Sicher, wer sich aber nur auf diese stark reduzierten geometrischen Formen verlässt, wird letzten Endes auch nur die reduzierte Form zeichnen können und den Körper in seiner Form und Beweglichkeit nicht begriffen haben. Es ist schon nötig, zu wissen, wo genau die Knochen sind, zumindest ist mir das wichtig.
die Kugel auf dem Zylinder lässt unweigerlich den Eindruck entstehen, der Schädel sitze geometrisch gerade auf der Wirbelsäule und lässt sich beliebig wie ein Kugelgelenk drehen, was freilich nicht der Fall ist. Gerade durch anatomische Details treten mehr und mehr Fehler in dem üblichen Körper-Geometrie-Modell zutage. Der drastischste Fehler ist in meinen Augen dabei das komplette ignorieren der Brustkorb-Schulterblätter-Arm-Verbindung. Als ich noch aus schlechten Zeichenbüchern und Mangazeichenbüchern gelernt habe, war der Rücken der reinste Horror für mich, ich habe nicht verstanden, was es mit den Schulterblättern (wie dumm... es steckt sogar im Namen drin...) auf sich hat, was sie für eine zeichnerische Rolle spielen. Erst als ich mich ein wenig mit Tieranatomie auseinandergesetzt habe, fiel mir auf, wie grundlegend die Schulterblätter sind, wie sie die ganze Halterung des Armes ausmachen und von grundlegender Bedeutung für Bewegung und Muskeln sind. Das geometrische Modell suggerierte mir damals, der Arm sitze einfach an der Seite, dabei ist er geichermaßen mit Schlüsselbein und Schulterblatt (ist sogar ein und derselbe Knochen) verbunden. Ohne diese für sich selbst getroffenen Erkenntnisse fehlt einem einfach das Verständnis, bestimmte Bewegungsvorgänge zu zeichnen und Körperpartien als Teil des gesamten zu betrachten. Mit der Hüfte ist es haargenau dasselbe. Auch diese äußerst komplizierte Vorrichtung wird in dem Standartmodell mit einer einfachen geometrischen Form abgetan, die GAR NICHTS über die Verbindung von Hüftgelenk und Wirbelsäule, Position von Steißbein und Oberschenkelgelenken verrät. Früher konnte ich mich damit begnügen, den Körper aus Einzelteilen zusammenzusetzen, jetzt weiß ich aber, dass es zum einen ein vollkommen falsches Verständnis vom menschlichen Körper hervorruft und zum zweiten eine ganz andere Dynamik und Physik im Strich erzeugt. Denn der Körper besteht zwar aus Einzelteilen, greift aber in jedem Element ineinander und funktioniert nur als ein Ganzes. Also muss man den Körper auch als ein Ganzes zeichnen, um seine Dynamik einzufangen. Das mag alles sehr klugscheißerisch klingen, aber in Wirklichkeit ich habe noch eine Menge Arbeit vor mir.^^°
Der Mensch ist eine Lebensaufgabe.
EDIT: Habe in den letzten Tagen ein bisschen gezeichnet, aber es kam nichts vernünftiges bei raus, nur das übliche Gekrickel. Ich brauch mal wieder eine Pause, muss ein wenig Abstand gewinnen und habe eh nicht die Zeit, mich intensiv damit auseinanderzusetzen.