David flog also gegen den Tresen, er rieb sich danach die geboxte Stelle, den die tat komischerweise mehr weh als jene, gegen die das Holz vom Tresen gekracht ist. Micheles Gesichtsausdruck gefiel dem Jungen nicht, er kannte ihn irgend woher. Genau, so hatte seine Mutter in der Bar an jenem Abend auch drein geschaut, an jenem Abend an dem sie gestorben war und an dem sie sowieso nach Meinung anderer hätte sterben müssen. Es passte einfach nicht zu so einem jungen Mädchen, solch eine Miene aufzusetzen. Er ging also wieder zurück und nahm sie bei der Hand. David ging aber nun zum Billardtisch und bereitete alles für ein einfaches Spiel vor. Er reichte Michele einen Queue.
„Ich dachte du wolltest an den anderen Tisch?“ fragte sie etwas überrascht.
„Ja schon, aber da kann man sich nicht so gut beim Spielen unterhalten. Hier hat ja immer einer Pause...also Schießlos. Du hast eben ausgesehen als würde irgend etwas auf deiner Seele lasten.
Und ich meine nicht irgend welche Sünden die du bisher begangen hast...auch wenn einige davon bestimmt interessant sein dürften...“
Gerade als er den ersten Stoß ausführen wollte um die Kugel auf dem Tisch auseinander zu treiben, traf ihn etwas hartes auf den Kopf...“
„Au...du sollst nicht mich sondern die Kugeln damit treffen.“
„Ich treffe noch gleich was ganz anderes an deinem Körper damit...hast du noch nie was von „Ladys First“ gehört?“
Somit trieb das Mädel die Kugel auseinander und sorgte dafür das sie die Vollen und er die Halben hatte.
Was danach an Worten von der Nephilimin folgte würde David noch lange im Kopf rum geistern und ihn beschäftigt halten. Es waren Dinge die er, mal wieder, nicht verstand. Er fluchte später noch des öfteren leise darüber das er so unwissend war und den meisten damit nur zur Last fiel.
„Siehst du, ich hab ja gesagt du würdest nicht dazu kommen auch nur eine Kugel von dir zu versenken.“
„Was wie bitte?“ David kehrte gerade erst aus seinen Gedanken zurück. Er hatte gar nicht bemerkt wie Michele ihr Spiel durch gezogen hatte. Zu sehr war er in ihren Worten und ihrer Stimme vertieft gewesen. Erst als er auf den Tisch schaute und realisierte das seine Kugeln die einzigen waren die noch da lagen, ganz nebenbei wurden sie nicht einmal angespielt.
Seufzend musste der Junge resignieren fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
„Schon scheiß nicht? Wenn man von einem Mädchen im eigenen Spiel besiegt wird...“
„Nö, nicht wirklich...in deinem Fall macht mir das nichts aus...“
Dabei schaute David der Kurzen wieder in die Augen, doch dieses Mal schaute...sie nicht weg.
Es wurde zu einem kleinen Blickduell, bei dem scheinbar keiner nachgab und jedes Detail im Gesicht des anderes musterte, stets dabei ein Auge im Blick des anderen behaltend.
„Du hast mir auf eine Frage noch nicht geantwortet...“ meinte Michele nach einigen Minuten des Schweigens „Bleiben wir nun hier oder hauen wir wieder ab?“
„Ich würde die Antwort auf diese Frage, gerne auf morgen verschieben...“
„Und warum?“
„Ich bin mir noch nicht ganz sicher. Eigentlich habe ich jetzt kein Ziel mehr, den ins normale Leben zurück zukehren dürfte wohl schlecht möglich sein...“
„Nein, nicht nach den letzten Tagen und Ereignissen...von deinem alten Leben, solltest du dich schnellst möglich verabschieden...“
„Und mit dem neuen Leben heute wohl schon beginnen...“
Bei diesen Worten trat ein Ausdruck in seine Augen, den Michele nicht auf Anhieb zu deuten vermochte. Erst als der Junge den Blickkontakt abbrach und verlegen zu Seite schaute, verstand sie was er meinte...und leckte sich gierig grinsend über die Lippen.
„Du forderst mich in meinem eigenen Spiel heraus?“
„In deinem eigenen Spiel und nach deinen eigenen Regeln...ja.“
„Und wenn uns die anderen stören...?“
„Dann machen sie entweder mit oder verziehen sich?“
Dem unterdrückten Verschlucken und anschließendem, prustendem Luft holen, lauschte da draußen jemand. Doch damit hatten die beiden gerechnet. Michele grinste nur über die Art wie David das aufgedeckt und zustande gebracht hatte. Sie schaute ihm noch einmal in die Augen und nickte dann mit dem Kopf in Richtung Treppe die nach oben führte.
„Dann komm...wollen wir doch mal sehen wie lange du durchhältst.“
Somit gingen die beiden nach oben und als Michele hinter David die Tür schloss, schaute sie mit dämonischen Blick noch einmal die Treppe hinab...doch die anderen drei kamen nicht...noch nicht.