Auch Spike zitterte nun, nicht nur weil der Sprint in erschöpft hatte oder sie von irgend etwas starkem verfolgt wurden das einfach so mal eben eine Tür einschlägt, nein...erzitterte eher weil er sich selbst nicht sicher gewesen wahr ob seine Eingebung richtig lag. Doch das tat sie.
Um sie herum lagen die großen und schweren Trümmer, zu ihren Füßen jedoch lediglich die kleineren. Langsam legte sich der Staub auf sie und verklebte mit dem leichten Schweißfilm der sich wieder auf Spikes Haut gebildet hatte. „Na klasse...“ dachte er „...wofür haben wir vorhin überhaupt geduscht?“
Eine völlig abwegige Frage, die man für gewöhnlich nicht in seinem Kopf hat wenn einem die Decke auf den Kopf kracht. Doch da war Spike wohl ein bisschen anders. Sein Verstand tat das um sich kurz von der Tatsache, das es sie fast erschlagen hat, abzulenken und wieder runter zu kommen. Er realisierte auch jetzt erst Debbies Frage und schaute ihr mit einer etwas unschlüssigen Miene ins Gesicht. „Würdest du mir glauben, wenn ich dir sage das ich es habe kommen sehen? Also im übertragenen Sinne meine ich...ich meine da war ein knacken und brechen das man meinen könnte es fällt ein ganzer Berg in sich zusammen. Ich dachte erst du hättest es gehört, weil du stehen geblieben bist...doch scheinbar...naja, vielleicht auch nicht.“
Bei den letzten Worten umfasste er ihre Hand wieder fester. Da war es wieder. Dieses seltsame Gefühl. Hatte man mir doch noch etwas anderes getan als sie selbst vermutete. Die Sache mit dem erschossen sein fand er ja schon ein bisschen heavy, doch was die Medizin alles konnte oder vermochte, zu was sie in der Lage war, das wusste er ja selber und scheinbar hatte man bei ihm ja auch nicht alles so gelassen wie es war. Wie so also sollte es dieser Wissenschaft nicht gelingen einen erschossenen Menschen soweit zu rekonstruieren, das er wieder leben konnte. Zumal Spike von Geschichten gehört hatte in denen Menschen der halbe Schädel weg geschossen worden war und sie es dennoch überlebten. Doch das waren alles Spekulation, mit welcher er sich nach wie vor später beschäftigen konnte, sie mussten weiter. Also zog er seine Begleiterin wieder weg von den Trümmern. Er hörte wie etwas auf der anderen Seite knurrte und sei Kopf fuhr schlagartig herum.
„Ist dieses Ding immer noch da?“ Debbies Zittern wollte nicht aufhören und gleichzeitig fiel ihm ein das seine Worte vielleicht doch lieber unausgesprochen hätten bleiben sollen. Das Wesen, was auch immer es war, schien sich nicht mit dem blockierenden Haufen abfinden zu wollen und Spike konnte hören wie es auf die größeren Teile ein hieb um sie beiseite zu schaffen.
Doch das würde dauern, so konnte sie sich kurz etwas orientieren.
Auch wenn er nichts sehen konnte, so hatte der Blinde doch das Gefühl als wäre die Frau fast im Kreis gelaufen. „Links, rechts, wieder rechts und dann... gerade aus. Also doch nicht im Kreis...puh...“
Doch im letzten Moment fiel ihm ein das sie ja doch noch einmal nach rechts gelaufen sind. Und als wenn das noch nicht reichte, schien das Monster auf der anderen Seite seine Gedanken lesen zu können, oder es war vielleicht selbst drauf gekommen, was noch beunruhigender wäre, da man so ja einen intelligenten Verfolger hätte. Spikes Gedanken fingen wieder an zu rasen, was konnte man tun? Was sollte man tun? in solch einer Situation in die man nie geraten wollte und in die man für gewöhnlich auch nicht kam. Einer erneuten Eingebung folgend fragte er
„Was für Möglichkeiten auf die nächste Ebene zu kommen siehst du Debbie? Was für Schilder sind hier die nach oben zeigen?“ seine Stimme war angespannt, vielleicht sogar etwas hektisch. Wieder etwas das für Ruhe nicht förderlich war. Sie erzählte ihm etwas von einer Sicherheitstreppe und zog ihn auch gleich in diese Richtung. Sie bogen wieder einige Male ab, wobei Spike zwischenzeitlich einen etwas unangenehmen Geruch wahrnahm, doch bei dem schnellen Gang den Debbie wieder anschlug blieb keine Zeit fürs einordnen. Sie erreichten die Tür, wenige Sekunden später doch als Debbie dann die Tür aufriss, blieb sie stehen. Etwas das Spike nicht nachvollziehen konnte.
„Warum hältst du an?“
„Weil hier keine Treppe ist...sie ist eingestürzt...auf mehreren Etagen.“
„SHIT...was haben wir noch?“
„Eine normale Treppe!“
„Dann los...“
„Aber die ist weiter weg...“
„Egal, wir müsse es versuchen. So lange „Mister Unbekannt“ versucht uns zu verfolgen müssen wir weiter.“
Wie zur Bestätigung, erklang ein brüllen in ihrer Nähe. Es kam aus jener Richtung, aus welcher sie zuvor gekommen waren. Wieder wurde seine Hand gepackt und es ging erneut in einem Affenzahn durch die Gänge. Katz und Maus, das traf es wirklich gut, denn genauso fühlte sich Spike gerade mit Debbie. Sein Adrenalinpegel dürfte wohl schon bald das höchste der Gefühle erreicht habe.
Bevor es jedoch soweit war, erreichten sie die normale Treppe. Doch auch hier blieb Debbie stehen.
„Sag mir bitte nicht das es hier auch nicht weiter geht? Sag es bitte nicht...“
Also schwieg seine Begleiterin. Mit eine Mal war wieder ein brüllen zu hören, doch dieses Mal lauter und näher...viel näher.“
Spike schaute in genau diese Richtung und auch sein Zittern wurde stärker. Er wollte nicht wissen was sie da verfolgte, weshalb er irgendwo fast froh war blind zu sein.
Da war er wieder...dieser Geruch. Dieser für ihn kaum wahrnehmbare Geruch nach Abfall und Verwesung. Er folgte ihm, einem Instinkt folgend ging er der Quelle des Gestankes nach und fand einen Abfallschacht. Die Öffnung war groß als er mit der flachen Hand gegen die Wand schlug um „sehen“ zu können. Es gab auch Sprossen an einer Seite der Wände und scheinbar so etwas wie Schienen. Diese mochten die großen Behältnisse, für die dieser Gang ausgelegt war, aufnehmen können um sie dann weiß Gott wohin zu transportieren. Er schaute zu seiner Begleiterin rüber und musste leicht grinsen.
„Nein, ich werde nicht in einem Abfallschacht nach oben klettern...AUF KEINEN FALL.“
Spike ging dann aber zu ihr, nahm ihr Gesicht in seine Hände und schaute mit seinen weißen Augen in ihre. „Willst du streben?“ fragte er trocken. Ein Kopfschütteln. „Dann wirst du jetzt genau das tun. Du wirst deine Luft solange anhalten wie nur irgend möglich und dich nach oben bewegen, haste du das verstanden?“ Ein Kopfnicken dieses Mal. „Alles klar.“
Er gab ihr einen Kuss auf die Lippen und drehte sie dann zu dem Schacht-Eingang. Gerade als sie ihr letztes Bein reinzog und sich auf den Sprossen nach oben hievte, krachte etwas um die Ecke und in die Wand.
Spike wusste wer oder was das war, was da gerade die Wandverkleidung pulverisiert hatte und zum ersten Mal sah er es auch deutlich. Doch sein Kopf wollte die Bilder die ihm dieses brüllende Etwas vermittelte, nicht verarbeiten. Er hörte Debbie im Schacht seinen Namen schreien, doch er konnte noch nicht. Das Wesen war zu schnell, denn nun da es seine Beute klar vor Augen hatte, stürmte es mit wahnwitziger Geschwindigkeit auf den Blinden zu und streckte seine Krallen nach ihm aus. Wie zuvor bei der einstürzenden Decken, bewegten seine Füße sich auf einen Punkt zu der scheinbar sicher war. Spike tauchte quasi unter dem Wesen hinweg und nur wenige Millimeter von seinem Kopf entfernt, zogen die Krallen des Wesen an seinem Hinterkopf vorbei.
Der Schwung trug es noch einige Meter weiter und so hatte Spike die Gelegenheit und Zeit sich ebenfalls in den Schacht zu wagen. Gerade rechtzeitig zog auch er sein letztes Bein rein, ehe es oder vielleicht auch er selbst Opfer des zweiten Angriffes geworden wäre. Die Pranke des Wesen schlug nach ihm, doch er war nicht mehr an der Stelle. Trotz dessen das die Sprossen glitschig und ein Zeugnis mangelnder Wartung waren, hatte es der Blinde geschafft in Windeseile aus dem Bereich des Einganges zu klettern. Und als ihr Verfolger dann ebenfalls versuchte in den Schacht zu klettern, es jedoch auf Grund seiner Größe nicht schaffte, zeigte ihm Spike einfach kackfrech den Stinkefinger...und machte sich dann weiter an den aufstieg. Debbie hatte schon ein gutes Stück geschafft und so war er quasi im Verzug.
Doch sie schafften es. Sowohl die Strecke von zwei Ebenen die sie ja so schön an den Öffnungen abzählen konnten, als auch selbige zu öffnen und wieder hinaus zu kommen. Als sie dann wieder in dem nächsten Gang saßen, ließen sich beide erst einmal erschöpft gegen die nächste Wand fallen.
Doch viel Zeit gab Spike ihnen nicht, er wollte nicht in so etwas offenem Bereich sitzen bleiben und ausruhen. Deswegen hockte er sich neben Debbie, half ihr hoch und ging mit weiter. Sie fanden mit ihrer Hilfe einen weiteren Raum den sie abschließen konnten. Als Spike einmal aufstampfte entpuppte sich der Raum als Sani-Raum. Keine schlechte Wahl wie er fand, doch vielleicht gab es dafür ja auch noch einen anderen Grund. Welchen er auch erfahren sollte, den seine Begleiterin hatte die Schnauze voll, sie hatte sich im Schacht wohl übergeben und der Gestank dort bereitete ihr nun Kopfschmerzen. Er konnte sie verstehen, auch ihren kleinen Groll gegen ihn, denn immerhin hatte er diese Route vorgeschlagen und sie auch noch dazu gebracht dort lang zu gehen.
Also war es an ihm ihr Wohlbefinden wieder her zu stellen.
Spike hatte dafür auch schon eine Idee. Als erstes suchte er den Schrank mit den Arzneimitteln, daraus suchte er ein paar aus die in etwa die Verpackungsgröße haben sollten die er benötigte.
Durch einfaches ertasten fand er dann ein paar die wohl Filmtabletten hatten und gig dann damit zu Debbie. Diese bat er dann ihr vorzulesen was auf den einzelnen Verpackungen für Wirkstoffe aufgelistet waren. So war schnell das richtige Mittel gefunden, doch Spike wollte ihr nicht zu muten das sie mit dem Brechreiz-Geschmack auf der Zunge und dem trockenem Mund die Tabletten runter schluckte. Er verließ den Raum und ging ein paar Meter an den Wänden entlang.
Ein Summen verriet ihm die Lage dessen was er suchte und da diese Süßigkeiten Automaten ständig am brummen waren, konnte Spike sogar erkennen was er aus welchem bekam.
Es dauerte jedoch eine Weile, bis er drei Sorten zu trinken hatte. Einmal Cola, einmal Fanta und dann noch Sprite. Dazu gabs dann noch einiges an Süßwaren, der Automat dafür stand ja gleich daneben und mit diesen ganzen Mitbringseln kehrte er dann zurück.
Seine Begleiterin hatte sich nicht vom Fleck gerührt, wozu auch, tat Bewegung Kopfschmerzen ja nicht unbedingt gut. Spike holte zwei Stühle heran, stellte sie neben die Liege auf der Debbie sich befand und lud auf einer der Sitzgelegenheiten seine Sachen ab. Die Tablette war schnell mit Wasser eingenommen und mit dem Rest wurde der Geschmack weg gespült.
Spike brach sich eine Tafel Schokolade aus ihrer Verpackung und reichte Debbie dann ein Stück.
„So...“ grinste er etwas „...hab ich es damit wieder gut gemacht?“