[Beendet] Assimilation [Prolog]

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Captain Hero

Puppetmaster
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"NAAAAAAAAAAAIIIIIIIIIIIIIIIIIEEENN!!!" Jedem Anwesenden klingelten die Ohren beim Klang von Deltas Stimme, so laut schrie sie voller Frustration, Verzweiflung und Wut auf. "IHR WERDET IHN MIR NICHT NEHMEN!"
Gerade noch schienen die Dinge gerettet zu sein und nun brach erneut alles auseinander. Tränen liefen Deltas von Blut und Dreck bedecktes Gesicht herab.
Ihre Hand tastete nach der Eisenstange, die noch immer neben ihr lag. Gegen die Assassinen konnte Delta unmöglich bestehen, doch das spielte keine Rolle. Sie hätte sogar mit bloßen Händen einen Kampfpanzer angegriffen, um Aran Gladis zu befreien. Bevor sie sich jedoch auf auf die Assassinen stürzen oder unter ihren Klingen sterben konnte, erbebte die Kaverne. Putz rieselte herab und sogar ganze Steine fielen von der Decke. Einer schlug direkt neben Delta auf. Nur eine Bruchteilsekunde später brandete eine Wolke aus Putz, Wasser- und Chemiedampf aus den Korridoren in Richtung Gänsetreff heran, die jedem im Raum vollständig die Sicht nahm.
Aus Richtung der Assassinen klang das dumpfe Klatschen einer Faust die auf ein Magengrube traf und dann die Stimme Aran Gladis. "Flieh Delta. Hier kannst du nicht gewinnen. Du musst entkommen." Die Worte des Mannes, den Delta wahrhaft respektierte und verehrte drangen in ihren Verstand. Sie hielten sie davon ab, sich in den Tod zu stürzen.
Erneut war das elektrische Knistern zu hören, als die Assassinen Aran Gladis abermals schockten.
Benommen taumelte Delta dorthin, wo sie den Abwasserzulauf vermutete. Als sie an ihren Füßen die Kante spürte, blieb sie stehen. Irgendwo dort in dem Staub, der sich bereits wieder zu legen begann, waren die Assassinen und warteten darauf sie auszumachen. Doch Delta würde nicht verschwinden, bevor sie noch eines getan hätte.
"Ich werde kommen und dich retten Aran." Schwor Delta. Ihr war egal, dass sie mit ihrer lauten Stimme ihre Position an die Assassinen preis gab. "Und wenn ich ganz Moskau bis auf die Grundmauern niederbrennen muss!"
Delta sprang. Nur um Haaresbreite verfehlte sie die surrende Klinge einer Assassine.

Die Chemie brannte ihr in Nase und Augen, als Delta in das brackige Abwasser eintauchte. Mit schnellen Zügen zog sie sich durch das trübe Wasser voran. Ihre Hände fanden den Eingang eines Tunnels. Weitere Anstrengungen brachten sie in die Öffnung hinein. Zu ihrem Glück schwamm sie mit der Strömung.
Mittlerweile schmerzte Deltas Lunge. Die Luft ging ihr aus. Mühsam quälte sie sich weiter voran. Nur der Gedanke daran, für Aran Gladis überleben zu müssen und was er ihr bedeutete, verlieh ihr die Kraft weiter zu machen. Doch schließlich reichte auch dies nicht mehr. Ihre Reflexe übernahmen die Führung und ließen sie nach Luft schnappen. Ein widerlicher Schwall Abwasser schoss Delta in Mund und Lunge. Prustend wollte sie auftauchen, um nach Luft zu schnappen. Doch da war nur das Wasser, das den Tunnel vollkommen ausfüllte. Mit einem dumpfen Knall rammte sie ihren Kopf an die steinerne Decke des Tunnels.
Deltas Welt versank in Dunkelheit.
 
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J-Nought

4ever Jack


Ein Atmen. Ihr Atmen.
War sie tot?
Konnte man sich atmen hören, wenn man tot war?
Mit dem Befehl des Gehirnes angereizt, versuchten die Muskeln die Glieder zu bewegen, aber nur geringe Freiheit wurden ihnen gelassen. Sie spürte einen Widerstand an ihren Armen und Beinen, so dass jegliche Bewegung zwecklos war. Die Stimmbänder wollten dank der ausgestoßenen Luft der Lunge einen Ton formen, doch auch ihnen wurde ein Erfolg versagt. Die Augen blickten in tiefes Schwarz und wussten nicht, ob sie noch existierten.
War sie tot?
Mit heftigen, verzweifelten Rütteln wollte sie sich befreien. Der Widerstand war da und sie wollte ihn brechen, sich von ihm befreien. Die Versuche blieben erfolglos und brachten diese erst zum Stillstand, als sich eine warme, leicht raue Hand auf ihre mit zarten Perlen benetzte Stirn ablegte gefolgt von einer ebenso beruhigend wirkenden Stimme.
"Shh, Samantha, ruhig. Beruhige dich. Es ist alles in Ordnung."
Die Hand strich behutsam über die Haut und das Haar der jungen Frau. Langsam lösten Erschöpfung, Schmerz und das Streichen eine Ruhe in Delta aus. Langsam sank sie in einen beruhigend traumlosen Schlaf. Das sanfte Ziehen der Nadel, die den Arm verließ, spürte sie kaum. Nur die schleichende, betäubende Kälte, die durch ihren Körper strömte, war die letzte Empfindung vor der unaufhaltsam kommenden Ruhe.
"Du bist in Sicherheit, Samantha. Schlaf."

Immer näher kamen ihre Augen dem Licht bis der Verband seine Aufgabe als schützenden Umgriff ihres Kopfes beendete. Das grelle Weiß brannte in ihren Augen und sie zwinkerte unbeholfen. Erst als ihr wenige Tropfen aus einem Plastikfläschchen auf die bloßen Äpfel geträufelt wurden, schwand der Schmerz und die Unfähigkeit das Licht anzusehen.
Ein Kopf mit grau melierten Haaren und einem gepflegtem Stopelbart entfernte sich aus dem Weiß. Nach kurzer Zeit fühlte sie, wie sich der spürbare Druck an ihren Gelenken gelöst wurde und sie die Möglichkeit bekam, sich frei zu bewegen.
Delta richtete sich in der Liege auf.
Sie war nicht allein in dem Raum. Zwei weiteren Liegen standen in dem weiß gestrichenen Zimmer, welche ein Teil der Praxis, die schon einige Male einen Besuch von Delta bekommen hatte. In einer der Liegen lächelte ihr schief das zum Teil bandagierte Gesicht von Anja, die an einem Tropf hing und regungslos Delta anstarrte. Mit einer Kopfdrehung blickte Delta in die Gesichter von Doktor Cavin, einer Arzthelferin und Jolie, die relativ unverletzt wirkte. Ihre Augen bohrten sich misstrauisch in jene von Delta.
"Bist du endlich wach. Wurde auch Zeit."
Doktor Cavin wandte sich an Jolie, jedoch hörbar für Delta.
"Ihren eigentlich Zustand kann ich mit meinen verfügbaren Mitteln noch nicht vollständig wiederherstellen."
Delta wollte etwas zu der letzten Bemerkung von Jolie sagen, doch jegliche Versuche Worten einen Ton zu geben, scheiterten. Das Einzige, was dies zur Folge hatte, waren kratzende Schmerzen in ihrem Hals, als würde sie Rasierklingen verschlucken wollen. Verwirrt und hilflos liefen ihre Pupillen von Punkt zu Punkt in dem weißen Patientenraum der Praxis und suchten nach einer Erklärung. Sie erhielt eine, als Cavin sich ihr näherte.
"Sie kann nicht reden. Die Chemikalien haben ihren Stimmbändern schweren Schaden zugefügt. Ich bezweifle, dass Samantha ohne die Hilfe einer Augmentation wieder fähig sein wird zu sprechen."
Blick traf Blick und Cavin atmete tief ein.
"Ich habe alles versucht. Es tut mir Leid, Samantha."
 

Rosered_Strauss

Drama Sith Queen
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Steven unterdrückte ein herzhaftes Gähnen. Dunkelheit umgab ihn - besser gesagt, ein dunkler Sack. Man hatte ihm so die Sicht genommen, um den Abtransport auf seine eigene Bitte hin möglichst "realistisch" zu gestalten. Innerlich sah er noch die letzten Augenblicke in seiner alten Wohnung vor sich. Kamarows Grinsen auf seine letzte Bemerkung hin, bevor Steven sich zu Boden warf und anfing, überzeugend den Gejagten zu spielen. Die GOS- Leute, die überzeugend mitspielten - so überzeugend, dass ihm immer noch einzelne Rippen schmerzten. Aber alles in allem war es wohl recht gut gelaufen. Er wurde die Treppenstufen hinuntergeschleift. Er liess sie das machen, denn er hatte mit Dunkelheit eher wenige Probleme. Immerhin war er für so einen Scheiss ausgebildet worden. "Gute Reise." hörte er Kamarow neben sich leise sagen. Dessen Lächeln brauchte er nicht zu sehen um zu wissen, dass es da war. Jetzt wurde es eben. Sie mussten nun im Erdgeschoss angekommen sein. Er wurde aus der Tür gezogen. Er wehrte sich. Ernsthaft genug, um die GOS - Beamten ruppiger werden zu lassen. Nicht ernsthaft genug, um tatsächlich davonkommen zu können. Die verzweifelte Tat eines zu Tode verurteilten, so wirkte es. Und so sollte es wirken. Er wurde hochgehoben und in einen Wagen geworfen. Zwei weitere Beamte stiegen hinzu. Er hörte, wie eine Pistole entsichert wurde.

"Du ahnst gar nicht, wie es mich freut sie endlich kennenzulernen." hörte er eine ihm allzu bekannte Stimme. Die Tür schloss sich. Der Van fuhr unmittelbar darauf los. "Ich freue mich auch, dich zu sehen, Herzblatt. Wärst du so freundlich, mir diesen Sack abzunehmen? Du weisst doch, wie sehr ich mich im Dunklen fürchte." meinte er zynisch. Abigail lachte kurz. "Aber nein, es muss doch möglichst realistisch wirken, nicht wahr? Das war doch dein Begehren. Ausserdem geniesse ich es viel zu sehr, dich so vor mir zu haben." Steven stöhnte gespielt gequält auf. "Oh Süße, dein Charme ist wie immer umwerfend. Mein Herz schmilzt schon praktisch aufgrund deiner Art der liebevollen Zuwendung." Ein Tritt traf ihn in die Magengegend. Der Wucht nach zu urteilen war es Abigails Tritt. "Schlaf jetzt, Schlappschwanz. Oder halt am Besten einfach die Klappe. Wir sind bald da." Steven blieb keine allzu große Alternative. Zuerst mussten sie durch die Kontrollen, da blieb er am besten einfach liegen. Er entspannte sich, so gut es eben ging, und blendete seine Umwelt aus. Am Rande seines Bewusstseins bekam er mit, wie nach einiger Zeit einer der beiden Beamten ausstieg und sie durch die Kontrolle lotste. Nach weiterer Fahrt wurde ihm dann endlich der Sack vom Kopf genommen. "Na endlich." brummte er, und wechselte seine Oberbekleidung in etwas passenderes. Im GOS- Bezirk wäre er wohl mit seinen alten, verlotterten Sachen zu sehr aufgefallen.

"Ich bin ja der Meinung, ein einfaches Zimmer für dich hätts auch getan, aber naja, Entscheidung von oben." meinte Abigail mit einem Schulterzucken, als sie vor der neuen Wohnung ankamen. Er grinste sie an. "Entspann dich, Sonnenschein. Gönn mir doch einfach den Komfort, bevor wir an die Arbeit müssen. Zumindest die nächsten paar Minuten."
 

Captain Hero

Puppetmaster
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Dienstag, 21.10.2198, Mittag, Moskau, Innenbezirk, Praxis von Doktor Calvin

Deltas Gedanken rasten so sehr darum, was mit Aran Gladis und den Seasnakes geschehen war, dass sie sich nicht einmal fragte, wo sie nun war. Sie kannte die Leute um sich herum. Da waren die beiden Seasnakes Anja und Jolie und Doktor Calvin, der immer versuchte auf väterliche Weise mit den Anhängern der Snakes umzugehen, wobei er auch recht erfolgreich war. Das genügte Delta als Garant für ihre vorläufige Sicherheit.

Doch dann traf Delta eine neue Hiobsbotschaft. Wie der Doktor ihr offenbarte, waren ihre Stimmbänder verätzt, weshalb sie nie wieder in der Lage sein würde zu sprechen, sofern sie keine Augmentation erhielt.
Was für ein Witz! Delta hätte gelacht, wenn sie könnte. Für einen Menschen ihres Standes war das erlangen einer Augmentation, vor allem einer solch subtilen, wie eines Vokalisators, ein annähernd unerreichbarer Wunsch. Sie war weder bei einem der großen Konzerne versichert, noch konnte sie eine solche Cyberware aus eigener Tasche bezahlen, geschweige denn des komplizierten Eingriffes.
Für immer stumm...

Delta schluckte. Die Anderen sprachen auch mit ihr, doch die Worte glitten einfach von ihr ab. Obwohl ihre Augen offen waren, nahm Delta nicht mehr wahr, was sich um sie herum abspielte. Alles um sie herum wurde dumpf und unwichtig. Sie hatte ein Gefühl, als wenn ihr Geist in einen dunklen mit warmen Wasser gefüllten Tank tauchte. Nur sie und das Spiel eines entfernten Pianos existierten noch in Deltas Welt.
Erst hatte man ihr Aran Gladis genommen und damit auch ihre Familie, die Seasnakes, die nun ohne Anführer zerfallen würden.

Am liebsten hätte Delta Frustration und Wut über diese Dinge laut heraus geschrien, doch nun hatte man ihr auch noch ihre Stimme genommen. Dabei hatte sie ihre Stimme sehr gemocht. Sie war stets das einzige an Delta gewesen, das immer gleich blieb, egal welche Entbehrungen sie auch ertragen musste. Tatsächlich hatte es mal eine Zeit gegeben, in der Delta mit ihr gesungen hatte. Natürlich wusste davon niemand. Nur Ozu hatte sie manchmal singen gehört, dann aber so getan, als würde er nichts mitbekommen, um Delta nicht zu beschämen. Dabei hatte Delta insgeheim darauf geachtet, sich von Ozu hören zu lassen, damit dieser irgendwann einmal etwas dazu sagt. Leider war dies nie geschehen. So würde es wohl bleiben...

Allmählich kehrten Deltas Gedanken zu Aran Gladis zurück. Die GOS hatte ihn gefangen genommen - entführt. Niemand der in die Hände der GOS geriet, kehrte zurück. Jedenfalls nicht als der Mensch, der er zuvor war. Aber es war auch sonst niemand wie Aran Gladis. Dieser Mann hatte schon immer eine physische und mentale Stärke besessen, die Delta seit jeher übermenschlich vorkamm. Nur weil andere es nicht schafften der GOS zu entkommen, musst dies nicht auch für Aran Gladis gelten.
Andererseits... Die GOS beherrschte die Welt - das war wahre Macht. Selbst ein Mann wie Aran Gladis konnte dort an seine Grenzen stoßen.
Ist er nicht von ihnen gefangen genommen worden? Wie konnte Delta sich also so sicher darüber sein, dass Aran Gladis entkommen würde. Nein... alleine konnte das kein Mensch schaffen. Selbst Aran Gladis nicht.
Aran Gladis würde Hilfe benötigen und Delta würde diese Hilfe sein!
Von einen Moment auf den anderen war die Sache für Delta so sehr entschlossen, dass sie sich unaufhaltsam fühlte. Selbst...
"Verdammt Delta! HÖR AUF!!! Du tötest sie!"

Verwirrt schreckte Delta hoch. Sie saß aufrecht im Bett. Ihr bandagierter rechter Arm blutete dort, wo sie sich soeben den Venenkatheter herausgerissen hatte. Die Finger ihrer anderen Hand hatte sie mit den Kuppen tief in die Jolies Kehle gedrückt.
Nur langsam realisierte Delta, was hier wohl gerade geschehen war. Sie hatte in ihrer Entschlossenheit unbewusst versucht aufzustehen. Jolie und Doktor Calvin hatten sie dabei wohl aufhalten wollen, woraufhin Delta Jolie an der Kehle gepackt hatte.
Leicht verdutzt lies Delta die junge Frau wieder los, woraufhin diese ächzend zu Boden sank. Sofort eilte eine Arzthelferin, die Delta bisher entgangen war, Jolie zur Hilfe, wurde jedoch unsanft abgewiesen.
"Du solltest wirklich noch liegen bleiben Delta." Warnte Doktor Calvin sie mit ruhiger, aber eindringlicher Stimme. "Du hast einiges abbekommen und wenn du willst, dass es dir besser geht, musst du dich erst noch ausruhen." Sanft aber bestimmt drückte der ältere Mann Delta zurück in ihr Kissen. Dieses mal wehrte Delta sich nicht. Die Leute hier würden sie nicht in ruhe ziehen lassen. Sie würde später verschwinden, wenn niemand mehr auf sie achtete.

Doktor Calvin nahm etwas von seiner Helferin entgegen und hielt es Delta hin. Es waren ein kleiner Notizblock und ein Bleistift. "Hier. Damit solltest du dich vorerst verständigen können, bis du die Gebärdensprache gelernt hast. Du kannst doch lesen und schreiben?"
Ungelenkte Wut stieg in Delta hoch, woraufhin sie den Block samt Stift aus der Hand des Doktors schlug. Sie konnte durchaus Lesen und Schreiben, aber sie wollte sich nicht mit diesem bescheuerten Block zum Affen machen und die Gebärdensprache wollte sie erst recht nicht lernen.
Die anderen im Raum sahen sie ratlos an. Nach einem Moment dreht sich Doktor Calvin zum gehen. Die Arzthelferin begleitete ihn.
 

J-Nought

4ever Jack


Wild und gierig züngelten die Flammen der noch vor kurzem in einer mächtigen Explosion aufgegangen Lagerhalle. Die brutale Kraft hatte anliegende Gebäude durch Druckwelle und wegstoßende Trümmer beschädigt und auf manchen fingen Feuer sich ungestüm in sie zu fressen. Das umgeworfene Kommandofahrzeug lag auf der Seite und war schwer beschädigt worden. Rudolf begutachtete das Fahrzeug wortlos, während sein Leader wie gebannt auf das erschreckende Schauspiel starrte. Nicht nur aus der Halle loderten Flammen, sondern auch in den Augen Nikolais. Verzweiflung, Wut und Verwirrung zeichneten sich in ihnen ab. Die übrigen GOS-Soldaten aus seiner Einheit hatten sich bei ihm versammelten und deren Sergants versuchten immer wieder Kontakt zu den anderen Truppen herzustellen, was bislang zwecklos blieb. Rudolf hatte ihnen die Befehle gegeben, da Nikolai sich nicht zu Wort gemeldet hatte. Seine Gedanken schwirrten unkontrolliert in seinem Kopf herum und suchten nach einer Lösung, einem Sinn für diesen Ausgang seiner Mission. Er hatte alles beachtet und dennoch versagt.
Rudolf war mittlerweile vom Fahrzeug zu seinem Leader geschritten und blickte ihn ohne eine Wort zu sagen einige Minuten lang an.
"Leader. Wir haben bis jetzt keinen Kontakt zu den operierenden Einheiten herstellen können", Rudolf verstummte für einen Moment, als würde er die folgende Frage vermeiden wollen, "Ihre Befehle?"
Sein Leader antwortete nicht. Nikolai atmete jedoch tief ein. Er stieg aus seinem Gedankenmeer und holte Luft, um wieder einzutauchen. Abe er verweigerte sich einen erneuten Abstieg in wilden Ströme. Vorerst. Nikolai wandte sich zu Rudolf um. Ein Leader, wie er einer war, musste seinen Soldaten ein Führer sein, der auch einer Niederlage ins Gesicht sehen konnte.
"Sakura wird es womöglich überlebt haben. Konzentriert euch auf sie. Außerdem nehmt ihr sofort Verbindung zur Zentrale auf und berichtet ihnen den Ganzen Verlauf ausführlich. Wir brauchen Sanitäter und Feuerwehr."
Rudolf nickte ernst, um daraufhin die gegebenen Befehle an die Soldaten weiterzugeben. Nikolai drehte sich wieder zu der brennenden Ruine zurück. Sein Körper schien ganz steif zu sein, wie damals bei dem Unfall seiner Familie. Nikolai hatte schon immer Probleme schlucken können, ohne dass sein Äußeres davon etwas offenbarte. Aber Jeder stieß irgendwann an seine Grenzen. Er zog sich einen Handschuh aus und wischte sich mit der bloßen Hand über die Stirn. Sein Blick fiel auf die benutzte Hand. Kalter Schweiß klebte auf der hellen Haut.
Wie würde es weitergehen? Nikolai wusste bereits mit aller Sicherheit, dass ihn der Statthalter zur Rede stellen würde. Das gewaltige Chaos würde sich wie ein Lauffeuer durch Moskau verbreiten und Nikolai zweifelte daran, dass dies zu vertuschen der überwachte Presse möglich war. Man würde die Schuld einfach auf Rebellen, technisches oder menschliches Versagen schieben. So war es schon immer gewesen.
Nikolai hustete und schritt zu seinem Liquidator. Der Leader fühlte sich leer und Niederlage saß tief. Ihm fiel nur eine Lösung ein wieder zur Ruhe zu kommen.
Rudolf drehte sich überrascht um, als plötzlich sein Leader neben ihm stand und ihn mit einem Blick, der Sehnsucht schrieb, an ihm vorbeistarrte. Eine Zigarette wurde zwischen die schmalen Lippen gesteckt und ein weiteres, jedoch kleineres Feuer im Gegensatz zu dem brennendem Hintergrund, entzündete die Spitze. Sie glühte heiß auf, als Nikolai einen tiefen Zug nahm. Den blauen Rauch aus seinem Mund ausstoßend, sah er seinem Liquidator in die Augen.
"Hol mir einen Wagen, Rudolf, ich will meine Tochter sehen."
 

Aeon525

He who doesn't care
Otaku Veteran
Dienstag, 21.10.2198, früher Morgen, Moskau, in der Nähe des GOS-Bezirkes

Tanja raufte sich das nasse Haar während sie unruhig um den Tisch herumlief. Ob es ihm gut ging? Ob er Schmerzen hatte? Sie war gerade aus der Dusche gekommen als sie die Mail von Mikhail erhalten hatte. "Angeschossen, hat er geschrieben. Warum so verdammt unpräzise?" Wie ein wildes Tier tigerte sie um den Tisch herum auf dem ihr PDA stand. Doch es wollte einfach keine neue Nachricht kommen. Sie lies sich auf ihr Sofa fallen und schaltete den Fernseher ein. Angespannt zappte sie durch die Kanäle, während sie nervös an ihren Fingernägeln kaute, doch nirgends wurde über eine Schießerei mit GOS Einheiten berichtet.
Selbstverständlich nicht. Die Mission mit der Sergej betraut worden war, war schließlich streng geheim. Das der Vize-Stadthalter von New York, Angelus Becket in die Stadt kommen sollte wusste sie auch nur weil Mikhail es ihr mitgeteilt hatte. Sie verstand sich gut mit dem jungen Liquidator ihres Onkels. Sie nahm den PDA und las noch einmal die Nachricht, dann noch einmal und noch einmal. Ihr Blick blieb beim Namen des Krankenhauses hängen. Ob sie hinfahren sollte? Sergej würde bestimmt nicht wollen das sie seinetwegen ihre Pflichten vernachlässigte. Sie steckte sich eine Zigarette in den Mund, legte sie zurück, nahm sie wieder in die Hand. Schließlich fasste sie einen Entschluss. Sie zerbrach die Zigarette, warf sie achtlos in eine Ecke und verließ das Haus.

Tanja raste durch die Stadt. Der morgendliche Berufsverkehr wurde zunehmend schlimmer. Mit Hupe und Ausweis kämpfte sie sich durch die vollen Straßen. Sie war beinahe am Krankenhaus angekommen als es passierte. Sie fuhr eine scharfe Rechtskurve als plötzlich ein Auto vor ihr stand. Reflexartig drückte sie das Bremspedal bis zum Anschlag durch, konnte jedoch nicht verhindern das sie dem Vordermann in den Kofferraum fuhr. Die Fahrertür öffnete sich und ein Mann stieg aus, er tobte. Wüste Flüche und Beleidigungen brüllend kam er auf Tanja zu. Auch Tanja stieg aus und der Mann verstummte auf der Stelle. Ihre Bionics hatten immer eine solche Wirkung auch wenn es ihr dieses Mal ganz recht kam. Den Mann völlig ignorierend sprang sie über die Leitplanke um sich zu Fuß auf den Weg zum Krankenhaus zu machen.

Sie erreichte das Krankenhaus eine kanppe viertelstune später. Schon von weitem sah man die unzähligen GOS Soldaten die das Krankenhaus bewachten. Keine Frage, hier war Becket und bei ihm bestimmt auch Sergej. Sie strich sich provisorisch die Harre zurecht und klopfte den gröbsten Schmutz von der Kleidung. Dann trat sie festen, entschlossenen Schrittes durch das Eingangstor. Den herbeieilenden GOS Soldaten hielt sie nur ihren Ausweis entgegen ohne auch nur für einen Moment ihr Tempo zu drosseln. Und tatsächlich liesen die Soldaten sie passieren. Sie betrat den Spitalkomplex.

Der Geruch von Desinfektionsmitteln umfing sie. Sie hasste ihn. Verabscheute ihn. Zu viele unangenehme Erinnerungen hafteten an diesem Geruch. Sie sah sich um. Der Vorraum war beinahe leer. Einige, überflüssig wirkenden, GOS Soldaten standen an der Rezeption, die jedoch nicht besetzt war. Sie trat zu den Soldaten hinzu und schnauzte den ersten an der sich zu ihr umdrehte: "Bringen sie mich zu Becket, sofort!" Der Soldat zuckte zusammen, nickte hastig und führte sie rasch durch die verwinkelten Gänge des Krankenhauses bis sie schließlich beim Operationssaal ankamen. Am Ende des weiten weißen Ganges an dessen Ende der Operationssaal lag saßen Sergej und Mikhail auf einer Bank. Beim Anblick Sergejs fragte sich Tanja ob es wirklich eine gute Idee gewesen war herzukommen. Sie begann plötzlich ihre Entscheidung zu bereuen. Hilfesuchend sah sie sich um. Sie wurde zunehmend nervöser umso näher sie Sergej kamen. Sie kam sich plötzlich hilflos und verlassen vor. Sie wurde immer langsamer und wünschte sich nie an der Bank anzukommen doch das schwere auftreten der Militärstiefel hallte unerbittlich durch den Gang wie ein Paukenschlag. Schließlich erreichte der Soldat die Bank und drehte sich zu ihr um. Mikhail hatte sie bereits bemerkt, schien nun aber selbst nicht recht weiter zu wissen und wich ihrem hilfesuchendem Blick aus um konzentriert auf die Tür zum Operationssaal zu starren. Sergej hatte sie noch nicht bemerkt. Er starrte mit sorgenvoller Miene und in Gedanken versunken zu Boden. Der Soldat öffnete den Mund und Tanja wünschte sich die Zeit würde stehenbleiben. Doch die Zeit war unbarmherzig und unerbittlich. "Hier sind wir, Leader Ivanov." Langsam hob sich Sergejs Kopf und wandte sich ihr zu. Sie stand nur einen Meter von ihm entfernt. Sie wollte etwas sagen, einfach irgendetwas, doch ihre Stimme versagte und so stand sie stumm vor dem Operationssaal. Selbst der Soldat schien die Anspannung die in der Luft hing unangenehm zu sein. Er schlich sich leise davon und eine erdrückende Stille breitete auf dem Gang aus.
 

J-Nought

4ever Jack


Delta saß auf der Liege und durchbohrte mit ihrem Blick die weiße Wand. So sehr starrte sie gedankenverloren. Ihre Gedanken zogen wilde Bahnen in ihrem Kopf und wollten einfach keinen Halt machen. Stimmlos wie sie nun war verharrte sie in dieser Position seit Jolie den Raum nach Doktor Calvin verlassen hatte. Sie wollte noch Informationen über das vergangene Geschehen erfahren, doch als sie gemerkt hatte, dass Delta nichts sagen wollte, war sie fluchend durch die Tür aus dem Zimmer marschiert.
Ihre Zimmergenossin hatte sich unterdessen schwerfällig in ihrem Bett aufgerichtet, um Delta besser sehen zu können. Anja hatte schon immer diesen Tick gehabt. Sie musste Menschen in das Gesicht sehen, sonst konnte sie nicht vernünftig mit ihnen reden und stotterte nur wirres Zeug, aus dem sich nur sehr wenige fähig waren, etwas verständliches herauszuhören. Deswegen ermahnte sie die Leute auch vorher, sobald sie sie ansprechen wollte.
"Delta. Delta?"
Ihren Namen aus dem Munde Anjas vernehmend richtete sich Delta aus ihrer leicht gebeugten Haltung auf und blickte die bandagierte junge Frau an. Sie war ein Jahr älter als Delta, aber sie besaß nur ein schwaches Selbstbewusstsein und war die meiste Zeit mit ihrem schiefen Lächeln auf dem schmalen Gesicht zu sehen. Das rechte Auge, welches nicht unter einem Verband lag, beobachtete Delta aufmerksam.
"Wir sind nicht mehr da, nicht wahr?"
Delta runzelte die Stirn. Sie hatte Anja noch nie wirklich verstehen können, da sie immer beim Reden in ihren roten Schal gesprochen hatte. Aber nun gab es keinen Schal mehr und man merkte, dass sich das junge Ding deutlich unwohler fühlte. Und es war mehr als nur das Fehlen ihres Schals.
"Die Seasnakes gibt es nicht mehr. Es ist aus mit uns. Oder?"
Anja wollte eine Antwort. Auch wenn Delta sie ihr nicht sagen konnte.


Nachdem Steven aus dem Badezimmer getreten war, bemerkte er die weibliche, vertraute Gestalt auf seinem Schreibtisch sitzend. Selbstverständlich zerknitterte dabei ihr Hintern Dokumente und andere Unterlagen, was diese Person jedoch nicht weiter zu stören schien. Es war etwas anderes, dass sie zu Steven gezogen hatte.
"Was brauchst du, Abigail?"
Die junge Frau mit den schwarzen Haaren und dem unausstehlichem Charakter schien wieder einen ihrer "Momente" zu haben. Abigail war eine äußerst launische Frau, die sich in kürzerster Zeit von einem ruhigem Gewässer in einen schrecklichen Sturm verwandeln konnte. Außerdem hatte sie einen rebellischen Charakter, der ihr kaum Sympathie unter ihren Vorgesetzten eingebracht hatte. Warum Leonid Komarow trotz all der Vorwürfe zu ihr gestanden war, schien für die Mehrheit unbegreiflich. Es mussten wohl ihr herausragendes Können als Hackerin gewesen sein, die er ihr ermöglicht hatten, in die obere Liga der auszubildenden GOS-Soldaten zu kommen. Für Leonid als Leader war es nicht ungewöhnlich so eine Art von Soldat in seine Reihen aufzunehmen. Viele bezeichneten seine ganze Einheit als "Freakshow", was Leonid jedoch immer wieder ein noch breiteres Lächeln in sein markantes Gesicht zauberte, sobald er es zu hören bekam.
Abigail kaute auf einem Kaugummi herum und hatte ihre Beine überschlagen. Stevens Augen streiften über den Körper von Abigail. Sie war eine reizvolle Frau, die sich aber unter schwarzer Kleidung versteckte und nur in Stevens Anwesenheit etwas von ihrer gesunden, schneeweißen Haut preisgab. Auch in diesem Moment trug sie nur eine schwarze, enganliegende Hose und ein ebenso tiefschwarzes Tanktop. Das Weiß ihrer Haut schien im Dunkeln zu glänzen, aber diese anmutige Erscheinung wurde durch das regelmäßige Kauen gestört und zunichte gemacht. Naserümpfend über diese Tatsache, trocknete Steven seine Hände an einem Handtuch aus dem Badezimmer ab und warf es auf das Bett. Er legte das Handtuch über einen Stuhl, der gegenüber von der sitzenden Abigail stand und nahm darauf Platz.
"Lass mich raten... Du kannst nicht schlafen?"
Diese notorisch, nachtaktive Frau hatte ihn schon oft angerufen oder mit ihm gechattet, weil sie nicht schlafen konnte. Seine Augen wanderten auf die neongrüne, digitale Anzeige der Wanduhr und bestätigten seine Müdigkeit. Die Möglichkeit aus dem Fenster zu schauen, ob es schon langsam hell werden würden, hatte Steven nicht. Es war eine fensterlose Unterkunft, wie es unzählig weitere im GOS-Bezirk gab. Abigail stoppte ihr Kauen und holte das Kaugummi mit zwei Finger aus ihrem Mund, um es geschickt an den Rand des Mülleimers von Steven zu schnippen, was Steven mit einem weiteren resignierten Seufzer die Augen verdrehen ließ.
"Was glaubst du? Was genau hat Leonid vor?"


Fortsetzung folgt, was Aeon und Janoko betrifft.

Für Rosered und Hero habe ich folgendes Szenario vorbereitet. Sie sollen sich mit den NPCs unterhalten oder nicht. Ihre Entscheidung. Auf alle Fälle werden eure Protagonisten unterbrochen. Hero von dem Doktor Calvin und Rosered von Anna Michailow. Die Beiden bitten eure Charaktere sich auszuruhen, aber jeder natürlich auf seine Art ^^
Calvin etwas freundlicher als Anna ;)

Damit endet der Tag für euch beide.

Aeon und Janoko werden noch ein wenig zu tun haben, bevor es auch für sie ein Ende findet.


Bei Fragen ----> PN !!!
 
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Rosered_Strauss

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"Was Leonid vorhat? Gute Frage... aus ihm ist ja wie üblich nichts rauszubekommen." meinte er, während er aufstand, den Kaugummi abkratzte und in den Mülleimer warf. "Wir müssen wohl diesen Verräter in den eigenen Reihen aufspüren. Und das wird wohl nur dadurch funktionieren, wenn wir die Ratte auf frischer Tat ertappen. Und ich bin mir relativ sicher, dass unser Leader uns ausgewählt hat. Zumindest liegt das äusserst nahe. Wir werden also wohl entweder die Untergebenen von jemandem spielen müssen, ihn ganz klassisch beschatten oder nach irgendwelchen verräterischen Daten suchen müssen. Er schnalzte mit der Zunge und liess sein künstliches Auge ein paar Probetests durchführen, um dessen Funktionalität zu garantieren. "Unser Leader gibt sich zwar gelassen wie immer, aber ich habe das Gefühl, dass ihn irgend etwas beunruhigt. Ich kann nicht genau sagen, ob es das ist, aber wenn es stimmt, dann wird wohl einiges im Gange sein, wenn Leonid anfängt sich Sorgen zu machen." Abigail nickte. "Stimmt. Wenn es Leonid Sorgen macht, sollte es uns erst recht Sorgen machen." Steven blinzelte kurz und sah beinahe überrascht zu ihr hinüber. Er hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass sie ihm einfach so zustimmte. Vielmehr hatte er mit einem bissigen Kommentar gerechnet.

Nachdenklich sah er zu Boden. Sein Auge war nach Abschluss der Tests nach wie vor funktionsfähig. Er wollte gerade ansetzen und ihr antworten, als sein Handy klingelte. Das Dienstliche. "Andrews?" meldete er sich. "Erfreut, von ihnen zu hören, "Regis"." erklang eine liebliche, aber dennoch unnachgiebige Stimme am anderen Ende. Steven warf einen schnellen Blick in Richtung Abigail, die ihn interessiert musterte. "Guten Abend, Frau Michailow. Wie kann ich ihnen zu Diensten sein?" "Indem sie alles stehen und liegen lassen und sich zu Bett begeben. Ruhen sie sich aus. Das ist ein Befehl." Ehe er auch nur etwas erwiedern konnte, war die Kommunikation schon unterbrochen. Er runzelte die Stirn. Wenn der Schatten Komarows sich so knapp ausdrückte, konnte das meist nichts gutes bedeuten. Andererseits legte sie auch keinen Wert auf Smalltalk, so wie Leonid es von Zeit zu Zeit gab. "Und?" meldete sich Abigail zu Wort. Steven steckte das Handy wieder ein. "Ein Befehl zur Nachtruhe von Frau Michailow persönlich. Wir sollen uns unbedingt ausruhen. Das heisst wohl, dass wir morgen einiges an Arbeit zu tun bekommen werden." Er hielt kurz inne. "Teufel auch, woher..." meinte er nur, und schloss kurz die Augen. Natürlich. Überwachung. Kein Wunder, dass das ganze Gespräch nur zwei Sätze lang gewesen war. Sie wusste bereits alles, was er hier getan oder gesagt hatte.

Er hatte immer noch die Stirn gerunzelt, als er erneut ins Bad ging, um sich schnell für die Nachtruhe bereitzumachen. Draussen hörte man Abigail noch schnauben. "Manchmal wünschte ich, man würde uns zumindest sagen, was wir tun sollten. Manchmal." Steven konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Wahrhaftig, sie brachte das auf den Punkt was er sich auch so manches Mal gewünscht hatte. "Nun ja - aber eigentlich sollten wir ja mittlerweile daran gewöhnt sein." "Das macht es nicht unbedingt besser."
 
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J-Nought

4ever Jack


Die Stille dauerte bereits wenige Minuten an und dennoch schien jeder auf die Antwort von einem der Anwesenden zu warten. Die normale Kälte und Sterilisation des Krankenhausflures verstärktes Gefühl noch mehr. Mikhail kratzte sich am Hinterkopf und lächelte Tanja unsicher zu. Das Schweigen der beiden Leader stimmte ihn jedoch ungewollt nervös. Er hatte nicht ernsthaft erwartet, dass sich Tanja überwinden würde, das Krankenhaus zu besuchen, um nach dem Rechten zu sehen. Er hatte sich aber getäuscht.
"Leader Ivanov, schön Sie zu sehen. Wie geht es Ihnen?", sagte Mikhail ohne sonderlich viel darüber nachzudenken, was er da von sich gab. Hauptsache er gab der unangenehmen Stille den Todesstoß.
Die junge Leader reagierte nicht. Stattdessen begann ein stummes Gespräch in Form eines Augenkontaktes zwischen den beiden miteinander verwandten Menschen.
Mikhail kannte Leader Ivanov gut. Sie waren fast immer ins Gespräch gekommen, da es sein Leader lieber vorzog sich noch stiller als sonst zu verhalten, wenn Tanja bei ihm war. Der Liquidator wusste von der Vergangenheit, dennoch hat er Probleme seinen Leader zu verstehen. Tanja war fast wie eine sorgenvolle Tochter zu Sergej, was diesem jedoch missfiel anstatt ihn zu erfreuen. Offenbar nagte die Tragödie seiner Kommandantenzeit immer noch an dem alten Mann.
Mittlerweile hatte sich Sergej von seinem Platz erhoben und ging wenige Schritte auf Tanja zu. Seine Züge waren ernst und streng.
"Was machst du hier, Tanja?"
Die junge Frau raffte ihr Selbstbewusstsein zusammen und stellte sich ihrem Onkel.
"Ich habe mir Sorgen gemacht."
"Worüber?"
"Über das."

Ihre Hand deutete auf den steifen, bionischen Arm, der unter dem Mantel des Mannes verborgen an ihm herunterhing. Daraufhin warf Sergej einen Blick auf Mikhail, welcher ihm sagte, dass er seinem Anführer eine Erklärung schuldig war. Und zwar eine baldige.
"Die Augmentation ist nur beschädigt worden."
"Was ist passiert?"
"Das kann ich dir nicht sagen."

Tanja wollte gerade etwas aussprechen, doch das Fuchteln der rechten Hand von Mikhail und sein bittender Gesichtsausdruck, änderten ihren Entschluss und sie schwieg. Sergej drehte sich von Tanja weg und nahm wieder auf der Sitzbank seinen vorherigen Platz ein. Da Sergej wieder in ein Schweigen verfallen war, näherte sich die junge Frau ihrem Onkel.
"Ist wirklich alles in Ordnung, Onkel?"
Mit einem tiefen Einatmen nickte Sergej, aber seine Augen sprachen Bände der Besorgnis. Die beiden Männer kannten sich schon einige Zeit und Angelus hatte sich stark für Sergej gemacht, als er seine Arbeit vernachlässigte. Er war der einzigste Mensch, der Mikhail bekannt war, der in das Innere von Sergej sehen durfte und auch konnte. Mikhail und seinen Leader verband zwar eine gewisse Freundschaft, aber er würde es selber viel mehr als Respekt von seiten Sergejs ansehen.
Ein Soldat mit einer Uniform, die nicht denen der normalen GOS-Soldaten glich, schritt auf die drei Personen zu. Mikhail bemerkte ihn zuerst und erkannte den obersten Leibwächter des Vize in ihm. Der breit gebaute Mann mit dem vernarbten Gesicht salutierte vor den beiden Leader und nickte dem Liquidator zu. Dieser Soldat war ein Kampfspezialist und nur schwer in die Knie zu zwingen. Mikhail durfte selbst einmal das Vergnügen haben mit einem in den Übungshallen zu kämpfen. Die Erinnerung daran erfüllte ihn trotzdem nicht mit Wohlbehagen. Diese Niederlage war eine der schmerzvollsten Erfahrungen gewesen und wurde nur durch einen damaligen Kampf mit einer Liquidatorin unter Vlaana Azleaa getoppt. Seitdem hütete er sich vor diesen erbarmungslosen Frauen, die seiner Meinung nach, alles andere als heterosexuell schienen so wie sie das andere Geschlecht im Kampf behandelten.
"Wie geht es dem Vize?", sagte der Mann mit seiner tiefen, rauen Stimmen.
"Noch unbekannt. Haben sie was herausgefunden?", kam es interessiert von Sergej.
"Negativ. Der Attentäter ist spurlos verschwunden. Wir haben leider noch keine Hinweise. Weder auf dessen Identität noch auf die Beweggründe."
"In Ordnung, ich..."

Sergej wurde abrupt untebrochen, als der zuständige Arzt für Becket erschien. Den Mundschutz von seinem Gesicht nehmend ging er bedächtig auf die Wartenden zu. Mikhail ahnte es. Nein, er spürte es sogar und war sich dieser Intuition sicher, nachdem der Arzt gesprochen hatte.
"Der Vize liegt im künstlichen Koma. Sein Zustand ist alles ander als stabil."
Mikhails Leader war aufgestanden und blickte dem Arzt tief in die Augen, um eine Lüge zu suchen. Er schluckte schwer, als er keine fand.
"Wird er sterben?"
"Wahrscheinlich."


Reagiere darauf, Aeon. Mikhail wird sich entfernen und Sergej wird im Krankenhaus bleiben, da er sich nicht wohl fühlt nach der Nachricht. Du kannst dich entscheiden bei wem du bleiben willst. Der Bodyguard wird sich verabschieden und das Krankenhaus alleine verlassen.

Also, es liegt an dir ;)


Der Schuß traf ihn aus nächster Nähe genau in den Bauch. Das rote Blut klatschte mit voller Wucht auf die Tür und bedeckte diese mit einem großen, brockigen Flecken, während der Mann leblos zu Boden fiel. Hinter Tür hatte es Kaori aufgeschreckt, als die Schrotpatronen sich in das dicke Metall vor ihr bohrten und sie davor bewahrten das Schicksal des Mannes auf der anderen Seite zu teilen. Außerhalb dieses Raumes gab es ein Gemetzel, dessen war sich Kaori sicher. Die Gelegenheit mitzuspielen wurde ihr jedoch verwehrt. Die Tür war fest verschlossen worden. Wie sie sich aus dieser Situation retten konnte, wusste sie noch nicht.
Ihre Hand wischte den Schweiß von der Stirn. In diesem Raum war es noch heißer als in den Gängen und sie fühlte sich wie in ein Hummer, der hilflos im siedenden Wasser eines Kochtopfes um sein Leben kämpft. Ihre Jacke hatte sie um ihre weiblichen Hüften geschlungen, nachdem sie das fleckige Bettlacken dazu benutzt hatte noch mehr Schweiß von ihrem Körper zu streichen.
"Ich muss hier raus, sonst bringt mich entweder die Hitze oder diese Verrückten um! Denk nach, Kaori, denk nach! Du musst abhauen!"
Schüsse und Schreie drangen zu Kaori durch, sowohl von Menschen als auch von diesen seltsamen Wesen, die röchelnd vom Tod empfangen wurden. Sie wusste nicht, wie sehr diese Wesen noch einem Menschen ähnelten, aber sie schienen die Menschlichkeit schon abgelegt zu haben. Was wollten sie von ihr? Ihr Blick fiel auf den Koffer und die Reagenzgläser.
"Da hast du dich in was reingeritten, Kaori...", dachte die junge Frau resigniert und wischte sich abermals die salzige Flüssigkeit, die ihr in die Augen lief, von der Stirn.
Nach kurzer Zeit verschwanden die lauten Kampfgeräusche und wechselte in eine unangenehm, gefährliche Stille. Kaori nahm ihr Schwert in die Hände und horchte an der Tür, indem sie ihr linkes Ohr auf das kalte, schmierige Metall drückte. Sie spürte, wie ihr einzelne Schweißtropfen den glänzenden Körper herabliefen und vom immer feuchter werdenden Stoff ihrer Kleidung aufgesogen wurden. Hinter der Tür konnte sie Schritte vernehmen. Schwere Stiefel gingen über den harten Beton auf ihre Richtung zu. Sie endeten vor ihrer Tür. Ein Schlüssel wurde hervorgeholt und klirrend wurde dieser in das Schloß geschoben. Kaori setzte einen Fuß vor die Tür, nachdem jemand versuchte diese aufzuschieben.
"Wer ist da?", schrie ein Mann, dem die Schlüssel gehörten und man hörte das Klicken einer Waffe.
Kaori umfasste fest den Griff ihrer Katana. Dann fing sie an zu antworten.

Das entscheidest du Janoko ^^

Der Typ wollte eigentlich nur Sachen aus seinem Zimmer holen, in dem du festgesessen bist. Der Kerl kennt dich nicht und ist dir nicht feindlich gesinnt, doch es ist deine Entscheidung, ob du ihn tötest oder nicht. Er ist sogar jünger als du. Danach ist es auch an dir zu entscheiden, was du tun wirst.

Be Fragen bitte melden!
 
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Dienstag, 21.10.2198, Morgens, Moskau, Krankenhaus

Als erster brach Mikhail das schweigen. "Leader Ivanov, schön Sie zu sehen. Wie geht es Ihnen?" Sie ging nicht auf die Frage ein, suchte stattdessen den Blickkontat zu ihrem Onkel auch wenn sie sich zugleich davor fürchtete. "Was machst du hier, Tanja?" Sergej klang alles andere als erfreut aber das hat sie schließlich auch nicht erwartet. In einem letzten verzweifelten Versuch sammelte sie sämtliches, noch verbliebenes Selbstvertrauen und stellte sich ihrem Onkel. "Ich habe mir Sorgen gemacht." sagte sie traurig. Ihre Stimme klang schwach und zerbrechlich. Sie kämpfte gegen die Panik an die in ihr hochsteigen wollte. "Worüber?" Beinahe hätte sie verbittert aufgelacht. Worüber wohl? Manchmal fragte sie sich ob Sergej mit Absicht so grausam zu ihr war. Konnte er den nicht sehen das sie einfach nur eine Person brauchte die für sie da war. Eine Person die sie tröstete und ihr gut zuredete wenn es ihr schlechtging. Eine Person die ihr das Gefühl gab geborgen zu sein, zu jemandem dazuzugehören. Einen Vater. Sergej war das strategische Ass der GOS gewesen. Konnte er das nicht sehen wie sie sich fühlte oder wollte er es etwa nicht sehen. Was es auch sein mochte es schmerzte Tanja mehr als jeder Blick voller Abscheu der ihr auf den Straßen zugeworfen wurde. Sie schob die Gedanken beiseite und atwortete resigniert: "Über das." Sie deutete auf Sergejs lediertes Bionic. Sergej warf Mikhail einen vernichtenden Blick zu und für einen Moment empfand Tanja fast so etwas wie Sorge für den jungen Mann. Er würde sich bald sehr unangenehmen Fragen stellen dürfen, ihretwegen. "Die Augmentation ist nur beschädigt worden." Mit einer solchen Antwort hatte sie schon fast gerechnet. "Was ist passiert?" Schon während sie fragte bereute sie es wieder. Aber man konnte es ja einmal versuchen, auch wenn die Chancen auf eine zufriedenstellende Antwort eher gering waren. "Das kann ich dir nicht sagen." "Wie erwartet." Sie wollte gerade etwas entgegnen als Mikhail sie durch sein hektisches herumgefuchtel wieder zum Schweigen brachte. Sergej wandte sich wieder von ihr ab und zog es vor weiter auf den kalten, marmorierten Boden zu starren. Ein letztes Mal hackte sie nach. Ein letztes verzweifeltes Aufbäumen, ein letzter Versuch, ein letztes Mal hoffen. "Ist wirklich alles in Ordnung, Onkel?" Seine Antwort war kurz, stumm und wenig zufriedenstellend. Ein einfaches Nicken, dann Stille.

Diese wurde jedoch schon bald wieder unterbrochen denn ein kräftiger Mann mit vernarbtem Gesicht trat zu ihnen hinzu. Er war offenbar eine der Leibwachen von Angelus Becket. Er salutierte vor ihnen um kam umgehend zum Punkt: "Wie geht es dem Vize?" "Noch unbekannt. Haben sie was herausgefunden?" Das Interesse in Sergejs Stimme war unüberhörbar. Fast wurde Tanja ein wenig eifersüchtig auf den alten Becket. Ob Sergej auch mit so Sorgenvollem Gesicht vor dem Operationssaal sitzen würde wenn sie mit dem Leben rang? Sie wusste es nicht und der Gedanke machte ihr Angst. "Negativ. Der Attentäter ist spurlos verschwunden. Wir haben leider noch keine Hinweise. Weder auf dessen Identität noch auf die Beweggründe." "In Ordnung, ich..." weiter kam Sergej nicht. Die Tür zum Operationssaal öffnete sich und ein Arzt trat heraus. Sofort lag eine enorme Anspannung in Luft, sie wirkte nahezu elektrisiert. Alle hielten gespannt die Luft an. Ruhig und bedächtig trat er auf sie zu. Tanja rechnete mit dem schlimmsten. "Der Vize liegt im künstlichen Koma. Sein Zustand ist alles ander als stabil." Sergej erhob sich. Sein Gesicht war von Sorgenfalten nahezu verunstaltet. "Wird er sterben?" "Wahrscheinlich."

Ein unangenehmes Schweigen breitete sich aus. "Nun gut" versuchte der Arzt der Situation zu entfliehen "Ich benachrichtige sie wenn sich sein Zustand ändert." "Ich werde hier warten." antwortete Sergej prompt. "Ich werde inzwischen sehen ob wir neue Informationen erhalten haben." erklärte der Leibwächter und verabschiedete sich. Auch Mikhail erhob sich räuspernd. "Ich werde uns einen Kaffee holen." erklärte er und machte sich auf den Weg ins Erdgeschoss wo die Automaten standen. Nun standen Tanja und Sergej allein im Gang. "Ich werde jetzt auch gehen." flüsterte Tanja leise. Zu mehr als zu einem Flüstern war ihre Stimme nicht mehr fähig. "Es tut mir Leid wenn ich dir Umstände bereitet habe." Ihre Stimme klang jetzt beinahe flehend. "Bitte melde dich mal bei mir wenn diese Sache vorbei ist."

Sie hatte keine Antwort erwartet und auch keine bekommen. Sergej hatte sich wieder auf die Bank sinken lassen und damit begonnen Löcher in die Luft zu starren. Sobald sie um die nächste Ecke gebogen war begann Tanja zu laufen. Sie wollte nur noch hier raus. Dieser Ort schien ihr die Luft zum atmen zu nehmen. Sie holte Mikhail ein noch bevor er das Erdgeschoss erreicht hatte. Als er ihre Schritte hörte blieb er stehen und wartete bis sie bei ihm angekommen war. Er brauchte sich nicht nach ihr umzudrehen. Er wusste das sie es war. "Es tut mir Leid." begann Tanja. Ihre Stimme klang noch immer dünn und zerbrechlich. "Ich weiß es war dumm von mir..." Sie schwieg.
 

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Dienstag, 21.10.2198, Nachmittag, Moskau, Innenbezirk, Praxis von Doktor Calvin
"Die Seasnakes gibt es nicht mehr. Es ist aus mit uns. Oder?" Die Worte trafen Delta wie ein Vorschlaghammer. Keine Seasnakes mehr? Das wäre für jemanden wie Delta, die nur das Leben in der Bande kannte, ebenso unvorstellbar, wie für andere Menschen ein Leben ohne Arbeit, Zuhause und Familie zugleich. Der Gedanke schlich bereits wie ein hungriger Wolf am Rande von Deltas Verstand herum seitdem sie erwacht war. Nun hatte er einen Weg hinein gefunden.
Stumm schüttelte Delta beinahe unmerklich den Kopf. Auf diese geringfügige Reaktion Deltas hin wusste die schüchterne Anja vorerst nichts mehr zu sagen. Nur das Geräusch der schnarrenden Klimaanlage erfüllte den Raum.
Die Seasnakes waren auf die feste Führung von Aran Gladis angewiesen. Er wusste auf jedes Problem eine Antwort, jede Krise zu überstehen und jeden Konflikt zu gewinnen. Doch nun war ihnen Aran Gladis selbst genommen worden und damit auch jedes Garant auf die überlegene Einigkeit der Seasnakes. Vermutlich fetzten sich die gierigeren von Aran Gladis Unterführern bereits um die größten Brocken der Bande.
Doch Delta war entschlossen nicht aufzugeben. Sie würde Aran Gladis retten und die Snakes weiter bestehen lassen. Sie wusste nur noch nicht so genau wie...

Anja riss Delta erneut aus ihren Gedanken. "Delta?"
Delta sah Anja an, hätte am liebsten irgendetwas gesagt, um sie schroff abzuweisen, doch die Bewegung ihrer Lippen blieb stumm. Delta hätte schreien können, so frustrierend war das.
Ohne Vorwarnung wurde die Zimmertür geöffnet und Doktor Calvin trat ein. "Ich denke, es wird Zeit, dass du dich noch etwas hinlegst und ausruhst Delta. Du am besten auch Anja."
"Aber ich...", begehrte Anja auf, doch tatsächlich war sie viel zu schwach, um sich der sanften aber zugleich strengen Anweisung des Doktors zu widersetzen. Auch Delta wollte nun eigentlich nicht ausruhen und am liebsten sofort etwas unternehmen. Sie sah jedoch ein, dass sie dafür im Moment noch viel zu schwach war. Daher lies sie sich widerstandslos zurück auf ihr weiches Bett sinken.
Nur wenige Minuten später war sie eingeschlafen. Das leise Spiel eines Pianos im Ohr.
 

J-Nought

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Dienstag, 21.10.2198, Morgens, Moskau, Krankenhaus

Immer weniger Menschen zogen an ihm vorbei, bis Sergej irgendwann ganz allein in dem hell beleuchteten Raum zu sein schien. Nur sein Atmen und das leise Summen der Neonröhren gaben sich als einzige Geräuschquellen zu erkennen. Obwohl er eigentlich vor hatte, den zuständigen Arzt um Erlaubnis zu fragen, seinen Freund endlich sehen zu können, so war er bis jetzt stumm und in seinen Gedanken verschlossen auf seinem Platz gesessen. Das Eintreffen von Tanja hatte in Sergej viele unterschiedliche Gefühle hochgebracht: Zorn, Frust und Sorge. Sorge. Sich um jemanden sorgen.

"Mama?"
"Ja, mein Schatz?"
"Wird Papa wieder aufwachen?"

"Die Operation war schwer, er wird es schaffen, mein Kind", sagte die Stimme beruhigend, auch wenn Zweifel an dieser Aussage nagten.
Mutter und Tochter standen vor der Scheibe, die sie von dem Mann in dem Raum dahinter trennte. Er lag auf einem Bett, wo er sich nicht im geringsten regte. Die Maschinen um ihn herum versorgten ihn mit dem Nötigsten. Beatmung und Nährstoffe. Die Operation hatte den Mann sehr mitgenommen, aber er hatte das Schwerste hinter sich gebracht und würde in einigen Tagen wieder fähig sein, seine Soldaten anzuführen, trotz der Zweifel der Frau.
Vorsichtig und liebevoll strich sie über die blonden Haare des jungen Mädchens, das neugierig auf Zehenspitzen stehend durch das Glas starrte und sich wie ein Äffchen festklammerte, um nicht den Halt zu verlieren.
Der Blick, der Bände sprach, legte sich auf den Mann und die Frau atmete tief ein, so als würde die neue Luft ihr mehr Vertrauen geben. Sie liebte diesen Sturkopf mit allen seinen Fehlern, doch sollte er sich seiner Position endlich bewusst werden, dachte sie verärgert. Wieder einmal war der Mann an vorderster Front gewesen, hatte die Feinde der GOS zurückgeschlagen und wurde schwer verwundet zurückgebracht, nachdem die Mission beendet worden war. Stur hatte er sich geweigert fortgebracht zu werden und somit viel Blut durch die Wunden, die seine Feinde verursacht hatten, verloren. Bei der Benachrichtigung über seine Zustand, hatte die Frau das Kind geholt und war ohne Zögern in das Krankenhaus gefahren. Sooft sie konnte, legte sie den sorgenvollen Blick ihrer hellen blauen Augen auf den geschundenen Körper mit seinen zahlreichen Narben. Es war nicht das erste Mal, dass ihr Mann im Krankenhaus versorgt worden war. Seit seiner Augmentierung war er bedacht seine "eisernen Arm" der GOS seinen Gegnern zu präsentieren. Was darauf hinauslief, dass er sich ihnen auch zeigen musste, ganz zum Missmut seiner Frau.
"Mama! Mama! Er öffnet die Augen!"
Das Schreien der Kleinen brachte die Frau dazu den Schleier vor ihren zu verscheuchen und sich ganz auf Geschehen vor ihr zu konzentrieren. Tatsächlich blickte ein helles Augenpaar sie an und einzelnen Tränen der Freude, die schnell von einem Tuch fortgewischt wurden, rannen an ihrem Gesicht herab. Der Mann lächelte schwach und sie erwiderte erleichtert sein Lächeln.
"Ach, Sergej, du sturer Dummkopf..."
Sie kratzte mit einem Finger zart an dem harten Glas, so als würde sie ihn berühren wollen. Der Mann hinter der Scheibe formte Worte, die sie auch ohne seine Stimme von den Lippen ablesen konnte.
"Lilija, ich liebe euch."


Sergej erhob sich von der Bank. Er fühlte sich müde. Die Chance seinen Freund zu sehen, würde er heute nicht mehr bekommen. Stattdessen entschied er sich Schlafen zu legen. Der morgige Tag würde sich mehr als schwierig erweisen.
Leichte Kopfschmerzen begannen sich anzukündigen. Der Körper brauchte Ruhe. Mit schweren Schritten verließ er das Krankenhaus und trat in die kalte morgige Dunkelheit hinaus. Die kühle Luft in seine Nase einziehend, beschloss er Tanja zu besuchen. Langsam verstand er seine Frau und ihre Worte nach dem Tod ihrer Schwester.
Er verabschiedete sich von den Soldaten und ging in Richtung des Parkplatzes zu seinem Auto. Dann fuhr er nach Hause.
 

Aeon525

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Schweigend warf Mikhail einige Münzen in den Kaffeeautomaten. "Du solltest jetzt gehen." Seine Stimme klang kälter als er es vermutlich beabsichtigt hatte. "Ich wollte doch nur..." begann Tanja, ihre Stimme war kaum mehr als ein sanftes wispern. "Ich weiß." Tröstend wollte ihr Mikhail einen Arm um die Schultern legen, zog ihn in der Bewegung jedoch wieder zurück. Er schien nicht so Recht zu wissen wie er reagieren sollte. Er räusperte sich. "Tanja, du musst ihn fürs erste alleine lassen. Er muss über vieles nachdenken." Tanja nickte betrübt. Sie wusste das er Recht hatte auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte. "Ich mache mir doch bloß Sorgen um ihn. Aber er redet ja nicht mit mir." "Das muss er auch nicht." entgegnete Mikhail nun leicht gereizt "Du bist schließlich nicht seine Fra.." Er verstummte schlagartig als er sich seiner Worte bewusst wurde aber es war bereits zu spät. Seine Worte hatten Tanja tief getroffen, wie erstarrt stand sie da.
Er hatte Recht, sie war nicht seine Frau, er sah sie nicht einmal als Teil seiner Familie und würde es vermutlich auch niemals tun obwohl sie sich doch gerade danach so sehr sehnte. Wahrscheinlich war sie für ihn nichts weiter als die Tochter seiner verhassten Schwagerin, ein Klotz an seinem Bein, nutzloser Ballast. Wie ein Parasit fraß sich der Gedanke in ihr Hirn und lies sie nicht mehr los. Doch Sergej war Tanjas einziger Halt, die einzige Konstante die sich durch ihr verworrenes Leben zog. Die einzige Person der sie nach dem Unfall noch vertraute, die einzige Bindung die noch nicht zerstört worden war, ihr rettender Strohhalm in dieser Welt aus Trauer, Gewalt und Verzweiflung. Doch er schien das nicht zu sehen, nicht zu verstehen, nicht zu begreifen. Mit der Zeit war die stille Verzweiflung der Resignation gewichen. Sie hatte gehofft mit ihr Leben zu können doch das konnte sie nicht. Die innere Unruhe zerfraß sie, lies sie nicht schlafen, lies sie nicht klar denken. Urplötzlich wurde ihr klar das es so nicht weitergehen konnte. Sie musste etwas tun.

Mikhail riss sie aus ihren Gedanken. Er sah verlegen an ihr vorbei an die Wand. "Entschuldige, so war das nicht gemeint." Hass flammte in Tanja auf. Ein Hass dessen Ursprung sie nicht zu bestimmen vermochte. "Natürlich war das so gemeint." fuhr sie ihn an. "Und es stimmt schließlich auch." Mikhail hatte schuldbewusst den Kopf gesenkt und schwieg. "Ich bin nicht seine Frau," sie schrie nun beinahe "und werde es auch niemals sein."
Nur langsam beruhigte sie sich wieder. Ihr Atem ging schwer und der Schweiß rann ihr in Strömen über das Gesicht. "Ich werde jetzt nachhause fahren." zischte sie kalt "richte Sergej aus das ich mit ihm reden will und sag ihm es ist wichtig." Mikhail nickte und Tanja trat an ihm vorbei in die Vorhalle ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. Die drei GOS Soldaten hatten ihre Position immer noch nicht verlassen und tauschten lautstark die neusten Gerüchte aus. Als sie Tanja sahen verstummten sie. "Ich brauche einen Wagen!" schnauzte sie die Soldaten an. Verwundert sahen die drei sie an. "Haben sie mich nicht verstanden?" "Draußen steht einer." erklärte einer der Soldaten nervös. Man konnte ihm deutlich ansehen das er jeden Ärger mit der aufgebrachten Leaderin vermeiden wollte. "Hier sind die Schlüssel." Er kramte hastig einen Schlüsselbund aus einer Tasche und warf ihn Tanja entgegen. Sie pflückte ihn aus der Luft und verließ das Krankenhaus ohne ein weiteres Wort zu sagen. Sie stieg in den Wagen, bestätigte dem Fahrzeugcomputer ihre Identität und fuhr los.

Eine gute halbe Stunde später hielt sie vor ihrem Haus. Sie betrat es und lies die Tür krachend ins Schloss fallen. Sie warf die Autoschlüssel achtlos auf den Küchentisch und griff zum Telefon. Die Nummer ihrer Liquidatorin war die Nummer zwei in der Schnellwahl. Gleich nach Sergejs. Es hatte kaum zwei mal geläutet als sie abnahm. "Leaderin Ivanov, was kann ich für sie tun?" meldete sie sich fröhlich "Es gab einen Unfall auf einer der Schnellstraßen Richtung GOS-Bezirk." erwiederte Tanja kühl. "Ich fürchte ich verstehe nicht ganz." "Mein Auto gegen ein anderes Auto, mehr gibt es nicht zu sagen. Bringen sie das in Ordnung." "Wie sie wünschen. Ich werde mich sofort darum kümmern." Tanja legte den Hörer auf und schlenderte ins Wohnzimmer. Sie lies sich auf das Sofa fallen und starrte zur kahlen Zimmerdecke empor. Nachdenklich fuhr sie sich mit der Hand über ihre rechte Gesichtshälfte, dann über die Linke. Überrascht stellte sie fest das ihr linkes Auge feucht war. Sie lächelte traurig. "Scheinbar bin ich doch nicht ganz so stark wie ich gern wäre."
 
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Dienstag, 21.10.2198, später Morgen, Moskau

dicht bewölkt, tiefe Temperatur, leichter Schneefall am Abend



Er musste sich die Hand vor den Mund halten, als er diesen beim Gähnen weit öffnete. Der Schlaf war nicht sehr lang gewesen, dafür hatte der Wecker gesorgt und der Befehl von Anna Michailow. Jene befand sich im Büro hinter der Tür, in welche vor kurzer Zeit eine der bekanntesten Personen der Moskauer GOS eingetreten war. Ihr enganliegende, für sie angepasste Uniform stellte ihre weiblichen Merkmale nicht zu sehr zur Schau, aber so viel, dass man sich davon angezogen fühlte. Selbst Abigail, die mit Steven in dem Wartezimmer vor dem Büro ihres gemeinsamen Leaders warteten, hatte der reizvollen Frau hintergesehen. Wobei ihr Blick erfüllt von konkurrierender Abneigung war. Nun saß sie mit für Frauen typisch überschlagenen Beinen auf einem Stuhl gegenüber von Steven im Raum und spielte mit einer Zigarette zwischen ihren Fingern. Sie hatte offensichtlich nicht ihre morgendliche Nikotinration bekommen, was sie unbedingt so schnell wie möglich nachholen wollte. Sie hatte einen Augenblick ihr Feuerzeug gezückt, doch ein alles sagender Augenkontakt mit Steven genügte, um sie wieder vernünftig werden zu lassen. Steven wollte sich nicht ausdenken, was die rechte Hand vom Leader mit ihr anstellen würde, wenn sie den blauen Dunst bemerken würde, geschweige denn einen glühenden Glimmstengel im Wartezimmer.
Mit einem Seufzer lehnte sich Steven in seinem Stuhl zurück und starrte an die weiße Wand, welche ein Gemälde, dessen Künstler ihm unbekannt war, schmückte. Seine Gedanken kreisten um die Frau. Wie lange sie sich schon in dem Raum aufhielt? Steven vermeinte laute Stimmen zu hören. Er kannte die berüchtigte Leader, namens Vlaana Azleaa, nicht. Nur die Gerüchte, die über sie kursierten: Mord, Bestechung, Bedrohung und Verführung, nur um die Bekanntesten aufzuzählen. Im Schlepptau hatte sie eine weitere Person mitgeführt, die jedoch Steven völlig unbekannt war. Eine blonde, kurzhaarige Frau, die ebenfalls sehr attraktiv war. Obwohl es Steven nicht wusste, so konnte er sich allerdings den Grund dieses Besuches vorstellen. Die gewaltige Explosion im Äußeren Bezirk. Es war also kein Wunder, warum Leonid Besuch erhielt, da man alles Unerklärliche sofort Leonid vorwarf.
Plötzlich wurde Steven schlagartig aus seinem Grübeln gerissen, als die Tür aufgestoßen wurde und Vlaana mit einem eiskalten Blick gefolgt von der Unbekannten hinausstapfte. Ebenso hatte Abigail verwundert die Augen geweitet und vor Schreck ihre Zigarette fallen gelassen, welche sie nun eilig vom Boden aufhob. Aus dem Büro hallte schon eine vertraute Stimme zu den beiden Wartenden, die sie munter hineinbat und schließlich herzlich begrüßte.
"Ah, schön euch zu sehen!", kam es verschmitzt lächelnd von Leonid, der sich beim Eintreten von Steven und Abigail aus seinem Stuhl erhoben hatte, um ihnen auf gleicher Höhe die Hand reichen zu können. Daraufhin bot er ihnen einen Platz an. Rechts von Leonid stand ohne sich im geringsten zu bewegen die einschüchternde Gestalt von Anna Michailow, die die beiden angehenden Liquidatoren mit ihren grauen Augen streng musterte.
Als ob Leonid nichts davon zu bemerken schien, fragte er noch nach, ob Steven oder Abigail etwas zu trinken wünschten, was ihm starken Kontrast zu dem Blick der Liquidatorin stand. Beide lehnten ab und so begann Leonid zu reden, weswegen er sie zu sich verlangt hatte.
"Der nächste Auftrag benötigt eure Fähigkeiten. Ich wüsste sie niemanden sonst anzuvertrauen."
Er faltete die Hände und stützte sich mit den Ellenbogen auf dem exquisiten Tisch ab.
"Ich bin sicher, dass euch der Name Wory bekannt vorkommt?"
Beide nickten.
"Wunderbar. Denn wie auch letztes Mal geht es um Informationen, besser gesagt, um wichtiges gespeichertes Wissen. Ihr werdet zusammen mit mir den Sitz des Kopfes der Worys besuchen. Während ich mit dem alten Wory beschäftigt bin, werdet ihr an ihnen vorbei die Dateien von ihrer Datenbank beschaffen. Klingt doch interessant, nicht wahr?"
Steven wollte etwas erwidern, als Anna ihren Mund öffnete und ihn dadurch sofort zum Schweigen brachte.
"Wir werden nicht allein sein."
Leonid nickte lächelnd.
"Leader Azleaa wird uns begleiten. Fragen?"


"Kalt. So kalt..."
Die beißende Gewalt der unzähigen Schneeflocken, die gegen ihre weiche Haut schlugen und ihre Augen zwangen sich zu Schlitzen zu verengen, tobte in dem weißen Tal, das von entfernten Bergen wie ein Gefängnis eingeschlossen wurde. Eine dicke, scheinbar unzerstörbare Schicht aus Eis war der Boden unter ihren nackten Füßen und jede Berührung mit diesem geforenen Untergrund brannte wie heißes Feuer durch ihre Sohlen, so dass sie ihre Zähnen zusammenbeißen musste. Tränen stiegen ihr in die Augen, um sie vor dem grimmigen Sturm zu schützen, denn ohne Schwäche zu zeigen wurde der Schnee durch den starken Wind ununterbrochen weiter gegen sie getrieben. Trotzdem stapfte sie durch das entseelte, eisige Tal und schnürte sich das dünne Kleid, was sie bedeckte, fester um ihren dünnen Leib. Es gab kein Ziel und keinen Anfang. Nur das endlose Eis mit den unüberwindbaren Bergen und dem unbarmherzigen Schneesturm, die sie in die Knie zwingen wollten. Doch sie ging weiter, auch wenn ihre immer schwächer werdenden Beine Hilfeschreie durch ihren Körper schickten, um sie zum Rasten zu bringen. Erst ein entferntes Geräusch brachte die junge Frau zum Stehen und sie lauschte aufmerksam. Es war ein kaum hörbares Klavierspiel.
"Delta! Himmel Herrgott... Endlich bist du wach!"
Heftig atmend krallte sich Delta an den Arm und ihre irrenden Augen gewannen langsam Halt an Jolies Gesicht, welches sie misstrauisch musterte.
"Alles in Ordnung bei dir? Soll ich Calvin holen?"
Delta nickte und sah sich um. Es war immer noch der selbe Raum. Kein Eis und keine Kälte. Nur eine angenehme Wärme.
Jolie drehte sich von Delta weg und warf ihr ein Bündel Klamotten zu. Verwundert berührte Delta den Stoff, als wäre es etwas völlig Unbekanntes. Erst jetzt bemerkte sie, dass auch Jolie und Anja sich neuartig angezogen hatten und nicht wie wahre Seasnakes aussahen.
"Du hast richtig gesehen", entgegnete Jolie ihr leicht genervt, "Wir müssen einen Informanten im Inneren Bezirk treffen und das ist leider unmöglich mit unserem Gang-outfit. Calvin kann uns nicht noch einen Tag hierbehalten. Das Risiko wäre zu hoch und ich will nicht von GOS-Soldaten aufgeweckt werden."
Immer war Delta in aufgerichteter Position in ihrem Bett und hielt bewegungslos den Stoff der neuen Kleider in ihren Händen. Jolie schaute sie missbillig an.
"Mach keine Faxen, Delta. Beeil dich. Wir warten draussen auf dich."
Sie drehte sich um und schritt zur Tür, wo sie für einen Moment stehen blieb, um etwas zu sagen.
"Da du leider nicht sprechen kannst, werde ich uns anführen."
Dann verließ sie den Raum mit Anja.


Müde folgten zwei Augen, das eine natürlich und das andere künstlich, den grazilen Bewegungen des emporsteigenden Dampfes aus der Tasse mit seinem heißem Kaffee. Zeige- und Mittelfinger ihrer normalen Hand rieben sich die Augen, die einen unterschiedlichen Widerstand gegen den sanften Druck zeigten. Die gebrauchte Hand sank wieder zu ihrem alten Platz auf der Computermaus zurück, um den Zeiger auf dem Monitor zu steuern. Ein Ordner mit den letzten Berichten aus dem ihr zugewiesenen Bezirk wurden durchgelesen und wichtige Inhalte markiert, damit sie später genauer geklärt werden konnten. Die biotische Hand umfasste das graue Metall der Tasse. Ein leises Geräusch, die durch die Aktion von der Augmentation ausgestoßen wurde, schlich sich in die Stille des schlicht eingerichteten Büros. Vorsichtig ohne einen Blick auf die dunkle Flüssigkeit zu werfen, wurde Luft in das Gefäß geblasen und das zierliche Spiel des Dampfes wurde zerstoben, nur um dann wieder einen neuen Tanz aufzuführen. Nach einem kleinen Schluck, setzte Tanja die Tasse auf das matte Grau des Tisches. Die nun freie Hand wurde auf den Nacken gelegt und massierte diesen, was Tanja ein Seufzen entlockte.
"Oh mann..."
Sie hatte nicht viel geschlafen und schlecht gelegen. Am liebsten würde sie sich nochmal in ihr Bett legen. Aber sie hatte eine Arbeit zu erledigen und irgendjemand musste sie fertig bringen.
Die letzte Nacht lag wie ein Schatten auf ihren Gedanken und sie versuchte sie so gut wie möglich zu verdrängen. Ihre Arbeit verlangte jetzt ihre vollste Konzentration. Sie blinzelte kurz mit den Augen, dann las sie die Berichte sorgfältig durch. Es schien nichts Auffälliges geschehen zu sein und so öffnete sie ihre Mailbox, damit sie auch ihre Emails checken konnte. Gerade als sie eingeloggt wurde, klopfte es an der Tür.
"Herein!"
Einer ihrer Liquidatoren erschien und positionierte sich vor Tanja. Sein Gesicht zeigte alles andere als die Verkündigung einer guten Nachricht. Tanja schloss kurz die Lider, dann fragte sie, was es zu berichten gäbe.
"Ich habe zwei Nachrichten. Eine Liquidatorin, die Vlaana Azleaa untersteht, will sich persönlich mit ihnen unterhalten und bittet noch heute um einen Termin."
Tanja nickte.
"Verstehe. Und das Zweite?"
Ohne eine Emotion zu zeigen, kam eine monotone Antwort.
"Mikhail konnte sie nicht erreichen, also meldete er sich bei mir. Es geht um Angelus Becket. Er ist verstorben, kurz nachdem Sergej Wolkow das Krankenhaus verlassen hat."


Neuer Tag ^^

Rosered_Strauss: Reagiere darauf. Der Beginn des Auftrages wird am späten Nachmittag stattfinden. Also heißt es vorbereiten. Falls noch weitere Informationen benötigt werden. Fragen!

Captain_Hero: Ui, du wurdest degradiert ;P
Es ist dir überlassen, wie du dich entscheidest. Ob du mitgehst oder auf eigene Faust etwas unternimmst.

Aeon: Tja, schlechte Nachrichten. Wie du damit umgehst, bleibt dir überlassen. Übrigens schäft Sergej noch. Er hat verschlafen ^^
Du kannst dich dann auf ein Gespräch mit der Liquidatorin einlassen. Es ist die blonde Dame, die auch im Glossar zu finden ist. Ein harter Brocken ;)
Falls du sie in deinem Post auch noch erwähnen willst, dann lass es mich wissen! Dann schicke ich dir weitere Infos dazu.

Wie immer bin ich offen für Fragen!
 
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Captain Hero

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Dienstag, 21.10.2198, Mittag, Moskau, Doktor Calvins Praxis

"Mach keine Faxen, Delta. Beeil dich. Wir warten draussen auf dich. Da du leider nicht sprechen kannst, werde ich uns anführen." Jolies Worte klangen in Deltas Kopf nach. Sie fühlte sich benommen und nicht im geringsten durch den Schlaf erholt. Der Nachhall des seltsamen Traums verwirrte sie. Eine Zeit lang konnte Delta nicht sicher sagen, ob es sich dabei tatsächlich um einen Traum handelte oder doch um eine reale Erinnerung.
Obwohl Jolie und Anja draußen warteten nahm Delta sich die Zeit zum Duschen - dabei nahm sie sogar Doktor Calvins privates Badezimmer in Anspruch.
Das kühle Wasser belebte ihre Sinne und lies einen wohligen Schauer durch ihren Körper fahren. Der Doktor schien viel Wert auf Körperpflege zu legen, immerhin hatte er 12 verschiedene Sorten Duschgel, fünf Shampoos und sechs 'Extra sensitiv Pflegelotionen for men' auf einer Anrichte neben der Dusche stehen. Noch darüber nachdenkend, was der Doktor wohl mit einer solchen Auswahl an Duschaccessoires anzufangen wusste, nutzte Delta die Gelegenheit mal wieder richtig sauber zu werden.

Etwa zwanzig Minuten später trat Delta auf die Straße hinaus. Draußen war es frostig kühl. In dem Augenblick war Delta froh darüber neue Klamotten zu tragen. In ihren alten hätte sie sich wortwörtlich den Arsch abgefroren oder zumindest eine deftige Lungenentzündung geholt. Zwei Dinge, auf die Delta gerne verzichtete. Die Jeans und der Kapuzenpullover, die sie nun trug, schützten sie zusammen mit dem wohligen T-Shirt, das anscheinend aus den 'Von Oma geschenkt bekommen'-Beständen Calvins stammte, gut vor der Kälte.
"Da bist du ja endlich." Beschwerte sich Jolie, die zusammen mit Anja vor der Praxis wartete. "Wurde auch langsam Zeit. Los komm, wir müssen uns beeilen, um meinen Informanten zu treffen. Der hat nämlich nur... Eeeh... HEY!" Ohne Jolie eines Blickes zu würdigen hatte Delta sich abgewandt und auf den Weg die Straße herab gemacht. "Verdammt nochmal, komm zurück du dumme Schnalle!"
Delta dachte nicht daran der jungen Frau auch nur einen Schritt weit zu folgen. Mittlerweile war sie am Ende der Straße angelangt, wo sie bereits außer Sicht der beiden anderen Seasnakes war. Doch als sie um die Ecke ging, hörte sie hastige Schritte hinter sich. Schon auf Ärger gefasst blieb Delta stehen, um zu warten. Doch statt Jolie kam Anja um die Ecke gelaufen.
Vom Laufen noch etwas außer Atem brachte sie stoßhaft hervor, "W-w-warte Delta. Ich k-k-komme mit." Da war es wieder: Das Stottern, das Anja immer befiel, wenn sie ihrem Gesprächspartner nicht unmittelbar ins Gesicht sehen konnte. Zusammen mit dem Verband, der schief um ihren Kopf gewickelt war und ein Auge verdeckte, und der verschlissenen Regenjacke, die sie von Calvin bekommen hatte, machte dies einen äußerst schiefen Eindruck.
Delta versetzte der Frau einen relativ sanften, aber eindeutigen Stoß an die Schulter. Delta wollte sich keinen Klotz ans Bein laden. Doch so einfach machte Anja es ihr nicht. "Nein Delta. Ich will mitkommen."
Nicht darauf erpicht dieses Thema in ihrer Stummheit ausdiskutieren zu müssen, zuckte Delta lediglich mit den Schultern und drehte sich zum Gehen. Sollte Anja doch mitkommen. Auf sie aufpassen würde Delta aber sicherlich nicht.
Damit war die Sache offenbar auch für Anja geklärt, denn sie folgte Delta einfach. Nach einigen Augenblicken fragte sie jedoch wohin Delta nun wolle. Zuerst erwog Delta die Frage unbeantwortet zu lassen, doch dann zeigte sie lax mit der Hand auf einen Hotdog Stand.
"A-aber wir ha-ha-haben doch gar kein Gnn-Geld."
Die einzige Erwiderung auf diesen Einwurf war ein einfaches "Mhmm" Deltas.

Später
"Wir hätten mehr klauen sollen." Brachte Anja zwischen zwei Bissen hervor. "Ho-hotdogs, mem-meine ich. Die schmecken hier viel besser a-a-als bei uns draußen. Www-as machst du da eigentlich?" Der letzte Satz galt Deltas akrobatischen Kunststück, das sie gerade vollbrachte.
Delta lag mit dem Bauch auf dem kalten Dach eines siebenstöckigen Apartmentgebäudes. Ihr Oberkörper hing über den einem anderen Gebäude zugewandten Rand hinaus, so dass sie mit der linken Hand weiter unter sich nach etwas angeln konnte. Ächzend versuchte sie sich so lang wie möglich zu strecken, dabei immer bedacht nicht den Halt am Dach zu verlieren. Es war fast geschafft, sie musste nur noch... Urplötzlich verlor Delta den Halt, als ein Teil des maroden Dachs sich in Wohlgefallen auflöste. Im letzten Moment bekam Anja ihre Kameradin noch zu fassen, sonst wäre Delta Meter tief mit dem Kopf voran gestürzt.

Einen Augenblick später lagen die beiden Seasnakes schwer atmend rücklings auf dem Dach. Anjas Blick viel auf die schmutzige Sporttasche, die Delta mit hinauf geholt hatte. Sie suchte den Kontakt zu Deltas Augen, bevor sie fragte, "Was ist das?"
Unfähig zu antworten richtete Delta sich auf. Wäre sie in der Lage gewesen sprechen zu können, hätte sie Anja längst angeschnauzt, sie solle die Klappe halten. Doch zur Zeit empfand sie ihr Gerede sogar als entspannend. Das würde sie ihr natürlich niemals verraten.
Nachdem Delta sie geöffnet hatte, konnte Anja sehen, dass sich in der Tasche Waffen befanden, die jemand in eine schmuddelige Plastikplane gehüllt hatte. Gemeinsam rollten sie die Plane aus und begutachteten die Stücke. Es waren ein halbautomatisches Sturmgewehr mit ACOG Visier für präzises Feuer sowie eine kompakte Maschinenpistole - beide waren russischer Bauart. Dazu befanden sich noch das Schwert eines Noname-Herstellers, ein Schockstab und etwas Plastiksprengstoff in der Tasche. Damit lies sich schonmal arbeiten.
Anja war eindeutig überrascht, was sie Delta auch gleich mitteilte. "Gar nicht gewusst, dass wir solche Waffenverstecke im Inneren haben." Nachdem Delta ihr einen vielsagenden Blick zugeworfen hatte, nuschelte sie noch etwas eingeschüchtert hinterher: "Andererseits sagt mir ja sowieso nie jemand was..."

Geht noch weiter...
 
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