Die Rakete raste näher. Alles verging wie in Zeitlupe, das tosen wurde immer lauter je näher das Geschoss kam. Als nächstes war nur noch die Detonation zu hören. Die Explosion liess alle Fenster in der Nähe zerbersten, so dass Scherben und Schutt auf die gesamte Umgebung herniederfielen. Der Einschlagsort war noch vom Qualm und Rauch der Detonation überzogen, doch verflog dieser rasch. Das erste, was die Soldaten sahen, war eine Klinge, die mit der flachen Seite zu ihnen zeigte. Doch in den Augen der Inquisitionstruppen war es weniger ein Schwert- es war zu groß, es war zu schwer, es war nichts, was ein in irgendeiner Weise irdisches Wesen hätte führen können. Dahinter allerdings war eine Gestalt zu erkennen, die mit ihrem massigen Körper den Engel hinter sich gedeckt hatte. Um sie herum züngelten Flammen und es flackerten rote Auraschlieren auf. Er hatte mit dem Linken Arm das Schwert fest umfasst und mit seiner titanischen Rechten die Rakete schlichtweg beiseitegefegt, wo sie den Engel hinter ihm nichts anhaben konnte.
Krieg senkte seine Waffe, die er als Schutz vor sich gehalten hatte. Doch er selbst wirkte wie ausgewechselt. Er trug nicht mehr den jähzornigen, frechen Ausdruck. Auch nicht den flammenden Irrsinn, den er bisher in den Kämpfen gezeigt hatte. Was allerdings deutlich zu spüren war, war die Wut, die sich von ihm ausbreitete, die die Umstehenden fast schon schmecken konnten. Doch es war nicht das übermenschliche Ausmaß der Wut, das entsetzte- es war die Kälte davon.
Jedermann würde erwarten, dass man mit dieser Emotion zum Berserker werden würde. Dass man alles in seiner Umgebung gnadenlos zur Strecke bringen würde. Doch Kriegs gesamte, geballte Emotionen waren auf ein einziges Ziel gerichtet, er hatte sich perfekt unter Kontrolle. Das war es, was jeden Anwesenden den Schweiss auf die Stirn trieb.
Wie gelähmt sahen die Soldaten zu, wie die Verkörperung des Krieges, des Kampfes und der Gewalt auf sie zuschritt. Als er die Waffe erhob, löste sich diese Starre. Manche sprangen in Deckung, manche erhoben trotzig die Waffen und feuerten Salven auf den Reiter. Die Waffen der Panzerwägen eröffneten nun ohne Rücksicht das Feuer.
Doch es halt alles nichts. Langsam, fast schon gemächlich, hob er die Klinge, obwohl in seiner direkten Reichweite niemand stand. Und doch führte er einen Streich aus, wieder mit der flachen Seite der Klinge.
Das Ergebnis war verheerend.
Es war wie ein Sturm, der über das Schlachtfeld tobte. Der schiere Luftdruck liess die Ohren pfeifen, als sämtliche Inquisitionstruppen schlichtweg von den Beinen gehoben wurden und zurückgeschleudert wurden. Die Panzerwagen blieben stehen, konnten allerdings nicht feuern. Von den bisherigen Geschossen zeigte sich der Reiter unbeeindruckt.
Als nächstes erklang seine Stimme. Sie war kalt wie Stahl, und sie klang wie jemand, der den Wahnsinn nur mit allergrößter Anstrengung zurückhält.
"Krieg war der zweite Reiter, den er erschuf. Ihm verlieh er Kraft, reine Kraft, denn Kriege toben stürmisch und verschonen niemanden."
Mit diesen Worten rannte er los. Er erreichte die ersten Soldaten dann, als sie gerade dabei waren sich zu erholen. Mit weit ausholenden Schwüngen zerteilte er alles, was sich in Reichweite befand, nichts hielt dem Stand. Weder die panzerung der Wägen, noch die Exoskelette der Truppen, noch eine Steinwand, die das Schwert hätte aufhalten sollen.
Es war ein grauenvoller Anblick, als Krieg mit nahezu ausdruckslosem Gesicht erbarmungslos begann, die verbleibenden Truppen zu zerfetzen. Die Geschosse, die ihn streiften, schienen ihm nichts auszumachen, im Gegenteil: sie schienen ihn nur weiter anzustacheln. Doch bei genauerer Betrachtung stimmte das nicht- er schien lediglich keinen Schmerz dabei zu empfinden. Dort, wo die Geschosse sich in seinen Leib bohrten, bröckelte die Fassade ab und eine rötlich schimmernde, Magmaähnliche Substanz kam zum Vorschein.
Doch noch immer hatte Krieg sich unter Kontrolle, auch wenn er keinerlei Anstalten machte in Deckung zu springen. Erbarmungslos wütete er weiter, doch auch die Soldaten hatten den ersten Schrecken überwunden und fokussierten ihre verbliebe Feuerkraft nun auf ihn. Gut die Hälfte von ihnen war durch ihn und Lilith bereits gefallen, doch seine Stöße und Hiebe schienen langsamer zu werden.