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An den Feuerbachfan Souji:
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Unterstellung...
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Zum Nietzsche:
So schön griffig der Kampfslogan "Gott ist tot" auch sein mag, an wirklicher Gotteskritik kam wenig vom Friedrich.
Er wollte damit doch nur ausdrücken, dass das Christentum am sterben ist und damit Werte und moralische Vorstellungen ebenfalls kippen werden. Dies sei ja zu begrüßen, da er die Mitleidsethik(!) abgelehnt hat. Weil man seinen Fokus ja nicht auf die "Schwachen" sondern "Starken" richten müsse. Da alle kirchlichen Würdenträger christliche Werte nur geschaffen haben um ihre eigene Macht zu erhalten.
Dann müssten die Werte umgeändert werden, wie genau wusste er scheinbar selber nicht, aber die Begriffe: Macht, Überleben und Übermensch hören sich doch schonmal gut an. Ein Schelm wer von Übermensch auf Herrenmensch kommt. Die Nationalsozialisten haben auf jeden Fall danke gesagt zu solch "tollen" Überlegungen.
Von daher ist Nietzsche für mich, besonders ob seinens Menschenbildes, mehr als fragwürdig.
Nietzsche hat sogar eine recht gute Gotteskritik bzw. Glaubenskritik abgeliefert.
Er kritisierte, dass der Mensch bestimmte Attribute wie zB Macht, Hoffnung, Glück etc. an eine höhere Gottheit abgegeben hat, weil der Mensch unfähig ist/war diese für sich zu nutzen und auszuformen. Daher hat der Mensch diese Attribute als etwas gedeutet, was von einer höheren Instanz kommen muss, die gleichzeitig den Inbegriff dieser Qualitäten darstellt.
Da der Mensch nun diese Eigenschaften an einen Gott abgegeben hat, wurde er gleichzeitig ärmer dieser Eigenschaften und betete nun genau das an, was er eigentlich selbst war, was zu ihm gehörte.
Nietzsche sah daher Religion als eine Folge einer Krise der menschlichen Identität, die durch das Zweifeln an sich und an seinen Fähigkeiten entstand.
Genau diese Eigenschaften muss der Mensch wieder zurückgewinnen, so Nietzsche.
Mit der Entstehung der abendländischen Religionen kam auch der Jenseitsgedanke immer mehr in den Vordergrund. Der nihilistische Gedanke des "Dort" wurde wichtiger, als des "Hier".
Schon in der Götzendämmerung hat Nietzsche Vorarbeit an seiner Kritik am Christentum und schrieb:
„
Das Christentum ist ein System, eine zusammengedachte und ganze Ansicht der Dinge. Bricht man aus ihm einen Hauptbegriff, den Glauben an Gott, heraus, so zerbricht man damit auch das Ganze: man hat nichts Notwendiges mehr zwischen den Fingern.“(
Nietzsches Werke, hg. von Karl Schlechta, Band 2, Götzen-Dämmerung, Streifzüge eines Unzeitgemässen, S. 993 (5))
Das heißt, wenn man bspw. den Begriff Gottes aus diesem System entfernt, stürzt dieses ein.
Dadurch, dass Gott ab diesem Moment verleugnet wird, kann der Mensch die verlorenen Attribute wiedergewinnen, gleichzeitig wird dem Christentum damit der finale Schlag verpasst; wobei dieses an sich selbst krankt und im Endeffekt, ob mit oder ohne Schlag, zusammenbrechen wird.
Er sah in den Predigern und Priestern eine kranke Psychologie, die andere Menschen (d.h. die nicht Gläubigen) krank mache und somit in ihr System ziehen würde. Wie du schon richtig schriebst, wollten sie damit ihre Macht und ihr Fortbestehen erhalten, denn wenn sie nicht mehr gebraucht würden, hätten sie weder Einfluss noch eine Funktion und genau das muss in ihren Augen verhindert werden. Daher erschufen sie Dinge wie Jenseits, Gott, Hölle, Paradies, Sünde - was ausgezeichnete Machtinstrumente darstellten. Besonders gehen sie gegen die Menschen vor, die sich aus diesen Worten nichts machen, die freien Geister, die Starken, die Hohen. Für ihr Glaubenssystem verdrehten sie diese Begriffe und hoben so das Schwache, Kranke und Niedere zum erstrebenswerten Gut. Damit wurden die Starken und Hohen zu etwas Schlechtem und wurde als nicht erstrebenswert erklärt. Denn dadurch würde der Mensch gar nicht versuchen aus eigenen Stücken sich weiter zu entwickeln, sich höher zu entwickeln. Er konnte klein gehalten werden.
Selbst geistig gesunde Menschen und Menschen mit einem freien Geist können von den Dienern Gottes krank gemacht werden, doch das muss, so Nietzsche, verhindert werden. Er plädierte darauf, dass die Kranken bei den Kranken und die Gesunden bei den Gesunden zu sein hätten, damit die Ansteckung so gering wie möglich gehalten wird.
Mit dem Übermenschen (der übrigens nicht von Nietzsche geschaffen wurde, sondern in der Literatur schon vorher vorkam) bzw. mit der Idee des Übermenschen, hat der Mensch die Möglichkeit sich seiner Attribute bewusst zu sein und höher zu entwickeln. Der Mensch braucht weder Hölle, noch Sünde, er muss sich, aus sich selbst heraus zu Höherem entwickeln.
Daher muss ich sagen, dass er zum einen schon wusste, wie er die Werte umzuwerten hat, wie er sie quasi aus dem Lügengespinst der Priester zu befreien hat und zum anderen ist sein Menschenbild gar nicht so fragwürdig, wenn man verstanden hat wie er es meint.
Dass die Nazis ihn für ihre Zwecke missbraucht haben, zeugt nur von der massiven Idiotie der Nazis, da sie kein Wort von Nietzsche verstanden haben. Die meisten Nazis, sollten sogar dem Christentum angehören (zumindest in bestimmten Positionen) und das stimmt so gar nicht mit Nietzsche überein.
Ihnen reichte wahrscheinlich der Gedanke des Übermenschen, weiter werden sie weder gelesen noch verstanden haben.