Tod verschwand. Minori konnte sehen das dies Krieg etwas verwirrte, besonders weil er den ‚Bengel‘ erwähnte. Mit einem leisen Flügelschlag landete sie hinter Krieg, der sich augenblicklich umdrehte.
„Seid ihr endlich fertig?“, fragte sie ihn in einem bissig sarkastischen Ton. Krieg antwortete nicht, sondern schien verwirrt darüber, dass jemand den Kampf hatte mit ansehen können, ohne meilenweit hinfort geweht zu sein. „Jetzt fang nicht wie dein Bruder an.“, meinte Minori dann und ging auf Krieg zu, der immer noch gelassen da stand. Was hatte er schon von dem Baby da zu erwarten? Minori blieb einige dutzend Zentimeter vor ihm stehen, bevor sie sich leicht vorn überlehnte und somit die Schwerkraft ihre Reize zur Geltung kommen ließ. Natürlich würde das Krieg nicht beeinflussen, aber wer etwas anfing musste es auch zu Ende bringen, also blieb Minori ihrer kleinen Showeinlage treu. „Er hat auch nicht geredet. Jedes Wort muss man aus ihm raus prügeln… aber du bist anders, nicht wahr?“, ihre Hand war an seiner Rüstung empor gewandert und legte sich auf seine Wange. Minori zog sich daran hoch, den Krieg war um einiges Größer wie sie. „Also reden wir, ja?“
Die Antwort auf ihre Frage war eine Hand auf ihrem Rücken, die sie von krieg herunter zog und sie nun einige Meter weiter wieder zu Boden fallen ließ – der Wurf war nicht wirklich angesetzt. „Doch nicht reden?“, Minori spielte immer noch, während sie sich wieder aufrappelte, aber aus dem dümmlichen Gesicht, das sie die ganze Zeit gemacht hatte wurde langsam wieder das, welches sie normalerweise aufsetzte.
Krieg schüttelte sachte den Kopf, er hatte besseres zu tun als sich mit einer Nephillim rum zu schlagen, die anscheinend nichts anderes im Kopf hatte als sich zu paaren. Aber etwas hatte sein Interesse geweckt. Sie kannte Tod, das hieß… seine Gedanken bröckelten, bis ihm ihr Geruch auffiel – er hatte sie schon getroffen. Es war die gleiche, die vor ihnen Weg gelaufen war. Warum kam sie wieder her? Sie wollte reden? Warum? Irgendwas an ihrem Gebaren ließ seine Alarmglocken läuten. Wenn sie zu geschaut hatte, war sie kein schwächliches, kleines, Halb-Engelsgeschöpf. Etwa ein Engel? Dafür schien sie jedoch zu wenig gebieterisch. Engel hatten es an sich, dass sie die Reiter herumkommandierten daran erinnerte er sich noch vom letzten Mal. Also was war sie? Oder wer? Fragen die sein verstand nicht verarbeiten konnte, so das Krieg den Mund aufmachte. Es kam jedoch nichts heraus. Er schloss ihn wieder, nur um Sekundenbruchteile später ihn erneut zu öffnen. „Schön. Reden wir. Wer bist du?“
„Waaaaaaaas? Tod hat dir das nicht gesagt? Hab ihr nicht so was wie ein gemeinsames Gedächtnis oder so?“, Minori tat schockiert und schlug sich die Hände vor den Mund. Doch langsam wurde das gespielte ersetzt und sie wurde selbstsicherer. „Nun, man nennt mich Minori“, sagte sie langsam, die Silben extra betonend. „Wer du bist, brauche Ich nicht fragen… dein Bruder hat es ja verraten. Krieg.“
„Wie kommt es, das im Umkreis von Meilen nichts ist, aber du hier?“, fragte Krieg, nun begierig Wissen verlangend.
„Nuuuun… ihr beide habt euch da die Fresse poliert… ich hab mich dort mit einem Dämon geprügelt… scheint als hättet ihr uns völlig übersehen.“, Minori feixte und zog ein Zopfband hervor, mit dem sie ihre Haarmähne kurzer Hand zu einem Zopf band. Eine Geste, die man nicht machte, wenn man mitten in einem Gespräch war. Doch sie wollte Ausprobieren wie lange Krieg sich seiner Überlegenheit sicher war. Vermutlich bis zum ersten Streich, aber Minori war sich auch sicher, dass Krieg schon längst herausgefunden hatte warum sie hier war. Doch dem war noch nicht so.
„Ahja, ich habe nichts davon gespürt“, erwiderte Krieg, den so etwas hätte er spüren
müssen.
„Sinne können manchmal täuschen“, gab Minori unberührt zurück und setzte sich in die Luft. Sie schlug sogar die Beine übereinander.
„Was willst du?“, fragte Krieg nun und Minoris Gesicht begann sich zu einem breiten Grinsen zu verziehen. Eines, das nicht dorthin passte.
„Was ich will? Oh, Interessante Frage, immerhin kannst du damit meinen, was ich allgemein möchte oder was ich grade im speziellen mir erdünke, doch im Angesicht dessen, dass wir uns an einem zerstörten Ort befinden und weit und breit die einzigen sind, die sich unterhalten… ich denke du meinst, du möchtest wissen was ich von dir will? Nun, die Antwort liegt so klar auf der Hand, dass das Brackwasser einem eine bessere Antwort geben könnte, daher lass mich dich aufklären. Nur müsste ich dazu etwas ausholen, ich hoffe du magst Geschichten?“
„Komm zum Punkt!“
„Gut, da du es nicht anders willst. Ich will dich.“
Krieg lupfte eine Augenbraue. Sie wollte ihn? Sie hatte ihn doch schon. Immerhin hörte er der kleinen zu. „Du hast mich, also, das kann es nicht sein, aufhalten kannst du mich nicht, ich hab was zu tun, also verschwinde!“
„Ich fürchte, das kann ich nicht.“, gab Minori in einem süffisanten und irgendwie blutgefrierenden Ton zurück. Krieg wollte sich ihr wieder zudrehen, als er sah, wie sie als seinem Blickwinkel verschwand. Er hatte sein Schwert kaum gezogen, da krachte die Klinge der kleinen dagegen. Schallendes Gelächter folgte auf ihren Angriff. „Du willst den Heermeister der Heermeister angreifen? MICH?“, Krieg drückte sie samt Schwert zur Seite. „Dafür kommst du Äonen zu früh!“
„Oder zu spät!“, lachte nun auch Minori und wischte langsam über die Klinge, an der frisches Blut klebte. Sie musste sich selber verletzte haben, denn niemand griff ihn einfach an. Niemand konnte seiner Blockade etwas entgegen setzen, das hatte sogar Tod grade merken müssen.
Nun setzte Krieg zum Angriff an und trieb Minori wie ein Spielball vor sich her. Seine Klinge krachte mit absurder Geschwindigkeit auf ihre. Jedes Mal wenn sich die Schwerter kreuzten stoben Funken und der Knall hallte wie Donner über die verwüstete Landschaft, die Krieg und Tod bei ihrem Kampf hinterlassen hatten. Jedes Mal hieb Krieg fester, jedes Mal wurde pariert. Schlag um schlag ging es immer weiter, bis Minori genug hatte. Sie verkantete seine Klinge in ihrer. „Bist du fertig?“, fragte sie und blies sich eine Strähne aus den Augen.
„Noch lange nicht, Spatz!“, knurrte Krieg und schleuderte sie samt Schwert von sich. Schildernd und ums Gleichgewicht kämpfend kam Minori mehrere hundert Meter weiter hinten auf. Augenblicklich krachte Krieg in sie, doch zu seinem Erstaunen bewegte sie sich kaum zwanzig Zentimeter zurück. – im Boden saß man deutlich wo sie auf einander geprallt waren. Zwei tiefe Spuren verrieten das sie gerutscht war und die kerbe davor, wo er auf sie geprallt war. Krieg schwang sofort wieder das Schwert, welchem Minori mit einer Rolle seitwärts auswich und in den Gegenangriff überging. Ihre Klinge strich über den ungeschützten Teil Kriegs, der ihr zugewandt war, doch war sein Block fast sofort da.
Krieg wurde es zu viel. Wie konnte so ein Kind so heftig schlagen, geschweige denn seine Schläge weg stecken, ja sogar parieren? Die Antwort darauf würde er nicht erhalten. Verbissen hieb er weiter auf seine Gegnerin ein, die um ihn herum scharwenzelte, als sei er für sie zu langsam.
Minori parierte so gut wie jeden Schlag den Krieg führte. Doch einige seiner Finten ließen selbst sie ins Leere laufen. So hatte sie sich einem tiefen Schnitt übers Brustbein eingefangen, der stark blutete. So auch zwei Schrammen an den Beinen, die sie langsamer werden ließen. Krieg war, obwohl von dem Kampf mit seinem Bruder geschwächt, immer noch ein Brocken. Selbst nach all den Streichen die ihr Ziel gefunden hatten stand er. Unumwürflich wie ein Granitblock.
„Ich hätte nicht gedacht dass du ein schlimmerer Dickschädel als dein Bruder bist“
„W... was?!“, Krieg war überrascht das sie überhaupt redete, so dass er ihren Satz erst nicht verstanden hatte.
„Das du n dickeren Schädel wie Tod hast, Betonklotz!“, schnaubte Minori und war ins geheim froh, dass sie sich etwas Luft verschaffen konnte. Auch wenn sie wusste, das Tod seinem Bruder zu gesetzt hatte und Krieg ihre einzige Möglichkeit war, um an ein Pferd zu kommen, dass sie zu Gott bringen konnte, so war es doch eine Sache dies in der Theorie zu tun, eine andere es praktisch umzusetzen.
Die Sekunden verstrichen, während Minori durchatmete und Krieg keine Antwort gab. So standen sie beide fast reglos in der Landschaft, wie eine groteske Inszenierung von irgendeinem neuzeitlichen ‚Künstler‘. Minori blickte auf und wischte sich den Schweiß aus der Stirn. Das Krieg sie ihre Pause haben ließ, zeugte nur davon das er entweder ein Gentleman der ganz alten Schule war oder dass er genauso wie sie, gerne mit seinem Essen spielte. Sie tippte auf letzteres.
Kaum das sie das Schwert wieder richtig in der Hand hatte prallte Krieg wieder in sie, härter und verbitterter Kämpften sie nun darum wer die Oberhand behalten sollte. Der Boden unter ihnen bekam Risse und begann sich im Zeitraffer zu pulverisieren. Die feinen Kristalle schwebten nach oben und erst als sie beide keinen Halt mehr fanden lösten sie sich voneinander, nur um das gleich einige Meter weiter zu wiederholen. Es waren einfach nur zwei Brachialgewalten die immer wieder auf einander prallten und durch den Aufprall blitze entstehen ließen, denen nicht mal ein Orkan etwas hätte entgegen setzen können. Krieg und Minori wussten beide, das sie nicht lange durchhalten würde, dafür war ihre Energie und ihr Körper inzwischen viel zu geschwächt. Aber Krieg ging es nicht anders. Dieses Miststück wusste wo sie ansetzen musste damit es wirklich wehtat. Jede ihrer Paraden wurde von Mal zu Mal schwächer. Warum hatte sie sich bloß mit ihm angelegt? Krieg lachte dröhnend und hieb auf den schwächelnden Wiederstand. Dann urplötzlich lenkte Minori seinen Schlag zur Seite ab, statt ihn zu parieren und verdutzt blickte er an ihrem Schwert entlang das Augenblicke später tief in ihm steckte. Er kippte rücklings um, als sie ihm in die Kniekehlen trat. Krachend landete er auf seinem breiten Rücken, unfähig etwas dagegen zu tun.
Minori schüttelte sich und sah sich Krieg von der Seite her an. Dass er auf so eine Finte hereinfallen würde, hatte sie nicht gedacht. Aber wie sie es geschafft hatte versetzte sie selber ins Staunen. Fast liebevoll entfernte sie alle Panzerung von ihm, so dass nur noch der kräftige und muskulöse Mann da lag. „Ihr Reiter seid schon was“, murmelte sie, als sie sich auf seinen Brustkorb setzte und zu ihm niederblickte. „Aber, auch das ist nur eine sterbliche Hülle, die ersetzbar ist. Für euch ist alles ersetzbar.“, seufzte Minori und lehnte sich gegen ihr Schwert, das immer noch aus Kriegs Körper ragte. „Nun ja, fast alles.“, ein grinsen huschte über Minoris Gesicht. „Du erinnerst dich, dass ich gesagt habe, dass ich dich will?“, sie wartete nicht mal auf die Antwort. Sie schwang ihr Bein auf die andere Seite seines Körpers und saß nun rittlings auf seinem Brustkorb. „Nun, nicht in Sexuellen Sinne, wobei ich glaube das es sich lohnen würde.“ Ihr Blick wanderte kurz zu seinem Schritt, ehe sie ihn wieder ansah. „Jedoch ist das was ich von dir will kein Sex. Dafür kann ich jeden anderen nehmen, aber dich, dich brauch ich für etwas anderes.“, sie strich sanft über seinen Oberkörper. „Lillith hat mal gesagt, dass ich bestialisch wäre, ich sage ich bin human…“, sie machte eine theatralische Pause, in der Krieg bemerkte, dass ihre Hand etwas gefunden hatte, den ihre suchenden Bewegungen hatten aufgehört. „… istisch veranlagt, ich übertreibe nur manchmal.“ Lachend hob sie ihre Hand und der Wahnsinn kehrte in ihren Blick zurück.
Erst tauchte ihre Hand in Krieg, dann der ganze Arm. Minori wusste das er schreien wollte, es aber es schlicht und einfach nicht konnte. „Komm schon krieg, du willst doch keinen stillen Abgang machen. Ihr zweiter Arm tauchte in seinem Brustkorb und das Blut schoss fontänenartig aus dem neuerlichen Loch das sie geschlagen hatte. Immer wieder schlug sie neue Löcher bis sie endlich gefunden hatte was sie gesucht hatte. Ihre Hand umschloss es und triumphierend grinste sie in Kriegs fahles Gesicht, das jedoch keinerlei Regung zeigte, als ob es ihm scheiß egal war, was der Jungspund grade mit seiner Brust machte. „Ich werde sie genießen!“
Sie zog ihren in Blut getränkten Arm nach oben und hielt Kriegs Seele einem kurzen Moment hoch, bevor sie sie gierig in ihren Mund drückte. Die Rot-orange leuchtende Kugel schien erst nicht passen zu wollen, doch nach einem halben Dutzend Versuchen bekam sie sie endlich soweit in den Mund das sie diesen schließen konnte. Langsam verschwand das glühen aus ihren Backen und sie schluckte mehrmals bis die Seele ihren Weg hinunter bahnte. „Eigentlich schade um den Körper“, sagte sie und zog ihr Schwert aus Kriegs Leichnam. Sie hatte sich schon etliche Schritte entfernt als sich ein brennender Schmerz in ihrem Magen ausbreitete. Sie blickte an sich herunter und mit Schrecken stellte sie fest, das ihr Bauch dunkelrot glühte, fast so als würde sie von innen aufgezehrt. Sie ließ ihr Schwert fallen und griff sich an ihren Unterleib, der immer wärmer zu werden schien. So etwas hatte sie vorher noch nicht erlebt. Bei keiner Seele, die sie jemals verschlungen hatte, bei keiner.
„KYIIIIIIAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH!“ Einer Super-Nova gleich explodierte die Energiekugel in ihr und mit dem gleichen visuellen Schauspiel raste die Schockwelle über die Ruinen. Minori sackte auf die Knie, sich immer noch den Bauch haltend. „Eine Reiterseele… eh?“ Keuchend ließ sie sich zur Seite fallen und blickte in den Himmel. Sie hatte jetzt ein Pferd. Sie gluckte glücklich, zu einem richtigen Lachen fehlte ihr schlichtweg die Kraft.