Der Korridor, den Sirius nun betrat, war anders, als die vorherigen Wege. Anstatt warm und hell, war dieser Ort von einer Dunkelheit und Kälte erfüllt, die auf ihre eigene, vollkommen übernatürliche Weise unter die Haut ging.
Auf diese ungemein vertraute Präsenz fixiert, verschwand Sirius immer weiter in der Dunkelheit, so dass Rod ihn beinahe aus den Augen verlor. Immer schmaler wurde der Gang, bis er unter zwei Meter in der Breite maß. Der Punkt, an dem Sirius und Rod den Weg betreten hatten, war schon lange außer Sicht und ein Ende des Korridors war nicht zu erkennen.
Drei-, viermal nannte Rod Sirius nahmen, doch dieser ging einfach weiter. - Was war dort hinten, das ihm so vertraut vor kam?
Er hatte dieses Gefühl, dass man hatte, wenn man einen alten Bekannten traf, von dem man wusste dass man ihn kannte, jedoch nicht mehr woher.
War er der Präsenz zuerst noch aus Neugier gefolgt, so fühlte Sirius sich nun regelrecht zu ihr hingezogen. Irgendetwas sagte ihm, er müsse das Ende des Ganges erreichen und herausfinden, wer dort auf ihn wartete. Das Verlangen danach war so groß, dass Sirius vollkommen abwesend wirkte.
Klatschend trat er mit seinem Fuß tief in eine dunkle Pfütze. Das Geräusch und auch die nasse Kälte, die in Sirius Schuh drang, rissen ihn aus seiner Trance, als wäre nicht nur sein Fuß, sondern sein ganzer Körper in kaltes Wasser getaucht worden.
Obwohl Sirius nicht gerannt war, holte Rod ihn erst jetzt ein. Dieser vermutete, dass dieser Ort irgendwie versuchte sie auseinander zu bringen.
Für eine Weile war die Präsenz aus Sirius Aufmerksamkeit verschwunden, doch bald schon spürte er sie stärker und fordernder als zuvor erneut. Mit einer Art sanfter, doch bestimmter Gewalt versuchte sie sich wieder in den Mittelpunkt von Sirius
Mittlerweile war es so kalt, dass die Wände zum Teil mit Reif überzogen waren. Genau in dem Moment, in dem Rod dies auffiel, bemerkte er noch etwas anderes, was ihm bisher entgangen war.
Wände, Decke und sogar der Boden des Korridors waren mit ineinander verschlungen Steinbildnissen bedeckt. Erst nach einem zweiten und dritten Blick, erkannte Rod, was dort dargestellt wurde.
Das Bildnis zeigte an- und übereinander gelegte Menschen. Männer, Frauen, Kinder, sogar Säuglinge.
Zentimeter um Zentimeter war der gesamte Gang mit ihnen ausgeschmückt.
Die abgebildeten Figuren waren lebensgroß und so detailliert, dass jeder menschliche Bildhauer vor Entzückung weinen würde. Doch so hoch die bei der Erschaffung dieses Bildnisses angebrachte Kunstfertigkeit auch gewesen sein musste, es wirkte beängstigend und düster. Die Art wie die Gestalten ineinander verschlungen waren wirkte keineswegs friedlich, sondern nahezu krampfhaft und gezwungen. Auf den Reif überzogenen Gesichtern einiger Figuren zeichneten sich Schmerzen oder Angst ab, auf denen anderer wiederum Trauer und Verzweiflung.