[Beendet] Assimilation [Prolog]

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Aeon525

He who doesn't care
Otaku Veteran
Dienstag, 21.10.2198, später Morgen, Moskau

"Das ist schlecht." bemerkte Tanja, ohne sich das kleinste Anzeichen von Trauer abringen zu lassen. Sie rieb sich die Schläfen und versuchte ihre Gedanken neu zu Ordnen. Becket war also Tot und somit hatte die GOS diesen einen Kampf verloren. Sie seufzte. Sie ahnte bereits das in den nächsten Tagen eine Menge Arbeit auf sie zukommen würde. "Ich nehme nicht an dass sie das Anliegen der Liquidatorin für das plötzliche Treffen mit mir kennen?" Marco schüttelte nur den Kopf. "Wäre ja auch zu schön gewesen. Na, dann lass ich mich mal überraschen." Zu Marco gewandt fuhr sie fort. "Sagen sie ihr sie soll Punkt 11 Uhr hier sein." Und kühl fügte sie hinzu, "Wenn sie das nicht schaffen sollte kann sie mir ihr Anliegen auf den Anrufbeantworter sprechen." Marco rang sich ein distanziertes Lächeln ab. "Ganz wie sie wünschen, Leaderin Ivanov." Er nickte ihr kurz zu und verließ das Büro. Als die Tür ins Schloss fiel lies sich Tanja in den Sessel zurücksinken. Ihre Kopfschmerzen wurden zusehens schlimmer. Sie musste sie auf jeden Fall in den Griff bekommen bevor diese Liquidatorin hier auftauchte. Sie zog, ohne hinzusehen, die oberste Schublade ihres Schreibtischs auf und kramte eine kleine Tablettendose heraus. Die meiste Farbe war bereits von dem kleinen, metallenem Behältnis abgeblättert. Besonders scharfe Augen vermochten noch den Slogan "wirkt schnell und gezielt" in weiß auf grünlichem Hintergrund zu erkennen. Sie schüttelte vorsichtig eine der Tabletten heraus und warf sie in die halbvolle Kaffeetasse. Noch bevor das ovale Arzneimittel auch nur den Hauch einer Chance hatte sich in der trüben, lauwarmen Flüssigkeit zu lösen hatte Tanja den Inhalt des Bechers auch schon heruntergetürzt. Langsam erhob sie sich, löste ihren Körper aus dem angenehm warmen Leder des Sessels, stellte die Tasse in ihre Kaffeemaschine und betätigte mehrmals den grünen Knopf, der mit seinen gelegentlichen Aussetzern auf seine ungewöhnlich häufige Benutzung aufmerksam zu machen versuchte.

Gedankenverloren lauschte sie dem Zischen der Maschine und bemerkte mit einer gewissen Genugtuung wie sich der Duft frischen Kaffees im Büro ausbreitete. Mit der vollen Tasse ging sie zum Fenster und starrte hinaus in den grauen Morgenhimmel. Sie fragte sich was Sergej wohl im Moment tat. Wahrscheinlich saß er wieder auf irgendeiner Bank und starrte in Gedanken versunken ins Nichts. Sie beschloß irgendwann im Verlauf des Tages Mikhail anzurufen und sich nach Sergejs Befinden zu erkundigen, doch zuerst musste sie sich um die Speichelleckerin der "schwarzen Witwe.", wie Vlaana Azleaa, zumindest unter ihren Leuten, heimlich genannt wurde, kümmern. Schon bei ihrer ersten Begegnung hatte Tanja ihr Gegenüber eine tiefe Abneigung verspürt, die sie nicht einmal richtig zu begründen vermochte. Doch in dieser Hinsicht vertraute sie ihren Instinkten, die sie mehr als deutlich vor der intriganten Leaderin warnten. Dementsprechend misstrauisch stand sie auch ihren Untergebenen gegenüber, die, und das war allgemein bekannt, ihrer Leaderin treu ergeben waren. Nachdenklich betrachtete sie ihre Spiegelung im Fenster. Vorsichtig fuhr sie mit der Hand über den makellosen, metallisch glänzenden Teil ihres Gesichts. Die Berührung des kalten Metalls lies sie zusammenfahren. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und setzte eine grimmig-entschlossene Miene auf. Sie baute sich vor ihrem Spiegelbild zu voller Größe auf und wartete angespannt auf die Ankunft der Liquidatorin.
 

J-Nought

4ever Jack


Eine Bewegung an der Tür regte Tanjas Gehörsinn an, doch sie konnte schon vorher die Person bemerken. Ihre verbesserten Augen konnten durch ein simples Blinzeln auf Wärmesicht gestellt werden. Eigentlich hatte sie es in diesem Moment nur aus reiner Übung gemacht, aber sie erfüllten ihren Zweck. Tanja konnte sich vorbereiten.
Die Klinke wurde hinabgedrückt, die Tür schwang auf und eine Frau betrat den Raum. Sie trug die formelle Kleidung eines Liquidators, eine Uniform mit dem Emblem der GOS und einer Kennzeichnung, die ihren Rang und ihre Zugehörigkeit zu Vlaana Azleaa darstellte. Ihr kurzes, blondes Haar standen ihr äußerst gut und machten die ohnehin schon attraktive Frau noch ansehnlicher. Sie trug ein warmherziges Lächeln auf ihren Lippen, welche kurz nach dem Eintreten eine respektvolle Begrüßung aussprachen.
„Einen guten Tag, Leader Ivanov. Wie geht es Ihnen?“
„Bestens. Wollen Sie sich nicht setzen?“
„Selbstverständlich. Vielen Dank.“
Es waren die üblichen Floskeln, aber für Tanja war lediglich eine Kulisse. Das Misstrauen gegenüber Helena Garland erfüllte ihre Gedanken. Sie war die rechte Hand von Vlaana, was Grund genug für ein Misstrauen gab.
Beide nahmen auf ihren Sesseln Platz.
„Nun, was führt Sie zu mir, Garland?“
„Es ist leider etwas dringend und ich wurde geschickt, da mein Leader in dem Augenblick verhindert ist.“
„Das erklärt aber noch nicht den Grund ihres Besuches.“
„Natürlich“, sagte Helena Garland lächelnd und entblößte dabei ihre makellosen, weißen Zähne, „Da die zuständigen Bezirke nebeneinander liegen, bittet Vlaana Azleaa um ihre Unterstützung.“
„In welcher Form?“
„In Form von Soldaten und Liquidatoren. Ihnen unterstehen die besten augmentierten Soldaten hier in Moskau, Leader.“
Tanja schwieg nachdenklich und rührte mit einem Löffel in ihrer mit Kaffee gefüllten Tasse.
„Verstehe.“
Helena holte aus einer Tasche, die sie mit sich getragen hatte, eine Akte hervor. Ungewöhnlicherweise behielt sie jene in der Hand, anstatt sie Tanja zu reichen. Tanja stutzte ein wenig, ließ sich jedoch nicht davon beirren.
„Darf ich nun erfahren, Leader, wie ihre Antwort ausfällt?“


Sie hatten keine Fragen. Abigail und Steven waren mittlerweile mit ihrem Leader auf dem Weg zu den Transportern. Das Fahrzeug stand schon ab-fahrbereit. Während alle einstiegen, schaute Leonid lächelnd zu. Steven drehte sich zu seinem Leader.
„Wir können losfahren, Leader.“
„Aber ohne mich.“
Nach diesen Worten lächelte Leonid auf die übliche Weise. Steven schaute die rechte Hand von Leonid an. Zu seinem Interesse stellte Steven fest, dass ein flüchtige Überraschung als Reaktion über das Gesagte von Leonid über Annas Gesicht gekommen war. Offensichtlich schien es auch Abigail bemerkt zu haben, da sie, nachdem sie Steven mit einem kurzen Blick vergewissert hatte, leicht überrascht ihre Ausbilderin betrachtete. Doch so schnell dieser Augenblick gekommen war, so schnell verschwand er auch wieder. So funkelten die kalten, grauen Augen die beiden Starrenden an, dass jene sich eilig mit ihren Blicken abwandten.
Für Steven schien Anna eine emotionslose, wortkarge Frau zu sein. Ihre Besonderheit war der bleibende Eindruck, den sie auf Menschen hinterließ. Nur Wenige sprachen schlecht von ihr und sie wurde sehr respektiert, auch wenn sie nur einen kurzen Moment des Kennenlernens hatten. Anna redete, wenn es ihrer Ansicht nach nötig war, was auf sonderbare Weise trotzdem Eindruck schindete. Vielleicht waren es die Parolen, die immer wieder in die Köpfe der Menschen gehämmert wurden und sie sehnten sich nach etwas Ruhe? Steven verwarf diesen seltsamen Gedankengang sofort und widmete sich seinem Leader.
„Werden Sie denn nicht mit uns kommen? Sie haben es doch vor kurzem gesagt.“
„Das stimmt so, Steven, aber eine Nachricht auf meinem PDA hat das geändert. Anna wird euch alles Wichtige für die Mission auf dem Weg hin erklären.“
Auch Anna meldete sich nun zu Wort.
„Leader, sind Sie wirklich sicher?“
„Das bin ich, Anna. Und nun beeilt euch. Wir wollen doch keine kostbare Zeit verschwenden“, antwortete er mit einem Zwinkern, um sich dann abzuwenden und zurück in das Hauptgebäude zu marschieren. Danach startete das Fahrzeug und steuerte auf den Ausgang zu.


„Ich mag das ni-nicht, Delta.“
„Mir schnurz... Kennst du einen besseren Weg?“
"Wann kommen wir endlich aus diesem Lüftungsschacht raus?"
In diesen Momenten wünschte sich Delta reden zu können. Immer weiter krabbelten sie durch die engen Schächte.
Delta wollte trotz Bewaffnung kein Risiko eingehen. Den Haupteingang und andere normale Einstiege vermeidend, hatte sie eine andere Möglichkeit gesucht. Die wage Erinnerung an Pläne, die Aran Gladis damals vor ihnen ausgebreitet hatte, waren exakte Baupläne des Wory-Turms gewesen. Aran Gladis hielt sich diesen Weg offen, um die Worys anzugreifen. Aber es kam nie dazu.
So schlichen sich die Beiden zu den Lüftungsschächten, an die sich Delta erinnert hatte und waren eingestiegen. Nach einigen falsch gewählten Wegen, die in eine Sackgasse oder an eine riskante Stelle führten, erreichten sie schließlich den Aufzugschacht. Es gab eine Leiter nach oben. Unglücklicherweise hatte Delta nicht die geringste Ahnung, wie es nun weitergehen sollte. Ihre Gedanken suchten krampfhaft nach Details über die Pläne, die sie interessiert betrachtet hatte und jetzt wollte die Erinnerung nicht auftauchen. Anja spürte das offensichtlich.
„Ich habe so ein un-ungutes Gefühl dabei, Delta“, sagte Anja und umfasste stärker den Griff ihres Sturmgewehres.


Entschuldigt, dass es so lange gedauert hat, aber ich habe lange damit gekämpft. Ich bin zu dem Entschluss gekommen den Prolog zu Ende zu führen, um das Ganze nicht halbtot hier rumgammeln zu lassen. Falls noch Interesse besteht, schreibt weiter. Ansonsten wird Assimilation für immer beendet.

Captain Hero: Entscheide, was du tun wirst. Die naive Anja wird dir aber mit Sicherheit folgen :)

Aeon525: Beantworte ihre Frage.

Rosered_Strauss: Falls es dich noch interessiert. Melde dich per PN bei mir.

Für weitere Frage und Blabla stehe ich immer offen.
 
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Captain Hero

Puppetmaster
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Krampfhaft versuchte Delta Anjas Genöle auszublenden. Es sägte ebenso an ihrem Verstand, wie die Tatsache, dass sie seit einer Ewigkeit keinen Schuss mehr bekommen hatte. Mittlerweile war sie über die Phase, in der man am Rad drehte hinaus. Vermutlich war diese sogar durch die Ereignisse der letzten Zeit regelrecht verdrängt worden. Delta hatte mal gehört, dass so etwas möglich war, hätte es bisher aber nicht für möglich gehalten. Zum jetzigen Zeitpunkt hatte der Entzug einen weitaus dezenteren, aber bei weitem zermürbenderen Einfluss auf die junge Seasnake. Anstatt definitive Schmerzen zu empfinden oder von Wahnvorstellungen überwältigt zu werden, spürte Delta nun ein tief nagendes Verlangen nach etwas, das sie nicht haben konnte, wie der Hunger oder Durst eines in der Wüste Verschollenen, nur dass dieses Verlangen weder durch Wasser, noch durch Nahrung gestillt werden konnte. Es schliff an Deltas Verstand und trocknete ihren Geist aus. Aber auch ihr Körper litt. Mund und Rachen fühlten sich wie von Sand ausgetrocknet an, ihre Haut prickelte wie an einem heißen Sommertag und ihre Muskeln waren von einem dumpfen Schmerz durchdrungen, der bei jeder übermäßigen Bewegung stach.
Verbiss war Delta bemüht weder an diese Dinge, noch an Anja zu denken, doch das stellte sich als unmöglich heraus. Im Gegensatz zu den meisten Junkies war sich Delta über ihre Sucht durchaus im Klaren, doch das machte es bei weitem nicht besser, eher im Gegenteil. Zu wissen, dass man krank war und deshalb litt und dass man selbst dafür verantwortlich war, konnte belastend sein, vor allem, wenn jemand neben einem war, der diese Probleme nicht hatte: Anja. Anja war nicht Joy abhängig. Bei ihrem ersten Schuss wäre sie an der allergischen Reaktion, mit der ihr Körper damals reagierte, beinahe gestorben. Damit war das Thema Joy für sie erledigt gewesen und auch andere Drogen hatte sie niemals angerührt.
Ein Stich des Neids setzte Delta zu. Für einen Augenblick wollte sie Anja für die Ungerechtigkeit, dass sie weniger leiden musste als Delta, nur weil sie Glück gehabt hatte, schlagen. Doch das verschwand ebenso schnell, wie es erschien.

Weiterhin nicht auf Anjas Worte eingehend - Wie sollte Delta auch, nun, wo sie stumm war? - schwang sich Delta an die Leiter des Fahrstuhlschachts. Trotz ihrer Entzugserscheinungen war sie noch immer behände genug, um die Leite rasch hinauf zu krachseln. Ein Blick nach unten verriet ihr, dass Anja es ihr gleich tat. Wenn sie sich auch partout nicht daran erinnern konnte, wo sie jetzt lang mussten, so vermutete Delta doch, dass Iwan sich trotz seines Rollstuhls in einem der oberen Stockwerke des Gebäudes befand. Das war irgendein Ich-bin-der-Boss-Komplex, den anscheinend die meisten Anführer wichtiger Organisationen oder Banden hatten. Jeder von ihnen wollte unbedingt ganz oben in einem hohen Gebäude residieren.
"D-Delta?" Fragte Anja erneut, woraufhin Delta im Klettern inne hielt und hinab sah. "Meinst du, der Fahrstuhl wird noch benutzt?" Wie aufs Kommando setzte sich die Kabine in Bewegung und fuhr ihnen entgegen. Sie konnten sich beide gerade noch an die Wand drücken, bevor er an ihnen vorbei nach oben rauschte.
Noch einen Moment innehaltend verarbeiteten die beiden Seasnakes den Schreck, bevor sie weiter kletterten und schließlich die Fahrstuhlkabine erreichten. Sie kletterten vorsichtig an ihr vorbei, wobei sie acht gaben, möglichst leise zu sein und schwangen sich auf ihr Dach. Dort öffneten sie vorsichtig die Wartungsluke, um durch sie in die Kabine hinab zu gleiten, nachdem sie sich vergewissert hatten, dass diese leer war.

Deltas Arme und Beine schmerzten von der Klettertour, doch sie zwang sich weiterzumachen. Gerade wollte sie auf den Knopf zum öffnen der Fahrstuhltür drücken, da packte Anja sie am Arm. Delta wollte ihr einen erzürnten Blick zuwerfen, doch als sie sah, wie Anja sich einen ihrer zierlichen Finger vor die Lippen hielt, erstarrte sie. Tatsächlich erklang von der anderen Seite der Tür ein Geräusch.
Hastig bedeutete Delta ihrer Kollegin, sie solle sich neben der Tür postieren und tat es ihr ihr gegenüber gleich. Keine Sekunde zu früh, denn im nächsten Augenblick trat ein einzelner Wory ein. Nichts ahnend und bereits mit seiner Pausenkippe zwischen den Lippen wurde er vollkommen von den beiden Frauen überrumpelt. Wenige Herzschläge später war die Tür wieder geschlossen und der junge Wory mit schiefem Gesicht und Glatze lag am Boden, mit dem falschen Ende des Laufs von Anjas Sturmgewehr zwischen den Zähnen und einer Delta, die auf seinem Bauch saß, demonstrativ mit einem Springmesser in ihren Händen spielend.
"W-was meine Freundin sagen möchte i-ist: Wo gehts zu Iwan?" Fragte Anja grinsend. Offenbar gewann sie langsam an Zuversicht, nachdem sie die erste Begegnung mit einem Wory vorerst für sich entschieden hatten, auch wenn dieser für einen Wory bemerkenswert 'untermotorisiert' war. Es würde sicherlich noch um einiges schwieriger werden.
 
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Aeon525

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Otaku Veteran
Dienstag, 21.10.2198, Vormittag, Moskau

Ein Stich der Eifersucht durchzuckte Tanja als die blonde Schönheit ihr Büro betrat. Ihr Körper war makellos und ohne Zweifel attraktiv. Man konnte der jungen Frau ansehen dass sie sich dieser Tatsache auch mehr als bewusst war. So schnell wie nur irgendwie möglich handelte Tanja die formale Begrüßung ab und kam zum Thema. Die Anwesenheit der Liquidatorin war ihr unangenehm. In der Nähe von Fleisch gewordenen Männerträumen kam sie sich immer minderwertig und unbedeutend vor. Sie verdammte dieses Gefühl der Schwäche und versuchte möglichst gute Miene zum bösen Spiel zu machen. „Nun," begann sie und versuchte ihr Lächeln nicht all zu verkrampft wirken zu lassen, "was führt Sie zu mir, Garland?

Tanja biss sich angespannt auf die Unterlippe während sie die Konsequenzen ihrer Entscheidung abwog. Wenn sie ablehnte würde sie sich ohne Zweifel Vlaana Azleaa zum Feind machen und dass wollte sie gewiss nicht. Im Falle das sie nur brav nickte würde Vlaana aber bald mit einer neuen Forderung kommen, und dann wieder, und dann wieder. Fieberhaft suchte Tanja nach einem Kompromiss der für beide Seiten akzeptabel war. Ihre Finger tromelten nervös die Melodie eines alten Klassikers auf die Tischplatte während sie verschiedene Möglichkeiten im Kopf durchspielte. Plötzlich kam ihr eine Idee. "Nun gut," erklärte sie mit einem freundlichen Lächeln, "ich werde ihrer Bitte entsprechen und ihnen das Komando über einige meiner Soldaten und Liquidatoren übertragen. Allerdings," sie lies das Lächeln fallen wie eine Maske die ihr langsam zuwider wurde. "will ich über jede Mission informiert werden an der meine Soldaten teilnehmen, mehr noch," fuhr sie ungerührt fort, "über die Missionen meiner Liquidatoren möchte ich bereits im vorraus in Kenntniss gesetzt werden." Sie wartete einen Moment und genehmigte sich einen Schluck aus ihrer Tasse bevor sie abschließend erklärte: "Wenn sie damit einverstanden sind werde ich unverzüglich alles was nötig ist veranlassen."
 

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„Leader?“
Der alte Mann antwortete nicht. Still schweigend wanderten seine grauen Augen über den Leib eines dahingeschiedenen Freundes. Die Gesichtszügen waren hart und zeigten keinerlei Emotion. Doch im Inneren von Sergej Wolkow zog die Trauer an seiner Fassung und wollte ihre festen, starren Mauern niederreißen, um die Gefühle eines Mannes zu offenbaren. Seine Hand wollte die des Freundes umfassen und hoffte, dass auf den kräftigen, aber herzlichen Druck eine gleiche Reaktion folgen würde. Stattdessen klammerte sich die große Hand an dem Stahl der Liege auf der Angelus Becket lag und von der er sich nie wieder selbstständig erheben würde.
Mikhail stand abseits von seinem Leader und verschränkte, nachdem jener nicht auf ihn reagiert hatte, die Hände hinter dem Rücken, um nicht respektlos zu wirken. Offensichtlich wollte er nicht seinem Anführer in seiner stummen Trauer stören.
Sergej suchte vergeblich nach Antworten in seinem Kopf und wurde immer wieder von Erinnerungen, die ihn mit diesem Menschen verbanden, heimgesucht.
„Leader?“
„Richtig.“
Das gewaltige Lichtermeer von Moskau erstreckte sich vor ihnen und die beiden Männer blickten von hoch oben auf einem Balkon wie Herrscher über diese Stadt.
„Und nun sind Sie General Kommandant aller Streitkräfte von Moskau. Faszinierend.“
Sergej lächelte.
„Nicht so beeindruckend wie Ihre Geschichte.“
Angelus winkte lächelnd ab.
„Ich hatte meine Gönner. Sie haben es jedoch ganz allein auf die Beine gestellt.“
Mit einer Hand strich Sergej eine hässliche Falte auf seiner Uniform zurecht, während Angelus einen Schluck aus seinem Glas nahm.
„Wer hätte es gedacht“, schmunzelte Angelus, „Da glaubt man, sich auf so einem Kongress zu langweilen und dann begegnet man einer Person, die das Ganze aufzuhellen vermag.“

„Leader?“
Aus dem Nebel der Erinnerungen, die für Sergej mittlerweile wie ein Fluch schienen, steigend, wandte sich Sergej zu seinem Liquidator um. Der junge Mann blickte mit kaum bemerkbarem, doch spürbarem Mitleid auf ihn.
„Was gibt es, Mikhail?“
„Wie geht es Ihnen?“
Sergej atmete hörbar aus, während er in seine Mantelinnentasche griff.
„Ich habe einen Freund verloren, Mikhail. Ich denke, diese Antwort beschreibt meine Laune am besten.“
Er konnte es vor Mikhail nicht verbergen, dazu kannte ihn sein Liquidator zu gut. Dennoch drückte er sich grob, aber freundlich gegenüber ihm, aus. Den PDA hervorholend, wollte er nachsehen, ob in seiner Trauerstunde Nachrichten eingetroffen waren. Mikhail verließ unterdessen schweigend den Raum, was ein Zeichen für Sergej bedeutete sich ebenfalls auf den Weg zu machen. Sergej ging die Emails durch und entdeckte nichts besonderes. Eine der letzten Emails hätte er beinahe übersehen.
„Eine Email von Angelus Leibwächter?“
Der Mann wollte sich in wenigen Stunden mit ihm treffen, da er Informationen bezüglich des Attentäters hätte. Sergej wurde stutzig. Er war begierig diese Informationen als Erster zu erhalten, doch verlangte jener Leibwächter einen ungewöhnlichen Ort als Treffpunkt.
Mikhail drehte sich zu seinem Leader um, nachdem dieser die Leichenhalle verlassen hatte.
„Können wir gehen?“
„Sicher, Mikhail.“
Sie gingen wortlos ein paar Schritte zu einem Aufzug, als Sergej im ernsten Ton seinen Liquidator ansprach.
„In 2 Stunden werde ich nach Hause fahren. Ich habe ein paar wichtige Dokumente vergessen.“
„Kann nicht ich das übernehmen?“
„Nein. Ich weiß, wo die Papiere liegen.“
Nach diesen Worten betraten die Beiden den angekommen Aufzug.

SL Post folgt heute oder ihr könnt mich anfragen, falls ihr es selber schreiben wollt. Das bleibt euch überlassen.
 

J-Nought

4ever Jack


Das noch vorher freundliche Gesicht wurde auf einen Schlag kalt, nachdem Tanja ihre Forderungen bekannt gegeben hatte. Helena Garland überschlug ihre Beine und legte ihre Hände auf den Schenkeln ab, so wie sie es immer tat, wenn sie versuchte sich zu beruhigen. Sie hatte noch nie ein Gespräch mit dieser weiblichen Leader gemacht und sie musste gestehen, dass sie nichts verpasst hatte. Sie war ebenso unkooperativ wie dieser alte Mann. Jener hatte sie sogar getadelt, als Helena auch einmal ihm die Befehle von ihrer Anführerin überbringen musste. Eigentlich sollte diese augmentierte Frau wissen, dass sie sich ein Risiko erlaubte. Und Helena hasste es schlechte Botschaften auszurichten.
„Wissen Sie“, begann Helena, während sie wieder ein Lächeln aussetzte, „diese Mission benötigt gerade Ihre Soldaten, da Sie einen der Truppen, deren Mehrheit aus Augmentierten bestehen, leiten. Was Ihre Forderungen betrifft, so müssten Sie wissen, dass Vlaana Azleaa nicht ein Freund von Informationsaustausch über ihre Mission ist.“
„Offensichtlich interessieren Sie sich für meine Soldaten. Daher glaube ich, dass diese Forderung mehr als akzeptabel ist. Ich habe neben Garin Drasko die besten augmentierten Soldaten und gebe diese also nicht freiwillig her.“
Helena spürte, dass diese Frau nicht nachgeben würde. Trotzdem wollte sie es auf einen letzten Versuch ankommen lassen. Der Befehl von Vlaana war klar gewesen: Keinen Informationsaustausch. Die gewaltige Explosion im Äußeren Bezirk von Moskau hatte einen starken Einfluss auf die Atmosphäre innerhalb der GOS geführt. Eine ganze Einheit war auf einen Schlag vernichtet worden, so wie das Gleichgewicht der Stadt gestört. Das schon existente Misstrauen unter der GOS wurde intensiver und man sprach von einem Komplott. Viele Leader schoben die Schuld auf Nikolai Alexei Dmitrijenko voreiliges Handeln, wieder andere auf die Einmischung von Vlaana Azleaa und das obwohl sie versuchte hatte äußerste Geheimhaltung zu wahren. Nur sehr Wenige vermuteten jemand anderen hinter diesem Ausgang: Den Clown. Vlaana selbst fühlte sich von ihm benutzt, was dazu führte, dass sie einen heftigen Wutanfall hatte. Ein Grund, warum Helena nicht mit einer schlechten Nachricht zurückkehren wollte.
„Ich kann Ihnen gegenseitige Unterstützung und das Vertrauen von Vlaana Azleaa versichern, aber ein Informationsaustausch kann aufgrund der strengen Geheimhaltung nicht stattfinden, Leader.“
Tanja legte die Hand ans Kinn und nach einigen Minuten kam ihre Antwort.
„Dann können Sie Vlaana Azleaa ausrichten, dass ich Ihr die Truppen zur Verfügung stelle. Lassen Sie mir die Liste zukommen, welche Soldaten und Liquidatoren für die Mission in Frage kommen. Den Grund dafür, wissen Sie sicherlich?“
Die blonde Frau lächelte Tanja an und nickte verstehend.
„Selbstverständlich. Sie müssen über ihre restlichen Ressourcen Bescheid wissen, deswegen habe ich die Liste gleich mitgenommen.“
Die Mappe wurde Tanja gegeben und gleich darauf von ihr überflogen.
„Sehr gut“, sagte Tanja und legte die Mappe beiseite.
Elegant erhob sich Helena von ihrem Platz und reichte Tanja die Hand.
„Vlaana Azleaa wird diese Geste nicht vergessen und sich als dankbar erweisen.“
Tanja lächelte, stand auf und fasste Helenas gepflegte Hände.
„Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Liquidatorin Garland.“
„Ihnen auch, Leader.“
Helena war mit sich sehr zufrieden, als sie das Büro von Tanja Ivanov verließ, auch wenn man es ihrem Gesicht nicht ansehen konnte. Zwar konnte sie diese augmentierte Frau immer noch nicht ausstehen, trotzdem hatte sie das erreicht, was sie wollte. Sie wollte nicht in diesem kurzen Abstand einen weiteren Ausbruch von Vlaana miterleben, da sie schon beim letzten ein Messer auf eine Untergebene geworfen hatte. Ihre nächste Aufgabe würde sich jedoch als weitaus schwieriger erweisen.
Sie drückte die Sprechanlage, als sie bei ihrem nächsten Ziel angelangt war.
„Ja, bitte?“, ertönte eine weibliche Stimme aus dem Lautsprecher.
Helena, die in dem kleinen Vorzimmer stand, antwortete.
„Hier spricht Liquidatorin Helena Garland. Ich komme im Auftrag von Leader Vlaana Azleaa. Ihr Leader war nicht zu erreichen. Kann man ihn sprechen?“
„Leider nein. Der Leader ist nicht in seinem Büro.“
Eine unzufriedener Atemausstoß von Helena folgte dieser Aussage.
„Wann wird er zurück sein?“
„Der Leader wird Sie kontaktieren.“
„Typisch“, dachte sich Helena, bedankte sich bei der Sekräterin und ging.
Nun musste sie zu einem anderen Zeitpunkt ihre Mission beginnen. Ihre Mission Leader Leonid Komarow auszuspionieren.


Nur das Licht der Sonne leuchtete durch die hohen Fenster in das eindrucksvolle und mit Skulpturen moderner Künstler geschmückten Büro von Iwan Wassiljewitsch Wory, der Anführer der Worys. Er war der Einzige, der den roten Sonntag überlebt hatte, weil er Leonid Komarow eine Kooperation vorschlug. Abigail wusste davon, da es ihr Leonid persönlich anvertraut hatte. Er war nur einer der wenigen Verbündeten, die Abigail kannte, denn nur Leonid selbst wusste, wie viele Verbündete er hatte.
Es war still in dem hohen Raum und außer ihnen, war nur Wory anwesend. Abigail und Steven folgten Anna Michailow, die für einen Moment stehen geblieben war, um ihren Blick umherschweifen zu lassen. Abigail hatte ihre Ausbilderin noch nie in Aktion gesehen, aber niemand wollte diese eiskalte Person herausfordern, am Wenigsten sie selbst. Ihr war ein Laptop und ein abgesichtertes Zimmer lieber, als ein Kampf von jeglicher Art.
Ein breiter, schwerer Schreibtisch und ein paar Meter trennten sie nach wenigen Schritten von dem alten Mann. Dieser saß in seinem Rollstuhl, wo er immer noch schweigend durch das Glas eine ergreifende Aussicht auf die Stadt hatte. In den vielen Jahren hatte Wory seinen Einfluss auf die Stadt ausgebreitet und dank verschiedener Investitionen konnte er sich als einer der reichsten Männer der Metropole bezeichnen. Im Gegensatz zu den Seasnakes pflegten die Worys enge Kontakte zu der GOS. Und das Meiste ging über den Tisch von Leonid Komarow, der sich freiwillig als Vermittler bereitgestellt hatte.
„Einen schönen guten Tag, Herr Wory“, sagte Anna freundlich, aber mit einem ernsten Unterton.
Die Antwort des alten Mannes bestand aus einem langem Schweigen und er erst nach einem tiefen Seufzen konnte man die tiefe, männliche Stimme hören.
„Ist Ihr Leader mit Ihnen gekommen?“
„Leider nein“, antwortete Anna und ihre klare Stimme hallte durch den Raum, in welchem sich für Abigail plötzlich eine unangenehme Atmosphäre ausbreitete, wie frische Luft, sobald man ein Fenster eines lange geschlossenen Zimmers öffnete.
„Das überrascht mich“, sagte Wory und drehte sich in seinem Rollstuhl zu ihnen um, so dass sie sein vom Alter gezeichnetes Gesicht sehen konnten.
Abigail hob durch diese Aussage die Augenbrauen, sagte jedoch kein Wort. Anna hatte es ihnen auf ihre unfreundliche Art, besonders verstärkt zu ihr in den letzten Tagen, klar gemacht, dass sie allein das Reden übernehmen würde. Sie hatte noch nie den alten Mann gesehen, sondern nur über ihn gelesen oder gehört. Ein unachtsamer Schritt nach einer Feier hatte den vom Alkohol benebelten Iwan Wory mehrere Treppenstufen fallen gelassen und der Sturz hatte ihm seine Kraft zu gehen geraubt. Ironischerweise war Wory ein Mann, der nicht auf Augmentierungen ansprach und so war er für immer an diesen Rollstuhl gefesselt. Der Kopf der augmentiertesten Banden von Moskau konnte nie verbessert werden.
Die junge Frau versuchte das Gesicht des Mannes zu erfassen, da das Licht in seinen Rücken schien und somit nur undeutlich erkennbar war. Doch das, was sie sehen konnte, stellte für einen Augenblick die Zeit still.
Ein von Wut verzerrtes Gesicht mit hasserfüllten Augen starrte sie an und ließ Abigail steif werden.
„Er hat mich betrogen! Verkauft hat er mich! Nach all den Jahren! Und dann ist er nicht Mann's genug sich in Angesicht mit mir zu stellen.“
Worys Hand verkrampfte sich um den Rollstuhl.
„Zwei meiner Söhne haben den Tod bei diesem Verrat gefunden und er wagt es...“, er stockte, „Er wagt es.“
Seine Stimme verlor sich und er verfiel in ein Schweigen. Er rang mit seiner Fassung, das konnte Abigail spüren. Sie warf einen Blick auf Anna, deren Hände zu Fäusten wurden und ihre Kiefermuskeln sich angespannt hatten. Abigail wollte raus. So schnell wie möglich.
„Herr Wory, verstehen Sie...“
Weiter kam Anna mit ihren Worten nicht, denn die Stimme des Angesprochenen fuhr ihr dazwischen, wie ein Schwert in Fleisch.
„Ich verstehe sehr wohl, Anna Michailow. Ich verstehe sehr wohl die Spielchen von Leonid. Er versicherte mir die Seasnakes auszuräuchern. Für immer!“
Er rollte auf seinen Schreibtisch zu und Abigails Sinne drangen sie zur Flucht, doch sie war wie gebannt.
„Stattdessen hetzte er mir diesen Schlächter von Nikolai und diese Hure Vlaana auf meine Leute. Nur das Zünden der Bombe bewahrte die Mehrheit meiner treuen Untergebenen vor dem Schlimmsten. Doch...“, er machte eine Pause und Melancholie schwang in seine Stimme, „Begreife ich nicht das Warum. Können Sie es mir beantworten, Anna? Warum dies geschehen musste?“
Abigail starrte Anna an. Sie überwältigt von diesen Informationen und Leonids Kaltblütigkeit, die sie eigentlich von Anna erwartet hatte. Trotzdem hoffte sie, dass Anna die richtigen Worte finden würde.
Die Liquidatorin ließ sich einen Moment Zeit und wirkte auf Abigail fremdlich unsicher.
„Nein.“
Dann rannte sie auf den alten Mann zu.
 
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