Es war wie damals, in dem Hotel auf Hawaii, unter dem Träger und zu dem Zeitpunkt als die Bomben fielen. Wieder war da dieses Gefühl, als wenn Feuerarmeisen durch seinen Körper krochen und sich an seinen Wunde zu schaffen machten. Wieder richteten sie seine Knochen neu und stellten auch den Rest wieder her. Durchtrennte Sehnen, zerrissene Muskeln...einfach jeden Schaden der seinen Körper bisher abbekommen hatte.
Die Sinne die noch halbwegs aktiv waren, gaben ihm die Informationen das der Rest der Gruppe sich aus dem Staub gemacht hatte und ihn hier zurück ließ.
„Clever, wirklich clever...ich hoffe nur für sie, das sie mit dem Wagen auch weit genug kommen.“
Er wusste das seine Instinkte kurz davor waren die Oberhand zugewinnen, doch noch war er geistig da.
Das Lamia richtete sich stöhnend auf und bemerkte das er im Schatten eines großen Steines lag.
Der Geruch des Leoniden, der Victors Sachen immer noch anhaftete, erzählte ihm das er es war der ihn dort hin gebracht hatte. Etwas das er gar nicht mochte. Er hasste es in der Schuld eines anderen zu stehen. Aber das konnte man später klären...wenn überhaupt.
Der Russe spürte wie er wieder abdriftete und die Heilung seines Körper immer mehr Tribut forderte, doch er wollte noch etwas überprüfen. Er erhob sich wankend und trat aus dem Schatten heraus. Ein lauer Wind wehte ihm entgegen und kündete von Regen und Gewitter, die zweite Sache die er nicht mochte, geschweige den in seinem Zustand gebrauchen konnte.
So gut es ging lies er sich von seinem Mantel vor dem Licht schützen und bewegte sich zu ersten Leiche hin die er finden konnte. Er durchsuchte sie, nahm alles wichtige wie etwa Schusswaffen und Munition an sich und zerschnitt dann das Fleisch der Muskeln mit einem seiner Wurfmesser. Die Stärkung durch das Fleisch war nur gering und hielt auch seine Instinkte nicht wirklich zurück, eher heizte es sie noch an. Blut wäre viel besser gewesen, doch leider konnte man Leichen nur schlecht aussaugen, da kein Herz mehr schlug dass das Blut zur Bisswunde pumpte. Aber auch das war egal, von diesen Typen würde nachher nicht wirklich viel übrig bleiben. Somit beließ es der Lamia bei dem durch suchen und als er alles einigermaßen verstaut hatte, gab er nach.
Was danach folgte konnte man gut und gerne mit der Schlachtung oder dem Ausweiden eines Tieres vergleichen. Nur das derjenige der es tat dabei nicht ansatzweise so sauber wie ein Metzger es vielleicht gewesen wäre.
Kleidungsstücke und Hautfetzen flogen bald durch die Luft und wurden vom Sand bedeckt.
Gedärme lagen wie riesige Würmer in der Nähe und was der ein oder andere vom Weiten für Kokosnussschalen gehalten hätte, waren aufgeknackte Schädelknochen.
Derjenige der das getan und die ehemaligen Leichen nun in einen unförmigen Fleischhaufen verwandelt hatte, beugte sich kriechend und schnuppernd wie ein Hund über einer Reifenspur.
Etwas in seinem Kopf sagte ihm das er dieser Spur nur folgen musste um noch mehr von seiner Nahrung zu finden, viel mehr...und vor allem noch warm, lebend und mit viel Blut drin.
Die Kapuze seines Mantels tief im Gesicht stehend jagte er los, erst auf allen Vieren, dann auf zwei Beinen sprintend. Zwar hatte die Sonne erst ihren Zenit überschritten und neigte sich auch nur langsam dem Horizont entgegen, doch scheinbar schien Hunger zu beflügeln.
Auch wenn er vielleicht keine Konkurrenz für den Roadrunner war, so hätte er mit einem Geparden gut mit halten können. Der Wind fegte dabei an ihm vorbei und hob den Mantel das ein oder andere mal an, doch das teilweise verbrennen der Haut war zweitrangig. Es galt der Beute hinterher zu jagen und sie einzuholen...ehe sie ein anderer schlagen konnte.
Nach mehrere Meilen änderte sich langsam die Umgebung. Nach Geröll- und Sandwüste, die kaum Schatten bot und in der man der Spur nur schwer folgen konnte, folgte eine Kurze Steppenregion die dann in einem Sumpf über ging. Dort, im matschigen Untergrund, gab es jene stinkenden Wesen vor denen ihn seine Instinkte warnten und denen er tunlichst aus dem Weg ging. Er schlüpfte lautlos an ihnen vorbei und nach einer Weile fand er endlich wonach er gesucht hatte...oder eben auch nicht.
Denn die Beute war nicht da, sie war tiefer in den Sumpf gegangen und hatte so ihre Spuren verwischt. Auch wenn seine Instinkte mit seinem Unterbewusstsein quasi zusammen arbeiteten, so konnte er doch die umgeknickten Äste und absichtlich gelegten Zeichen nicht lesen. Auch der Regen, der eingesetzt hatte als er an den anderen Monstern vorbei geschlüpft war, trug sein übriges dazu bei. Somit hatte er seine Beute verloren und knurrte ärgerlich in den stärker werden den Wind.
Doch gerade dieser zeigte ihm eine neue Richtung, den er roch nach Feuer und Tod.
Und auch wenn es gefährlich war, so ging seine Beute doch immer zu diesem flackernden Licht das er genauso wenig ausstehen konnte wie Wasser.
Also ging es rauf in die Baumkronen, wo die Blätter einen vor dem Regen schützten und wo die Äste der Bäume ihm ihren eigenen Weg zu seinem Ziel vorgaben.