Das Geschlecht eines Menschen (Sexus) und das grammatische Geschlecht (Genus) sind nicht dasselbe. Ein Baum ist kein Mann, die Sonne keine Frau und ein Mädchen keine Sache.
Der Student beispielsweise ist ein Gattungsname und hat keinen Sexus, eben so wenig wie der Lehrer, der Bürger, der Zuschauer oder der Fußgänger. Der Artikel steht hier also für das männliche Genus der Bezeichnung einer Person und sagt nichts über das Geschlecht derselben aus. Dennoch ist es im Singular oft der Fall, durch Umformung auf das Geschlecht hinzuweisen: "Eine Polizistin nahm mir die Fahrerlaubnis ab" (eine Frau). "Der Postbote kommt meist so um zehn" (kann wechseln, also neutral). "Der Schornsteinfeger war teuer" (die Dienstleistung ist gemeint, neutral). "Der Schornsteinfeger trank noch einen Kaffee" (männlich, da es sich auf die konkrete Person bezieht).
Bei den im Plural entstehenden generischen Maskulina ist es dann genau so: Lehrer, Teilnehmer, Bürger, Zuschauer, Polizisten, Kollegen, Busfahrer, Studenten, Wähler usw. sind Personengruppenbezeichnungen, in denen sowohl Frauen als auch Männer berücksichtigt sind. Erst dann, wenn der Unterscheidung des Geschlechts irgendeine Bedeutung zukommt, wird eine genauere Formulierung notwendig. "Maria Sklodovska ging nach Paris, weil in Polen keine Studentinnen zugelassen waren". "Lehrer und Lehrerinnen bekommen das gleiche Gehalt". Da bei einem Mann der Sexus mit dem Genus identisch ist, muss man manchmal umschreiben, um auf das Geschlecht hinzuweisen: "Männliche Teilnehmer gehen bitte hier entlang".
Wenn man bei jedem maskulinen Genus primär an Männer denken muss, sollte man sich überlegen, ob das Problem nicht bei einem selbst liegt. Wenn ich von Studenten erzählt bekomme, denke ich jedenfalls an Leute, die studieren, das Geschlecht ist mir egal...
Nebenbei noch ein kleiner Exkurs in die Vergangenheit: Durchaus war es früher üblich, auch bei Frauen die Berufsbezeichnung "Bankkaufmann" zu verwenden, was grammatisch auch vollkommen zulässig ist.