Tromeo & Juliet:
Der Toxic Avenger mag der bekanntere und beliebtere Streifen aus dem Hause Troma sein, aber das eigentlich Meisterwerk von Lloyd Kaufman ist dieser Film. Er bietet alles für den ungewöhnlichen ernsten Filmspaß. Die Story wurde, wie schon der Titel vermuten lässt, von Shakespears Drama "Romeo und Julia" entwendet und recht frei interpretiert. Heraus kam ein Troma-Film der älteren Generation in der noch nicht Scheiße und Kotze im Überfluss flossen. Stattdessen bekommt der Zuschauer einige wenige, aber gute Splatterszenen serviert und zwei äußerst surreale Traumsequenzen, die die unbewussten Ängste Julias darstellen. Die Schauspieler (besonders die Hauptdarsteller) sind um einiges besser, als sonst in Troma-Filmen und die Story ist ausgereift und kompliziert. Wenn ihr denkt, dass Lloyd einfach nur kopiert und abgeschrieben hat, liegt ihr falsch. Einige Dialoge wurden sogar mit shakespearscher Brillianz an die jeweilige Situation angepasst und erwecken sogar den Eindruck, dass man es mit einem wirklich intelligenten Film zu tun hat.
Wie schon im Toxic Avenger kommt die Sozialkritik nicht zu kurz und wieder zeigt Lloyd, dass er eigentlich ein totaler Romantiker ist.
Im Toxic-Avenger ging es um die korrupte Polizei und Politik und dass Äußerlichkeiten nicht wichtig sind.
In Tromeo und Julia geht es um eine kaputte Gesellschaft, die sich untereinander nur bekriegen kann, die beinahe schon süchtig nach Auseinandersetzungen ist, und wieder um eine Liebe, die gegen gesellschaftliche Maßstäbe verstößt.
Der geneigte Betrachter soll jetzt aber nicht denken, dass Lloyd zu dieser Art von geschlechtsverkehr animieren will. Lemmy sagt am Ende ganz treffend, sehr spöttisch, dass alles in dieser Gesellschaft erlaubt ist und es keine Grenzen mehr gibt, weil es ein einfacher Trend ist, immer auf die Liebe zu hören und keinerlei ethische Grenzen zu wahren. Wo wird uns das hinführen?
Fazit:
Zu Unrecht ein verkanntes Meisterwerk von Troma. Es mag anspruchsvoller und auch anstrengender sein, als die anderen Troma-Filme, aber es ist berührend und philosophisch.
8/10
Juno:
Leider hat Juno mich ein wenig enttäuscht. Natürlich ist es ein gutes Drama und es ist ehrlich, sympathisch und an einigen Stellen sogar ganz lustig, aber mir fehlt etwas...
Der größte Störfaktor in meinen Augen war die Hauptdarstellerin. Schon in Hard Candy hat mich irgendwas an ihr gestört. Beim Film gucken stört es mich, wenn ich daran denken muss, wie die Schauspieler spielen. Und sobald ich darüber nachdenken muss, wie sie spielen und wieso sie diese Bewegung machen, etc., stimmt etwas nicht. In diesem Film war es genauso. Sie wirkt gekünstelt und unecht, ihre ach so freakige "andere" Art kam nicht "true" rüber und wirkte falsch auf mich. Der einzige Film, in dem ich diese "andere" Art jemandem abgekauft habe, war "Ghost World", mit Thora Birch (Film kann ich nur allen empfehlen!) Manchen Schauspielern liegt es im Blut, "andere" Charaktere zu spielen, bei denen man das Gefühl hat, dass sie nicht nur spielen, sondern dass sie diese Charaktere SIND. Solche Schauspieler sind zum Beispiel Steve Buscemi, oder Micheal Cera, der mich gleich zu dem großen Pluspunkt bringt. Micheal Cera spielt den verklemmten, leicht verschrobenen Jungen derart real (wie schon in Superbad), dass man einfach glaubt, dass er so ist. Ansonsten sehr gute Leistung von Jennifer Garner und das übliche von Bateman.
7/10
Total Recall:
Paul Verhoeven ist einer meiner liebsten Regisseure. Total Recall mit Arnold Schwarzenegger sieht in der Videothek oder auf dem Grabbeltisch zwar mächtig billig aus (wie die anderen Schinken aus der Schwarzenegger-Ära, wie City-Hai, den ich gar nicht mal so schlecht fand...), aber hinter dem trivialen Äußeren, steckt, wie in allen Filmen Verhoevens, eine spannende Geschichte und eine Botschaft. Ich besitze alle Filme von ihm, kenne aber leider Gottes nur zwei, der Rest folgt morgen. Schwarzenegger mag das Schauspieltalents eines 8-jährigen Jungen nie überschritten haben, aber in diesem Film zeigt er mehr als nur zwei Gesichtsausdrücke und wirkte nur in wenigen Stellen schlecht. Michael Ironside ist immer wieder eine Freude und Sharon Stone kann man auch mal wieder halbnackt begutachten. Vordergründig wollte Verhoeven wohl einfach nur eine spannende Story erzählen, was ihm auch großartig gelungen ist, aber auch hier spielt er wieder mit Grundsatzfragen und Ethik und Moral. Seine Welt ist eine Horrorvision, wie sie auch in Starship Troopers existierte. Eine elitäre, moderne Gesellschaft, die Erinnerungen raubt, manipuliert, ersetzt und hinzufügt. Ein Kontrollstaat, der seine Bürger in der Hand hält und nach belieben den Wasserhahn zudreht, wie es den Mächtigen beliebt. Einiges davon ist nicht mehr länger Vision, es ist Realität.
Fazit: Großartiger Action-Klassiker, der mich damals schon als einziger Actionfilm nach Terminator richtig fesseln konnte. Verworrene Story, großartige Effekte und größtenteils logisch und nachvollziehbar. Absolute Sehempfehlung für Action-Fans.
9/10
Heute wieder ein Verhoeven-Film und ein weiterer Action-Klassiker:
Robocop:
Hat mir gut gefallen. Nicht ganz so brilliant wie Total Recall und die typischen Action-Elemente fand ich auch des öfteren albern, aber die beispiellose Gewalt ist einfach toll und Verhoeven lässt die Gesellschaftskritik wieder nicht zu kurz kommen. Ob Brettspiele um Atomkriege, Nachrichten über ausversehen losgegangene Kriegswaffen oder korrupte Geschäftsmänner, die die Kriminalitätsbekämpfung fördern, gleichzeitig aber Verbrecher unterstützen, um nicht arbeitslos zu werden.
Die Effekte sind Klasse, die Schauspieler gut und die Story im Vergleich mit anderen Actionern aus der Zeit recht raffiniert. Außerdem wirkt Robocop erstaunlich emotional und berührt, auf der Suche nach seinen Erinnerungen.
Fazit: Obwohl sich Verhoeven mit diesem Film in Hollywood etabliert hat, ist es nicht sein bestes Werk. Aber es ist gut genug um sich abwechslungsreiche, blutige 2 Stunden zu unterhalten.
8/10
Heute:
OSS 117 - Der Agent, der sich selbst liebte:
Ich kann gar nicht sagen, wie sehr mich der Kalkman beeinflusst hat und wie sehr ich ihn für seine Arbeiten liebe, die die deutsche Medienlandschaft bereichern. Aber in Punkto Humor und Sprachtalent war er mir nie gut genug. Ein Manko, der leider auch dieser französischen Agentensatire anhaftet. Kalkofes Synchronstimme passt in meinen Augen einfach nicht zu dem selbstverliebten leicht schwuchteligen Agenten 117. Der Film hält sich meist mit Blödel-Gags über Wasser, ist aber nie so niveaulos, dass er auf Kalauer zurückgreift. Seine satirische Ader ist eher schwach und er schöpft sein Potential kaum aus. Nebenbei gesagt ist er zudem noch einfallsloser als "Der Wixxer".
Schade, ich habe mir viel mehr erhofft...
5/10
Zoo:
In meiner Kurzrezension möchte ich vor allem auf eine Amazon-Kunden-Kritik eingehen, die ich mir im Vorfeld durchgelesen hatte und die mir sehr gut gefiel. In ihr ging es darum, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der Sex die Welt regiert und Liebe mit alles und jedem propagiert wird. Am Ende stellte der Rezensent die Frage, ob es sich nicht wenigstens ein bisschen lohnen würde, traditionelle ethische und moralische Grundsätze zu wahren?
Ich musste ihm, bevor ich den Film sah, zustimmen, theoretisch hat er Recht. Sex aufgrund des bloßen dürfens ist verwerflich. Aber scheinbar hat der Rezensent nicht ganz so viel von dieser Dokumentation über Zoophilie verstanden, wie es seine Rezension vermittelte.
Hier wird kein Tiersex propagiert oder verherrlicht. Hier wird ganz einfach gezeigt, was Zoophilie ist, was für eine Art der Liebe es ist und wie Menschen heutzutage damit leben. Und um ehrlich zu sein, hat es mich ziemlich berührt. Den Tieren wird mehr vertraut als den Menschen, es ist quasi eine Seelenverbindung. Umso schmerzhafter, wenn sich am Ende herausstellt, dass Menschen für diese Liebe, die die Gesellschaft nicht verträgt, mit bis zu 10 Jahren Freiheitsentzug bestraft werden können.
Eine Stimme aus dem Off äußerte sich über die Forderung einer Senatorin, Tiersex verbieten zu lassen, folgendermaßen:
Er stellte infrage, dass Tiere keine Möglichkeit haben, auf den Sex einzuwilligen. Tiere sind sehr wohl in der Lage, besonders große starke Pferde, deutlich zu machen, wenn ihnen nichts daran liegt.
Das klang jetzt vielleicht etwas heikel, aber der Film erweckte in mir wirklich den Eindruck, als gäbe es soetwas wie eine Beziehung zwischen Mensch und Tier, die von beiderseitigem Einverständnis ist, zumal Sex eine eher untergeordnete Rolle spielt.
Und es ist traurig, dass Menschen, dafür, dass sie lieben, bestraft werden. Wieder zeigt die Gesellschaft, dass sie immer zum "Wohle" anderer handeln muss, obwohl sie nicht mal weiß (und es ist ihr auch scheißegal), ob es die Partei überhaupt möchte. Ganz trocken wird am Ende gesagt, dass der Hengst quasi zu seinem eigenen Schutz kastriert wurde, um nicht wieder von Menschen missbraucht zu werden. Klingt das nicht komisch? Dem regisseur gebührt mein ganzer Respekt, da er so verständnisvoll und ehrlich an diese heikle Thematik rangeht.
Fazit: Eine ungewöhnliche, aber seltsam berührende und intensive Dokumentation über ein Thema, auf das viele Menschen absolut angewiedert reagieren. Meiner Meinung nach total unverständlich.
Ich lasse jetzt mal die Frage im Raum stehen, ob es irgendwann so eine Dokumentation über Kinderpronografie geben wird? Ist soetwas möglich? In einem Fall, in dem ein 12-jähriger Junge Vater wurde, wurde nicht wegen Kinderpronografie ermittelt. Könnte es eventell irgendwann soweit sein (wenn man die tendenziellen Veränderungen bei Minderjährigensex und Minderjährigenschwangerschaften beobachtet), dass eine Beziehung zwischen einem Kind und einem Erwachsenen besteht und auf beiderseitigem, klarem Einverständnis beruht?
Die Zukunft wird es zeigen.
10/10