[Sammelthread] Die wichtigsten Dinge, die man in Japan nicht machen sollte

Vamp84

Vampire Freak
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Es ist kaum möglich, nach Japan zu reisen und sich nicht zu blamieren. Jede Menge starre Verhaltensregeln prägen den Alltag der Japaner. Dabei ist eine die Wichtigste: Zeige Respekt

Japaner haben nicht nur den Ruf, ein extrem höfliches und gesittetes Volk zu sein - sie sind es auch tatsächlich. Respekt gegenüber seinen Mitmenschen und gutes Benehmen sind für einen Japaner das Wichtigste. Das hat den großen Vorteil, dass man als Besucher in Japan immer wie ein König behandelt wird und man sich zudem sicher fühlen kann: Nicht umsonst ist die Kriminalitätsrate in Japan so gering.

Der Nachteil ist: Man kann als Besucher in Japan relativ viel falsch machen. Es gibt unzählige Verhaltensregeln und Höflichkeitsformen, die man beachten muss, um sich respektvoll zu benehmen. Außerdem gibt es einen ausgeprägten Aberglauben und strenge Vorstellungen davon, was man zu tun und zu lassen hat. Im Extremfall kann man als Besucher sein Gesicht verlieren, wenn man die Regeln missachtet. Das Gesicht verlieren bedeutet, die Würde gegenüber anderen zu verlieren. Für einen Japaner das Schlimmste was passieren kann. Auf peinliche Situationen - also auf so einen Gesichtsverlust (etwa durch laut geäußerte Kritik) - reagieren Japaner häufig, indem sie Lachen. Lachen Sie lieber mit, anstatt sich veräppelt zu fühlen oder gekränkt darüber zu sein, dass man Sie auslacht.

Zum Glück wissen Japaner, dass Ausländer - genannt Gaijin – unmöglich alle Regeln einhalten und schon gar nicht kennen können. Sie sind daher uns Fremden gegenüber äußerst hilfsbereit und drücken schon mal beide Augen zu, wenn man sich aus ihrer Sicht ungewöhnlich und daneben benimmt. Dennoch: man sollte dieses Verständnis der Japaner nicht ausnutzen. Schließlich bedeutet die Regeln zu befolgen, dass man Respekt zeigt. Und so kommt man in Japan sicher am weitesten.​


Bei der Begrüßung




Richtig verbeugen

Auf keinen Fall: Die Hand zum Händedruck ausstrecken.

Stattdessen: Sich verbeugen.

Warum? Auch wenn sich der Handschlag nach und nach einbürgert, so ist die traditionelle japanische Art der Begrüßung immer noch die Verbeugung. Die Verbeugung ist auch eine Art von Respekt und wird sehr oft praktiziert. Die Japaner lernen das von klein an und verbeugen sich daher unbewusst, selbst am Telefon. Man verbeugt sich auch bei Entschuldigungen, zum Dank, bei Bitten und so weiter.

Die in der Hierarchie tiefer gestellte Person verbeugt sich tiefer und länger als die höher gestellte. Dabei stehen Ältere über Jüngeren, Männer über Frauen, Kunden über Verkäufern und Gäste über Gastgebern. Männer legen die Hände seitlich an die Schenkel, Frauen legen die Hände aufeinander und halten sie vor die Oberschenkel. Meistens sind Japaner Ausländern gegenüber aber sehr nachsichtig was die richtige Verbeugung angeht.



Beim Gespräch




Auf die Körpersprache achten

Auf keinen Fall: Nein sagen

Stattdessen: Umschreiben Sie höflich und sehr blumig, dass etwas wirklich nicht möglich ist. Wenn Sie doch einmal direkt Nein sagen, entschuldigen Sie sich gleich darauf und erklären Sie, warum sie etwas ablehnen.

Warum? In Japan existiert zwar ein direktes Wort für Nein, aber Japaner weichen einem klaren Nein lieber aus, um nicht unhöflich und ablehnend zu wirken, aber auch, damit der andere nicht sein Gesicht verliert. Achten Sie auf die Gestik des Gegenübers, legt er den Kopf leicht schief, fasst sich hierbei an den Nacken und zieht die Luft durch geschlossene Zähne ein, so ist dies ein Nein beziehungsweise eine negative Antwort.


Beim ersten Kennenlernen



Knitterfrei

Auf keinen Fall: Visitenkarten vergessen.

Stattdessen: Die eigene Visitenkarte überreichen, die des anderen interessiert durchlesen und danach sorgfältig verstauen oder noch besser in der Hand behalten.

Warum? Die Visitenkarte zeigt Schwarz auf Weiß welche Stellung man in der Gesellschaft und in der Firmenhierarchie inne hat. Die Visitenkarte erlaubt es dem Japaner, sein Gegenüber einzustufen und zu erkennen, welches Verhalten angebracht ist. Weil sie so wichtig ist, sollte man sie auch mit dem angemessenen Respekt behandeln, sonst - genau - verliert der andere sein Gesicht. Man nimmt sie mit beiden Händen entgegen, liest sie und verstaut sie dann sorgfältig am besten in einem Etui oder Kartenbuch. Nicht knittern und auf keinen Fall nachlässig wegstecken.


Beim Essen



Schlürfen - nicht schnäuzen

Auf keinen Fall: Die Suppe still löffeln. Sich die Nase putzen.

Stattdessen: Schlürfen - nicht schnäuzen.

Warum? Suppen und Nudeln werden in Japan grundsätzlich geschlürft. Dies ist ein Zeichen des Genusses. Tun Sie das nicht, so wird man vermuten, dass Ihnen das Essen nicht schmeckt. Rülpsen hingegen finden auch Japaner ekelhaft. Noch widerlicher allerdings empfinden es Japaner, wenn sich jemand öffentlich die Nase putzt. Besser als Nase putzen ist es sogar, sie "hochzuziehen". Bei der nächstbesten Gelegenheit ab ins Badezimmer und Nase dort putzen.


Beim Trinken in geselliger Runde



Nicht auf dem Trockenen

Auf keinen Fall: Sich selbst das Glas nachschenken. Sein Glas leer trinken.

Stattdessen: Der Tischnachbar ist dafür verantwortlich, dass man immer ein volles Glas hat. Also immer darauf achten, dass der Mensch neben ihnen nicht auf dem Trockenen sitzt. Wenn man keinen Durst mehr hat, einen kleinen Rest im Glas lassen, damit man nicht immer wieder nachgeschenkt bekommt.

Warum? Es ist ein fester Bestandteil der japanischen Tischsitten, dass man sich gegenseitig Getränke nachschenkt und ein Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung. Wer sich selbst einschenkt, gilt als gierig und unhöflich.


Beim Bezahlen im Restaurant



Kein Trinkgeld

Auf keinen Fall: Trinkgeld geben. Die Rechnung teilen oder darauf bestehen, den eigenen Anteil zu bezahlen.

Stattdessen: Es ist üblich, dass der Gastgeber nicht nur das Essen für seine Gäste bestellt, sondern auch die Rechnung ganz übernimmt. Trinkgeld ist absolut unüblich - lassen sie sich das Wechselgeld bis auf den letzten Yen herausgeben.

Warum? Trinkgeld ist verpönt, denn man geht in Japan ganz selbstverständlich davon aus, dass einem der bestmögliche Service geboten wird - dass muss nicht belohnt werden, sondern ist normal. Der Gastgeber zahlt - ein Ausdruck von Respekt dem Gast gegenüber. Revanchieren Sie sich mit einer Gegeneinladung in ein westliches Lokal!


Bei Einladungen



Schokolade schenken

Auf keinen Fall: Ohne Geschenk auftauchen

Stattdessen: Immer ein Gastgeschenk dabei haben, es vor allem richtig schön verpacken und mit beiden Händen überreichen.

Warum? Ohne Geschenk aufzutauchen ist schlicht unhöflich und zeugt von schlechter Erziehung. Gute Geschenke sind Lebensmittel wie Schokolade oder kleine Törtchen. Die Ästhetik des Geschenks ist dabei noch wichtiger als der Inhalt. Verpacken Sie Ihr Geschenk unbedingt stilvoll (aber ohne Schleifen - das erinnert an Beerdigungen) und überreichen Sie es am Ende Ihres Besuches mit beiden Händen, als Zeichen dafür, dass Sie von ganzem Herzen schenken. Geschenke werden in der Regel nicht vor den Augen der Gäste geöffnet, um keinen Gesichtsverlust bei den Anwesenden zu riskieren. So muss niemand Freude über ein Geschenk heucheln, das ihm nicht gefällt.



Beim Betreten eines Hauses



Flurpantoffeln anziehen

Auf keinen Fall: Im Haus die Straßenschuhe anlassen.

Stattdessen: Vor dem Betreten des Hauses (egal ob es das eigene, das eines Freundes oder ein Gasthaus ist) die Schuhe ausziehen und in die bereitgestellten Flurpantoffeln schlüpfen. Für Bad und Toilette gibt es spezielle Toilettenpantoffeln. Mit Toilettenpantoffeln auf gar keinen Fall die Wohn- und Essräume betreten!

Warum? Japaner sind ein extrem reinliches Volk und Straßenschuhe bringen eben Schmutz ins Haus. Genauso ist es mit der Toilette. Die ist kein reiner Ort, und deshalb gilt es zu vermeiden, dass dessen Keime in Berührung mit den Wohnräumen kommen.


Beim Baden



Vorabdusche

Auf keinen Fall: Ungewaschen in die Wanne steigen.

Stattdessen: Sich im Bereich vor der Badewanne einseifen und abduschen. Erst dann - wenn der Körper gründlich vom Schaum befreit und sauber ist - in die Wanne steigen.

Warum? In Japan dient ein Bad nicht zum Reinigen des Körpers, sondern zur Entspannung. Außerdem war es früher - und ist es auch heute noch teilweise - üblich, dass die ganze Familie dasselbe Wasser zum Baden verwendet. Duschen vor dem Baden gilt für den Besuch von öffentlichen Badehäusern.


Beim Thema Aberglaube



Die Zahl vier ist tabu

Auf keinen Fall: Zur Farbe Weiß greifen. Etwas im Viererpack verschenken.

Stattdessen: Niemals etwas Weißes anziehen, weiße Blumen verschenken, weißes Geschenkpapier auswählen etc. UND: die Zahl "Vier" unbedingt vermeiden, auch bei Geschenken: lieber ein Törtchen mehr kaufen oder eine Flasche Wein weniger.

Warum? Weiß ist die Farbe der Trauer und des Todes. Auch die Zahl vier ist ein Hinweis auf den Tod, denn sie wird "shi" ausgesprochen und ist somit gleichlautend mit dem Wort für Tod. Es kann sogar sein, dass Sie in einem Hotel kein viertes Stockwerk und kein Zimmer mit der Nummer Vier finden.​
 
Zuletzt bearbeitet:

Souji

Desperado
Otaku Veteran
Zur Visitenkarte: Soweit ich das noch weiß, ist es am Besten, wenn man sie, wenn möglich, in die Hemdtasche auf der Herzseite steckt.
Keinesfalls in die Gesäßtasche stecken, weil man sonst auf der anderen Person sitzt ^^
 

Zero

Chief 0perating 0fficer
Teammitglied
Admin
Zur Visitenkarte: Soweit ich das noch weiß, ist es am Besten, wenn man sie, wenn möglich, in die Hemdtasche auf der Herzseite steckt.
Keinesfalls in die Gesäßtasche stecken, weil man sonst auf der anderen Person sitzt ^^
jap.
und immer die Visitenkarten mit beiden Händen nehmen.
(sie verzeihen dir zwar als Ausländer auch, wenn du das vergisst, ist aber sehr unhöflich)
und dann am besten in ein Visitenkarten-Halter packen.
und den dann in die Brusttasche.
Weil wenn man das ohne dieses Täschchen für die Karten macht, können sie ja dreckig werden, wass wiederum als Beleidigung aufgefasst werden kann...
 

Sheeno

Novize
Sind Sachen dabei gewesen, die ich noch nicht wusste. danke. Gerne mehr
Ich denke, dass man da noch unzählig weiter machen kann, da aber der thread "die 10 wichtigsten
Dinge (...)" heißt, wäre es nicht sinnvoll, hier mehr reinzuschreiben, also schon geschrieben steht.
 

Vamp84

Vampire Freak
Teammitglied
Mod
Sind Sachen dabei gewesen, die ich noch nicht wusste. danke. Gerne mehr
Ich denke, dass man da noch unzählig weiter machen kann, da aber der thread "die 10 wichtigsten
Dinge (...)" heißt, wäre es nicht sinnvoll, hier mehr reinzuschreiben, also schon geschrieben steht.

Hmm, stimmt gibt noch mehr "Regeln", werde mal den Threadnamen abändern.
Damit man diesen Thread hier, als Sammelthread benutzen kann :)
 

Reiko

Gläubiger
Kennt jemad das Buch "Die Axt im Chrysanthemenwald"?
Das ist auch quasi eine Sammlung von Fettnäpfchen, in die man in Japan treten kann:hahaha:
 

glore

Novize
echt gute Zusammenfassung. Mit den Hausschuhen war mir bekannt, aber dass die auch Toilettenschuhe haben, hat mich fast umgehauen.
 

lone-tiger

Otaku Elite
Otaku Veteran
Wow, da hat sich aber jemand Mühe gemacht.
Sehr informativer Post, für mich zumindest, da ich über die Hälfte der Fettnäpfchen-Fallen nicht kannte und prompt hineingetreten wäre. :-D
 

Ironhide

Na hast du Angst Kleiner?
VIP
Da muss man Ja echt auf Vieles achten -.-

Japan ist Zwar toll aber wenn um erotik geht sind die verdammt pingelig!
Um sich an so viele Regel zu halten, muss man allerdings auch nicht nach japan fahren. Mitd er Körpersprache kann man auch schon in Italien ider Frankreich böse auf die Schnauze fallen :) Natürlich sind das unsere Europäischen nachbarn und die kennen uns und wir sie... Und sicherlich fallen uns deren "ungeschreibenen" Verhaltensregeln einfacher als die der Japaner :)

Dennoch, eine schöne Sache, wenn man denn mal dahinreist^^
Und pingelig finde ich das nun nicht, es ist dort eben normal umd gehört zum guten Ton, so wie es hier vepöhnt ist, sich die Nase nicht zu putzen und eben "hochzuziehen"^^
 

Frostfury

Scriptor
Muss auch sagen super Infos. Hab einiges gewusst und einiges wiederrum nicht.

Werde ich mir auf jedenfall merken wenn ich in Zukunft mal nach Japan fliege :wakuwaku:
 

morkeleb

Ungläubiger
ja, sehr informativ das thema, vielen dank dafür.

habe mal ein buch mit "fettnäpfchen" für europäer (bzw deutsche) in die finger bekommen. geschrieben hatte das ein dort tätiger diplomat. einiges von dem hier geschriebenen war auch dort enthalten, allein die korrekte begrüßung kann wohl schon abenteuerlich werden. zum glück sind die zeiten der shôgun´s und der drastischen strafen fürs falsche verbeugen vorbei :hot:
 
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