
Gerechtigkeit stand noch eine Sekunde über den Überresten der besiegten Dämonen; dann ging er los. Obwohl "gehen" das falsche Wort war; denn vielmehr verschwand er. Er bewegte sich rasend schnell durch die nächste Umgebung; bis er auf dem höchsten nahegelegenen Ort ankam. Dieses war ein Wolkenkratzer im Zentrum New York Citys. Er sah von oben herab auf die Stadt, auf die Emotionen, die ihm entgegenbrandeten. Mit jedem Augenblick sog er die Essenz der Herzen in sich auf, die er von dort erblickte. Tosend rauschten die Gefühle durch ihn, als er jeden einzelnen Menschen durchleuchtete und bis auf sein Innerstes blickte. Er hob den Kopf und sah gen Himmel.
Er wünschte sich so manches Mal, die Augen einfach verschliessen zu können. Ohne den Lärm; ohne die Aufregung, ohne das Chaos das von unten heranströmte wäre es für ihn viel friedlicher. Er hätte Zeit und Ruhe, vielleicht einmal sogar Zeit etwas zu finden; dass er genoss; ähnlich wie die Menschen. Es grämte ihn manches Mal, dass er derjenige sein würde, der das Ende einläuten würde.
Aber dem konnte nicht so sein. Er war erschaffen worden, um Richter zu sein; und selbst wenn er in diesem Moment nicht an das Ende aller Dinge dachte, war er sich nach wie vor im Unklaren, ob er in das aktuelle Geschehen nicht eingreifen sollte.
Er sah wieder hinab, und ein kaum merkliches lächeln huschte über seine Züge, als er eine bekannte Gestalt vernahm. Er sandte einen mentalen Ruf aus.
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In den Straßen NYs wanderte Tod mit seiner Bekanntschaft und erklärte ihr kurz und knapp; was gerade vor sich gegangen war. Er war gerade dabei sich zu fragen, warum er ihr das alles erklärte; als er Gerechtigkeit vernahm. Er sollte sich sofort bei ihm einfinden. Er sah sie wieder an. "Nicht erschrecken. Und am besten nicht nach unten sehen."
Sie fand gerade die Zeit, ihn anzusehen und ein "Wa..." hervorzubringen; bevor sie beide sich in die Lüfte erhoben und auf den weissen Reiter zurauschten. Als sie ankamen; erbrach sich die Nephilim erst einmal, der Schock auf einmal über der Stadt zu fliegen- im Freien- war wohl doch etwas arg gewesen. Tod stand nun in seiner wahren Gestalt wieder vor seinem Bruder.
Gerechtigkeit sah zurück, auf die Nephilim die Tod gebracht hatte. Milde Überraschung war in seiner Stimme zu hören; als er sich an Tod wandte. "Warum ist sie hier?"
Dieser zuckte mit den Schultern. "Da unten wären schon sehr bald die nächsten aufgetaucht. Dann hätte sie keine Chance." Der weisse Reiter schwieg als Antwort, und betrachtete die Nephilim nachdenklich. Dass sein Bruder, der von allen wohl am mitleidlosesten eingestellt war jemanden vor dem Sterben bewahrte war... ungewöhnlich. Hatte er sie nicht sterben sehen wollen?
In Gedanken sandte er einen weiteren Ruf aus; diesmal an Krieg und Hunger. Auch sie sollten sich schnellstmöglich bei ihm einfinden, sobald die Sache mit dem Auserwählten geklärt war.
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