[Sammelthread] GEFAHRENZONE Film - Update: [A Serbian Film]

Neverman

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|DVD-Junk| - Open House



Release: 26.07.2012
Label: dtp entertainment


Es ist Hausbesichtigung in Hollywood. Alicia möchte nach der Trennung mit ihrem Mann das erinnerungsschwere Haus loswerden und veranstaltet dafür öffentliche Besichtigungstouren. Bis einmal ein Besucher länger als erwünscht bleibt und zusammen mit seiner Komplizin das Haus für sich beansprucht. Eine fragile Dreiecksbeziehung entsteht.

In diesem kammerspielartig inszeniertem Thriller geht es vor allem um Beziehungen, Abhängigkeiten und Manipulation. Jeder der Charaktere weist mehr oder weniger kaputte Beziehungen auf und das Zusammenspiel aller drei Personen, die zum Risikofaktor des jeweils anderen werden, vermischt sich zu einem hochexplosiven und überaus spannenden Film, der von Anfang an zu fesseln weiß. Ob es die Beziehung der unfreiwilligen Hausbesetzer untereinander ist, die Beziehung des männlichen Entführers David zu Alicia, welche einem umgekehrten Stockholm-Syndrom gleicht, oder der unsichtbaren Verbindung zwischen der weiblichen Komplizin Lila und den Opfern. In jedem Fall handelt es sich um die tragischen Auswüchse fehlgeleiteter Abhängigkeit. So ist die Beziehung zwischen den eigentlichen Tätern kälter und um einiges instabiler, als die zwischen David und Alicia. Tatsächlich knüpfen sich sogar zarte Bande zwischen ihnen, als klar wird, dass beide in gewisser Hinsicht Opfer sind. Auch David befindet sich in einer Abhängigkeit, die ihn vergiftet, von der er sich am liebsten befreien möchte. Die Tragik des Filmes jedoch besteht in der Gewalt, die einen Zugang untereinander unmöglich macht.

"Open House" ist ein faszinierendes Psycho-Drama, das von Leidenschaften und Abhängigkeiten handelt, Zwängen und Obsessionen, die ihre Akteure innerlich zerreißen und einen Strudel aus Gewalt erzeugen, in den jeder hineingezogen wird. In seiner Erzählung ist "Open House" erfrischend unaufgeregt und stringent, in seiner Inszenierung nüchtern, aber subtil, mit vielen Totalen und klaren Kameraeinstellungen, die die innere Leere bei makelloser Fassade ideal versinnbildlichen. Trotz des hohen Dramaturgie-Potentials und der hervorragenden Inszenierung, mangelt es dem Film jedoch an Zugangsmöglichkeiten. Er bleibt im Gesamten sperrig und abstrakt, die Charakterentwicklung ist nicht immer plausibel und es will keine rechte Empathie aufkommen. Alles in allem, ist "Open House" aber ein lohnenswertes Drama, das vor allem von seinen Kammerspiel-Eigenarten lebt.

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Neverman

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|DVD-Junk| - Wer weiß, wohin?



Release: 26.07.2012
Label: Universal Pictures


In einem kleinen Dorf, irgendwo im Nahen Osten. Muslime und Christen leben Tür an Tür, doch das harmonische Miteinander wird immer wieder von religiösen Unruhen zwischen den Männern gestört. Viele Menschenleben hat dieser Glaubenskrieg schon gekostet und immer sind die Mütter die Leidtragenden, während die Männer ihre Wut in weiteren Konflikten abreagieren. Doch ein gemeinsamer Fernseher könnte die Lösung sein, das gemeinsame fernsehen eine Tätigkeit, die die Gemeinde stärkt. Doch als auch die Nachrichten von den zivilen Gefechten zwischen Christen und Muslimen berichten, fürchten die Frauen um die Balance ihrer Männer und sabotieren kurzerhand das alte Gerät. Wider Erwarten ist es ebendiese Aktion, die ein Missgeschick in der Dorfkirche verursacht, welches anschließend den Muslimen angerechnet wird. Ausgehend von diesem Zwischenfall schaukeln sich die Männer der beiden Glaubensgemeinschaften in immer dramatischer werdenden Aktionen gegenseitig hoch, bis ein erneutes Blutvergießen unvermeidbar scheint. Doch die Mütter haben genug von der Ignoranz und dem Jähzorn der Männer und versuchen mit ihren eigenen Waffen, den Konflikt zu lösen.

"Wer weiß, wohin?" ist ein Plädoyer für die Frauen, respektive die Mütter. Mütter, die die wahren Leidtragenden sind, wenn ihre Söhne zu Grabe getragen werden, die aushalten und trauern müssen, die sich sorgen müssen um Mann, Familie und Gemeinschaft. Die mehr Verantwortung tragen, als Bürgermeister, Imam oder Priester. Die Mütter sind das Element, das alles zusammenhält. So die Grundprämisse dieses Filmes. Schon im Vorspann sind sie zu sehen, die eigentlichen Hauptakteure: Mütter, in schwarz gekleidet, die sich im Takt wiegen und ein Trauerlied anstimmen. Viele junge Menschen sind gestorben, weil zwei Glaubensgemeinschaften einander nicht tolerieren können. Regisseurin und Hauptdarstellerin Nadine Labaki überträgt die karge Wüstenlandschaft und das rückschrittliche Dorf auf die Welt, den Zwist zwischen den Dorfbewohnern auf die Glaubenskriege, die noch immer überall auf der Welt toben. Der Film schafft es nicht nur, trotz seiner Schwere und streckenweisen Melancholie ein heiteres, lebendiges Dorfportrait zu zeichnen, er weckt auch diese Sehnsucht, die in uns allen irgendwo schlummert. Nach Harmonie und Frieden, Bescheidenheit und einem familiären, ländlichen Rahmen, in dem wir ganz in Ruhe 'sein' können.

Ja, wer weiß, wohin führt uns das Leben noch? Ist es der Schweiß, geschweige denn das Blut wert, welches wir für einen Streit opfern? Sind wir nicht alle Brüder unter derselben Sonne? Die Frauen sind die einzigen, die das zu begreifen scheinen. Doch sämtliche Beschwichtigungsversuche schlagen fehl, ebenso Gewalt und Geheimniskrämerei, erst, als sie selbst den jeweils gegensätzlichen Glauben auf respektable Art und Weise ausleben, kommen die Männer zur Vernunft und vertragen sich. Die schlussendliche Frage, die nicht ohne Augenzwinkern gestellt wird und dem Film seinen Namen gibt, benötigt keine Antwort mehr, sie wäre überflüssig. Labaki hat einen wunderschönen, authentischen und humorvollen Film gedreht, der letzten Endes ein aufrichtiges und wohl auf eigener Erfahrung der Regisseurin basierendes Bild von Land und Leuten zeichnet. Es ist ein Film, nach dem man sich erfrischt und belebt fühlt. Seine Grundaussage ist überaus harmonisch, ein friedliches Miteinander aller Religionen bejahend. Und auch ich glaube, dass das möglich ist, wenn jeder einmal, wie die Frauen in diesem Film, Bibel gegen Koran und Koran gegen Bibel tauschen würde.

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Neverman

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hundephilosoph im Kino - The Dark Knight Rises



Kinostart: 26. Juli

Acht Jahre ist es her, dass Batman die Schuld für Harvey Dent’s Taten auf sich genommen hat. Acht lange Jahre, in denen das organisierte Verbrechen komplett zerstört wurde und Bruce Wayne von der Bildfläche verschwunden ist. Doch unter der Führung eines entstellten Hünen machen sich die Verstoßenen der Gesellschaft auf, Gotham ihre wahre Natur zu zeigen. Und Bruce Wayne muss wieder zu Batman werden, um das drohende Schicksal der Stadt abzuwenden.

Wieder einmal ein maskierter Bösewicht, wieder einmal ein Masterplan, viel Massenpanik, Destruktivismus und das alles, um eine Stadt zu zerstören und denjenigen, der sie beschützt. Alle hassen Gotham City. Wieso auch nicht, ist sie ja das Ebenbild einer Gesellschaft, die unlängst pervertiert ist, inklusive Batman. Das meinen zumindest die Schurken und Oberschurken des Films, die sich in “The Dark Knight Rises” ausgeklügelter denn je mit ihrer Zerstörung befassen. Doch nicht nur Gotham droht ein schreckliches Ende, auch Batman ist an seine Grenzen angelangt. Bruce Wayne ist eine gebrochene Gestalt, physisch und psychisch. Nur die Gewissheit, dass es da draußen Menschen gibt, die auf ihn zählen, hat ihn angetrieben. Doch nach Dent’s Tod ist das vorbei. Es hat ihm das Genick gebrochen. Erst als die ersten Opfer von Bane’s Zerstörungswut jene Ordnungshüter sind, die die Gesellschaft anstelle Batman beschützen sollen, ist er bereit, zurückzukehren. Er sieht sich mit einer unlängst gebannt geglaubten Gefahr konfrontiert und seiner eigenen Schuld.

Wie hat sich doch die Tonalität im Verlauf der Trilogie verändert. “Batman Begins” war der cartooneske Blockbuster-Startschuss, der nach den vorherigen Schuhmacher-Verfehlungen (“Batman Forever”, “Batman & Robin”) nicht fiel falsch machen konnte. Doch ein innovativer und intelligenter Film hätte anders ausgesehen. Der Erfolg aber gab den Nolans Recht und das Batman-Franchise begann zu florieren. Und dann war da “The Dark Knight”. Der Film, der den Blockbuster neu definierte, der plötzlich Niveau in die Massenabfertigung brachte und trotzdem seine Wurzeln nicht vergaß. “The Dark Knight” war in vielerlei Hinsicht ein besonderes Erlebnis. Und der Erfolg war da, der Druck stieg, die Erwartungen, von Christopher Nolan konsequent übertroffen, ebenso. Einer Sache waren sich alle sicher. Der Abschluss der Trilogie muss etwas ganz Großes werden. Doch ist es ebendieser Druck des Erfolges und der Erwartungshaltungen, der dem monumentalen Abschlussteil die Suppe versalzt. Alles muss größer und stärker sein und damit ist nicht nur die physische Präsenz von Bale gemeint. Die Spielzeuge sind größer, die Zerstörung verheerender, der Subtext kryptischer. “The Dark Knight Rises” entpuppt sich über eine Laufzeit von quälenden 164 Minuten als unglaublich zäher und aufgeblähter Blockbuster-Brocken. Kein Wunder, bekommt man doch in der ersten Hälfte des Films fast nur ermüdende, bedeutungsschwanger aufgepumpte Monologe zu hören. Hier trieft dem Film die Selbstreferenzialität aus allen Poren.
So wie der ordinäre Comic sich mittlerweile hochtrabend “Graphic Novel” schimpft, so möchte “The Dark Knight Rises” am liebsten kein Blockbuster sein, sondern ein Drama, Psycho-Thriller und Action-Film mit Anspruch zugleich. Letztendlich ist er aber weder Fisch noch Fleisch, weder richtig gut, noch richtig schlecht. Er überschätzt sich in seiner Eitelkeit einfach selbst.

“The Dark Knight Rises” entlarvt sich selbst als hohles Blockbuster-Kino Marke Hollywood, von dem ich lange Zeit glaubte, Christopher Nolan hätte es vielleicht verändert. Doch ich habe mich getäuscht. Der Regisseur liefert mit diesem Film sein bislang schlechtestes Werk ab, was traurig ist, weil es nichtmal wirklich seine Schuld ist. Es ist die Schuld hollywood’schen Größenwahns, der jeden befällt, der sich zu lange ihren Einflüssen aussetzt. Doch zweifelsohne wird auch “The Dark Knight Rises” phänomenale Geldsummen einfahren und den Kult um den Dunklen Ritter nähren. Denn eines ist Nolan gelungen: Er hat aus Batman eine Ikone sondergleichen gemacht, er hat einen Mythos neu belebt und Batman zu einem Volkshelden hochstilisiert. Mit seinen drei Filmen hat Nolan einem traurigen Antihelden Profil gegeben. Mit seinen Geschichten den elementaren Kampf zwischen Chaos und System thematisiert. Der Dunkle Ritter ist nun präsenter denn je in den Köpfen der Menschen.

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stony666

Prophet
Antwort zu Dragonball Evolution

Hi,
Ich bin selber ein großer Filmfan und hab gerade deine Thread entdeckt.
Ich hab mir natürlich nicht alles durchgelesen, das wäre für den Anfang wohl etwas zuviel des guten ;D aber ein paar Kritiken hab ich doch angesehen.

Dragonball Evolution
Stimmt!!!
Bin selber mal ein DB(Z) Fan gewesen, aber was gut anfing wurde leider zum Schluss hin immer schlechter und als Krönung des Ganzen Haufens kam dann der Realfilm, das Geld für diesen Film hätte man auch sinnvoller nutzen können, zB. ein paar Bäume im Regenwald Kaufen, Lotto spielen oder das Geld im Puff verprassen.
Leider ist das ein generelles Problem bei allen Anime Verfilmungen die ich gesehen habe, dass es in die Hose geht wenn man versucht aus einem Anime einen Realfilm zu machen, dabei liegt es ja nicht mal an der Technik, die ist ja meisten Spitze, es einfach die Umsetzung.
Ich würde echt gern mal eine Anime Verfilmung mit dem Kaliba eines Akira Kurosawa Films sehen.

Ach ja was du dir sparen kanst sind diese "relativ" neuen Fantasy Drachen Filme die in den letzten Jahren Rausgekommen sind, obwohl da echt hochkaretige Schauspieler mit spielen, sind die Filme einfach nur SCHLECHT und das in wirklich allen Bereichen, bei dem Film Dragon Slayer glaub hies er hätte ich fast mein 1 Euro Ausleihgebür zurück verlangt.

mfg Stony666
 

Neverman

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|DVD-Junk| - Project X



Release: 07.09.2012
Label: Warner Home Video


Drei Halbwüchsige, Costa, J.B. und Thomas, haben ihr Loser-Image und die damit verbundenen Schmähungen endgültig satt. Thomas' 17. Geburtstag stellt sich als die ideale Gelegenheit dar, eine Party epischen Ausmaßes zu veranstalten, die alles ändern soll. Und Drax wird engagiert, alles auf Film festzuhalten, um ein Zeugnis dieses Ereignisses zu besitzen. Ein paar Nachrichten mit dem Handy, ein paar Mails, alle mit dem Aufruf es weiter zu verbreiten und schnell scheint sich eine respektable Party-Gesellschaft zusammengefunden zu haben. Doch als immer mehr Gäste auftauchen und Alkohol und Drogen in Unmengen konsumiert werden, müssen sich die drei Jungs der Erkenntnis stellen, dass ihr Vorhaben außer Kontrolle geraten ist. Die Masse ist unbändig und wild, ihr einziges Ziel: Feiern bis zum Super-GAU. Zerstörung und Chaos das einstimmige Mantra des Abends.

Der Party-Film, die Teenager-/Highschool-Komödie, der Buddy-Movie kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, die mitunter groteske Blüten hervorgebracht hat. "Project X" verkörpert in dieser Historie den Klimax, eine unüberbietbare Schrecklichkeit in seiner Darstellung. Nie wurde eine Party so grausam konsequent inszeniert und in seinen Ereignissen so destruktiv und lebensmüde dargestellt. Kein "Hangover"-Trittbrettfahrer, bei dem einfach der Filmriss den Zuschauer von der Qual befreit, sich die Untaten der Feierwütigen im Voraus ansehen zu müssen, kein charmanter Kumpelfilm wie "Superbad", der die Freundschaft und das Erwachsenwerden mehr als alles andere äußerst sympathisch thematisiert und auch kein "American Pie"-Ableger, in denen Sex zum Lebensziel schlechthin erklärt wird. "Project X" ist eine schwarze Komödie, ein im Prinzip überhaupt nicht witziger Film. Und trotzdem kann man nicht wegsehen, man kann nicht umhin, von dem ekstatischen Strudel aus Leidenschaft mitgerissen zu werden. Der Film ist inszenatorisch im Stil einer Mockumentary aufgebaut. Die Kamera ist inmitten des Geschehens und kreiert in seiner groben Unmittelbarkeit eine faszinierende Dynamik. Bild, Ton und die Laiendarsteller bilden eine hervorragende Symbiose, die größtenteils sehr überzeugend darüber hinwegtäuscht, dass es sich um einen inszenierten Vorgang handelt. Was den Film anfangs besonders macht und zum Ende hin etwas abflachen lässt, ist die Tatsache, dass hier einerseits mit dem kritischen Auge des Beobachters Drax das Partyleben an sich, und die Verzweiflung jener, die auf der Suche nach ein wenig Aufmerksamkeit und Akzeptanz sind, eingefangen wird. Andererseits endet der Film wie jeder andere Party-Film mit der (Un-)Einsicht, dass sich aller Ärger letzten Endes doch bezahlt habe. Der Junge kriegt das Mädchen, ist plötzlich cool und beliebt, alle Konsequenzen sind vergessen. Lediglich kleine Textblöcke im Abspann weisen darauf hin, dass die Jungs Konsequenzen ziehen mussten, ein Stilmittel, das maßgeblich zum augenscheinlichen Wahrheitsgehalt der Geschichte beiträgt.

Wie unkritisch der Film letzten Endes doch ist und wie gedankenlos die Konsumierung ihrer Rezipienten ausfiel, erklärt sich anhand vieler Nachrichten aus der ganzen Welt, in denen von Nachahmungstätern die Rede ist, Halbstarken, die ganz wie in Project X mal ordentlich auf die Kacke hauen wollten. Sachschäden im sechsstelligen Bereich und sogar Tote waren die Konsequenzen dieser "epischen" Partys. Die Realitätsnähe von "Project X" ist umso fataler, da er sich nicht um die Problematik jugendlichen Fehlverhaltens und vor allem ihrer Ursachen schert, sondern mit der überaus potenten Aussage kokettiert, nur Risikobereitschaft und lebensmüde Zerstörungswut seien ein Indikator für die Beliebtheit einer Person. So besteht die Tragik des Films nicht darin, kritisches Zeitdokument einer verkommenen Gesellschaft zu sein, sondern vor allem Vorbild für desillusionierte Jugendliche, die sich einmal die Aufmerksamkeit wünschen, die Thomas am Ende des Films bekommt.

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Neverman

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|DVD-Junk| - Religulous



Release: 05.08.2009
Label: Universum Film


Bill Maher, seines Zeichens politischer Stand-Up Comedian und "Ungläubiger" versteht Religionen nicht. Zusammen mit "Borat"-Regisseur Larry Charles reist er um die Welt, um die Widersprüchlichkeiten und Absurditäten verschiedenster Religionen aufzudecken und ihrer eigenen Lächerlichkeit preiszugeben. In Interviews kommen dabei Wissenschaftler, Theologen, Geschäftsleute und normale Gläubige zu Wort, die Maher bisweilen an den Rand ihres Kompetenzgebietes bringt.

Glaube ist das wohl heikelste Thema, dem sich ein Filmemacher annehmen kann. Wenn schon in der Familie dieses leidige Thema nur Streit und Unfrieden hervorrufen kann, wie soll das dann erst im globalen Ausmaß aussehen? Es ist unmöglich, niemanden auf den Schlips zu treten, einfach, weil Glaube die Fragen der eigenen Existenzberechtigung beantwortet. Den Glauben von jemanden infrage zu stellen, bedeutet, den Menschen als solchen infrage zu stellen. Nicht nur, dass Bill Maher den grundlegenden Fehler begeht, Glaube und Religion als ein und diesselbe Begrifflichkeit zu verwenden, er arbeitet mitunter auch mit manipulativen, rhetorischen Tricks, um seine Interviewpartner, seine von ihm als "Gegner" wahrgenommenen Personen möglichst in die Ecke zu drängen. Wie könnte man es dem bekennenden Atheisten auch übel nehmen, erklärt in dem Film doch seine eigene Mutter, wie aufgewühlt er als Kind war, als er erfuhr, dass der Weihnachtsmann nicht real ist. Welche Konsequenzen dieses unverarbeitete Kindheitstrauma nun nach sich zieht, lässt sich wunderbar beobachten, wenn Maher im Brustton der Überzeugung Erklärungsversuche mit kessen Bemerkungen abschmettert und sich in immer wiederholenden Worten gegen den Glauben als solchen ausspricht. Denn wie Mao Tse-Tung einst sagte: "Religion ist Gift".

Bill Maher tut dasselbe und verkauft es uns als Humor, wenn er bemüht ist, grundfeste Überzeugungen anderer zu zerstören. Dass sein fehlendes Verständnis nicht eine Frage des Nicht-Könnens, sondern vielmehr eine Frage des Nicht-Wollens ist, kann er natürlich nicht sehen. Zwar spricht er vieles Richtige an, und der Film entwickelt seine höchsten Qualitäten, wenn er die Geldmacherei hinter Religionen und Sekten entlarvt, aber es ist seine tendenziöse Herangehensweise, die den Spaß an der ganzen Sache nimmt. Maher vergisst, dass Glaube eine Herzenssache ist und keine Kopfsache. Wäre Glaube in der Vernunft und Rationalität begründet, wäre es kein Glaube mehr. Gerade deswegen sind die Vorwürfe der Heuchelei und Schönrederei nicht gänzlich verkehrt, sie sind aber auch nicht vollkommen zutreffend. Ob Maher es realisiert oder nicht, auch er ist ein Gläubiger. Wie sein Interviewpartner, der Neurotheologe schön sagt, sind es unsere eigenen Maßstäbe von Vernunft und Wahrheit, die wir anderen anlegen. Wenn Maher also einem ehemals homosexuellen Pastor beizubringen versucht, wie falsch seine Auffassung sei, dann ist das so vermessen wie nervtötend. Egal, wie sehr es einem persönlich auch gegen den Strich gehen mag, es lässt sich nicht leugnen, dass seine Haltung doch seiner inneren Überzeugung entspricht und somit seiner ganz subjektiven Wahrheit. Im Gegensatz zu seinem Slogan "Man wird doch wohl fragen dürfen", ist es Maher, der hier zum Spielverderber verkommt, weil er niemandem seinen Glauben lassen kann. Und so ist ihm jedes Mittel Recht, um am Ende irgendwie doch Recht zu behalten. So zitiert er im einen Moment wortwörtlich aus Glaubensschriften, um seine eigenen Argumente zu untermauern, nur um im anderen Moment ebenjenen Wortgehalt der Lächerlichkeit preiszugeben, wenn es seinem Zweck dienlich ist.
Religulous ist ein im Endeffekt sehr manipulativer Film, in dem Bill Maher mit teils äußerst schamlosen Bild-Ton-Montagen seine eigene, die "richtige" Sicht der Dinge erklärt und bei diesem Vorhaben nicht viel ehrenvoller handelt, als die von ihm kritisierten Sektenführer, Bühnenprediger und anderen religiösen Sklaventreiber, wie sie vor ihren Mikrofonen und von ihren Kanzeln herunter auf alles spucken, was nicht in ihr eigenes Weltbild passt.

Bill Maher liegt furchtbar falsch. Nicht die Religion ist die Ursache für das Übel auf der Welt und auch seine drastische Forderung nach "anti-religiösen" Verhältnissen wird nichts an unserer Situation ändern. Es ist der Mensch, der in seiner beschränkten Sichtweise all das ablehnt, was er nicht begreift. Ganz wie der Volksmund sagt:
"Wat de Buer nich kennt, dat fret he nich."

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were

...braucht mehr Spice.
Otaku Veteran
Ich finde die Dokumentation, von der drastischen An- und Absprache abgesehen, dennoch ausgezeichnet. Bill Maher führt uns - wie in einer Mondo Dokumentation - durch die unterschiedlichsten, irrsten Auslegungen von Religion und Glauben. Das soll das Publikum - ähnlich wie bei einer Mondo Dokumentation - natürlich unterhalten, es hat ganz klar seine explorativen Seiten, aber dennoch ist er fair. Er zeigt den Irrsinn, den ein Jude auf sich nimmt, um Gott mit modernster Technik aus-zu-tricksten. Er zeigt erz-katholische Gelehrte, die ganz andere Auffassungen vertreten, als man es bei ihnen vermuten würde. Die viel weltlicher und moderner denken, als ein Großteil der überzeugten Anhänger der selben Auslegung einer Religion und die mich damit wirklich beeindruckt haben, da sie eben einen gesunden, friedlichen Blick auf den Glauben offenbart haben. Auch übt er berechtigter Weise heftige Kritik an den Sekten aus, die ihre Anhänger durch Isolation, also sozialen Druck, zum Geld spenden zwingen wollen und die lächerlichsten Sci-Fi Geschichten erzählen. Höchst manipullativ ist das Material natürlich, aber an vielen Stellen gibt es gute Ansätze zu weiterführenden Diskussionen bzw. er gibt gute Gedankenansätze.
 

Neverman

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Da stimme ich dir zu. Mich hat der Film auch unterhalten. Nur ist das Verhältnis zwischen Interviews mit naiv infantilen Fundis (die ziemlich oft in meinen Augen einer Vorführung gleichkommen - wie kann er denn von ihnen erwarten, dass sie ihm seine Welt erklären) und den Interviews mit wirklich erfahrenen und, ja, nennen wir es 'weisen' Männern derart unausgeglichen, dass der Blick auf Religionen so demagogisch verfärbt wird. Aber viele Skurrilitäten in dem Film sind mehr Aberglaube als Glaube und werden auch als solcher entlarvt. Es ist einfach schade, dass Maher den Unterschied selbst nicht zu kennen scheint, er schmeißt alle in einen Topf, und verkündet dann am Ende doch tatsächlich noch propagandistische Forderungen, die in ihrem ketzerischen Manifest-Charakter schon selber einem Anti-Glauben entsprungen zu sein scheinen. Bill Maher wird so am Ende selbst zum Fundamentalisten, über die er sich lustig macht. Eine psychologisch recht interessante, da widersprüchliche Entwicklung...
 

Neverman

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Kann ich nicht genau sagen. Hab eine kleine Pause gebraucht. Es fällt mir sehr schwer, damit umzugehen, Kritiken zu Filmen zu schreiben, nur um der Kritik willen, zu denen ich aber eigentlich nichts zu schreiben habe.
 

were

...braucht mehr Spice.
Otaku Veteran
Kann ich gut nachvollziehen. Auf Kommando etwas zu einem Film zu schreiben, der einen nicht mehr beeindruckt hat als die letzte Folge Tatort fällt mir ebenfalls sehr schwer.
Hab mir vor kurzem Mondo Candido und Africa Addio gegönnt, mal schaun wie die werden. Dann sind noch Delirium, Dario Argentos Opera und Orozco the Embalmer bezahlt.
 

were

...braucht mehr Spice.
Otaku Veteran
Von Bildstörung fehlt mir auch noch verdammt viel, und auch Camera Obscura legt wieder nach (wobei sowas wie Orozco oder The Pig Fucking Movie wohl nichtmehr kommen wird).
 

Neverman

VIP
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Was haben Robert DeNiro, Ben Kingsley und Al Pacino gemeinsam?

Sie sind alle drei Hollywoodlegenden, großartige Charakterdarsteller und haben alle in beschissenen Filmen mitgespielt. Was treibt Robert DeNiro dazu, bei einem Käse wie "Machete" mitzumachen, was nötigte Ben Kingsley zu "Bloodrayne" und wieso um alles in der Welt, hat Pacino für "Jack & Jill" zugesagt? Was zur Hölle ging ihnen da durch den Kopf? Das und ähnliches mag sich der verzweifelte Filmfan fragen. Doch verbirgt sich dahinter eine so simple wie befreiende Antwort, der ein tiefes Geheimnis über die Kunst des Lebens innewohnt: Spaß.
Kingsley antwortete auf die Frage, wieso er in Uwe Boll's "BloodRayne" mitwirkte, er wolle auch einmal Spaß haben wollen. Robert DeNiro versteht es seit Jahren, sich selbstironisch auf die Schippe zu nehmen und sagt im Prinzip zu keinem Klamauk Nein. Aber auch Al Pacino hat sich unlängst von den Geißeln der Ernsthaftigkeit befreit und sich im Schinken "Jack und Jill" regelrecht um den Verstand gespielt.
Kaum einem hat das gefallen, ich kenne keine einzige positive Kritik zu dem Film und doch kann ich Mr. Vincent Vega nur zustimmen, wenn er schreibt, dass "Jack und Jill" 'die bis dato beste Filmkomödie von Adam Sandler' ist. Was hier passiert, ist so ultrakomisch hirnverbrannt und sinnlos, dass es einem avantgardistischen Fest der Lachmuskeln gleichkommt.

Wieso so ein Film? Wieso Adam Sandler? Und noch immer, wieso Al Pacino?
Humor ist solange seichte Schonkost, wie sie in den Gesetzmäßigkeiten der Konventionen und Gewohnheiten schwimmt. Doch wird Humor dort zur wahren Aufgabe und zu einem kulturellen Beitrag, wo sie diese Grenzen auszuloten, ja gewaltsam zu sprengen versucht, um Humor auf ein neues Niveau, jenseits von Gut und Böse zu heben. Dort angekommen erwartet uns wahrer Humor-Anarchismus, der befreite Blödsinn, der keine Rücksicht auf Empfindlichkeiten und sanfte Gemüter nimmt, erst recht nicht mehr auf die eigenen. Was dort passiert, möchte ich als "selbstlos" bezeichnen. Schauspieler, eben auch gestandene Virtuosen wie Al Pacino, die sich so gekonnt zum Brot machen, wie es nur jemand vollbringen kann, der wahrhaft liebt, was er tut. Ich habe die Schnauze voll von all den falschen Eitelkeiten und der Aufgeblasenheit des amerikanischen Films und insbesondere seiner Bevölkerung, den Schauspielern. Man kann es in jeder aufmerksamkeitsheischenden Fresse auf dem roten Teppich sehen: Die meisten finden sich selbst am Geilsten, weil es ihnen die ganze Welt weisgemacht hat, indem sich alle ihre Filme ansehen. Es gibt heute nur wenige, die sich diesem Sog entziehen können und wirklich befreit und mit Spaß und vor allem einem gesunden Maß an Selbstironie ihre Arbeit machen können. "Jack und Jill" ist keinesfalls ein Schandfleck in der Filmografie Pacino's, er ist ganz im Gegenteil sogar ein Glanzwerk seiner Karriere, ein Prachtexemplar modernen Antikinos, das mit vollem Recht in die Gesichter derjenigen scheißt, die sich gerne mit einem stumpfsinnig-rührseligen Propagandafilm Marke "Adam Sandler" berieseln lassen wollen. Die Auszeichnungen sagen mehr als tausend Worte. Seit des über 30-jährigen Bestehens der Filmverleihung der Goldenen Himbeere (Preis für die schlechtesten Filme), hat "Jack und Jill" als erster alle Preise in sämtlichen Kategorien abgeräumt. Stolzer könnte ich nicht sein auf Adam Sandler und sein Team. Sie sind dabei Grenzen zu überschreiten und ihren Horizont zu erweitern. Raus aus dem Vorgarten der gemütlichen Vorabendunterhaltung und hinein in die Gefahren des Dschungels.
Primitiv, vulgär, amoralisch, brutal, stumpfsinnig, unlustig. Das und vieles mehr wurde gegen diesen Film gefeuert und sie alle haben Recht. Und doch hat Adam Sandler ein kleines Trash-Kunstwerk erschaffen, in dem er die Zuschauer ungeniert dazu auffordert gerade dann zu lachen, wenn es wehtut, sich von ihren eigenen Hemmungen zu lösen. Die Zuschauer haben versagt.

"Der Chaos-Dad" führt fort, was "Jack und Jill" angefangen hat. Sinnentleert und damit im herkömmlichsten Sinne grotesk, absurd, einfach urkomisch. New Kids im Hollywoodstyle. Sandler entdeckt den Inzest-Humor für sich und grandioserweise funktioniert es! Selbstverständlich wird sich auch hier der Standart-Kinogänger ärgern, zumal solche, die mit ihren Kindern in den Film gehen. Doch ich lüge nicht, wenn ich sage, dass ich durch diese Filme im Prinzip das Lachen neu gelernt habe. Eine neue Welle des Humors rollt auf uns zu und die sollte man genießen, wenn man es denn mag, bis sie wieder abflaut.
 
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