Anders als Freeze jedoch vermutete, war es durch aus Victor der gerade von dem einen Ast weg gesprungen war als Shaya und Leo sich diesem genähert hatten. Auch wenn sein vorrangiges Ziel, die Beschaffung von Blut war, so konnte sich die Bestie in Victors Innerem nicht davon abbringen mit seiner Beute zuspielen und sie zu beobachten. Selbst der Regen, der nun das Blätterdach des Sumpfwaldes durchdrang, war dabei kein wirkliches Hindernis. Der Wind, welcher den Rauch und den Geruch von verbrannten Sachen mit sich trug, hatte den Russen direkt zum Lager der anderen geführt. Nun war der Lamia dabei sich sein erstes Opfer auszusuchen, dabei entging ihm die Wachsamkeit einiger nicht. Seine Instinkte, warnten ihn vor den beiden Menschen mit den seltsamen Armen, danach kamen die Tierwesen. Leichter würden diejenigen sein welche herum lagen und stark bluteten...mit denen hätte er sicher keine Probleme. Doch gerade die verloren immer mehr ihren Reiz, denn sie würden bald kein Blut mehr besitzen und nur ihr Fleisch zu essen, würde nicht reichen um den quälenden Hunger zu stillen. Außerdem würden die Wachsamen, nicht tatenlos zusehen wenn er sich einen dieser fast toten holen würde. Sie würde auf ihn schießen oder ihn sonst wie angreifen, insbesondere der in Schwarz gewandte. Doch die Bestie kannte seinen Schwachpunkt, seine Achillesferse...man konnte sie schon auf den ersten Blick sehen.
Doch die Gedanken wanderten fort, weg vom Großteil der Gruppe und der leichten Beute, hin zu einer womöglich anderen, ebenfalls leichten Beute. Den die beiden Tiermenschen, die ihn zuvor beim beobachten gestört hatten, trennten sich und kreisten wie die Raubtiere die sie sind, um das kleine Lager und schienen den Rest zu beobachten und weiter auf zu passen. An sich eine gute Idee,
so konnten sie besser die Umgebung im Auge behalten, doch der Fehler war das sie sich getrennt hatten. Der Vampir, suchte eine dunkle, schattige Stelle, an der die Kleine Gestalt vorbei kommen musste, und machte sich dann lautlos wie ein Schatten auf den Weg.
Das ungute Gefühl das die kleine Schneeleopardin die ganze Zeit über hatte, legte sich nicht. Sie wusste das etwas sie beobachtete und sie wusste das es ganz in der Nähe war. Doch sie konnte nicht ahnen wie nahe. Gerade als sie an einer etwas dunkleren Stelle vorbei kam, eine die vom Feuer nicht so stark beschienen wurde, merkte sie wie in ihrem Augenwinkel etwas auf sie zu geschossen kam. Zwei starke Arme packten den zierlichen Körper und rissen ihn förmlich ins dunkle Dickicht. Eine Hand schob sich über ihren Mund, hinderte sie am Fauchen und Schreien, die andere schlang sich über ihre Brust, „fesselte ihre Arme und drückte sie an einen anderen Körper. Mit einem Mal verlor sie den Boden unter ihren Füßen und sah nur noch die Äste der Baumkronen näher kommen.
Einige Meter von der Lichtung entfernt, auf einem der starken Bäume, mit breiten Ästen, hockte der Vampir und hielt seine zappelnde Beute in der Luft. Die Füße der Leopardin strampelten ins Leere und ihr Körper wäre durch die Schwerkraft sich runter gefallen, doch nach wie vor hielten sie starke Hände und Arme unbarmherzig fest. Der Bestie in Victor gefiel die Angst, die in den Augen seines Opfers stand und wie diese auf der Suche nach Hilfe hin und her zuckten, sie genoss die vergeblichen Versuche sich zu befreien und sog tief den Geruch des weiblichen Körpers ein. Das sie
kein Mensch war, war uninteressant. Selbst mit ihr konnte man auch noch auf andere Art und Weise Spaß haben, und das würde sie nach ihrem Mahl, vielleicht...vielleicht auch schon dabei. Sie beugte ihren Kopf zum dünnen Hals hinunter, spürte, ja hörte schon fast das Blut das in den Venen rauschte, angefacht durch Angst und Adrenalin. Die spitzen Eckzähne durchdrangen erst das Fell und berührten dann die Warme Haut. Ihr kleines Opfer schloss die Augen und erwartete den schmerzhaften Biss...doch der folgte nicht. Sekundenlang berührten die Zähne die Haut der kleinen Leopardin, doch sie drangen nicht in ihr Fleisch ein. Verwundert öffnete sie wieder ihre Augen und sah wie sich der Kopf ihres Peinigers wegdrehte. Er schien etwas zu fixieren, etwas das sich außerhalb ihres Sichtfeldes befand. Sie bemerkte wie sich etwas an der Haltung des Anderen veränderte. Die Person blickte sie wieder an und fragte auf einmal überrascht
„Was denn?DU? Sach mir jetzt nicht das du fast meine nächste Mahlzeit geworden wärst?“
Die verwirrten und verängstigt drein schauenden Augen sprachen jedoch Bände.
„Scheiße...sorry, das was dich da gefangen und verschleppt hat waren meine Instinkte, für die kann ich nichts. Allerdings haben die sich jetzt gerade in heller Panik verabschiedet, weswegen ich seltsamerweise wieder bei Verstand bin...wer weiß für wie lange.“
Victor blickte wieder in die selbe Richtung, sprach jedoch weiter zu Shaya. „
Für das was ich getan habe und für das was ich vermutlich noch tun wollte, hab ich keine Entschuldigung...zumindest jetzt nicht. Wir müssen das ganze auch erst einmal vergessen und verschieben, denn du musst mir jetzt etwas versprechen...fauche und kratze nicht und bei Gott...schrei bloß nicht rum, es könnte uns sonst das Leben kosten. Tust du das?“
Ein kurzes Nicken war die Antwort „Gut...“
Victor hob die Kleine hoch und stellte sie neben sich auf den Ast ab. Sie spähte ebenfalls am Vampir vorbei, konnte jedoch nicht sehen was er sah, weshalb sich ihr Argwohn wieder verstärkte.
„Du musst jetzt noch etwas tun verstanden...“ kam es plötzlich vom Vampir
„Und was?“ kam es leise zurück.
„Lauf. Lauf so schnell dich deine Gott verdammten Beine tragen, lauf zurück zu Leo und zu den anderen. Schnapp dir jeden der im Stande ist zu laufen und dann seht zu das ihr so schnell wie möglich zu dieser Bunkeranlage oder diesem Militärkomplex kommt. Dreh dich nicht um, zu keinem Preis der Welt, schau nicht hinter dich, sondern renn einfach. Selbst wenn du nicht mehr kannst, je schneller du bei den anderen bist um so größer sind eure Chancen das ihr es noch rechtzeitig schafft. Hast du das alles verstanden?“
Victor sprach das alles mit einer Eindringlichkeit die man sonst nicht von ihm kannte und die auch keine Widerrede duldete. Shaya bestätigte das ganze nur leise und ängstlich und als Victor ihr das Zeichen gab, sprang sie auf die niederen Äste, landete dann auf den Boden und rannte ihrer Nase nach, zurück zu den anderen.
Für Victor kam nun etwas absolut unangenehmes. Alle seine Instinkte schrien immer noch aus vollen Rohren das er laufen soll, hinter der Kleinen her und noch weiter. Doch der vernüftige Teil, der der gerade da war, der blieb auf dem Ast stehen. Er wartete. Im drängte sich zwar sogleich die Frage auf warum er das eigentlich tat, doch da er spontan keine Antwort hatte...lies er diese erst mal aus. Er hatte auch keine Zeit mehr, den das was seine Sinne so alarmiert hatte, hat nun ihn selbst erspäht und griff an. Es war schnell, was auch immer es war und als der Russe sich im fallen umdrehte, sah er das die Krone des Baumes gerade zur Seite weg kippte. Es fehlte ein gutes Stück vom Stamm, an genau jener Stelle an welcher er zuvor noch gestanden hatte.
„Na schöne Scheiße...da gegen ist Aggro-Mizuki ja noch der reinste Engel...“