Als Averna wieder in Eisenstadt an kam vermied sie es, allzu früh bei den Ältesten aufzukreuzen. Lieber sollten die Alten sich selber melden und nach ihr verlangen. Auch wenn sie sich vorstellen konnte, dass ihnen ein solches Verhalten nicht als angemessen erschien, so war die Position jener Männer und Frauen doch nichts was Ava fürchtete. Sie hatte Mittel und Wege sich gegen sie durch zu setzen und das ein oder andere Mal hatte sie dies schon getan und für ziemlich unangenehmes Schweigen gesorgt. Den Niemand, wirklich Niemand, hatte in dieser Stadt eine saubere Weste. Auch Averna nicht, doch sie hatte sich darauf verstanden die schmutzige Wäsche anderer Leute zu finden und gegen sie zu verwenden, oder sie damit zu beeinflussen. Auch die Weisen, die sich ja für so unangreifbar und erhaben halten waren da keine Ausnahme. Informationen waren eine Waffe und einmal mehr bewahrheitete sich der Spruch „Wissen ist Macht, nichts zu wissen, macht nichts“.
In ihrer Villa wieder angekommen ging Averna Augenblicklich in ihr Arbeitszimmer um sich die decodierte Verschlüsselung anzusehen. Sie ahnte bereits was man dort sehen würde, oder besser sie wusste es bereits. Die Aufzeichnung wurde auf ein Kopfnicken hin vor ihr angespielt und man sah zunächst nur wie ein Mönch und seine Frau an die Wand geheftet wurden um dann mit gerade zu diabolischer Freude ausgeweidet zu werden. Sie wurden dabei die ganze Zeit am Leben gelassen und sie fingen auch erst mit der Frau an, damit der Mönch auch seelisch verstümmelt wurde. Doch als das interessierte Averna nicht, sie war dabei gewesen, sie hatte die Geschehnisse beobachtet.
Versteckt und mit einem Kind in den Armen das sie selbst schlafen gelegt hatte. Ein Kind das man ihr zum Schutz gegeben hatte. Sie konnte nicht sagen das sie zu dem Mönch eine besondere Beziehung hatte, doch so etwas wie Freundschaft konnte man es wohl nennen. Der weibliche Mönch war an jenem Abend dort gewesen um ein paar alte Schulden zu begleichen, den immerhn waren die ersten Informationen die sie für ihren späteren Nebenverdienst brauchte, von eben jenem Mönchen gekommen. Als sie dort angekommen war hatte sie der Mann auch gleich bedrängt und ihr etwas von bösen Vorzeichen und Vorahnungen erzählt. Keine Stunde später hatte sich alles bestätigt. In einer unentdeckten Zwischenwand, harrte die Frau aus bis die Angreifer verschwunden waren. Die Granate hatte sie zu dem Zeitpunkt nicht gesehen da sie über ein Fenster verschwunden war.
Nun sah sie das ganze Geschehen noch einmal und wieder regte sich keine Miene in ihrem Gesicht. Beherrschung war etwas dessen sich Ava stets rühmen konnte, denn selten brachte sie auch nur etwas in Fahrt. An sich konnte man den Großteil dieser Welt als uninteressant für diese Frau empfinden. Wirklich Spaß machten ihr nur die Geheimnisse anderer. Sie wusste nicht warum, aber alles über andere zu wissen gab ihr ein gewisses Gefühl der Ruhe, von der Macht mal abgesehen.
Als sie mit der Aufzeichnung durch war, hatte sie die Informationen die sie brauchte um den letzten Rest ihrer Schulden zu bezahlen und den Tot der beiden zu rächen.
„My Lady...“
„Lass mich raten, die Weisen. So wie ich sie kenne, wollen sie das ich bei ihnen vorspreche um ihnen den bisherigen Stand der Mission zu erläutern. Sag ihnen ich mache mich auf den Weg.“
„Sehr wohl. Euer Bike ist, wenn ich das bemerken darf, wie ihr befohlen habt nun mit dem gewünschten Utensilien ausgerüstet.
„Meine Handschuhe und die Wasserstoffperoxid Spritzen?“
„Ja, und noch etwas technisches Equipment.“
„Ich nehme an das kleine PDA mit einer kleinen Version von dir?“
„Ja.“
„Sehr gut, das sollte reichen um diesen selbst überschätzenden Mönchen bei seinen Untersuchungen zu helfen.“ nach einer kleinen Pause fragte der Mönch „Schläft die Kleine noch?“
„Ja...und ihr neuer Wachmann ruht neben dem Bett.“
„Ganz so wie ich es ihm aufgetragen habe, sehr schön. Ich wusste das ich mich in dem Tier nicht geirrt hatte. Beginn die Wandlung seines Körpers schon?“
„Ja, seine Zellstruktur beginnt sich schon zu verändern. Bald sollte er die erforderlichen Eigenschaften besitzen, damit euer junger Gast sicher ist.“
Mit einem zufriedenen Lächeln und einem Kopfnicken wandte Ava sich wieder zum Ausgang und machte sich auf den Weg zur Residenz der Weisen. Anders als Galen bei seinem Besuch, wurde sie von den Wachen gerade zu formell begrüßt und eingelassen. Es dauerte auch nicht sehr lange, da stand sie in dem selben Gewölbe wie der männliche Mönch einige Stunden zuvor.
„Nun Lady Averna, was könnt ihr uns über eure bisherigen Beobachtungen berichten?“
„Ganz wie der Mönch Galen behauptet hatte, ist in der weiten Ödnis der Wüste tatsächlich ein Mönch und seine Familie umgebracht worden.“ Averna lies das Detail außer acht das die Tochter jenes Mönches sich bei ihr befand. „Darüber hinaus, habe ich noch keine eindeutigen Beweise gefunden das es sich bei den Mördern tatsächlich um besagte Vampire handelt.“
Ein siegessicheres Grinsen erschien auf einigen männlichen Gesichtern der Weisen
„Allerdings, gibt es Anzeichen dafür das die Mörder Kannibalen sein könnten, ich vermute einfach mal Mutanten oder was auch immer in der Wüste alles lebt.“
Das Lächeln verschwand und es kam die Frage auf „Und woher nehmt ihr oder worauf szützt ihr diese Behauptung Lady Averna?“
„Nun verehrte Weisen, die Opfer waren über und über mit Bissspuren versehen...“ ein Hologram tauchte plötzliche mitten im Raum auf und zeigte ein 3D Bild der beiden Leichen das Ava heimlich gemacht hatte, bevor Galen den Mann und die Frau hatte raus bringen können.
„Wie sie sehen können, fehlt auch an etlichen Stellen das Fleisch, von den Herzen und einigen Inneren Organen, die auch großzügig über die Wände verteilt worden waren, ganz zu schweigen.“
„Meint ihr das dies zu einem größeren Problem für die Stadt werden könnte?“
„Das kann ich ihnen noch nicht beantworten verehrte Weise. Ich würde dies noch etwas weiter...“ Averna brach mitten im Satz ab und verstummt je. Die Weisen auf den oberen Rängen wussten das sie von jemandem nun neue Informationen bekam und ihrem Gesichtsausdruck, das eine hochgezogene Augenbraue zeigte, war zu entnehmen das sie scheinbar ein bisschen verwundert wirkte. „Er hat sich also wirklich gefangen nehmen lassen...was für ein Idiot...“
„ER HAT WAS?“ polterte einer der Weisen auf den oberen Rängen. „Nun...meinem Informanten, der mich über einige Geschehnisse innerhalb dieses „Gefängnisses“ auf dem laufenden hält, ist jener Mönch der die Untersuchungen leitet, in die Hände einer feindlich gesinnten Gruppierung gefallen. Das macht das ganze nun unnötig kompliziert...
Nun, ich nehme einmal an das, obwohl sie ihn und seine Art nicht ausstehen können, dieser Mönch befreit werden muss?“
„Das sehen sie richtig, so gern ich ihn auch in einer Zelle sehen würde, wäre es mir lieber das dies eine von unseren ist und nicht eine über die wir keine Kontrolle haben. Darüber hinaus könnte es fatal sein, kämen jene Kräfte an die Informationen, bezüglich der Mönch, die sich im Kopf jenes Mönches befinden.“
Also lautet mein jetziger Auftrag retten oder eliminieren und falls schon geschehen, das sicherstellen jener Informationen.“
„So ist es. Das war es auch erst einmal, sie können gehen.“
Mit einem Nicken wandte sich Averna ab und schritt aus de Raum hinaus. Am Ausgang, kurz bevor sie das Außengelände erreichen konnte, trat eine der Weisen an sie heran. „Waren es wirklich Vampire Averna?“ „Ich weiß es nicht Minerva, aber ihr tätet gut daran dem Verdacht des Mönchen Galen gehör zu schenken. Sollte er sich als wahr heraus stellen, so stünde diese Stadt vor einem ernsten Problem. Zwar habt ihr immer noch einige kampfbereite Mönche, aber ich bezweifle das sie einer ganzen Armee dieser „Fabelwesen“ stand halten könnten.“ Wir verfügen auch über andere Mittel sie zu bekämpfen, ihr wisst sicher was ich meine.“ „Die experimentele UV-Munition und die UV-Klingen? Ja ich habe darüber Gerüchte gehört das euer Militär daran forscht...insgeheim versteht sich.“ „Natürlich, wenn wir die Existenz dieser Wesen schon leugnen, warum sollte man dann nach Waffen gegen sie forschen. Aber das ist es nicht das ich euch fragen wollte...sondern ob wir auch mir „Eurer“ Unterstützung rechnen können?“
Averna schaute die Weise eindringlich an. Sie war die einzige von den hohen die über sie Bescheid wusste. Das sie noch kein Wort darüber verloren hatte rechnete ihr Ava zu einem gewissen Grad hoch an, doch sie vermutet das jene Frau es eher aus Eigennutz tat.
„Nun....sagen wir einmal so, wir hegen keinen Groll gegen „SIE“,noch gegen euch, da wir schlicht und ergreifend nichts mit einander zu tun haben. Aber sollten sie auch für „Uns“ eine Bedrohung werden oder darstellen, dann könnt ihr mit dieser Hilfe rechnen. Dessen könnt ihr sicher sein...“
Mit diesen Worten trennten sich die beiden Frauen wieder und Ava konnte sich nun endlich auf den Weg zu ihrem Kollegen machen. Sie konnte sich das Bild schon lebhaft vorstellen, wie er da schmorend und ohne Ausrüstung, auf einem kalten Boden saß und vor sich hin brummte.
Das Bild lies sie fast schon herzhaft auflachen, doch sie beherrschte sich. Sie stieg auf ihr Bike und machte sich dann auf eine lange Fahrt gefasst. Noch während ihr der Wüstensand ins Gesicht schlug, spürte die Frau das sich die Nacht langsam dem Ende näherte, was jedoch nicht hieß das ihre Mission dadurch einfacher werden würde.
Wie vermutet kam der weibliche Mönch bei Tagesanbruch an jenem „Gefängnis“ an.
Die Leiche des Schützen war natürlich entfernt worden und so wusste Averna nicht das sie wieder beobachtet wurde. Jedoch nicht von einem Feind, sondern von ihrem Informanten, der nun die Wache übernommen hatte. Einem Wachmann der lediglich vorgab einer der Ihren zu sein und den sie schon vor einiger Zeit in diese Reihen eingeschleust hatte. Nun nicht unbedingt für diesen Ort, aber es konnte nie Schaden seine Augen und Ohren überall zu haben, auch im Hinblick auf ihren Nebenerwerb als Informant.
Sie betrat den Hof ohne große Zurückhaltung und Vorsicht
„Ihr seid ganz schön dreist Herrin, woher wolltet ihr wissen das ich nicht ein feindlicher Schütze bin?“ fragte ein Stimme aus einem Schatten heraus.
„Zum einen stinkst du zwar wie ein Vampir Samuel, zum anderen aber hast du deinen eigenen Geruch noch nicht verloren...und es wird hell, da sitze diese Wesen nicht draußen rum und warten auf die Sonne.“
Zustimmend nickte jene Person und sprang in einem weite Satz von der Brüstung herunter. „Hast du die Informationen die ich brauche?“ „Jawohl, wie ihr gewünscht habt die Position des Mönches und seines Begleiters. Alles weiter müsst ihr leider selbst heraus bekommen, aber ich nehme mal an das wird wie üblich kein Problem für euch sein.“ ein entschuldigendes Lächeln tauchte auf dem Gesicht des jungen Mannes auf. „Nein, nicht wirklich. Worauf sollte man achten, abgesehen von Kameras und der gleichen?“ bemerkte Ava ruhig. „Eigentlich nichts weiter, sie rechnen nicht unbedingt mit einem so schnellen Gegenangriff eurerseits. Ein Vorteil den man nutzen sollte. Braucht ihr sonst noch etwas?“
„Nein, nur ziehe dich zurück, so wie ich Galen kenne, wird er diesen Komplex dem Erdboden gleich machen wenn er wieder frei ist und seine eigenen Infos hat.“
„Er ist echt ein Problemfall für die Mönche.“ „ Er ist eben ein Hitzkopf, er hat sich nicht unter Kontrolle, er hat keine Ahnung was das Wort Kollateralschaden bedeutet...aber sei es drum. Kehr am besten zu den anderen im Untergrund zurück und haltet euch bereit.“ „Wie ihr wünscht.“
damit trat der Mann an ihr vorbei und seine Schritte verstummten auch schon bald. Averna wusste das sie sich auf diesen Mann verlassen konnte, er hatte sie noch nie enttäuscht, etwas das nur wenige fertig brachten.
Mit den Informationen die Rufus an ihr kleines PDA übermittelt hatte, machte sich die Frau nun auf den Weg. Die Beleuchtung in den Gängen und wohl auch in dem gesamten Gemäuer war mehr als spärlich, doch das machte nichts. Ihre Augen gewöhnten sich fast augenblicklich an den Unterschied und so konnte sie trotz der Dunkelheit gut sehen. Sie holte ihr PDA hervor, auf welche sich augenblicklich eine Karte zeigte, welche ihr die einzelnen Stockwerke zeigte. Eine kleine leuchtende Markierung, zeigte den Aufenthaltsort der beiden und somit ihr momentanes Ziel.
Ihr Weg führte Averna an unzählige Räume vorbei und aus nicht wenigen davon erklangen Mark erschütternde Schreie. Ein flehen ums eigene Leben mischte sich mit unter darunter doch der weibliche Mönch ignorierte es einfach. Sie würde den Schreien wenn dann später nach gehen können. Sie kam nun zu einer Stelle an der einige Kameras eine Wegkreuzung beobachteten.
„James?“ „Ja My Lady?“ „Könntest du dich in die Kameras einklinken und das Bild anhalten bis ich durch bin?“ „Selbst verständlich, nichts leichter als das My Lady.“
Einige Sekunden später kam von der KI das Signal und Averna konnte weiter gehen. Für einen Mönch war es nicht einfach das Summen von versteckten Kameras zu hören, doch jene die sich darauf verstanden blieben meist unerkannt und hatten so länger ihre Ruhe. So ging es durch mehrere Ebenen, an Wachen vorbei, die sie einfach in einem Schatten wartend, passieren lies, da ihr Verschwinden nur unnötig aufgefallen wäre, bis sie schließlich in einem großen Raum ankam. Dieser war, abgesehen von ein paar kleinen Lichtern, fast völlig dunkel. Averna schaltete dann das Licht ein und was sie sah lies sie dann doch erstaunt die Brauen nach oben ziehen.
Galen und auch sein Begleiter, steckten oder besser hingen, wie unzählige andere, in großen, dicken Plastiktaschen über dem Boden. In ihnen waren Schläuche eingelassen, die sie wohl zu einen am Leben hielten, zum anderen aber auch...ihnen das Blut absaugten. „Also gibt es sie wirklich...diese Blutfarmen. Wirklich interessant, die müssen ja echt einen enormen Bedarf haben, wenn sie schon zu solchen Maßnahmen greifen.“
Die einzelnen Menschen schienen Bewusstlos zu sein und bekamen so auch nicht mit was mit ihnen passierte, wirklich clever. Sollte eines ihrer „Tiere“ sterben, so würden sie bloß den Plastiksack abnehmen und einen neuen aufhängen und den alten entsorgen. Fast schon so als würde man bei einem Menschen die Blutkonserve austauschen.
Galen und Rufus fielen in der riesigen Ansammlung von Leuten kaum auf und es verwunderte Averna zunehmend das ein solches Verschwinden von Menschen niemanden auffiel. Der weibliche Mönch zog sich nun zwei Handschuhe über und mit einem kleinen Fingerzeig, flog eine dünne Drahtschnur zu Galen empor und trennte ihn sauber aus dem Plastikbeutel, welcher zischend die Luft nach zog die man aus seinem inneren gepresst hatte. Beim Aufprall auf den Boden, erwachte der Mönch jedoch nicht sofort und so holte Ava auch noch seinen Begleiter aus seinem Stall. Als beide nun auf dem Boden lagen und der weibliche Mönch sie von den Geräten befreit hatte, schienen die beiden wieder zu sich zukommen. „Na, hatten die Herrn angenehme Träume gehabt? Ich hoffe es, den nun geht der Albtraum weiter...wäre auch schön wenn man mich über euer bisheriges Versagen ins Bild setzen könnte.“