"Das....ist doch wohl....n Witz." Das gab Ethan entgültig den Rest. Es dauerte einen Moment, einen langen Moment, bis er begriff was wirklich los war. Diese Lehrerin, Satori, hat ihm diese Kette zugeworfen und nun saß er alleine auf dem Rücken des Drachen. Er starrte nur vor sich hin, versuchte zu begreifen was in den letzten 24 Stunden geschehen war. Die Ereignisse rasten an seinem inneren Augen vorbei. Es war, als würde er die ganzen absurden Dinge die er während seines kurzen Aufenthalts an dieser Akademie erlebt hatte, in einer zusammenfassung noch mal ins Gesicht geschlagen bekommen. Plötzlich merkte er im Augenwinkel wie der Drache sein Maul aufriss und tief Luft holte. Ethan verstand erst nicht, auf wen zielte er? Dann bemerkte er, dass das mit Zähnen bestickte Maul auf Satori gerichtet war. Im nächsten Moment hatte Ethan schon mit voller Kraft an der Kette gezogen und so den Kopf des Drachen herumgerissen. Er spürte das kalte, goldene Metal in seiner Hand. Wie er auf seine Hand herabsah, wieder drauf und dran in Gedanken zu versinken, sah ihn der Drache wütend an. Ethan hob den Kopf, sah ihm in die Augen und wurde seinerseits wütend.
"Was soll dieser lächerliche Scheiß eigentlich? Erst diese Lehrer, dann dieses heillose Durcheinander, das reinste CHAOS! Schüler bekämpfen sich, alles geht den Bach runter. Was zum TEUFEL ist eigentlich hier los?!" Seine Gedanken begannen wieder zu rasen. Er konnte sich nicht konzentrieren. Die Zeit flog an ihm vorbei.
Plötzlich riss der Drache erneut sein Maul auf, schrie Ethan mit Leib und Seele an. Der Atem des Drachen wehten sogar seine Haare leicht nach hinten. Doch diesmal hatte er keine Probleme dem Schrei standzuhalten. Sein ganzes Gesicht war wutverzerrt. Die Augen geweitet, die Augenbrauen zusammengezogen, Nasenflügel angespannt und die Lippen zusammengepresst. In einer einzigen Explosion entlud sich seine Wut.
"HALT DIE KLAPPE!" schrie Ethan den Drachen an. Dabei spürte er wie er eine gewaltige Ladung durch seine Hand abgab. Der Stromschlag schoss die Kette entlang und gelangte schließlich zum Kopf des Reptiels. Die Ladung war so enorm dass Ethan sogar Funken und Blitze über die Kette huschen sah. Als der Schlag den Drachen traf, zuckte der mit dem Kopf. Er warf ihn zur Seite, schüttelte sich dann einmal kurz und blickte dann wieder zu Ethan. Allerdings blieb er still und sah ihm nur in die Augen. Einen Moment später wendete er den Blick ab.
Die Gemüter hatten sich wieder beruhigt. Ethan schloss kurz die Augen, holte tief Luft und atmete dann gelassen aus. Er klopfte dem Drachen mit der Handfläche auf die Schulter, schon fast Freundschaftlich.
"Du weißt was wir zu tun haben. Bitte Pegasus, hilf mir." Er vernahm nur ein tiefes Schnaufen des Drachen. Zufrieden grinste Ethan.
"Danke mein Freund. Und jetzt, LOS!" Der Drache legte seine Flügel an und stürtzte dann zu den Gängen.
Kaum draußen erhob sich der Drache in die Lüfte und entfaltete sein schwarzen Flügel. Die ledrigen Schwingen trugen ihn hoch in die Lüfte wo er wie aus Protest eine gewaltige Stichflamme in den Himmel schoss. Glücklicherweise saß Ethan jetzt weiter vorne, da wo Satori erst saß, nun hatte er zumindest einen vernünftigen halt. Zuerst war er etwas überfordert, doch er bekam schnell ein Gefühl dafür und fühlte sich fast schon wohl auf dem Rücken dieses Monstrums. Der Drache vollführte eine Drehung und tauchte dann wieder ab nur um sofort wieder in einem der Gänge zu verschwinden. Ethan war froh, dass der Drache scheinbar wusste was von ihm verlangt wurde. Auf dem Weg fand er kaum Schüler. Irgendwann stieß er auf eine kleine Gruppe. Es waren verängstigte Menschen. Diese musste er in die Arena bringen. Ethan sprang von Pegasus Rücken und dieser bäumte sich vor der Gruppe auf. Immernoch mit der Kette in der Hand wand sich Ethan zu den Schülern von deinen einige saßen und sich gegen eine Wand lehnten.
"Seid ihr in Ordnung?" "Ja." sprach einer der Kerle.
"Wer bist du?" "Keine Zeit. Ihr müsst in die Arena von Satori Yagami. Wisst ihr wo sie ist, schafft ihr das?" "Ich denke schon." Ein zweiter meldete sich zu Wort.
"Dort ist es sicher, nicht wahr?" "Ja, dort sollte es sicher sein. Zumindest sicherer als hier auf dem Gang in einer Niesche. Schafft ihr es oder soll ich euch begleiten?" So wie er die letzten Worte gesprochen hatte erschienen einige Gestalten, mit dunklen Flügeln und Sensen. Instinktiv hob Ethan die Hand in Richtung der Angreifer. Sofort spie der schwarze Drache eine gewaltige Stichflamme den Gang entlang. Die Gestalten gingen in Flammen auf und zerfielen dann zu Staub.
"Wow. Nicht schlecht." "Danke." Ethans Dank galt Pegasus.
"Wir schaffen das auch alleine. Uns geht es recht gut. Such du lieber nach Verletzten." "Alles klar. Viel Glück. Wir sehen uns dort."
Mit einem gewaltigen Aufprall setzte Pegasus neben zwei Schülern auf, die von den sensenschwingenden Gestalten umringt waren. Mit einer Feuerwalze entledigte er sich einer ganzen Anzahl an Gegnern, sodass die beiden Schüler den Rücken frei hatten.
"Beeilt euch und steigt auf, ich bring euch hier weg". Doch da sah Ethan schon wie einer der Beiden zusammenklappte.
"Pegasus!" Der Drache machte einen Satz nach vorne und stand nun direkt hinter den Beiden. Die Gegnerhorde zögerte. Pegasus schrie auf. Ein gewaltiger Schrei der den Boden scheinbar erzittern lies. Die Gestalten waren wie eingefroren. Vorsichtig griff Pegasus nach dem Schüler der am Boden lag während Ethan dem anderen die Hand reichte. Er schwang den anderen gerade hoch genug, dass dieser Halt fand und sich auf den Rücken des Drachens ziehen konnte.
"Ethan, freut mich." "Ken, und mich erst!" "Gut gemacht Pegasus, zurück zur Arena." Nach einer halben Drehung erhob sich Pegasus wieder in die Lüfte, doch nur einige Meter über den Boden. Wieder stieß er eine Feuerwalze aus, die alle Gegner unter sich begrub und zu Asche verbrannte. Ein kräftiger Flügelschlag hob den Drachen höher hinauf und verblies die Überbleibsel ihrer Wiedersacher.
"Halt dich gut fest. Wir werden wohl gleich wieder durch die Gänge müssen. Es ist nicht weit mit diesem Kerlchen hier." Wieder fuhr Ethan über die tiefschwarzen Schuppen. Es war ein eigenartiges, einzigartiges Gefühl. In diesem Moment war es für Ethan beschlossen.
"Ich will umbedingt einen eigenen Drachen!" Natürlich war ihm bewusst, dass dieser Wunsch wohl mehr als lachhaft war und er niemals einen eigenen Drachen "besitzen" würde. Und auch diesen würde er vermutlich nach diesen Ereignissen nie wieder "kontrollieren". Deswegen wollte Ethan diesen Ausritt so gut es ging genießen. Es wunderte ihn aber doch etwas, wie zahm der Drache war. Zuvor schien er so aggressiv und eigenwillig. Vermutlich begriff er einfach den ernst der Lage.
"In der Arena kümmern wir uns dann um deinen Freund, einverstanden? Bei dir soweit alles in Ordnung?" Während er auf eine Antwort von Ken wartete stürmte Pegasus schon durch die Gänge.