Ein dumpfer Schlag drückte gegen Irènes Magen. Ihre Rüstung vermochte einen Teil der Kraft aufzunehmen. Dennoch krampfte ihr Magen und ließ sie Magensäure spucken. Ein widerlich bitterer Geschmack klebte an ihren Zähn.
Der Schlag kam unerwartet, wodurch sie leicht nachhinten taumelte. Doch sie wollte ihn keinen Zentimeter schenken und holte zum Counter mit dem Ellenbogen ihres Schwertarmes nach der Nase ihres Widersachers aus. Erst jetzt merkte sie dass hinter dem Schlag mehr steckte. Plötzlich hatte sie das Gefühl als würden ihre Lungen zusammengestaucht. Ruckartig musste sie in kurzen Abständen atmen, was jeder Bewegung erschwert. Dadurch war es ihren Widersacher möglich sich vor schlimmeres zu bewahren, als dieser nachhinten weg tiefer in die Gasse wich. Mit dem Schwung ihres Gegenangriffes schnitt sie ihm in den Oberarm und ließ die Klingenspitze über seinen Brustkorb wandern. Dabei drängte sie ihn immer weiter gegen das Ende der Gasse. Mit jedem Schritt tiefer in die Dunkelheit wurde die Lage aussichtloser für ihren Feind, und auch ihre Ausdauer neigte sich dem Ende.
Nur noch zwei Meter trennten ihn von der Fachwerkmauer. Irènes Haltung wurde lockerer, dennoch blieb sie achtsam und beäugte jedes Zucken, jede Bewegung mit tiefstem Mistrauen.
„Geb auf, elender Abschaum. Sonst wird dir hier und jetzt jede Möglichkeit genommen dich zu läutern.“ Ratet Irène hasserfüllt. Doch er erwiderte es nur mit einem Knurren und setzte zum Sprung an. Dieser letzte Fluchtversuch wurde schon erwartet dennoch reagierte sie zögerlich mit wankendem Schwert in der Hand. Gerade noch rechtzeitig schlug sie ihn mit ihrem Knie gegen seinen Brustkorb, worauf er gegen die Wandgeschleudert wurde und daran langsam zu Bodenrutschte. Bewusstlos lag er da in seinem hellen Gewand das von einem roten dreckigen Schleier bedeckt wurde.
„Warum?“ fragte sie Geistesabwesend.
„Tot ist er nichts wert … und er soll seine volle Strafe für die Morde empfangen.“ Meinte Pius weisend, in Anspielung auf das später Folgende. Außerhalb ihres Sichtfeldes hörte sie das rasseln vom Harnisch der Gardisten. Ohne Worte hoben sie den Jungen vom Boden der allmählich das Bewusstsein wieder erlangte. Eine der Wache holte eine klobige Metallschelle hervor und legte diese um die Handgelenke des Gefangenen. Als die nötigen Vorkehrungen zur Abführung getroffen worden beäugte sie die ehemalige wilde Bestie die um alles in der Welt vor seinem Strafrichter fliehen wollte.
„Einzelhaft, ärztliche Grundversorgung und beordern sie das ärztliche Personal zur Geständniskammer zum Sonnenaufgang des morgigen Tages.“ In ihrer Stimme schwank eine ungewöhnliche Kälte, wodurch die Gardisten kurz ins stocken gerieten in der Ausführung ihrer Arbeit.
„Los, los!“ treibt sie die Männer mit einer lässigen Hand Bewegung an.
Einige Menschen haben sich vor dem Ausgang der Gasse versammelt. Sie gafften so sehr das sie anscheinend vergessen haben dass vor ihnen Anhänger der Gerechtigkeit vor ihnen standen. Es war mühsam sich einen Weg durch die Menschen zu bahnen. Ein enger Kreis schloss sich um sie, während sie sich eine Schneise bahnten nach draußen. Das Gebrabbel und stöhnend unzähliger Mäuler war zu vernehmen.
Plötzlich wurde hinter ihr der Kreis größer, als eine der Wachen mit einem Dolch im Genick zu Boden ging. Schreie ertönten während ihr Untergebender röchelnd zu Boden ging. Der Attentäter wurde sofort umring von zwei Wachen während die andere sich mit den Gefangenen Abseits postierte. Zwei spitze Hellebarden waren auf den Mörder gerichtet.
„Inquisitorin, lassen sie den Mann frei.“ Forderte die Abscheulichkeit in dieser Situation. Es war eindeutig eine unüberlegte Handlung, was Irène schon empörte. Sie zog ihr Schwert und ließ einen kurzen Vers über ihre Lippen gleiten und machte damit deutlich dass sie der Forderung nicht nachgeben würde.
„Festnehmen, Lebend!“ befahl sie ihren Männern. Der Kreis um den widerlichen Mörder wurde kleiner – der erst jetzt einsah das es ein Fehler war. Mit seinem kurzen Dolch wehrte er die näherkommenden Spitzen der Hellebarden ab. Als er Schluss endlich panisch Irène angriff. Sie spürte das er ein junger Mentar zuwachs war. Doch ihr war es gleichgültig. Ihre Wut war immens. Mit einem kurzen Schlag parierte sie den Angriff und durchtrennte mit ihrer geisterhaften Klinge den Oberarm des Angreifers. Schreiend fiel der Junge zurück. Der Stumpen wurde durch die Hitze sofort Kauterisiert. Es roch plötzlich nach Metall und verbrannten Fleisch. Der Junge hielt klagend seinen Oberarm. Während sie gefühlslos nur eins hervor brachte
„Das gleiche Prozedere und abführen." Der Mann der den anderen Mentar bewachte hatte lag mit einem pochenden, blauen Kiefer auf dem harten Boden. Das Leber knirschte in ihrer Hand, als der Griff fester um ihr Schwertgriff wurde und sie die niedergeschlagene Wache beäugte. Wutentbrannt drehte sie sich zu ihren übriggebliebenen Getreuen um mit maliziöser Stimme zu verkünden.
„Kümmern sie sich um ihre Kammerraden.“ Dabei packte sie den klagen Mentar an die Haare und zog ihn mit dem Schwert in der der anderen Hand über die Straße Richtung Münster. Er wehrte sich und schlug dabei seine Fingernägel fest in den Handschuh der Hand die ihn festhielt. Irène bekam von dem allen nicht viel mit. Sie zog ihn über das harte Pflastergestein über Schotter und Treppen.
Als sie das Tor des Münsters der Inquisition durchschritt, hielt sie niemand auf und verlangte nach ihrer Insignien. Der Junge verharrte in einer starren Position. Der Rücken von ihm war blutig und mit blauen Flecken übersät. Das jeder sie mit großen Augen anstarrte war ihr nicht bewusst selbst die die so eine Handlung nicht tolerieren würden. Schwiegen plötzlich und standen wie Staturen da.
In den Katakomben des Sitzes der Inquisition angekommen. Reihten sich dutzende Zellen nebeneinander. Der dickliche, blasse Gefängniswärter sprang sofort auf.
„Was machen sie den da!?“ fragte er ungläubig. Doch Irènes Ton ließ keine Zweifel wer hier das Sagen hat.
„Wasser und Brot, Einzelhaft, kein ärztliche Behandlung! Morgenfrüh soll ärztliches Personal zur Geständniskammer!“ Bei den letzten Worten ließ sie die Haare los. Unzählige kleine Büschel klebten in ihrer Handfläche. Der Mann nickte kurz und holte zwei Aufseher ran die im Hintergrund standen.