Als Victor von seiner Jagt wieder zurück kam, hatte Leo bereits ein Feuer entfacht. Es schien außerdem in seiner Abwesenheit zu keinen weiteren Zwischenfällen gekommen zu sein, da sowohl Leo als auch Paul, noch unter den Lebenden weilten. Der Vampir machte sich auch bald an das säubern der erlegten Tiere. Lange dauerte dies nicht auch wenn dieses Leos kleines Findelkind die ganze Zeit um ihn herum streifte und neugierig seine Arbeit betrachtete. Bald brieten die ersten Streifen Fleisch auf Steinen die der Vampir um das Lagerfeuer herum platziert hatte und
so konnten alle vor der Nachtruhe noch etwas warmes zu sich nehmen. Da Aoide noch die Hälfte eines Großtieres mitbrachte, welches nun von Leo zerlegt wurde, reichte es auch für die gesamte Gruppe.
Noch während des Abendmahl tauchten auch der Arzt und das andere Mädchen wieder auf. Wie sie es bei all den nun einfallenden Namenlosen geschafft hatten aus dem Bunker zu entkommen, war dem Russen ein Rätsel, aber es interessierte ihn auch nicht wirklich. Für ihn waren das nur zwei weitere Mäuler die gestopft werden mussten. Oder auch zwei weitere Notrationen, falls es eng für ihn werden sollte. So betrachtet, störte es Victor dann doch nicht das die beiden überlebt hatten.
Irgendwann legten sich die anderen dann zur Ruhe und für den Vampir begann die Zeit des Wartens.
Er überlegte sich was er in der Zwischenzeit machen konnte, entweder die Umgebung und die Ruinen absuchen oder einfach nur Wache schieben.
Die Entscheidung fiel auf die erste Wahl.
Weit entfernen würde er sich nicht und so würde er jeden Fremden wahrnehmen, zumal Freeze und Leo eh bei dem kleinsten Geräusch wach werden würden. Also wartete der Vampir bis er bei allen ein gleichmäßiges Atmen vernahm und er hob sich dann. Das Paul kein Auge zu tat entging ihm nicht, aber da der Wissenschaftler ihn nicht aufhielt, ließ er diesen auch mit seinen Gedanken alleine. Wie schon zu vor verschwand er mit einem Satz in der Dunkelheit und landete lautlos auf dem Dach der kleinen Ruine in der sie sich momentan befanden. Auch hier stand noch ein kleiner Teil des Gebäudes und formte eine überdachte Zimmerecke.
Unter diese kleine Überdachung stellte er sich und betrachtete die umliegende Ruinen. Das ein paar Sekunden später ein Regenschauer einsetzte, gefiel dem Vampir gar nicht, doch der Ledermantel und die daran befindliche Kapuze würden ihm auf seiner kleinen Wandertour ausreichend Schutz bieten damit er zu den anderen auch zurück kehren konnte.
Die Ruinen die er besuchte waren zwar teilweise noch intakt, aber es gab dort nichts mehr zu holen außer Staub und die Knochen kleiner Nagetiere.
Somit zog der Vampir jedes mal weiter, bis er auf die Idee kam den unterirdischen Bunker noch einmal einen Besuch abzustatten. Der Gedanke auf die Namenlosen zu treffen war zwar nicht sehr erbaulich, auch das er die anderen für eine Weile „allein“ lies gefiel ihm nicht, doch irgendwoher musste er ja etwas zu essen bekommen.
„Hoffentlich stehen diese Viecher nur auf Frischfleisch und Leichen, weil wenn die auch noch andere Sachen essen wird es echt mühsam...“
Also sprintete der Vampir im Regen zur Unterirdischen Anlage zurück und betrat vorsichtig den dunklen Bunker. Der Gestank der ihm entgegen wehte, war unverkennbar. Mittlerweile dürfte es im gesamten Komplex so riechen, doch das war dem Lamia einerlei. Sein Ziel war es ja auch etwas zu essen aufzutreiben und nicht sich mit diesen wandelnden Jauchegruben anzulegen.
Er folgte also den Schildern welche ihm den Weg zur Kantine zeigten und plötzlich versperrten, genau jene Wesen die er nicht treffen wollte, ihm den Weg. Die Gruppe nagte an den Resten eines Wachsoldaten herum. Sie konnten jeden Augenblick fertig sein und dann würde nur noch der Russe, wenn auch am Ende des Ganges, dort rumstehen. Darauf konnte er dankend verzichten und so schlug er kurzerhand den Weg über die Quartiere ein.
Das war zwar nun ein Umweg, aber dieser konnte fast genauso lukrativ werden wie sein eigentliches Vorhaben.
Dem Russen fiel nämlich ein dass er nicht sicher sein konnte, in der Küche auch eine Möglichkeit zu finden, das ganze Essen mitnehmen zu können.
Also suchte er sich in den Zimmern der Unterkünften eine und fand einen Seesack in den eine ganze Menge rein passen würde.
Dazu noch zwei gefüllte Flachmänner in einem der Kleiderschränke, dem Geruch nach waren sie mit Scotch und Whiskey gefüllt und tatsächlich noch...Pauls Gewehr.
„Also hat sich wirklich einer dieser Wichser an unserem Eigentum vergriffen. Und ich hatte schon vermutet sie hatten das gute Stück bei den Motten zurück gelassen...“
Anbei lag noch der alte angefangene Patronen Gürtel, welchen sich der Vampir auch gleich um die Hüfte band.
„Nun hab ich zwar eine Transportmöglichkeit für den ganzen Fraß, aber wenn die Viecher noch immer da hocken wird’s eklig.“
Das Gewehr wurde erst einmal in den Seesack getan und die Flachmänner in einer der Manteltaschen versteckt.
Danach verließ der Russe wieder die Quartiere und schlich erneut Richtung Küche. Dieses Mal begegnete ihm keine dieser „Zombies“...doch konnte man sie bei ihrem Treiben kaum überhören.
Da ihr Gestank seinen Geruchssinn betäubte, musste Victor sich auf sein Gehör und seine Augen verlassen um eventuelle Namenlose auszumachen. Und den Geräuschen nach zu urteilen waren sie nicht allzu weit entfernt.
Doch sie blieben unsichtbar, zumindest tauchte keiner auf bis Victor die Küchentür hinter sich geschlossen hatte.
Er ließ den Edelstahl-Bereich gleich hinter sich und schritt zum Kühl-und Trockenlager.
In dem einen sammelte er alles mögliche an Fleisch und Käse ein was er finden konnte, in dem anderen viel er über Brot und Butter, Kekse und Wasserflaschen sowie Konservendosen her.
Er überlegte kurz noch einen weiteren Seesack zu holen, doch den könnte er nicht tragen, ohne dabei seine Bewegungsfreiheit einzubüßen. Die Gruppe musste also mit dem klar kommen was er aus dem Bunker schaffen würde. Was für die meisten sowieso reichen sollte.
Als er dann alles verstaut hatte und der Sack kurz vor dem bersten stand, schnappte er sich noch schnell eine kleine Dose und machte sich dann auf den Weg.
Das war jedoch leichter gesagt als getan. Denn der Weg war nicht gerade kurz und plötzlich kamen von überall Geräusche her.
Der Russe verlor keine Zeit und setzte sich schleunigst in Bewegung. Er lief den selben Weg wieder zurück den er her gekommen war und lief zwei der Namenlosen, nach einer Gangbiegung, geradewegs in die Arme. Nur weil er das Überraschungsmoment auf seiner Seite hatte, blieb dem Vampir genug Zeit seine Äxte hervor zu reißen und diese in einer fließenden Bewegung in die Schädel seiner beiden Gegenüber zu jagen.
Mit einem klatschenden Geräusch fielen die beiden Namenlosen zu Boden. Ob sie tot waren wusste der Vampir nicht, doch das war ihm im Moment auch egal, den sie rührten sich fürs erste nicht mehr und so war sein Weg wieder frei.
Mit einer Wahnsinns Geschwindigkeit, rannte der Lamia wieder zum Ausgang und trat das erste mal in seinem Leben mit Freude in die Strahlen der Morgensonne, welche sich gerade durch die dichte Wolkendecke quälten.
Er ging eine Weile in die Richtung ihres Unterschlupfs biss er in einer Pfütze das seltsame Kind liegen sah.
Scheinbar genoss sie das Wasser und den Schlamm in dem sie sich gerade befand.
Ohne mal wieder ein Geräusch im nassen Boden zu verursachen, ging der Vampir zum kleinen Aquarius Mädchen hinüber und hielt seinen Kopf über den ihren, so das die Regentropfen auf seiner Kapuze landeten und nicht mehr in ihrem Gesicht.
Sich darüber wundernd, öffnete Mizuki die Augen und erstarrte förmlich. Fast hätte sie noch einen Schrei ausgestoßen, doch der Vampir legte ihr blitzschnell die Hand auf den Mund und legte den Zeigefinger seiner anderen Hand auf seine Lippe und deutete der Kleinen damit ruhig zu sein.
Er tippte ihr mit dem Zeigefinger kurz gegen die Nasenspitze und kramte dann aus dem Seesack einer der Wasserflaschen hervor. Diese stellte er dann einfach neben der kleinen ab und ging ohne weiteres zur Lagerruine weiter.
Das Brüllen in der Ferne hörte er nun zum ersten Mal, doch es schien trotz spürbarem beben, noch weit weg zu sein, so dass er sich über mögliche Angreifer keine Gedanken machte.
Bei ihrer Unterkunft angekommen, bemerkte er das der Rest der Gruppe schon wach war und Leo bereit ein Feuer entfacht hatte.
Mit verdecktem Gesicht betrat der Vampir den Eingang ihres Versteckes und sogleich richteten sich alle Blicke auf den „Neuankömmling“.
Der warf den Seesack einfach vor die Füße der anderen und meinte
„Da ist alles drin was ihr für ein Frühstück braucht. Brot, Butter, Käse, Schinken und so'n Zeug. Wasser und Kekse sind auch dabei, sowie Obst-, Fleisch- und Gemüsekonserven.
Wenn sich jemand beschweren will, kann er gerne selbst in den Bunker gehen und sich sein Wunschmenü zusammen zustellen. Die freundliche Bedienung vor Ort wird ihm dabei sicher behilflich sein.“
Der Lamia ging daraufhin in eine der trockenen Ecken der Ruine, zog seinen Mantel aus und setzte sich mit dem Rücken an eine Wand.
„Ich mach jetzt ein Nickerchen, solltet ihr bald aufbrechen wollen, tut euch keinen Zwang an, lasst mich hier einfach weiter pennen, mich findet sowieso keiner.
Bevor er jedoch die Augen schloss, holte er noch die kleine Dose hervor und warf sie in Freeze seine Richtung.
„Hier...damit kannst du dich wieder bei den Kindern beliebt machen. Dann gehen sie wenigstens nur dir auf die Nerven und lassen mich wenigstens in Ruhe. Ach und Mizuki genießt draußen ein Schlammbad, könnten einige von euch auch gebrauchen...natürlich ohne den Schlamm versteht sich...“
Gleich darauf schloss der Vampir seine Augen und man sah wenig später nur noch ein leichtes heben und senken seines Brustkorbs.