Lythra bemerkte den Schwärmer erst gar nicht so sehr war er damit beschäftigt dem Verlauf der Holzmaserung zu folgen. Schließlich fand er jedoch keinen Gefallen mehr daran und drehte seinen Kopf Sirenia und dem Fremden zu. Der Falter flatterte vor Sirenias Gesicht herum. Diese schwenkte ihren Kopf hin und her was Lythra ziemlich komisch vorkam. Weiter schien sie mehr mit dem Falter zu spielen als ihn wirklich verscheuchen zu wollen. Plötzlich riss sich der Mann los und drehte sich geschickt hinter sie. Er umklammerte sie und sie hätten als frisch verliebtes Pärchen durchgehen können wäre Sirenias Gesicht nicht eine Fratze des Hasses gewesen. Ihr Blick war tödlich und sie bebte vor Zorn. Kurz warf Lythra dem Mann einen wütenden Blick zu. Dieser Idiot bereitete ihnen nichts als Ärger. Dann machte sich jedoch wieder ein sanftes Gefühl der Entspannung breit. Der Mann hauchte nun Sirenia etwas ins Ohr. Die Fratze des Hasses wich einem Ausdruck von absoluter Abscheu. Die körperliche Nähe und Überlegenheit des Mannes schienen sie regelrecht anzuwiedern. Der Mann wandte sich nun Lythra zu.
"Ach und um auf deine Frage zu antworten, Nein, ich habe keine Angst vor dem Tod. Wieso sollte ich auch? Schließlich muss es nicht zwingend etwas negatives nach sich ziehen wenn man stirbt. Wer weiß, vllt wendet sich sogar alles zum besseren. Allerdings könnte das Sterben durchaus unangenehm werden. Aber ich denke wir wollen beide nicht über diese Dinge tratschen, nicht wahr?" Langsam wurden Lythras Gedanken wieder klarer.
"Die Antwort eines Mannes der den Tod nur vom hörensagen zu kennen scheint." schloss er bitter. Der Mann wandte sich wieder Sirenia zu, sprach aber laut genug.
"Mich interessiert viel mehr, warum eine so reizende Dame wie ihr derartige Ausdrücke benutzt. Ihr müsst ja wirklich ein Problem mit meiner Begleiterin haben. Also warum einigen wir uns nicht folgendes: Ihr überlasst mir das Mädchen. So seid ihr sie los und ich habe sie wieder. Vorteil für beide Seiten. Besonders ihr, als so wunderhübsche Frau, wollt euch doch sicher nur ungern die Aufmerksamkeit der Männer teilen. Also lasst uns das doch vernünftig klären." "Narr. Sie wird ihn umbringen sobald er für eine Sekunde nicht aufpasst." "Sie explodiert gleich." stimmte ihm Soraka zu.
Von einem Moment auf den anderen waren die beiden in einem gigantischen Schwarm von Schmetterlingen eingehüllt.
"Wie damals auf dem Friedhof..." erinnerte sich Lythra. Der Mann hielt die Frau noch mit einem Arm umklammert und versuchte mit den anderen sein Sichtfeld freizukämpfen. Plötzlich legte sich eine Hand auf die Schulter des Mannes. Als er es bemerkte versuchte er noch verzweifelt sie wegzureißen doch es war zu spät. Unter Schmerzen ging er zu Boden. Sirenia ging in die Knie um die Hand nicht von der Schulter nehmen zu müssen. Ihr Gesicht war wutverzerrt.
"Wie kannst du es wagen. Du kleines Stück Sch..." Der Körper des Mannes zuckte. Die Schmerzen mussten beinahe unmenschlich sein. In der kurzen darauffolgenden Stille hörte Lythra wie vor dem Gasthaus eine Kutsche hielt. Das musste ihre sein. Mittlerweile war er wieder bei klarem Verstand. Er sprang aus dem Bett und sprach Sirenia an, die immernoch damit beschäftigt war ihrem Gegner entsetzliche Schmerzen zuzufügen:
"Die Kutsche ist da. Wir haben keine Zeit zu verlieren." Sirenia sah zu ihm auf. In ihrem Gesicht war eine gewisse Genugtuung zu erkennen aber man sah auch das es ihr noch nicht reichte, noch lange nicht.
"Dich jetzt zu töten wäre zu einfach. Ich werde mir ein andermal deutlich länger Zeit für dich nehmen. Freu dich drauf." sagte sie zu dem am Boden liegenden Fremden gewand. Ein letztes Mal zuckte sein Körper auf dann nahm sie die Hand von seiner Schulter. Der Mann blieb regungslos liegen. Vermutlich war er unter den Schmerzen unmächtig geworden. Sie trat zu ihm ans Fenster und warf einen Blick hinaus.
"Ja, das ist unsere. Gehen wir." Sie sprang aus dem Fenster auf die Straße. Lythra drehte sich noch ein letztes Mal zu der Frau im Bett um. Hatte sie ihn gerade angesehen? Er blinzelte. Ihre Augen waren geschlossen.
"Wie dem auch sei." dachte er und sprang hinter Sireania her aus dem Fenster.
------------------Zeitsprung-----------------------
Die Kutsche fuhr schon eine ganze Weile. Nach allem was Lythra gehört hatte hielt Alastor sich in einem Versteck ein wenig außerhalb von Montera auf. Sirenia saß ihm Gegenüber. Beide schwiegen sie. Lythra balancierte ein Messer auf seinem Finger und Sirenia lies einen der Schmetterlinge, die wohl das Erscheinungsbild ihres Kubos waren, über ihre Finger wandern. Plötzlich bremste die Kutsche scharf. Der Schmetterling stob auf, die Klinge rutschte ab und schnitt Lythra leicht in den Finger.
"Verfluchte schei..." zischte er. Er schob die Gardiene nach draußen und sah aus dem Fenster. Sie waren in einem kleinen Waldstück. Mehrere Personen in schwarzen Kutten hatten die Kutsche umzingelt. Scheinbar waren sie am Ziel.
"Aussteigen! Sofort!" Erklang es von draußen. Sie stiegen beide aus.
"Wer seid ihr?" "Lythra und Sirenia vom Schattenherz." antwortete er. Beide zeigten sie ihre Tattoowierung.
"Und der Kutscher?" Lythra grinste.
"Der nicht." Ein Pfeil sirrte, von einer der Baumkronen aus, durch die Luft und vom Kutschbock erklang ein kurzer Schmerzenschrei. Dann war es wieder still. Ein Mann trat aus der Runde der Schwarzkutten heraus auf sie zu.
"Was ist euer Begehr." Sirenia antwortete:
"Es gab einen Vorfall in Montera, wir sind hier um Alastor persöhnlich Bericht zu erstatten." Sofort veränderte sich das Verhalten des Mannes unter der Kutte merklich. Scheinbar hatten sie gewisse Gerüchte bereits erreicht.
"Sehr gut. Folgt mir." Er führte sie in eine Höhle. Die Höhle war ausgebaut und komfortabel eingerichtet. Mehrere Fackeln leuchteten ihnen den Weg. In der weiträumigen Höhle gab es sogar massive Holztüren und einen eingerichteten Speiseraum mit entsprechendem Mobilar. Überall hingen Fahnen mit dem Zeichen des Schattenherzens. Es musste eins der größeren Verstecke des Schattenherzens sein. Vor einer pechschwarzen Türe blieben sie stehen. Ihr Führer klopfte an.
"Zwei Mitglieder aus Montera wollen Bericht erstatten." "Sie sollen eintreten." erklang die kalte Stimme Alastors, die selbst die dicke Holztür nicht zu dämpfen vermochte. Der Mann nickte ihnen zu und öffnete die Türe. Sie traten ein.