Wieder in Eisenstadt angekommen, fing James so gleich an die gesammelten Daten auszuwerten.
Ihr dunkles Zuhause war ihr nun mehr als nur willkommen. Eine Dusche würde kaum ausreichen um diesen Gestank von ihr abzubekommen „Ein Bad sollte es schon sein James.“
„Das Wasser läuft bereits Ma'am.“
„Ausgezeichnet, haben wir außer den bereits bekannten Problemen noch weitere hinzubekommen?“
„Ja...und es hat mit euren kleinen Gast zu tun.“
Averna ging zum Bad, sie würde nicht zu dem Kind gehen, nicht in diesem Aufzug und auch nicht mit diesem Gestank. Es würde noch schlimm genug werden für die Kleine. Und so überlegte der weibliche Mönch, während sie ihren geschundenen Körper wusch, wie sie der kleinen Person das erlebte wohl am besten beibringen konnte.
Das Bad dauerte nicht lange, sie wollte nicht all zu viel Zeit verschwenden und so hüllte sie sich in einen dicken flauschigen,weißen Bademantel.
Sie ging bestimmten Schrittes zu dem Gästezimmer und blieb zuvor an der Tür stehen. Sie vernahm ein leises Wimmern. Kurz überlegte die Frau, dann ging sie leise und gerade zu ohne jedes Geräusch in den Raum.
Ein großer Hundekopf hob sich vom Boden und fixierte sie sogleich mit seinen silbern schimmernden Augen. Averna sah das jenes Wesen sie erkannte und auch sie erkannte den Hund aus der Wüste. Jedoch nicht an seinem Aussehen, dieses hatte sich nämlich sehr gewandelt. Zum guten wie der Mönch fand. Das Tier war nun größer, gut das dreifache dessen was es mal vorher war und auch sein Fell sah besser aus. Er ähnelte dem was die Menschen früher als Wolf kannten.
Jener Hund wollte gerade zu der kleinen Gestalt gehen und sie mit der Schnauze an stupsen, um auf
den Mönch aufmerksam zu machen, doch eine Kopfbewegung ließ ihn inne halten und sich wieder hinlegen. Als Ava sich auf das Bett setzte hob sich der kleine Kopf von seinen Armen und die ältere Frau schaute in zwei traurige Augen.
Augen die wieder spiegelten was im inneren dieses kleinen Dings vor ging.
Angst, Unwissenheit, Furcht aber auch ein gewisser Grad an Erkenntnis.
„Erkennst du mich Kleines?“ die Frage war einfach und doch schwierig zu gleich. Ein Kopfnicken zeigte ihr das ihr Gegenüber sie verstand.
„Du bist Tante Averna...“ erklang es leise, zitternt und mit weinerlicher Stimme.
„Richtig...und weißt du auch was mit Mama und deinem Papa passiert ist?“
Wieder ein Kopfnicken, doch dieses Mal kam keine Antwort, viel mehr stiegen weitere Tränen in die Augen des kleinen Mädchens und Averna legte ihr behutsam eine Hand auf den Kopf.
Sie kannte das Kind seid ihrer Geburt und auch die Eltern hatte sie gut gekannt. Oft hatte sie wenn sie bei den dreien zu Besuch war mit der Kleinen gespielt und so war es für sie nicht verwunderlich dass das Mädchen nun fast schon auf sie zusprang und sie umarmte.
Die Frau ließ die Kleine weinen und sich erst einmal beruhigen, ehe sie das Gespräch fortsetzte.
Dann, ganz vorsichtig, erkundigte sich die Frau nach dem Zustand des Kindes. Allem Anschein nach ging es ihr gut, doch dem war nur körperlich so. Ihr Geist musste bei der Folter durch die Vampire tiefe Narben davon getragen haben und so wie die Kleine ihr das erlebte schilderte, war es die Hölle gewesen. James war noch dabei die Aufnahme zu entschlüsseln, doch lange konnte auch das nicht mehr dauern. Somit hatte die Frau nun Zeit auf eben jenes Ereignis zu sprechen zu kommen, die dem Mädchen das Leben gerettet hatte.
„Kannst du dir erklären warum du noch lebst und nicht tot bist?“
Das Mädchen schüttelte seinen Kopf. „Ich erinnere mich nur noch an eine verschwommene Gestalt die sich zu mir nieder kniete. Alles war ruhig, keiner war mehr da nur noch diese Gestalt. Mir war kalt, so schrecklich kalt. Dann bekam ich etwas zu trinken, es war warm und schmeckte komisch...“
„Und dann? Dann kamen die Bilder richtig? Eindrücke die nicht die deinen waren, Dinge wurden dir gezeigt die du noch nie gesehen hast stimmts?“
Ihr Gegenüber nickte, voller Erstaunen das die Frau wusste was sie eigentlich geheim halten wollte.
Sie hatte gedacht das alles wäre nur ein Traum gewesen und hatte gehofft das ihre Eltern durch die große Zimmertür kommen würden. Doch nach und nach hatte sie erkannt das es nicht so war, das ihr Wunsch sich nicht erfüllen würde. Und mit der Erkenntnis kam die Trauer.
Averna holte tief Luft ehe sie diese langsam wieder entließ und dann fortfuhr. „Du lagst vor mir, halb in Stücke gerissen und jeder hatte gedacht das du tot seist, doch dem war nicht so... du hast geatmet und du warst wach. Viele starke Männer und Frauen die ich kennen haben bei deinen Verletzungen kapituliert und sind gestorben. Doch dein Geist wollte nicht, er wollte deinen Körper nicht verlassen und darum habe ich dich retten können...“
„Warst du es...Tante Averna, die mir diesen warmen Saft gab?“
„Ja...und was du gesehen, gefühlt und erlebt hast, das war mein...Wesen. Mein Geist, meine Erinnerungen, sind an deinem Geist vorbei gezogen und du hast sie noch einmal erlebt.“
Bedrückende Stille lag in dem Raum und nur das laute Atmen des Wolfes war zu hören.
„Aber wie geht das, was hast du gemacht Tante Averna, was hast du mir da gegeben?“
„Das ist unwichtig meine Liebe, wichtiger ist das du erst einmal aufstehst und dich etwas bewegst.
Wir reden später weiter, doch nun musst du erst einmal etwas essen. Danach, werde ich dir versuchen zu erklären was passiert ist...“
Sie hob das Kind hoch und setzte es einfach auf den Rücken des Wolfes. Dieser protestierte nicht sondern stand freudig auf und ging mit seiner kleinen Reiterin aus dem Raum hinaus in Richtung Bad. Auch das Kind sollte erst einmal gewaschen werden. Danach bekam sie neue Sachen zum Anziehen und wurde zum Esszimmer gebracht.
Dort saß Averna an einem kleinen runden Tisch und wartete auf das Mädchen. Der große Wolf legte sich neben den Stuhl der Kurzen zu Boden und wartete dort.
„Hat er einen Namen?“
„Nein noch nicht. Aber wenn du ihm einen geben möchtest nur zu. Lass dir damit aber Zeit, ein Name ist wichtig und er sollte zu seinem Träger passen...“
Plötzlich erschienen wie von Geisterhand Teller vor den Beiden,
„Doch zunächst einmal solltest du essen, wir erwarten nachher noch Besuch und das Gespräch mit diesen Leuten könnte...lang werden.“[/DIVL]