Gremory sah, wie seine Welt langsam in Dunkelheit versank. Er kannte diese Finsternis. Schwärze. Ruhe. Vergessen. Tod...
Doch dann kam eine neue Farbe, eine neue Emotion hinzu. Rot. Schmerz. Lodernder, brennender Schmerz.
Ein Ruck ging durch Gremorys Leib, was alle Beteiligten ein Stück zurückweichen liess. Die Blicke richteten sich auf ihn. Dort lag er wieder, still, regungslos. Und dann zuckte sein Körper wieder. Und noch einmal. Und noch einmal.
Auf einmal riss es ihn herum, sodass er rücklings auf der Erde lag. Sein Körper begann zu beben, bis er einen derartigen Krampf bekommen hatte, dass seine Glieder wie in einem eptileptischen Anfall umherzucken und um sich schlugen - ein Anfall in einer Stärke, die jedweden "normalen" Menschen umgebracht hätte. Ein Schrei, der sich seit dem Beginn des Anfalls angebahnt hatte, brach nun aus seiner Kehle, er brüllte, immer lauter, immer unmenschlicher, ohne zu verstummen, abgesehen von den Malen, an denen er sich auf die Zunge biss. Er brauchte keine Atemluft. Und eine weitere Veränderung ging mit ihm vor, eine, die die Umstehenden noch weiter zurückwichen liess. Er fing an, zu mutieren. Die Kräfte, die er die ganze Zeit in Schach gehalten hatte, brachen nun ungezügelt hervor und veränderten seinen Leib konstant und in einem Tempo, dass einige Schüler in Ohnmacht fallen liess. Knochen brachen aus den unmöglichsten Stellen hervor und zerfielen wieder, bohrten sich in andere Knochen und verbanden sich oder änderten vollkommen die Substanz. Seine Haut verfärbte sich laufend, löste sich mal ganz auf (was einen Blick auf das "innenleben" Gremorys offenbarte, zumindest an den Stellen, wo seine Kleidung nicht hinreichte) oder veränderte ihre Struktur panzerartig bis hin zu papierartig. Gliedmaßen bildeten sich, Fleisch formte sich, Muskeln verschoben sich, verschwanden wieder, rückten zusammen, trennten sich.
Es war ein wahrhaftig grotesker Anblick. Erst jetzt wurde klar, was genau Gremory die meiste Zeit in Schach hielt. Jedem, der im Unterricht aufgepasst hatte, kam spontan ein Sprichwort in den Sinn: "Vor dem Erlöschen brennt die Kerze am hellsten." Was hier geschah, war dass sich die letzten Energien seines Körpers explosionsartig freizusetzen begannen. Es wäre wohl sein Ende gewesen, wäre die Lehrerin Lysira Enrise nicht jetzt eingetroffen. Ihre Gestalt manifestierte sich ein paar Meter von ihm entfernt, als ihr Teleport abklang und sie auf Gremory zustürzte. Säulen aus Stein brachen um ihn herum aus dem Boden, umhüllten ihn, wurden zerschlagen und kamen nach, bis Gremory, immer noch seine Schmerzen herausbrüllend, ganz von Erz eingehüllt war. Als nächstes zuckten Blitze um ihren Leib, und mit einem Getose jagte sie diese angestaute Energie in dessen Leib. Der Schrei wurde noch einmal lauter, bevor er abrupt verstummte, und er nur noch schlaff dalag. Sie murmelte ein paar weitere Sprüche, als sich der wie in einem Sarkophag befindliche Gremory erhob und von ihr magisch notdürftig versorgt wurde. Als sie sicher war, dass ihre Zauber anfingen zu wirken, wandte sie sich Constantine zu. Schnellen Schrittes ging sie auf ihn zu, und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige, die ihn wie aus einem Traum zu reissen schien.
"Du kommst nachher auf mein Zimmer. Bis dahin wirst du das Ganze hier reflektieren und mir genau sagen, was falsch gelaufen ist. Hast du mich verstanden?!?" zischte sie ihn an. Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, drehte sie sich auf dem Absatz um und lief wieder zu Gremory, den sie nun behutsam aus dem Stein nahm, der sich anschliessend wieder zurückbildete. An die Zuschauer gerichtet schnauzte sie:
"Habt ihr nichts besseres zu tun? Hop hop, sucht euch was zu arbeiten oder geht spielen, aber steht hier nicht rum und gafft wie Idioten!" Mit einem weiteren Spruch teleportierte sie sich und ihn direkt zur Krankenstation, wo sie einen Meter vor einem überraschten Letus auftauchte. Gemeinsam legten sie ihn sachte auf eines der freistehenden Betten, während ihm Lysira die Situation zu erklärte.