Das besondere Interesse der Öffentlichkeit an der jungen Lynndie England scheint ferner die Verblüffung darüber zum Ausdruck zu bringen, dass auch eine Frau an den sexuellen und nicht-sexuellen Misshandlungen im Irak beteiligt war. Hinter dieser Verblüffung verbirgt sich offenbar die Frage: Ist es denkbar, dass auch eine Frau pervers ist? Gibt es also perverse Frauen? Hat die Frau in Gestalt der 21-jährigen Lynndie England nun ihre ewige Unschuld verloren?
Wir hören schließlich, dass das bislang veröffentlichte Material lediglich die Spitze des Eisberges darstelle, das wahre Ausmaß wolle und könne man der Öffentlichkeit nicht zumuten, insbesondere die Dokumentation analer Vergewaltigungen der männlichen Gefangenen durch männliche Angehörige der „Koalition der Freiheit“. Homosexuelle Übergriffe wurden auf den Bildern aber bereits sichtbar. Nicht nur in der amerikanischen Armee gelten diese Handlungen als besonders verpönt und ehrenrührig. Nun scheint deutlich zu werden, dass die Hochburg der Heterosexualität wie ein Kartenhaus zusammenbricht. Vermutlich besteht ein enger Zusammenhang zwischen Perversion und Heuchelei, und es fragt sich, unter welchen Umständen erklärtermaßen heterosexuelle Männer scheinbar plötzlich ein Interesse an den Geschlechtsteilen, Körperöffnungen und am Beobachten gleichgeschlechtlicher sexueller Aktivitäten ihrer Geschlechtsgenossen entdecken. Nicht dass dieses Interesse am Ende schon immer da gewesen ist. Bewahre.