Lernt man sowas wie gesunde Ernährung nicht als Sportlehrer? Ich würde auch keinen regelmäßigen Unterricht fordern, sondern eben ein paar längere Aufklärungsunterrichte über die Schullaufbahn verteilt, auch wie man effektiv Fett verbrennt. Und jetzt sag mir nicht das kann man nicht irgendwo zwischenreinquetschen ^^
Ja, ein Sportlehrer lernt sowas.
Aber der Lehrplan sieht sowas nicht vor.
Kannst dir gern die Richtlinien durchlesen, die Sportlehrer einhalten müssen. Pro Schluljahr müssen (je nach Schuljahr) am Ende zwischen zwei und fünf Sportarten beherrscht werden. Das ist verdammt viel Arbeit und da passen so thematisch meist eher unrelevante Dinge wie Ernährung nicht ganz rein.
Erstmals im Lehrplan als Pflicht taucht es erst für die 11. Klasse auf. Und auch da ist es so, dass es drei Lehrpläne gibt, von denen einer durchgezogen werden muss.
Namentlich:
- der Kreative (Tanz, Stunts sowie so Dinge wie Balkenfiguretten, Trampolinfiguretten, etc)
- der Sportliche (quasi der Erweiterungs-Kurs, wo die sehr sportlichen voll ausgelastet werden mit anspruchsvollem Sport und wo knallhartes Training gemacht wird (z.B. Rugby unter realistischen Vorraussetzungen)
- der Gesunde (man macht Fitness-Training, klärt über gesunde Ernährung auf, macht z.B. diverse Tests wie den BMI- und Fettspiegeltest)
Und wenn sich nicht mehrere Lehrer zusammen tun, um jeden dieser Wege anzubieten, bleibt der Gesunde durchaus meist auf der Strecke.
Ich selbst hatte in der Oberstufe alle drei als Angebot, der Gesunde hatte 11 Schüler, der Sportliche 25 und der Kreative sogar 74 und musste deshalb nochmal geteilt werden.
Ganz zu Schweigen davon, dass es dann eh schon zu spät ist und dass die Meisten, die den gesunden Kurs gebraucht hätten diesen wohl nicht genommen haben/hätten.
Ich mein, ich könnte als zukünftige Klassenlehrerin theoretisch nen Infotag anbringen.
Aber das wird weder einmalig Wirkung zeigen, noch könnte ich es ab der 7. Klasse aufwärts überhaupt anbieten ohne eines meiner Fächer dafür aufzugeben (denn bis zur 6. Klasse gibt es meist sowas wie "Hausaufgaben-Stunden", die man dann dafür zweckmissbrauchen könnte).
Ding ist halt, dass Schüler heute wesentlich mehr in wesentlich weniger Zeit lernen müssen.
Die Themen werden dabei sogar immer anspruchsvoller (musst dir z.B. nur den Lektüre-Kanon von heute und von vor 10 Jahren für das Fach Deutsch ansehen, um das nachzuvollziehen, vor 10 Jahren waren recht einfache Barockgedichte in der achten Klasse, heute sind da sogar Dada-Gedichte, die man einfach nicht ordentlich bearbeiten kann). Die Zeit immer knapper bemessen. Die Lehrer sowieso immer fachinterner ausgebildet (im Sinne, dass wir ausser unseren eigenen Fächern von Ausbildungsseite her keine Kenntnis bekommen). Die Lehrpläne immer verrückter (Sechstklässler sollen z.B. innerhalb von zwei Wochen erlernen, wie man einen fachlich korrekt ausgeschriebenen Sachtext auf hohem Niveau schreibt). Die Prüfungen immer härter.
Der Lehrer, der dann (evtl. halt fachfremd, wenns nicht der Sportlehrer ist) seinen Unterricht dafür einmalig oder auch mehrfach opfert, der riskiert schlicht, dass sein Notendurchschnitt dann in seinem Fach (wegen weniger aktiver Lehrzeit) sinkt und er deshalb versetzt werden könnte.
Die einzigen Lehrer, die das fachlich kompetent und wirkungsvoll einbringen können, sind die Hauswirtschaftslehrer.
Problem ist nur, dass dieses Fach an verdammt vielen Schulen ein Wahlfach ist und damit vor allem an den kochdesinteressierten Kindern (was meist gerade die Fast Food-Konsumenten sind) und vor allem an den Jungen vorbei geht.
Dann lernen die Kinder, die eh schon Interesse an gutem Essen und Kochen haben, wie es noch besser geht und die Kinder, die es bräuchten, dümpeln in Technik und Französisch rum.
Ich mein, du kannst gern einen Brief an das Kultusministerium deines Bundeslandes schicken und die danach fragen.
Die werden es garantiert als unrelevant bezeichnen, da es nicht Aufgabe der Schule sei.
Aber, falls es dich erleichtert:
Soweit ich informiert bin, ist es zumindest in Bayern so, dass ein gewisses Minimum an Ernährungsaufklärung Pflicht in den Schulen ist.
Und das in Berlin derzeit Studien im Gang sind über die Wirkung von Kochunterricht bei stark verfettenden Kindern.
Aber bis das woanders ankommt, kann es noch ewig dauern...
(Ich schreibe übrigens vor allem über die Schulsituation in NRW, falls es da Nachvollziehungsprobleme gibt)