Niederlande: Live-Drogenexperimente im Fernsehen?
Unter dem Titel "Spuiten & Slikken" (Spritzen & Schlucken) soll das neue Reality-TV-Format im Oktober starten. Als "Versuchskaninchen" will der Moderator selbst dienen.
Das Fernsehen in den Niederlanden fällt öfter mit ausgefallenen Konzepten auf. Manche davon wie etwa die Spermashow "Ich will ein Kind von dir und sonst nichts!", in der sich Frauen seit August auf die Suche nach einem idealen Samenspender begeben, sind hierzulande wohl eher nicht denkbar. Jene Show, die im Oktober im niederländischen Fernsehen starten soll, ist es ganz bestimmt nicht: In "Spuiten & Slikken" (Spritzen & Schlucken) sollen zwei Moderatoren, darunter Filemon Wesselink, nämlich live harte Drogen wie Heroin oder LSD zu sich nehmen. Bei Letzterer will sich Wesselink sogar von seiner eigenen Mutter beaufsichtigen lassen, zudem plant der 26-Jährige - verhältnismäßig nun eher unspektakulär - auch eine Sauftour durch mehrere Pubs.
Ziel ist es, ein junges Publikum mit Themen, die Jugendliche beschäftigen, zu erreichen. Während die beiden Moderatoren sich den Drogenexperimenten widmen und dann vermutlich ziemlich high sein werden, sollen Gäste zum Thema Drogenmissbrauch interviewt werden. "Unsere Intention ist nicht, einen Schrei der Entrüstung.
Auszulösen. Wir wollen einfach nur über Themen reden, die ein Teil des Lebens der Jugend sind", zitiert Pressetext Ingrid Timmer, Sprecherin der Produktionsfirma BNN. Diese hatte bereits in der Vergangenheit mit einem Sexerziehungsprogramm, in dem lebensgroße Schaufensterpuppen ausgestattet mit Geschlechtsorganen zum Einsatz kamen.
Noch unklar ist, ob Wesselink mit einer strafrechtlichen Verfolgung rechnen muss, falls die Reality-Show tatsächlich gesendet wird. Auch in den Niederlanden ist der Konsum harter Drogen natürlich illegal. Ein Sprecher des Justizministeriums räumt jedoch ein, die niederländische Polizei hätte nicht ausreichend Mittel zur Verfügung, um Personen, die weniger als ein halbes Gramm Heroin besitzen, zu verfolgen. Kritische Stimmen gegen die Show gibt es jetzt schon: Ein Sprecher der Christdemokraten bezeichnete die TV-Pläne als "gefährlich" und "ein schlechtes Beispiel".
(Quelle:
www.tvmatrix.net)
Dort wurde außerdem die Kritik laut, dass kaum über die Gefahren der Drogen hingewiesen würde. Die Absicht ist also klar "Quote durch Schockeffekt und Tabubruch" (wie Jackass), als Aufklärung und objektive Berichterstattung. Und wird sicherlich trotz aller "Don't try this at home"-Dinge genau so viele Nachahmer finden.