es vergingen einige Sekunden in denen er einfach zwischen den beiden Parteien stand und quasi die Mauer zwischen ihnen bildete.
Er blickte dann zwischen ihnen hin und her und schüttelte schließlich den Kopf.
„Keine Ahnung warum ich mir hier gerade den Kopf zerbreche aber...ihr werdet hier warten bis ich wieder zurück bin. Ich bitte euch darum?“
„Und warum sollten wir das tun?“ fragte Paul wütend.
„Weil du vielleicht am Leben bleiben willst? Immerhin wirst du ja jetzt laut deiner eigenen Aussage verfolgt und gejagt. Und du wolltest auch zum Angriff übergehen und die restlichen Hurensöhne deiner Firma zur Hölle schicken. Also halt jetzt deine Füße still, setzt dich irgendwo hier hin und wartet, ich gehe in der Zwischenzeit eine Wettschuld einlösen und besorge was zu essen.
Danach...“ und Victor schaute dabei zwischen Paul und Leo hin und her
„...klären wir alles weiter. Also ob Paul z.B wusste das diese Kleine da, in dem Bunker war oder nicht. Dann klären wir auch gleich noch die Frage wie es weiter geht und so weiter...aber erst nach dem ich zurück bin.“
Daraufhin ging der Vampir zum Eingang der kleinen Ruine und blickte im ehemaligen Türrahmen noch einmal zur Gruppe zurück.
„Wenn ihr es wirklich nicht aushalten könnt, dann brecht euch bitte nur die Gliedmaßen, dann hab ich wenigstens zum Wildfleisch noch etwas zu trinken.“
Noch während er sich wieder abwandte meinte er zu sich selbst
„Kinder was für ne Scheiße mach ich hier eigentlich...?“
Damit ging der Lamia in die Hocke und verschwand mit einem gewaltigen Satz in der Dunkelheit.