Es waren bereits 3 Stunden vergangen, nachdem Jean sich umgezogen hatte. Noch immer saß er angespannt auf seinem Bett und schaut dem ausgeschalteten Fernseher an.
"Was wenn Dad vergessen hat, mich anzurufen?" Er schüttelte den Kopf.
"Hah, das ist unmöglich." Plötzlich fing sein Handy an zu vibrieren. Er selbst hatte nie einen Klingelton verwendet, es war einfach nur nervig und peinlich in einer Menschenmasse einen solchen zu hören. Er nahm den Anruf an, und lauschte gespannt auf die ersten Worte seines Gegenübers. Schon als Kind wurde ihm beigebracht sich nie am Telefon zu melden, sondern immer erst zu warten bis die Person am anderen Ende ein Wort sprach. Er konnte so die Stimme identifizieren, und es trug viel zu seinem Schutz bei.
"Jean, ich hoffe doch du bist bereit. Ich habe eine Starterlaubnis bekommen können, und es sieht so aus als ob sie dich gebrauchen könnten." Jean verstand was er zu tun hatte. Er stand auf und machte sich auf den Weg zur Tür, um Richtung Lagerhallen zu laufen.
"Hey, natürlich bin ich soweit. So bereit war ich noch nie!" Er versuchte sicher und kräftig zu wirken, was ihm misslang. Schon das erste Wort zitterte schwach, und er war sich sicher dass man seine Aufregung hören konnte. Jean stand nun auf den Gängen, und lief im Lauftempo Richtung Lagerhallen, er folgte den Schildern die den Weg wiesen, und versuchte den Menschen so gut es geht aus dem Weg zu gehen. Einige riefen ihm dennoch wütend ein paar Verwünschungen hinterher.
"Gut. Sehr Gut. Es hatte gedauert bis zum Kommandanten durchzukommen, aber ich habe die ungefähre Lage erklärt bekommen, und auch deine Aufgabe wurde mir überliefert." "Hmhm." Jean lief noch immer, und seine stoßenden Atemzüge hinderten ihm davon, eine klarere Antwort zu geben. Er war nie einer der besten im Ausdauerlauf gewesen, und wollte es auch nie sein.
"Wenigstens macht sich das Training, was ich zwei mal die Woche abschließen muss, jetzt doch mal bezahlt." Die Stimme seines Vaters wurde ernster, wie immer wenn er eine Aufgabe erklärte. Sein Tonfall ließ jeden verstummen, und Jean bezweifelte dass irgendjemand den Mut hätte ihn zu Unterbrechen.
"Der Hauptantrieb eines der größeren Transporter, Helix, explodierte aus unbekannten Gründen. Eines der Teile dieses Antriebes brachte genug Kraft auf, um das Schild in der Nähe des Sektoren 25-D zu durchbrechen. Die Hülle wurde stark beschädigt, und gab schließlich nach. Der Transporter selbst traf gegen die Schilde der Sektoren 25-G bis 26-A und zerstörte diese fast vollständig. Der Transporter selbst explodierte, und die Raumstation selbst wurde an diesen Stellen schwer beschädigt. Alle Menschen in den umliegenden Bereichen wurden in die sicheren Zonen evakuiert." Jean konzentrierte sich vollkommen auf die Worte, seine Beine liefen wie von allein. Das, was er gerade hörte, erforderte sein Gesamtes Hirn. Er hatte viele Fragen, doch er wusste, dass er keine Antwort bekommen würde, solange sein Vater die Lage erklärte.
"Die ersten Einheiten ziehen sich bereits zurück, um ihre Valkyries wieder aufzuladen. Die betreffenden Bereiche müssen abgesichert und versiegelt werden, bevor noch weitere Schäden entstehen. Herumfliegende Trümmerteile hindern den größten Teil des Teams, und die Schilde sind nicht mehr stark genug um größere Meteoren aufzuhalten. Deine Valkyrie ist für die Entfernung angefertigt wurden, deine Aufgabe wird es sein Trümmerteile und alles weitere von der Station abzuhalten." Jean stoppte kurz, und erwischte sich selbst wie er seinen Vater unterbrach.
"Ich soll allein die gesamten Bereiche schützen? Das ist unmöglich, das sind Milliarden von Trümmerteilen! Ich bin mir nichtmal sicher ob meine Waffen im Vakuum treffen!" Ein entnervtes Räuspern auf der anderen Seite der Leitung ließ ihn wieder verstummen, und er lief weiter.
"Du scheinst zu vergessen wessen Waffensysteme und Waffen du verwendest, Jean. Unsere Waffen garantieren immer eine zufriedenstellende Leistung, selbst im Vakuum. Desweiteren ist die Zielunterstützung auch in der Lage, in eben diesem Vakuum zu arbeiten." Jean fasste sich mit Hand gegen die Stirn.
"Argh.. wie konnte ich das vergessen?" "Gut, fahren wir fort. Um auf deine andere Frage zu kommen, du bist nicht allein da draußen. 5 Valkyries versuchen bereits so gut es geht die Station abzusichern, mit nur mäßigem Erfolg. Du wirst diese unterstützen, und dich auf die entfernten Ziele konzentrieren. Lass die nahen und kleinen Teile den anderen, ziele auf die größeren Trümmer." Am Vorbeilaufen bemerkte er wie eine Person des Wachpersonals auf ihn zeigte, und seinem Kollegen etwas zuflüsterte. Jean verstand nur, dass er Wartlow erwähnte, und es gab ihm neue Kraft beim Laufen, wiedererkannt zu werden.
"Ich weiß, das diese Arbeiten länger dauern könnte. Bereite dich auf eine schlaflose Nacht vor Jean, desto eher ihr fertig werdet, desto eher könnt ihr von diesem Höllending runter." Jean stutzte nocheinmal.
"Eine schlaflose Nacht? Dauern die Arbeiten so lang? Meine Valkyrie kann nicht so lange im Vollbetrieb arbeiten." "Dessen ist sich der Kommandant bewusst. Ihr werdet kurze Pausen einlegen, in denen eure Maschinen mit Energie versorgt werden." Jean erreichte den Aufzug, der ihn zu den Lagerhallen bringen würde.
"Du weißt, was du zu tun hast, Jean. Enttäusche mich nicht." Er betrat den Aufzug, und drückte auf kleinen Knopf, der die Tür schloss.
"Ich werde mein bestes geben."