Als die Geschosse auf Izhim zuraste, warf dieser nur kurz einen verächtlichen Blick auf den Kampfläufer und verschwand. Als er neben ihm auftauchte, waren 2 seiner Schattenarme um den Läufer geschlungen und zerdrückten ihn. Mit einem Laut, der sämtliche Nackenhaare zu Berge stehen liess, barst das Metall und die Teile des Läufers vielen nach unten. Doch die anderen waren nicht untätig gewesen- während er seine Aufmerksamkeit dem Gegner vor ihm gewidmet hatte, hatten sie ihn umzingelt- sowohl in der Luft, als auch am Boden.
"Diese BASTARDE! Warum STERBEN sie nicht einfach? Sie sind doch bloss OPFERTIERE, wie VIEH das zur SCHLACHTBANK geführt wird!!"
"Diese Narren beanspruchen die Aufmerksamkeit eines Gottes! Sie glauben sogar, dich überraschen zu können, wo du doch alles siehst! Immerhin bist du DER Gottkönig Mesopotamiens!"
Eine neue Stimme mischte sich dazu, während sich die Glyphen der Angst langsam aus der schwarzen Masse seines Körpers hinausschälten und zu glühen begannen.
"Sie tun es erneut! Sie tun es erneut! Du hast schon einmal verloren! Das darf dir nicht passieren! Geh in Deckung, geh in Deckung, GEH IN DECKUNG!! SIE KOMMEN!!"
Izhims Gesicht war bisher nur eine grotesk verzerrte Maske gewesen, die unterschiedlichen Augen weit aufgerissen. Nun fing seine Gesichtsmuskulatur an zu zucken, als sich Wut, Stolz und Angst in Sekundenschnelle darin abwechselten.
Die Soldaten sahen dies als Schwäche, und ein erneuter Sturm aus Kugeln fegte auf Izhim zu.
Bevor die Geschosse ihn aber erreichen konnten, schloss sich eine Kugel aus tiefster Schwärze um Izhim. Die Kugeln verschwanden darin, aber sie traten auf der anderen Seite nicht wieder aus. Das Sperrfeuer hielt noch ein wenig an, bevor von einem Befehlshaber einen knappen Befehl schrie und das Feuer verebbte.
Unmittelbar darauf schossen 8 Schattenarme aus der Kugel hinaus. Anders als vorher ähnelten sie nun menschlichen Armen noch weniger- an die 8 meter lang waren sie, so dick wie Baumstämme und von rötlich- schwarzer Farbe. Seine Wut begann, die Oberhand über die anderen Emotionen zu gewinnen.
Jeder der Arme packte mit seinen Klauen nach einem Kampfläufer, und begann diese wie Walnussschalen zu zerdrücken. Die Schattenkugel öffnete sich, und Izhim schnellte daraus hervor, die Kampfläufer in seinem Griff mit sich reissend.
Er wirbelte herum, sodass die bereits funktionsunfähigen Läufer in alle Himmelsrichtungen geschleudert wurden.
Glyphen des Hasses begannen sich auf seinem Leib hervorzubilden und zu glühen. Das Glühen sämtlicher Glyphen nahm nun einen matten, roten Schimmer an. Izhims linkes Auge war rot geädert, aber noch blieb es vorwiegend Schwarz.
"Sie sind Diener deiner Feinde! Sie verdienen nichts weniger als den Schmerz, der dir von DEINEN Feinden zugefügt wurde! Lass sie teilhaben an deiner Qual! Hasse sie, wie du deine Peiniger gehasst hast! HASSE SIE!!"
"Sie haben es immer noch nicht begriffen! Sie verletzen deinen Stolz, deine Ehre, wenn du dich weiter mit ihnen herumschlägst! Bewahre deinen Stolz! Vernichte sie!!"
"Wenn du nicht aufpasst, werden sie dir alles nehmen! Das kennst du doch schon! Lass das nicht zu! LASS DAS NICHT ZU!!"
"Sie stehen immer noch! Es gibt immer noch Opfer in deiner Nähe! Führe sie zur Schlachtbank! Labe dich an ihrem Blut! Du bist ein Gott, mehr noch, ein ZORNIGER Gott! Zerstöre sie! TÖTE SIE!!"
Ein Schrei entrang sich Izhims Kehle. Sein Gesicht war noch nicht einmal mehr als Maske zu bezeichnen. Blutiger Geifer lief langsam seinen Mund hinab, die Augen waren unnatürlich weit aufgerissen und zuckten die ganze Zeit, als würde er andauernd blinzeln. Er warf seinen Kopf hin und her, als würde er etwas verscheuchen wollen. Sein Mund formte die ganze Zeit Worte, kicherte, schluchzte, lachte, schrie, er verzog sich vor Wut, vor Angst, vor Hass, vor Angst, vor gekränktem Stolz. Es war so grotesk, das man beinahe darüber hätte schmunzeln können.
Wenn dieses Wesen nicht direkt vor einem gestanden hätte.
Wenn dieses Wesen nicht gerade sämtliches Leben in der Nähe auslöschen würde.
Wenn dieses Wesen nicht so offenkundig dem Wahn verfallen wäre.
Während er mit 2 seiner Pranken Kampfläufer gepackt hatte und sie wie Keulen umherschwang, machte sich der Rest daran, die Umstehenden zu zerreissen. Dünne, schattige Fäden zuckten immer dann hervor, wenn ein Panzer brach und der Insasse zu sehen war. Schreie folgten dann, wenn diese Fäden ihr Ziel fanden. Schreie, die kein Ende nahmen, sondern im Gegenteil immer lauter wurden.
Eine pechschwarze Wand tat sich immer dann auf, wenn eine Rakete oder eine neuerliche Salve auf Izhim zuschoss, und verschluckte sie einfach. Manchmal glaubte man, eine dumpfe Detonation irgendwo weit weg vernehmen zu können, doch konnte dies auch genauso gut ein Kampfläufer sein, der gerade auseinandergerissen und zu Boden geschmettert wurde.
Die Augen, die seinen ganzen Körper und vor allem die Flügel bedeckten, starrten überall hin, paranoid huschten sie Umher, nahmen jedes Detail in sich auf, liessen niemanden unbeobachtet. Seine Flügel flatterten, als er auf dem Schlachtfeld hin- und hersprang, flog und lief.
Und nun traten die letzten Glyphen hervor: Glyphen der Verzweiflung.
Noch als diese sich bildeten, war es, als ob sein Körper an Substanz zu verlieren schien. Dunkle, zähe Tropfen der gleichen schwarzen Masse, die auch ihn einhüllte, tropfte von ihm herab. Es entstand ein Sog, als die Kampfläufer langsam, aber stetig auf ihn zugezogen wurden. Wie ins Auge eines Sturmes- oder viel eher einen schlammigen Abgrund hinabrutschten.
Wo die Masse auf die Läufer traf, frassen sich diese durch, und sogen alles in sich hinein was groß genug war. Schreie ertönten, als die Löcher groß genug wurden, um Hände einzuziehen, die Soldaten an die Amaturen gepresst, verzweifelt um ihre Gliedmaßen kämpfend.
"Nun ist es zu spät..." flüsterte eine letzte Stimme in seinem Kopf. Die anderen Stimmen schrien und tobten nach wie vor, forderten ihn auf zu zerstören, zu vernichten, zu annulieren.
"Du wusstest es eigentlich schon immer, oder? Du kannst dich nicht kontrollieren... Du wirst weiter wüten, wirst alles vernichten, und dabei alles vergessen... Wenn das doch nur nie geschehen wäre! Wärst du doch nur nie an diesen Ort gekommen! Wärst du doch bloss nie hierher gekommen... Lass es einfach verschwinden. Blende es aus, fang von vorne an... L ö s c h e S i e A u s !"
Izhim schrie. Nicht die Bestien, die seinen Leib in ihrer Gewalt hatten, sondern Izhim wafi abd'Azrael ur-Baal. Der Schrei eines verzweifelten Mannes. Der Schrei eines zornigen Mannes. Der Schrei eines kämpfenden Mannes.
Um seinen Kopf begann sich die Schwarze Masse zurückzubilden. Das rote Funkeln, was nun auch sein linkes Auge fast eingehüllt hatte, bildete sich zurück, ebenso bei seinem rechten Auge.
Mit einer ruckartigen Bewegung schmetterte er sich und 4 nahe Kampfläufer in die Aussenwand des Gebäudes, die daraufhin von der geballten Kraft seines Ansturmes nachgab und er ein Loch in die Wand riss, die Kampfläufer achtlos wie Puppen beiseite fegend.