Hä?DynaEx schrieb:Was Popper betrifft, hast du mit gültigen Gesetzt argumentiert. Das ist auch richtig, aber liest man seinen Text genau, kommt man schnell zu dem Schluss das wenn es nach ihm ginge, er jeden der nicht auf seiner Seite steht, gewaltsam aus dem Verkehr zieht.
Er, als Vertreter einer toleranten Philosophie, erlaubt hiermit ausdrücklich anderen, intolerante Philosophie leben und proklamieren zu dürfen, solange sie noch zum Diskurs bereit ist und nicht verschwörerisch agiert. Eine intolerante Philosophie jüngerer Tage, die erst verschwörerisch und letztendlich gewalttätig agierte, war die der NSU. Sowas ist in dieser Gesellschaft und in diesem Staat gesetzlich verboten. Die NSU musste aber erst gewalttätig werden, bevor sie aus dem Verkehr gezogen wurde. Bei recht(sradikal)en Parteien wie der NPD hingegen, wird schon länger öffentlich diskutiert, ob ein präventives Verbot sinnvoll wäre. Karl Popper wäre auf jeden Fall dafür.Karl Popper schrieb:Damit wünsche ich nicht zu sagen, dass wir z. B. intolerante Philosophien auf jeden Fall gewaltsam unterdrücken sollten; solange wir ihnen durch rationale Argumente beikommen können und solange wir sie durch die öffentliche Meinung in Schranken halten können, wäre ihre Unterdrückung sicher höchst unvernünftig.
Das liest sich genau wie eine Vorlage für einige der ersten Artikel des GGs.Wir sollten daher im Namen der Toleranz das Recht für uns in Anspruch nehmen, die Unduldsamen nicht zu dulden. Wir sollten geltend machen, dass sich jede Bewegung, die Intoleranz predigt, außerhalb des Gesetzes stellt, und wir sollten eine Aufforderung zur Intoleranz und Verfolgung als ebenso verbrecherisch behandeln wie eine Aufforderung zum Mord, zum Raub oder zur Wiedereinführung des Sklavenhandels.
Weil das hierfür nicht von Belang ist. Er wird sich auf die damalige Definition von Toleranz festgelegt haben, die vermutlich nicht großartig anders ist als die heutige, wenn man - auch das wurde schon besprochen - davon absieht, dass Toleranz heutzutage in der Umgangssprache oft falsch mit Akzeptanz gleichgesetzt wird.DynaEx schrieb:Was letztendlich er oder andere unter Toleranz und Intoleranz versteht, geht hiraus nicht hervor.
Wenn er seine Aussage gut begründet, ist sie mehr als nur eine Unterstellung. Darum geht es mir hier aber nicht, sondern darum, wie seine Aussage abgefertigt wurde, nämlich mit einem typischen Totschlagargument. Es wird gar keine inhaltliche Abwägung seiner Thesen betrieben, sondern diese nur auf ihn als Person (argumentum ad hominem) zurückgeführt, um sich mit dem Kern der Aussage nicht auseinandersetzen zu müssen.Ich habe Souji so geantwortet, wie es eine plumpe Unterstellung seinerseits an unser Gesellschaft verdient hat. Ich kann nicht hergehen und die gesamte Gesellschaft verteufeln und anprangern, weil irgendwo Ungerechtigkeit herrscht. Der macht es sich mit der Aussage sehr leicht und trägt zu nichts bei.
Außerdem trägt er insofern zu einer Diskussion/Veränderung/wasauchimmer bei, indem er Dinge anspricht statt sie zu ignorieren. Wie gesagt, ob eben jene Aussagen gerechtfertigt sind, steht für mich gar nicht zur Debatte, sondern nur, dass ihnen, wenn überhaupt, diskussionsgerecht beigekommen wird.
Gesellschaftskritische Aussagen haben meistens die Intention, dass sich die Rezipienten Gedanken darüber machen, ob das Gesagte auf ihr Verhalten oder ihre Weltanschauung zutrifft. Dennoch muss/sollte auch eine kritische Auseinandersetzung mit der Aussage selbst stattfinden, indem Argumente dafür oder dagegen erörtert und aufgezeigt werden. Totschlagargumente betrachte ich jedoch nicht als kritische Auseinandersetzung.Was soll denn sonst von solchen Aussagen rummkommen?
Bsp.: "Ich mag Justin Bieber nicht." - "Du bist doch nur neidisch."
Auch wenn es sich hierbei um eine subjektive Aussage handelt und über Geschmack zu streiten nicht sinnvoll ist, findet hier trotzdem keine kritische Auseinandersetzung statt, obwohl sie vorgegaukelt wird. Der Antwortende unterstellt dem Aussagenden, ohne dies ansatzweise belegen zu können. Sein Ziel ist keine argumentative Betrachtung der Aussage, sondern ein persönlicher Angriff auf den Aussagenden, um ihn vor Mitdiskutanten (oder sich selbst) in Misskredit zu bringen und somit seine Diskussionswürdigkeit anzuzweifeln. Die meisten Totschlagargumente zielen darauf ab.
Eine, imo, passendere Antwort aufs Bsp. wäre: "Geschmäcker sind eben unterschiedlich." oder die Gegenfrage "Warum magst du Justin Bieber nicht?"
Eine, imo, passendere Antwort auf Soujis Aussage (jedoch aus meiner Sicht) wäre:
"Zwar tragen wir als Gesellschaft eine Mitschuld daran, indem wir Produkte kaufen, die gewollt oder ungewollt, Armut in anderen Ländern fördern. Für den Waffenexport unserer Regierung betrachte ich uns jedoch nicht als verantwortlich, allein deshalb, weil es außerhalb unseres Verantwortungsbereichs liegt. Des Weiteren ist es in einer globalisierten Welt, in der auch alle wirtschaftlichen Vorgänge kausal mehr oder weniger miteinander verknüpft sind, schwer, als Einzelperson so zu agieren, dass man nicht am wirtschaftlichen Unglück anderer Personen beteiligt ist. Dabei kommt es auch auf die Lebensumstände an. Als Arbeitnehmer der Mittelschicht bin ich vllt. noch in der Lage, vom Biobauern um die Ecke meine Lebensmittel zu beziehen oder vom Schneider im Dorf meine Kleidung herstellen zu lassen, wenn ich mich moralisch nicht an der Kinderarbeit in Textilfabriken in Indien beteiligen will, aber als Schlechtverdiener bin ich das kaum noch. Indirekt unterstütze ich aber so oder so (bspw. durch die Abgabe meiner Steuern) wirtschaftliche Ungerechtigkeit, ob ich es will oder nicht. Eine persönliche Verantwortung oder eine Schuld daraus zu ziehen, halte ich für recht gewagt."