Die Art und Weise wie wir in unserem kulturellen Raum (und in beinahe sämtlichen größeren kulturellen Räumen der Welt) mit Drogen umgehen ist schlicht und ergreifend absolut doppelmoralisch. Medizinisch betrachtet hat Alkohol das zweitgrößte körperliche Suchtpotenzial nach Heroin und das siebtgrößte kombinierte (körperlich und psychisch) unter 22 Auswahldrogen, ist jedoch legal. Cannabis, in einem gesundheitlich vertretbaren Rahmen konsumiert, ist hingegen der große, böse Übeltäter, der den Weg zu den "harten" Drogen, die sich in ihrer "Härte" auch nicht sonderlich von Alkohol unterscheiden, ebnet. Dabei ist es aus medizinischer Sicht weniger toxisch als Tabak, körperlich gar nicht und psychisch nur geringfügig süchtig machend.
Was Deutschland (und der gesamten westlichen Welt) definitiv fehlt, ist die Erziehung zu einem gemäßigten, verantwortungsvollen Umgang mit psychoaktiven Substanzen. Wäre diese gegeben, könnte man theoretisch alle Drogen legalisieren. Da das unserer Regierung sowie unserer Gesellschaft jedoch nicht zuzutrauen ist, wäre das Gegenteil die logische Konsequenz - der Verbot all solcher Substanzen. Das ginge aufgrund des soziokulturellen und kulturgeschichtlichen Hintergrunds natürlich auch nicht (stellt euch vor, man nähme dem einfachen Arbeiter sein Feierabendbier weg), zeigt aber, was für ein unreflektiertes Bild bzgl. Drogen in der Gesellschaft herrscht. Die meisten Leute wissen nicht, dass Koffein zu den psychotropen Substanzen gehört.
Schaut man sich die Meinung qualifizierter Experten an, deren Empfehlungen btw. auch stark auseinandergehen, zeigt sich, dass eine völlige Legalisierung als auch ein völliges Verbot von Psychotropika stets einen Berg an Vor- und Nachteilen mit sich bringt. Am einfachsten und unkompliziertesten, aber eben auch am heuchlerischsten, ist der Status Quo, der aber eben nicht Fisch und nicht Fleisch ist und sich ganz nach der Tradition richtet.