"Guten Abend.. Ich wollte zu Fangion.." war alles, was dieses fremdartige, junge Mädchen sagte. Segato war leicht verwirrt über diese späte Störung.
"Er hat mir garnicht erzählt, dass er eine Freundin hat." "Ich bin nicht seine..." Kyra räusperte sich. Sie ahnte, dass vor ihr Fangions Schmiedemeister und der Besitzer des Ladens, Segato, stand. Der alte Garif wirkte auf sie bedrohlich und sie ermahnte sich immer wieder selbst, nicht ihre launische Natur vor ihm Preis zu geben.
"Ist er denn da, Meister Segato?" "Er ist eben zu Bett gegangen aber er dürfte noch wach sein. Tritt bitte ein." Das junge Mädchen verneigte sich und betrat Segatos Schmiede. Kyra schaute sich neugierig in der Schmiede um, als sie durch die gewaltige Stimme des Garif aufschreckte, der gerade die Treppe in den ersten Stock hinauf ging.
"HEY, FANGION!"
Mit einem Mal riss Fangion seine Augen wieder auf. Die donnernde Stimme von Segato schalte durch seine Ohren.
Was will er denn jetzt noch? "Was ist denn Segato?" Sein Meister öffnete die Tür zu seinem Zimmer und trat ein.
"Schon mal was von anklopfen gehört?" "In meinem eigenem Haus, wohl kaum. Da ist jemand an der Tür für dich." Fangion legte seine Augenbrauen in Falten und erhob sich mit einem Ruck in eine sitzende Position auf seinem Bett. Wer kam denn um diese Uhrzeit und wollte auch noch ihn besuchen?
"Für mich? Wer ist es denn?" "Ich weis nicht, sie hat sich nicht vorgestellt." Sie? "Es ist ein junges Mädchen mit langen, blonden Haaren. Du hast mir garnichts von einer Freundin erzählt, Fangion." Lange, blonde Haare? Kyra? "
Da gibt es nichts zu erzählen, weil ich keine Freundin habe, Segato. Ich komme gleich." Mit diesen Worten erhob sich Fangino von seinem Bett, streifte seinen roten Mantel über und folgte Segato aus seinem Zimmer.
"ICh werde mich hinlegen. Schließ nachher die Schmiede ab, wenn du fertig bist." Auch wenn man durch die Maske nichts sehen konnte, war der gehässige Unterton und Segatos Stimme nicht zu überhören. Fangion zog seine Zimmertür zu und ging die Treppe hinunter. Und tatsächlich. Inmitten der Schmiede, zwischen dem Schreibtisch und der Esse stand Kyra. Ihr langes, blondes Haar leuchtete in der restlichen Glut der Esse. Der dunkelrote Schein der Glut spiegelte sich in ihren großen, blauen Augen wieder und umgab sie mit einer mystischen Aura.
Eine knarrende Stufe auf der Treppe ließ das Mädchen aufblicken. Als sie Fangion ansah, wurden ihre Wangen etwas rot.
"... Hallo Fangion... entschuldige, dass ich so spät noch störe." "Hallo, Kyra. Es ist wahrlich eine Überraschung dich hier zu sehen. Willst du mir jetzt das von heute Mittag heimzahlen?" Fangion schlug die Arme über kreuz und lehnte sich an den mittleren Stützpfeiler der Schmiede, nur knapp einen Meter von Kyra entfernt.
"Nein, das mache ich wann anders." Kyra und Fangion mussten zwangsläufig lächeln.
"Ich hatte mich nur gefragt..." Sie stockte. Für Fangion wirkte es so, als überlegte sie ganz genau ihre nächsten Worte.
"... wer wohl diese schönen Schwerter hergestellt hat?" War es das wirlich, was du sagen wolltest Kyra? Fangion schritt hinüber zur esse und nahm ein Schwert vom Waffenregal.
"Die Meisten davon sind von mir. Segato, ich meine der Meister war einige Tage weg, daher habe ich die letzte Zeit viele Waffen geschmiedet." Kyra nickte, während Fangion erzählte.
"Ich helfe zwar auch in der Schmiede meines Vaters, aber ich verstehe mich nicht viel aufs Schmieden. Einen einfachen Dolch oder ein Schwert reicht es, aber nicht für so filligrane Arbeiten." Sie ging hinüber zu Fangion und streichelte über die glänzente Klinge des Schwertes, das Fangion immernoch in seiner Hand hielt. Er schaute sich Kyra genau an. In ihrer schwarzen, weiten Top und dem knappen, pinken Rock wirkte sie deffinitiv nicht, wie eine Schmiedin. Allerdings hatte sie etwas an sich, dass Fangions interesse weckte.
"Stich und Hiebwaffen sind nicht das einzige, was ich Schmiede. Segato hat mir die Garifschmiedekunst beigebracht. Ihre Art Maginit zu verarbeiten übertrifft alles, was ein Hume entwickeln kann. Zurzeit experimentiere ich mit einem Ersatz für die üblichen Schusswaffenmagazine. Wenn es fertig ist, soll man in der Lage sein, sein eigenes Myst als Munition zu benutzen." Kyra weitete ihre schönen Augen und blickte Fangion an.
"So etwas ist möglich?" "Ich versuche es. Die leuchtenden Maginitkristalle vor der Schmiede sind auch eine Errungenschaft der Maginitschmiedekunst. Aber hier drin ist es mir etwas zu stickig im Moment, was hältst du von einem kleinen Spatziergang, Kyra?" Fangion sah Kyra an, deren Kopf anfing immer röter zu werden.
"Ky! Nenn mich bitte Ky. Und wir können gerne ein paar Schritte gehen." Fangion lächelte und legte das Schwert wieder zurück in seine Halterung. Er ging mit Kyra hinüber zur Tür und öffnete diese.
"Segato, ich mach nochmal einen Spatziergang!" "Komm nicht zu spät heim und pass auf dich auf!" Ich bin doch kein kleines Kind mehr! Fangion nahm einen leuchtenden Maginitkristall aus seiner Halterung und steckte in sich in die Tasche. Danach zog er hinter sich die Tür der Schmiede zu und ging mit Kyra hinaus in die Nacht.