[Diskussion] Mindestlohn für Flüchtlinge

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378121bobo

Ungläubiger
Das Problem, das viele Flüchtlinge haben, ist, dass es in vielen Ländern, aus denen sie kommen, kein Ausbildungssystem gibt und sie daher in Deutschland als "Ungelernte" gelten. Um Flüchtlingen eine echte Perspektive zu geben, muss man ihnen also die Möglichkeit bieten, einen anerkannten Abschluss in ihrem Berufsfeld nachzuholen. Und dabei wiederum gibt es das Problem, dass einerseits zu wenig Möglichkeiten dafür bestehen (Schulen sind überfüllt) und andererseits, dass viele Flüchtlinge nicht einmal eine Schulbildung haben und diese somit ebenfalls nachholen müssten.

Für Arbeitgeber bedeutet das, dass selbst ungelernte Deutsche, die im Allgemeinen lesen, rechnen und schreiben können und auch die deutsche Sprache sprechen, weit höher qualifiziert sind als viele ungelernte Flüchtlinge. So gesehen stünden ungelernte, nicht deutsch-sprechende Flüchtlinge, ohne das abwertend oder diskriminierend zu meinen, rein arbeitsmäßig auf einer Stufe mit Behinderten. Bevor sie eine Arbeit aufnehmen, sollte man sie also aus diesem Status herausholen, denn Behinderte erhalten im Allgemeinen ebenfalls keinen Mindestlohn.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ein Großteil der Flüchtlinge, denen diese Möglichkeit geboten wird, durchaus hochmotiviert sind, sich selbst an die Anforderungen des deutschen Arbeitsmarktes anzupassen und zu lernen. Und spätestens dann, wenn sie den selben Status und dieselben Einsatzmöglichkeiten erreicht haben, die ungelernte Deutsche haben, hat sich die Debatte um eine Bezahlung unter dem Mindestlohn erledigt.
 

Filp

คนสร้างความยุ่งยาก
Otaku Veteran
So gesehen stünden ungelernte, nicht deutsch-sprechende Flüchtlinge, ohne das abwertend oder diskriminierend zu meinen, rein arbeitsmäßig auf einer Stufe mit Behinderten. Bevor sie eine Arbeit aufnehmen, sollte man sie also aus diesem Status herausholen, denn Behinderte erhalten im Allgemeinen ebenfalls keinen Mindestlohn.
Schon länger nicht mehr sowas Dämliches gelesen. Für Menschen mit Behinderung gibt es in Betrieben Quoten und erfüllt man diese nicht, ist die die sogenannte Ausgleichsabgabe fällig. Ausgenommen vom Mindestlohn sind auch nur diejenigen die in "Behindertenwerkstätten" tätig sind, für alle anderen gilt der Mindestlohn genauso.
Bei Flüchtlingen sind ganz andere Hürden zu bewältigen.
 

ota-Q

Philanthrop
Otaku Veteran
Bei Flüchtlingen sind ganz andere Hürden zu bewältigen.
Welche denn?

Das Problem ist, dass die Arbeit die Flüchtlinge leisten können, weniger wert ist als der Mindestlohn.
Und ihre Arbeit ist so wenig wert, weil sie auf zu tiefem Bildungsniveau stecken und kein/kaum deutsch können.
Solange das der Fall ist stellt niemand Flüchtlinge ein, da es ein Verlustgeschäft wäre.
 

Filp

คนสร้างความยุ่งยาก
Otaku Veteran
Das Problem ist, dass die Arbeit die Flüchtlinge leisten können [...]
dürfen

Und ihre Arbeit ist so wenig wert, weil sie auf zu tiefem Bildungsniveau stecken und kein/kaum deutsch können.
Es gibt massig Leute ohne Bildung hier, massig Jobs die keine voraussetzen und auch massig Jobs die keiner sonst machen will. Deutsch wollen viele lernen, aber es fehlen die Kurse, bzw haben viele noch gar nicht die Berechtigung diese zu besuchen.

Solange das der Fall ist stellt niemand Flüchtlinge ein, da es ein Verlustgeschäft wäre.
Es gibt einige die stellen ein und wurden einstellen, nur sie können es aufgrund diverser Hürden gar nicht.
 

ota-Q

Philanthrop
Otaku Veteran
@Filp Der Staat ist nicht ganz so dämlich wie du glaubst.
Und es gibt nicht massig Jobs die mehr wert sind als der Mindestlohn, darum geht es ja.
Das ist das grosse Problem am Mindestlohn, jeder Job der weniger wert ist wird ausradiert.
Natürlich gibt es diese offenen Stellen immer noch aber solange der Arbeitgeber dazu gezwungen ist dafür mehr bezahlen als er daran profitiert, solange wird er die Stelle nicht füllen.
Das ist ja genau der Punkt der die Titelfrage dieses Threads aufwirft, reduziert man für Flüchtlinge den Mindestlohn, gibt es automatisch mehr offene Stellen.
Und Flüchtlinge die von Staat mit Unterkunft etc versorgt werden, benötigen noch nicht den Mindestlohn von regulären Bürgern.
 

Filp

คนสร้างความยุ่งยาก
Otaku Veteran
@Filp Der Staat ist nicht ganz so dämlich wie du glaubst.
Wieviel hattest du schon mit Flüchtlingen zu tun?
Die Verfahren werden verschleppt ohne Ende, dann bekommst du über Monate und Jahre keinen Platz in nem Integrationskurs weil die Angebote fehlen und dann kommt ja noch die (je nach Status) lange Sperre für die Arbeitsaufnahme, ganz zu schweigen von der Zustimmung der Arge (Vorrangprüfung). Das was man so über die Rechtslage lesen kann ist halt leider nur die Theorie, in der Praxis ist es echt beschissen.
Ich lebe aber in ner kleinen Kleinstadt mit ein paar umliegenden Dörfer, hier sind sie gut verteilt untergebracht es gibt massig Leute die sich kümmern und sie werden super begleitet (ehrenamtlich von Privatpersonen) und integriert. Wir haben hier kleine Betriebe von denen sich einige sehr bemühen mit Praktika und Arbeitsstellen und auch für potentielle Arbeitgeber ist es gar nicht so leicht, denn die können nicht so einfach mal nen Flüchtling einstellen wenn sie möchten. Wir sind hier aber garantiert nicht vergleichbar mit Ballungsgebieten und auch wenn es hier schon sehr schwer und schleppend ist, funktioniert das hier im Schnitt garantiert noch um ein Vielfaches besser als dort.
Kleines Beispiel: Guter Bekannter ist hier Bauer und hat immer ein großes Feld Erdbeeren, da ne kleine Bude drauf und hat für die Zeit ca 10 Leute zum pflücken eingestellt. Er hat es 2 mal probiert, aber bei ihm durfte bisher noch kein Flüchtling arbeiten (von staatlicher Seite aus), es kommen wie jedes Jahr Pflücker aus Ostblockländern ;)

Und es gibt nicht massig Jobs die mehr wert sind als der Mindestlohn, darum geht es ja.
Das ist das grosse Problem am Mindestlohn, jeder Job der weniger wert ist wird ausradiert.
Natürlich gibt es diese offenen Stellen immer noch aber solange der Arbeitgeber dazu gezwungen ist dafür mehr bezahlen als er daran profitiert, solange wird er die Stelle nicht füllen.
Das ist ja genau der Punkt der die Titelfrage dieses Threads aufwirft, reduziert man für Flüchtlinge den Mindestlohn, gibt es automatisch mehr offene Stellen.
Wenn es offene Stellen gibt, können diese auch besetzt werden, wenn sie sich nicht lohnen, dann sind sie nicht offen...
Warum es mehr offene Stellen geben sollte, wenn man auf den Mindestlohn verzichtet, musst du nochmal erklären, denn mehr werden es dadurch sicher nicht, dadurch kann nur auf Kosten Anderer oben mehr abgeschöpft werden.

Und Flüchtlinge die von Staat mit Unterkunft etc versorgt werden, benötigen noch nicht den Mindestlohn von regulären Bürgern.
Und Flüchtlinge die arbeiten müssen, je nach Einkommen, Abgaben für Unterkunft, Verpflegung Heizung etc. leisten, wenn sie in staatlichen Unterkünften untergebracht sind.
 

ota-Q

Philanthrop
Otaku Veteran
Kleines Beispiel: Guter Bekannter ist hier Bauer und hat immer ein großes Feld Erdbeeren, da ne kleine Bude drauf und hat für die Zeit ca 10 Leute zum pflücken eingestellt. Er hat es 2 mal probiert, aber bei ihm durfte bisher noch kein Flüchtling arbeiten (von staatlicher Seite aus), es kommen wie jedes Jahr Pflücker aus Ostblockländern ;)
Das ist ja eigentlich das Paradebeispiel für Flüchtlingsarbeit, dass es in Deutschland noch nicht funktioniert ist schade. Aber mit Sicherheit wird daran gearbeitet es zu ermöglichen.
Deutschland hat das spezielle Problem mit Flüchtlingen, dass viel zu unorganisiert einfach mal die Türen geöffnet hat und jetzt versuchen muss mit dieser riesigen Menge an Flüchtlingen klar zu kommen. Natürlich ist die Organisation völlig überfordert und es ist gut möglich, dass zur Zeit gewisse Dinge noch verboten sind weil irgendwo ein vernünftiger Grund existiert den wir hier nicht sehen. Das meinte ich mit der Aussage, dass der Staat nicht so dämlich sei, er sieht auch was gut wäre jedoch hat er einen etwas besseren Überblick und sieht Probleme die eine Privatperson eben nicht erkennt wenn sie sich nur ein wenig in der Nachbarschaft umsieht.

Wenn es offene Stellen gibt, können diese auch besetzt werden, wenn sie sich nicht lohnen, dann sind sie nicht offen...
Warum es mehr offene Stellen geben sollte, wenn man auf den Mindestlohn verzichtet, musst du nochmal erklären, denn mehr werden es dadurch sicher nicht, dadurch kann nur auf Kosten Anderer oben mehr abgeschöpft werden.
In einer Firma gibt es 100 mögliche Arbeitsstellen, 90 davon sind mehr wert als der Mindestlohn, 10 weniger. Es gibt 100 Personen auf der Suche nach Arbeit.
Existiert kein Mindestlohn, möchte der Betrieb alle 100 möglichen Arbeitsstellen füllen, alle 100 Personen finden einen Job.
Existiert ein Mindestlohn, dann bringen nur die oberen 90 Stellen Profit ein, während die anderen 10 Verlust einbringen. Der Betrieb füllt also nur diese 90 Stellen. Jetzt haben wir aber eine Arbeitslosenquote von 10%, generieren insgesamt weniger Wert und die anderen 90 müssen für den vollen Unterhalt der Arbeitslosen aufkommen anstatt nur für die Differenz.


Und Flüchtlinge die arbeiten müssen, je nach Einkommen, Abgaben für Unterkunft, Verpflegung Heizung etc. leisten, wenn sie in staatlichen Unterkünften untergebracht sind.
Das widerspricht meiner Aussage nicht, es bestätigt sie sogar.
 

Filp

คนสร้างความยุ่งยาก
Otaku Veteran
Natürlich ist die Organisation völlig überfordert und es ist gut möglich, dass zur Zeit gewisse Dinge noch verboten sind weil irgendwo ein vernünftiger Grund existiert den wir hier nicht sehen. Das meinte ich mit der Aussage, dass der Staat nicht so dämlich sei, er sieht auch was gut wäre jedoch hat er einen etwas besseren Überblick und sieht Probleme die eine Privatperson eben nicht erkennt wenn sie sich nur ein wenig in der Nachbarschaft umsieht.
Wir hatten ein paar Monaten einen jungen Flüchtling bei uns in ner moB (mobile Betreuung) untergebracht, den ich begleitet habe weil er mit seinem 18. Geburtstag aus der Unterkunft für unbegleitete Minderjährige raus musste. Er hatte den Status "geduldet", war einer der Glücklichen mit Integrationskurs (bei den umAs geht das leichter, für die wird mehr getan) und zusätzlicher Beschulung an der BBS. Problem war, dass er all das mit seiner Volljährigkeit verlieren sollte, dabei sprach er Deutsch schon recht gut (neben 6-7 anderen Sprachen), war lange genug da um sämtliche Sperrfristen weit überschritten zu haben und hätte hier locker einen Schulabschluss machen und eine Ausbildung anfangen können. Egal zu welcher Behörde ich mit ihm laufen musste, wir wurden durch die Bank mit Unwissenheit und Unsicherheit konfrontiert und es gab eher ein "Nein", damit man blos kein falsches "Ja" verteilt. Ich war froh, dass wir das nur übergangsweise machen mussten, bis für ihn eine Unterkunft gefunden wurde und er wieder von der richtigen Stelle betreut wurde.

In einer Firma gibt es 100 mögliche Arbeitsstellen, 90 davon sind mehr wert als der Mindestlohn, 10 weniger. Es gibt 100 Personen auf der Suche nach Arbeit.
Existiert kein Mindestlohn, möchte der Betrieb alle 100 möglichen Arbeitsstellen füllen, alle 100 Personen finden einen Job.
Existiert ein Mindestlohn, dann bringen nur die oberen 90 Stellen Profit ein, während die anderen 10 Verlust einbringen. Der Betrieb füllt also nur diese 90 Stellen. Jetzt haben wir aber eine Arbeitslosenquote von 10%, generieren insgesamt weniger Wert und die anderen 90 müssen für den vollen Unterhalt der Arbeitslosen aufkommen anstatt nur für die Differenz.
Sag ich ja, Profit auf Kosten Anderer.

Das widerspricht meiner Aussage nicht, es bestätigt sie sogar.
Doof, dass die Kosten der Unterkünfte deutlich höher sind als ne günstige Wohnung und du diese dann auch noch mit Leuten teilen musst die du dir nicht aussuchen kannst. Vom Mindestlohn für Flüchtlinge profitiert also der Steuerzahler, weil die Ausgaben für Flüchtlinge sinken ;)
 

hopp

Ordenspriester
In einer Firma gibt es 100 mögliche Arbeitsstellen, 90 davon sind mehr wert als der Mindestlohn, 10 weniger. Es gibt 100 Personen auf der Suche nach Arbeit.
Existiert kein Mindestlohn, möchte der Betrieb alle 100 möglichen Arbeitsstellen füllen, alle 100 Personen finden einen Job. Existiert ein Mindestlohn, dann bringen nur die oberen 90 Stellen Profit ein, während die anderen 10 Verlust einbringen. Der Betrieb füllt also nur diese 90 Stellen. Jetzt haben wir aber eine Arbeitslosenquote von 10%, generieren insgesamt weniger Wert und die anderen 90 müssen für den vollen Unterhalt der Arbeitslosen aufkommen anstatt nur für die Differenz.
Käse, als ob die 90 Investmentbanker einer Bank auf einmal Fenster putzen würden, nur weil die Putzkolonne den Mindestlohn bekommen soll. :-D
Der Mindestlohn ist richtig, weil er Geschäftsmodelle einschränkt, die auf Ausbeutung setzen und damit ehrliche Betriebe das Geschäft ruinieren. Beispiel Friseur: Der eine bezahlt seinen Angestellten einen Lohn von dem sie leben können. Ihr Job ist auch mehr wert als der Mindestlohn ("gehören zu den 90"), der Haarschnitt kostet 25€ und die Menschen sind bereit das zu bezahlen. Dann macht nebenan ein neuer Friseur auf. Er bezahlt seinen Mitarbeitern nur noch 5€ die Stunde. Lässt den Rest von der Sozialkasse aufstocken und verlangt pro Haarschnitt nur 15€ - ja, tolles Geschäftskonzept!
Auch hier verliert keiner seinen Job, nur wegen dem Mindestlohn. Es kann zwar sein, dass der eine oder andere nur noch alle vier, statt alle drei Monate zum Friseur geht, dafür gehen andere vielleicht wieder öfters - weil die von Ihrem Job jetzt leben können.

Um auf das eigentliche Thema zu kommen:
Ich bin dafür, dass der Mindestlohn auch für Flüchtlinge gelten sollte. Zwar sehe und teile stellenweise auch die Argumente, die dagegen sprechen (bessere Chancen ... oder überhaupt eine! Das anlernen lohnt sich für Arbeitgeber, etc. ..), aber allein der soziale Sprengstoff, den ein aussetzen bringen würde, wäre doch gewaltig. Klar, gibt es keinen Mindestlohn, "klauen sie die Jobs". Gibt es einen, "sind sie Sozialschmarotzer", weil sie keinen Job haben - Leute die wollen, finden immer etwas. Aber nach Abwägung bleibe ich für mich dabei.
Außerdem fürchte ich, dass Flüchtlinge bei fallendem Mindestlohn auch nur wieder moderne Arbeitssklaven auf den Feldern werden würden. Wie bereits jetzt im Süden Italiens. Mit anlernen und integrieren ist dann auch nichts. Es ist vielleicht kurzfristig besser als rumsitzen, aber wirkliche Perspektiven bietet das auf Dauer auch nicht.

Nicht leicht hier den richtigen Weg zu finden ... Vielleicht wären 1-Euro-Jobs unter kommunaler Verwaltung für Flüchtlinge eine Möglichkeit? So könnten Flüchtlinge z.B. viele Ehrenamtliche entlasten - z.B. in der Kinder- und Jugendbetreuung. Sie könnten kulturelle Kurse geben. Sprachkurse arabisch oder fernöstliches kochen, tanzen, o.ä.
 

ota-Q

Philanthrop
Otaku Veteran
Sag ich ja, Profit auf Kosten Anderer.
Blödsinnige Aussage. Nach dieser Logik beutest du jedes mal wenn du günstig Brot kaufst den Bäker aus, der es teurer verkauft.

Doof, dass die Kosten der Unterkünfte deutlich höher sind als ne günstige Wohnung und du diese dann auch noch mit Leuten teilen musst die du dir nicht aussuchen kannst. Vom Mindestlohn für Flüchtlinge profitiert also der Steuerzahler, weil die Ausgaben für Flüchtlinge sinken ;)
Der Staat muss seine Ausgaben minimieren, solange er dabei seine Aufgaben erfüllt. Er muss die Flüchtlinge möglichst billig unterbringen und das ist pro Person definitiv billiger als gemietete Wohnungen.
Und es ist nunmal so, dass jede Arbeit die mehr wert ist als der Mindestlohn, tendenziell besetzt ist. Nicht ausnahmslos, aber weitgehend, denn daher kommt ja Arbeitslosigkeit.
Wenn Flüchtlinge nicht für weniger als den Mindestlohn angestellt werden dürfen, werden die meisten von ihnen einfach nie angestellt, das hilft der Staatskasse überhaupt nicht, denn so muss sie für den kompletten Unterhalt aufkommen und die Flüchtlinge sind ökonomisch nutzlos, da sie keinen Wert generieren.
Ich verstehe nicht genau was du genau erwartest? Du argumentierst hier oft nur mit Anekdoten jedoch nicht mit ökonomischen Argumenten. Es braucht ein System das funktioniert und keines das bloss gutherzig aussieht.

Käse, als ob die 90 Investmentbanker einer Bank auf einmal Fenster putzen würden, nur weil die Putzkolonne den Mindestlohn bekommen soll. :-D
Ich habe keine Ahnung was du damit aussagen willst...

Der Mindestlohn ist richtig, weil er Geschäftsmodelle einschränkt, die auf Ausbeutung setzen und damit ehrliche Betriebe das Geschäft ruinieren. Beispiel Friseur: Der eine bezahlt seinen Angestellten einen Lohn von dem sie leben können. Ihr Job ist auch mehr wert als der Mindestlohn ("gehören zu den 90"), der Haarschnitt kostet 25€ und die Menschen sind bereit das zu bezahlen. Dann macht nebenan ein neuer Friseur auf. Er bezahlt seinen Mitarbeitern nur noch 5€ die Stunde. Lässt den Rest von der Sozialkasse aufstocken und verlangt pro Haarschnitt nur 15€ - ja, tolles Geschäftskonzept!
Auch hier verliert keiner seinen Job, nur wegen dem Mindestlohn. Es kann zwar sein, dass der eine oder andere nur noch alle vier, statt alle drei Monate zum Friseur geht, dafür gehen andere vielleicht wieder öfters - weil die von Ihrem Job jetzt leben können.
Zuerst einmal widersprechen sich der Anfang und das Ende dieses Abschnitts. Wenn ein Mindestlohn Geschäftsmodelle einschränkt führt das unweigerlich zu einer Reduktion der Gesamtanzahl an offenen Arbeitsstellen.
Zweitens, die Gesamtbilanz deines Friseur-Beispiels ist jedoch folgendes:
Mit Mindestlohn: Zwei Personen die als Friseur arbeiten könnten, eine davon findet einen Job mit gutem Lohn, die andere nicht. Haarschnitte kosten 25$ (keine Ahnung wo das Euro-Zeichen auf der schweizer Tastatur ist).
Ohne Mindestlohn: Zwei Personen die als Friseur arbeiten könnten, eine findet einen Job mit schlechtem Lohn. Haarschnitte kosten nur noch 15$, weil es nun billiger ist gehen mehr Leute häufiger zum Friseur. Der Salon benötigt einen zweiten Friseur. Jetzt sind beide angestellt, und die Gesellschaft muss nicht mehr Arbeitslosengeld für die zweite Zahlen und freut sich darüber hinaus über billigere Haarschnitte.
Bilanz: Nur eine einzige Person profitiert hier vom Mindestlohn und das nicht auf Kosten des Salonbesitzers, sondern der breiten Gesellschaft.

Natürlich habe ich hier etwas überspitzt formuliert, ich bin kein Hardcore-Kapitalist, auch wenn es vielleicht so klingt.

So könnten Flüchtlinge z.B. viele Ehrenamtliche entlasten - z.B. in der Kinder- und Jugendbetreuung. Sie könnten kulturelle Kurse geben. Sprachkurse arabisch oder fernöstliches kochen, tanzen, o.ä.
@Filp behauptet mit Jugendbetreuung zu arbeiten, frag ihn doch mal ob man dort einfach mal unausgebildete Flüchtlinge einsetzen kann, ich befürchte die Antwort ist nein.
Und was die Kurse anbelangt, du bist dazu berechtigt ein solches Geschäft zu eröffnen und es zu versuchen. Du benötigst bloss eine Lokalität, ein paar Flüchtlinge und Kunden, doch ich würde wetten dass es am letzten fehlen wird.

Interessanterweise kann ich auch eine Anekdote bieten, nahe einem lokalen Flüchtlingszentrum hat sich ein ansehnlicher Drogenmarkt aufgetan. Das Arbeitspotenzial ist durchaus vorhanden, jedoch wäre mir anständige, versteuerte Arbeit deutlich lieber.

Das hier geht sowohl an @Filp als auch an @hopp
Ökonomie kann sehr hässlich sein. Lösungsansätze die gut tönen sind nicht unbedingt auch effizient. Man darf hier nicht mit Moral argumentieren sondern muss die Strategien wählen die auch funktionieren. Seht euch eventuell ein paar Videos zu Thomas Sowell an, er ist Ökonom spricht oft über solche hässlichen Wahrheiten.
 

Filp

คนสร้างความยุ่งยาก
Otaku Veteran
Der Staat muss seine Ausgaben minimieren, solange er dabei seine Aufgaben erfüllt. Er muss die Flüchtlinge möglichst billig unterbringen und das ist pro Person definitiv billiger als gemietete Wohnungen.
Flüchtlinge werden in angemieteten Wohnungen etc untergebracht, die goßen Sammellager sind nur zum auffangen da. Hast du dich überhaupt auch nur ein kleines bisschen mit der Materie vertraut gemacht? Klingt nicht so... Wer seine Wohnung als Unterkunft für Flüchtlinge anbietet bekommt deutlich mehr dafür, als er nomal an Miete bekommen wüde.
 

redrooster

赤いオンドリ - 僕はオタクです!
Teammitglied
SMods
Wenn zwei Dickschädel am Diskutieren sind...



Ich frage mich, ob ich Wetten annehmen soll wer das letzte Wort hat? Aber das wird keiner dem anderen zugestehen...
 

ota-Q

Philanthrop
Otaku Veteran
Flüchtlinge werden in angemieteten Wohnungen etc untergebracht, die goßen Sammellager sind nur zum auffangen da. Hast du dich überhaupt auch nur ein kleines bisschen mit der Materie vertraut gemacht? Klingt nicht so... Wer seine Wohnung als Unterkunft für Flüchtlinge anbietet bekommt deutlich mehr dafür, als er nomal an Miete bekommen wüde.
Das ist ja absurd, in der Schweiz werden dafür zum Beispiel Zivilschutzanlagen verwendet.
Ich habe mich durchaus damit beschäftigt, jedoch gibt es nur einen Staat der sich mir gegenüber rechtfertigen muss und folglich informiere ich mich auch nur über die Situation in diesem Staat.
Solche Missstände werden wahrscheinlich in den nächsten Wahlen (wann auch immer Deutschland wählt) zur Geltung kommen. Die derzeitige Situation, die du beschreibst ist langfristig nicht tragbar.
Aber die Lösungen sind immer noch etwa die gleichen, das Problem scheint einfach deutlich akuter zu sein.

@redrooster so sehe ich das nicht. Wir diskutieren auf sehr unterschiedlichen Ebenen, während ich eine rein wirtschaftliche Herangehensweise anstrebe, bringt @Filp die moralische Seite auf. Nahezu jeder politische Entscheid ist ein Kompromiss zwischen diesen beiden Konzepten. Was das hier weniger zu einer Diskussion zwischen zwei Personen macht und eher den natürlichen Zustand von Politik wiederspiegelt. Okay, das war jetzt etwas grosskotzig formuliert.
 

Filp

คนสร้างความยุ่งยาก
Otaku Veteran
Das ist ja absurd, in der Schweiz werden dafür zum Beispiel Zivilschutzanlagen verwendet.
Absurd ist es Menschen über einen längeren Zeitraum zu hunderten auf engem Raum und ohne Privatsphäre unterzubringen. Ich bin mir ganz sicher, dass der Aufenthalt in solchen Lagern auch in der Schweiz begrenzt ist. Was da so alles passiert hat man ja z.B. bei Berliner BePos in Hamburg gesehen und die waren da gar nicht so lange eingesperrt ;)

Ich habe mich durchaus damit beschäftigt, jedoch gibt es nur einen Staat der sich mir gegenüber rechtfertigen muss und folglich informiere ich mich auch nur über die Situation in diesem Staat.
Solche Missstände werden wahrscheinlich in den nächsten Wahlen (wann auch immer Deutschland wählt) zur Geltung kommen. Die derzeitige Situation, die du beschreibst ist langfristig nicht tragbar.
Aber die Lösungen sind immer noch etwa die gleichen, das Problem scheint einfach deutlich akuter zu sein.
Welche Stimmung? Flüchtlinge sind doch schon lange kein wirkliches Thema mehr. Die "große Flut" die Deutschland untergehen lässt kam nicht und auch sonst ist nichts passiert. Im Moment sieht es so aus, dass hohe Kosten durch vorgehaltene Unterkünfte entstehen, die alle irgendwie leer stehen. *klick* Mit Flüchtlingen kann man richtig Geld verdienen...

Die Schweiz ist auch nicht ganz losgelöt von der EU, ihr seid Schengenraum und auch mit im Dublin Abkommen etc.
 

hopp

Ordenspriester
Der Betrieb füllt also nur diese 90 Stellen
Käse, als ob die 90 Investmentbanker einer Bank auf einmal Fenster putzen würden, nur weil die Putzkolonne den Mindestlohn bekommen soll.
Ich habe keine Ahnung was du damit aussagen willst...
Ganz einfach:
Du stellst es so dar, als ob einzelne Positionen in einem Unternehmen nicht besetzt werden würde, weil es den Mindestlohn gibt und sie sich so für den Arbeitgeber nicht rechnen.
Mein Ansatz ist: Die Leute bezahlen auch mehr. Wenn die Putzkolonne auf einmal 8,50€ pro Stunde verdient, werden die ja deswegen nicht entlassen und die Bankentürme in Frankfurt gammeln deshalb vor sich hin - und ganz sicher fangen die Banker nicht selbst an zu putzen, weil die Putzfrau ihnen zu teuer geworden ist.
Sobald keiner mehr mit Dumpinglöhnen sich einen Wettbewerb verschaffen kann, wird auch mehr gezahlt.

Natürlich gehen auch auf den ersten Blick Jobs flöten:
Es kann zwar sein, dass der eine oder andere nur noch alle vier, statt alle drei Monate zum Friseur geht, dafür gehen andere vielleicht wieder öfters - weil die von Ihrem Job jetzt leben können.
Allerdings muss man in dieser Rechnung eben nicht nur die sehen, die aufgrund des höheren Preises eine Dienstleistung seltener in Anspruch nehmen, sondern auch die, die sie aufgrund des eigenen gestiegenen Einkommens öfters in Anspruch nehmen können.
Der Betrieb füllt also nur diese 90 Stellen. Jetzt haben wir aber eine Arbeitslosenquote von 10%, generieren insgesamt weniger Wert und die anderen 90 müssen für den vollen Unterhalt der Arbeitslosen aufkommen anstatt nur für die Differenz.
Auch hier müsste man erst einmal ausrechnen, ob es für die Gesellschaft wirklich teuer ist Arbeitslosengeld zu bezahlen, als ganze Branchen aufzustocken. Wenn von meinen 100 Friseuren, wirklich z.B. 10 aufgrund des Mindestlohns arbeitslos werden und die restlichen 90 dafür keine Aufstockung mehr kassieren (und dazu noch vom höheren Einkommen auch mehr Steuern und Beiträge in die Sozialkassen bezahlen). Könnte das am Ende des Tages sogar billiger sein.

Dazu sind Volkswirtschaften mit geringerem Einkommensgefällen oft erfolgreicher. Niedrige Einkommensschichten geben das Geld eher aus - vorallem auch auf lokaler Ebene. Der Mindestlohn und ein progressiver Steuersatz können dafür geeignete Instrumente sein.

Nun gibt es Studien, die das eine oder das andere bestätigen. Deutschland geht es gut mit Mindestlohn. Vielleicht noch besser ohne? Ich weiß es nicht sicher. Es sind auf jeden Fall nicht nur moralische Beweggründe. Ich denke in der Tat, dass der Mindestlohn auch wirtschaftlich gesehen sinnvoll ist. Mal davon abgesehen, dass eine Wirtschaft auch nur in einem sozial stabilen Staat gut funktionieren kann und deshalb auch Moral durchaus eine Berechtigung bei Wirtschaftsfagen hat.

So, damit habe ich mich komplett vom Thema Flüchtlinge entfernt. Aber vermutlich ist das auch ein entscheidener Punkt, ob man den Mindestlohn überhaupt als sinnvoll erachtet, bevor man ihn auf Flüchtlinge ausweitet (oder eben ausnimmt).

Soweit, gute Nacht!
 
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