
Ebenfalls so leise, dass nur Luna ihn hören konnte, erlaubte Ragnar sich dann doch noch die Spitze, "Bist du Eifersüchtig nicht selbst die Möglichkeit zum Überbringen des Hilfegesuchs zu haben? Wenn ja, tut es mir leid sie dir genommen zu haben."
Jacob war aufgestanden. Mit beruhigender Stimme übernahm er erneut das Wort. "Immer mit der Ruhe die Herrschaften. Kein Grund sich anzufeinden. Jetzt ist nicht die Zeit für Spitzfindigkeiten." Die Worte des Prinzen waren sowohl Beschwichtigung als auch dezenter Befehl. Niemand schien scharf darauf zu sein sich dem zu widersetzen. Bei den folgenden Worten sah Prinz Jacob vor allem die Elfe Adylia an, da sie ihre Fragen beantworteten, aber auch der Zwerg schien durchaus an dem Thema interessiert zu sein. "Ich kann jedem hier eine mehr als zufriedenstellende Belohnung zusichern. Mein Geschlecht hält seit jeher viel auf seine Dank..." Er brach ab, als ein lautstarkes Scheppern durch die Tür des Thronsaals drang. Jeder im Raum schreckte auf und die Aufmerksamkeit aller richtete sich auf die Tür. Für ein paar zähe Herzschläge geschah nichts, dann war ein schriller Schrei zu hören, wie ihn ein Mann ausstoßen würde, der sein Leben aushauchte.
"Was zum Teufel?" Sprach Ragnar den Gedanken aller aus. "Ragnar." Kaum hatte der Prinz seinen Namen genannt, glitt auch schon Ragnars Anderthalbhänder aus dem Schutz der Schwertscheide. "Schon dabei."
Eiligen Schrittes durchquerte Ragnar die Tür. Die Anspannung im Raum Stieg, als ein erneutes Scheppern zu hören war. Noch bevor Ragnar die Tür erreichte öffnete sie sich von außen. Ein gerüsteter Krieger, offensichtlich eine der Palastwachen, trat halb durch die Tür und verkündete unverblümt, "Mein Herr, die Hyrexis ist im Palast und auf dem Weg hierher! Ihr müsst verschwinden"
In den Gesichtern der Versammelten spiegelten sich verschiedene Emotionen wieder. Schreck, Bestürzung über die Tatsache, dass die Hyrexis plötzlich so nah war und Unverständnis. Jeder brauchte seinen Moment, um diese Information zu verarbeiten. Botschafterin Ajani war dabei am schnellsten. Sie riss die anderen aus den Gedanken, als sie regelrecht fauchte (dabei klang sie gar nicht mehr so liebreizend), "Worauf warten wir dann noch? Unser Feind hat offensichtlich von unserem Vorhaben erfahren. Die Expedition muss jetzt aufbrechen!"
Der Prinz zögerte nun auch nicht mehr. Offenbar stimmte er Ajani zu, denn er erteilte mit ruhiger Stimme Anweisungen. "Wachen. Raus auf den Gang. Haltet die Hyrexis so lange von diesem Raum fern, wie es möglich ist." Jacob war bewusst, dass sie nicht wussten, wie stark der Feind wirklich war, weshalb er seine Leute mit diesem Befehl gerade gut zum Tode verurteilt haben konnte. Das wussten auch seine Männer. Dennoch fiel nicht ein beschuldigender Blick und kein Murren war zu hören. Klirrend zogen sie ihrer Schwerter und Äxte, um dann geschlossen in den Flur hinaus zu treten.
"Und nun?" Luna hatte ausgesprochen, was jeder im Raum dachte. Die Halle hatte nur einen sichtbaren Zugang, wenn man von den Rauchabzügen hoch unter dem Dach absah. Doch nur ein Affe oder ein geschickter Dieb würde diesen Weg jemals nehmen können. Auch Ragnar sah etwas ratlos aus. Nicht so jedoch Jacob, der sich umdrehte und einen Satz auf einer unbekannten Sprache murmelte. Sofort zeichneten sich die Umrisse eines Durchgangs an der Wand direkt hinter dem Thron ab. Knirschend zog sich Stein um Stein zurück, bis eine etwa zwei Meter hohe und lediglich einen Meter breite Öffnung entstanden war.
"Dieser Weg führt zu den Katakomben dieses Palastes. Folgt dem Zeichen meiner Familie, es wird euch an die Grenzen der Stadt führen. Doch gebt acht, wohin ihr lauft. Diese Gewölbe sind ein Labyrinth, das lange vor der Herrschaft meiner Sippe errichtet wurde. Niemand weiß, was sich abseits der gekennzeichneten Routen befindet."
Jacob drehte sich wieder zu den anderen im Raum um. Ihm fielen verschiedene Blicke zu, doch niemand machte Anstalten sich in die Dunkelheit des Geheimganges zu begeben.
Mit einem unterschwellig Misstrauischen Tonfall stellte Ragnar die erste Frage, die ihm einfiel: "Wieso weiß ich von dem Ding nichts? Als Hauptmann deiner Leibgarde sollte ich es wissen, wenn ein Tunnel direkt hinter den Thron meines Königs führt."
"Es ist ein Geheimnis meiner Familie." Erklärte Jacob knapp. "Nur wahre Mitglieder der Familie erfahren jemals davon. Bisher jedenfalls."
Ajani unterbrach die beiden forsch, bevor noch jemand etwas äußern konnte. "Ist das gerade wirklich wichtig? Alle rein da, die Zeit wird knapp." Wie um die Worte der erhabenen Leonin zu unterstreichen konnte man von draußen den langsam zunehmenden Lärm eines Kampfes wahrnehmen. Etwas oder auch jemand rammte urplötzlich das Tor und lies es in seinen Angeln erbeben.
Umgehend entzündete Ragnar eine Fackel, die er sich von der Wand nahm, an einer Kohlepfanne. "Jeder eine Fackel. Los." Rasch folgten die anderen Mitglieder der Expedition seinem Beispiel. Nur Barton sah davon ab selbst eine Fackel zu tragen. Seine Augen vermochten auch in der Beinahe-Dunkelheit noch exzellent zu sehen. Ragnar, der sich dieser Tatsache bewusst war, stieß den Zwerg an. "Ihr zuerst Barton. Eure Augen sollten hier mehr Wert sein als jede Flamme." Das diese Tatsache ebenfalls für eine Leonin wie Lux galt, verdrängte Ragnar offenbar und auch Lux selbst war im Moment viel zu durcheinander, um sich darauf zu besinnen.
Erst etwas zögerlich, doch dann zunehmend selbstsicherer begab Barton sich in den Tunnel. Eilig ordnete Ragnar den Rest der Anwesenden. Hinter Barton folgten Luna, die zum Abschied einen sorgenvollen Blick mit Jacob wechselte, Adilya, Jonas, Lux und abschließend Ragnar.
Erneut rammte etwas die Tore des Thronsaals. "Los, kommt!" forderte Ragnar den Prinzen und Ajani auf. Doch die beiden dachten gar nicht daran zu folgen.
"Ich bin der Prinz dieses Königreichs!" Erklärte Prinz Jacob. "Ich werde ganz sicher nicht aus meinem eigenen Thronsaal fliehen!"
Ragnar hätte die Krise kriegen können. In diesen Belangen war Jacob ebenso wie sein Vater und unmöglich umzustimmen. "Du sturer..."
Jacob winkte ab. "Geh jetzt. Du musst diese Mission ausführen. Das ist wichtiger als alles andere."
Damit war die Diskussion beendet. Auch wenn sie Freunde waren, Jacob war immer noch der Prinz und Ragnar sein treuer Hauptmann. Also nahm er es so hin. Doch bevor er ging, fragte er noch. "Was ist mit euch, Botschafterin?"
Die Leonin schüttelte nur belustigt den Kopf. Offenbar hatte sie vor dem Prinzen zur Seite zu stehen. Es brauchte wohl auch nichts zu versuchen, sie davon abzubringen.
Als Ragnar sich umdrehte, verabschiedete er sich nicht. Damit folgte er der edolonischen Tradition sich vor dem Bestehen von Gefahren nicht voneinander zu verabschieden, da dies bedeuten würde, man ginge davon aus den anderen nicht wieder zu sehen und ihm somit Unglück bringen könnte.
Leicht gebeugt begann er damit in die Tiefen hinab zu steigen. Dabei beeilte er sich zu den anderen aufzuschließen. Hinter ihm schloss sich mit einem verhängnisvollem Knirschen der Zugang.
Verarbeitet in euren Posts, wie eure Charas die Szenerie erlebt haben und was in ihnen während des Abstiegs vor sich geht. Von mir aus sprecht miteinander. Mein nächster Post kommt frühstens Mittwoch.
Der Weg nach unten ist eine sehr eng gewundene, geschlossene Wendeltreppe aus Stein mit mehreren hundert Stufen. Der Abstieg ist aufgrund der Beengtheit relativ schlauchend.
Die Ankunft in den Katakomben übernehme ich dann wieder!
P.S.:
Luna wusste übrigens ebenfalls nichts von dem Geheimgang, geschweige denn von den Katakomben.
Der Weg nach unten ist eine sehr eng gewundene, geschlossene Wendeltreppe aus Stein mit mehreren hundert Stufen. Der Abstieg ist aufgrund der Beengtheit relativ schlauchend.
Die Ankunft in den Katakomben übernehme ich dann wieder!
P.S.:
Luna wusste übrigens ebenfalls nichts von dem Geheimgang, geschweige denn von den Katakomben.