Nachdem sie Mizuki wieder zurück gebracht hatten und alle nun wieder anwesend waren, setzte der Vampir sich erneut ans Feuer und starrte hinein. Er überdachte die Worte von Leo, ob sie sich wieder von der Gruppe trennen sollten, oder ob sie die anderen weiter begleiten.
Aoides Lage bezog er in seinen Überlegungen mit ein, ebenso die kleine Leopardin und Mizuki, denn er zählte das Fischmenschenmädchen mehr zu ihrer Gruppe als zu der der anderen.
Doch egal wie er es drehte und wendete, er musste erst einmal einen Blick auf Pauls Karte werfen um seine Entscheidung zu fällen.
Also ging er zu dem Blondschopf rüber und hielt ihm die flache Hand hin
„Könnte ich mir kurz mal deinen Fetzen Papier anschauen...bitte...“
Das letzte Wort war natürlich nur der Form halber, man konnte deutlich hören das der Russe es nicht so meinte wie es sonst der Fall war.
Und Paul dachte zunächst nicht daran ihm seine Karte zu überlassen, nicht nachdem Victor ihm fast seine letzte Schwester genommen hatte. Doch Rina stieß ihren Freund in die Seite und nickte stumm mit dem Kopf in Richtung der ausgestreckten Hand. Widerwillig und mit zugekniffenen Augen überreichte der junge Mann dem Lamia die Karte. Dieser nahm sie auch ruhig entgegen und schnappte sich nicht etwa aus den Händen seines Gegenübers. Er war wieder auf einem ruhigen Level und auch seine Bewegungen machten einen eher trägen Eindruck, so als würde er jeden Augenblick wieder einschlafen. Freeze hatte wohl recht, einen Zweikampf mit dem Soldaten oder Killer konnte er momentan wirklich verlieren. Doch ihm war nicht nach kämpfen oder streiten zumute.
Er legte die Karte von Paul so das alle sie sehen konnten, dann nahm er seinen Kompass und brachte ihn in Nullstellung, legte ihn an den Kartenrand entlang der Längengrade und nordete die Karte erst einmal ein, in dem er sie solange drehte bis der Nord-Zeiger auf der Null ruhte. Dadurch konnte man nun sehr genau seinen eigenen Standpunkt bestimmen und auch heraus finden wie weit das nächste Ziel entfernt war und in welche Richtung man dafür gehen musste.
Die Markierungen von Paul halfen ihm dabei noch zusätzlich und in nicht mal einer Sekunde wusste der Vampir genau wo sie waren. Er zeigte mit dem Finger auf genau diese Stelle, doch da er zögerte beim zeigen ihres nächsten Zieles, musste Paul einspringen.
„Die Basis mit den zwei kleinen roten Kreuzen...“ der Vampir fuhr mit dem Finger drüber.
„Genau die...“
Da er nun wusste wo sie hin mussten, schaute Victor sich an welchen Weg man gehen konnte und welche Wegpunkte es im groben gab. Da wie früher keine Wegschreine oder Straßen, geschweige den Städte als Anhaltspunkt dienen konnten, orientierte sich der Lamia an Hügeln und Flüssen.
Berge gab es keine in der Nähe, jedenfalls keine großen, und selbst wenn, die Gruppe würde garantiert keinen überqueren können.
Es gab auch keine wirklichen Wälder auf ihren Weg, etwas das den Vampir leicht störte, da diese immer recht praktisch waren, zwecks Nahrung und Material für eventuelle Unterstände.
Doch es würde auch so gehen. Als er dann eine Route gefunden hatte von der er ausging das alle sie ohne Große Schwierigkeiten bewältigen konnten, suchte er die Maßstabsskala in der Kartenecke und nahm einen seiner Schnürsenkel zu Hand. Er legte in so auf die Karte das er exakt den Weg beschrieb den er gewählt hatte und verband mit seiner Hilfe ihren Start- und Zielpunkt.
Dann nahm er die beiden den Stellen jeweils zwischen Daumen und Zeigefinger und zog den Schnürsenkel lang. Die „gerade Strecke“ legte er noch über die Maßstabsskala und teilte sie dadurch auf. Nun wusste Victor in etwa grob wie weit es bis zur Basis war und wie lange sie schätzungsweise brauchen würden.
„Zwischen zwei und drei Tage etwa würde man unterwegs sein. Hängt natürlich von euch ab und ob ihr diese von mir gewählte Route überhaupt nehmen wollt. Man kann es auch schneller schaffen, aber ich nehme nicht an das ihr die ganze Strecke bis zur Basis über laufen wollt, kann ich mir zumindest nicht vorstellen. Die Führung kann ich übernehmen, dann aber leg ich aber auch fest wann wir Pause machen und wo wir die Nacht über rasten. Natürlich nur wenn das einer will.
Ich für meinen Teil würde jedenfalls weiter bei Blondie bleiben, nicht etwa weil ich Angst vor seinen Bossen habe und fürchte das sie mich wieder schnappen, sondern weil die für Unterhaltung sorgen werden und ich immer was zu beißen hätte.“
Damit faltete Victor die Karte wieder zusammen, warf sie Paul zu und fädelte wieder seinen Schnürsenkel in die Stiefellaschen.
Danach wartete er einfach auf eine Reaktion und legte sich der Länge nach wieder auf den Boden, wobei er zur Decke blickte und mürrisch bemerkte das die Sonne immer weiter hervor kam.