Ich mache mit der Beantwortung der Fragen A24 weiter.
4. Teilfrage: Was ist das tiefste Gebiet bzw. wie tief hat man gegraben?
Am tiefsten wurde für die Fundamentpfähle des Tokyo Sky Tree gegraben bzw. hier gebohrt, dabei wurde eine Tiefe von 50 m erreicht. Der tiefste betretbare Ort ist die Roppongi Metrostation auf der Ôedo Linie (E23) mit einer Tiefe von 42 m. Zu einer archäologischen Tiefengrabung kommt in diesem Beitrag später noch etwas.
5. Teilfrage: Was hat man bei den Grabungsarbeiten an wertvollen Gegenständen gefunden? (Meine Auslegung: wertvolle Gegenstände bedeutet hier interessante Objekte)
Beim Bau des Tsukiji Toranomon Tunnels wurden ovale Münzen (Kleingeld), Handspiegel, Geschirr zum Kochen. Reisschüsseln, Sakeflaschen gefunden. Die Gegenstände stammten aus der Edo Zeit und waren mal in Scherben und mal intakt. Solche Funde werden praktisch überall in Tokio gemacht.
Beim Bau der Metrostation Hamacho (S10) wurden Fossilen des ausgestorbenen Naumann Elefanten gefunden. Bei anderen Bauten wurden Überreste der Steinmauern von Schloss Edo gefunden. Bei der Ausgrabungsstätte Tama Newtown wurden Artefakte aus der Jungsteinzeit (Jomon Era) gefunden. Das Tokyo Metropolitian Archaeological Center meint auch bis zu 30.000 Jahre alte Artefakte zu besitzen.
Ich werde hier eine der größten und erfolgreichsten archäologischen Grabungen vorstellen, indem ich einen Artikel (englische vermutlich gekürzte Fassung) von Kazuaki Owaki ins deutsche übersetze mit nur geringen Abweichungen.
Als für die 1990er Jahre die Bebauung eines ungenutzten Eisenbahngeländes Namens "Ruinen von Shiodome"
mit einer Größe von etwa 266.000 qm beabsichtigt wurde, sahen die Archäologen ihre Stunde gekommen. Im April 1992 konnte bei der ersten Untersuchung der 56 Jahre alte Archäologe Susumu Saito vom Tokyo Metropolitan Archaeological Center bereits haufenweise Backsteine, Steine und Betonfragmente finden, die zum alten Shinbashi Terminal (Bahnhof) gehörten. Das Bahnhofsgebäude war abgerissen worden nach dem es beim großen Kanto Erdbeben im Jahr 1923 schwer beschädigt worden war. Die oberen Etagen waren ausgebrannt, jedoch die unterirdische Grundstruktur blieb unbeschädigt.
Geschichtliches zu diesem Bahnhofsgebäude:
Das alte Shinbashi Stationsgebäude war genauso wie die alte Yokohama Station vom amerikanischen Architekten R.P. Bridgens (geb.1819 verst. 1881) in der Meiji Era (1868-1912) erbaut worden. Das genaue Aussehen den Gebäudes blieb lange Zeit unbekannt, da alle Bilder, Blaupausen (Baupläne) und schriftliche Aufzeichnungen über die Jahre verloren gegangen waren. In der Zeit der Nutzung als Frachtbahnhof wurden die Gebäudestrukturen nicht verändert. Nach der Eröffnung der Tokyo Station einige Meilen nördlich der alten Shinbashi Station im Jahre 1914 war die alte Shinbashi Station für die Passagierbeförderung geschlossen worden und wurde nach der Umbenennung in Shiodome als Frachtstation genutzt. Nach der Zerstörung des Stationsgebäudes und der Bahnanlagen im Jahre 1923 wurden nur die Bahnanlagen wieder aufgebaut und weiter genutzt.
Als die Grabungen fortschritten, wurden immer mehr Fundamente des Shinbashi Terminals freigelegt. Die Archäologen fanden die Bahnsteige originaler Erhaltung. Mit den Ergebnissen der Grabung konnte das Stationsgebäude in seinem Aussehen rekonstruiert werden.
Weitere Grabungen förderten unterhalb des Bahnhofsgebäudes die Fundamente einer Feudalresidenz (daimyo's) aus der Edo Zeit (1603 bis 1867) zu Tage.
Das ursprünglich mit Schilf bewachsene Marschland wurde bewohnbar nachdem Tokugawa Ieyasu (1542 bis 1616) (erster Shogun des Tokugawa Shogunates) angeordnet hatte, das Land des Shiodome Gebietes aufzufüllen und dort Feudalresidenzen zu errichten. Während des Baues waren Dämme errichtet worden, um die Flut abzuhalten. Das Gebiet wurde nach den Dämmen benannt "Flutstopper" heißt auf japanisch "Shiodome".
Die Feudalresidenz für das Aizu Gebiet (Teil der heutigen Fukushima Präfektur) war im Jahr 1639 fertiggestellt worden, gefolgt 2 Jahre später von der Residenz für das Sendai Gebiet (Teil der heutigen Präfekturen Miyagi und Iwate), die zeitgleich mit der Residenz für das Tatsuno Gebiet (Teil der heutigen Hyogo Präfektur) fertig gestellt wurde. All dies erfolgte unter der Führung des dritten Shogun Tokugawa Iemitsu (1604 bis 1651).
Die Größe der Residenzen war unterschiedlich. Die Residenz für die Tatsuno Domäne beinhaltete ein Herrenhaus mit einer Grundfläche von 4500 qm, übrige Hauser mit einer Gesamtgrundfläche von 7500 qm und einen Garten mit einer Fläche von 13500 qm.
Im Zuge der Meiji Restauration im Jahre 1868 wurde das Land der Feudalherren durch die Meiji Regierung enteignet und die Gebäude wurden nachfolgend abgerissen, um den Weg frei zu machen für den Bau des alten Shinbashi Terminals (Bahnstation). Im Oktober 1872 wurde die erste Eisenbahnverbindung in Japan eröffnet. Sie verband Shinbashi mit Yokohama mit einer Länge von 29 km. (Warum historisch von Shinbashi die Rede ist und die Metrostation Shimbashi heißt, ist mir nicht klar geworden.)
Zusätzlich zum Auffinden der alten Bahnstation wurden Unmengen von Eisenbahnartefakten gefunden einschließlich Handräder (zum Betätigen von Bremsen, Einstellen von Geschwindigkeit, Dampfdruck usw.), diverse Werkzeuge, Drahtschneider, Porzellan, Weinflaschen und Glaserzeugnisse.
Es wurde eine 4,4 Meter mal 3,2 Meter und 22 cm tiefe Abfallgrube gefunden, in der über 300 Teekannen und über 400 Becher lagen. Viele von Ihnen sind mit Stationsnamen wie "Shizuoka" und "Shimonoseki" oder mit dem Namen von Geschäften wie "Haginoya" beschriftet. Auf einigen wenigen steht "Victory of the Empire" (Ich habe dies mal auf englisch stehen lassen.). Mariko Kawano (Kurator/Kuratorin) der Railway History Exhibition Hall in der wieder erbauten alten Shinbashi Station sagt dazu, dass die Teekannen kurz nach dem ersten Chinesisch Japanischen Krieg (1894 bis 1895) oder kurz nach dem Russisch Japanischen Krieg (1904 bis 1905) hergestellt worden sein müssten.
Teekannen mit Eisenbahnbezug sind ein beliebtes Mitbringsel für Bahnreisende über die Generationen hinweg. Anfangs waren sie aus Porzellan, später aus Glas und heute sind sie aus Plastik (Kunststoff).
Die gefundenen Trockendocks (im Vordergrund) aus der Edo Zeit kommen ohne textliche Erwähnung als Bild. Vor den Hochhäusern, ist im Hintergrund eine Monorail mit Haltestelle zu erkennen):
Seit fast 20 Jahren sind die Ausgrabungen beendet und das Gebiet ist weitgehend bebaut.
Wer neugierig auf die Zeit der Eisenbahnreisen in der Meiji Era ist, kann die alte Shinbashi Station besuchen und sich in diese Zeit zurück versetzen lassen. Das Museum hat übliche Öffnungszeiten und man sollte damit rechnen, dass es nur auf japanische Besucher ausgerichtet ist.