[Pausiert] Parasite

Lia

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Parasite

Fast drei Jahre ist es nun her, seit wir EVE infiltriert haben. Angefangen hat es mit Experimenten an totkranken und unheilbaren Menschen. Die Behandlungen durch Parasiten wiesen so hohe Erfolgschancen auf, dass viele interessierte Investoren EVE subventionierten. Doch es sollte nicht dabei bleiben. Durch den erkauften Einfluss großer Konzerne folgten weitere Experimente, die über die Motivation für den Erhalt menschlichen Lebens abwichen. Es wurden Parasiten erschaffen, die Sinne und Leistung des menschlichen Körpers maximieren können. Aber damit nicht genug. Gerüchten zufolge werden Parasiten bereits als Waffen eingesetzt. Die Existenz und Erforschung der Parasiten stellte von Anfang an eine viel zu große Bedrohung dar. Damals wollte uns niemand zuhören. Es gab einfach zu viel Zuspruch aus allen Teilen der Bevölkerung, um ein Gehör dafür haben zu wollen, welchem Risiko wir uns damit aussetzen würden.

Wir gründeten die Organisation APM als Gesicht für unsere Gegenbewegung, mit dem Ziel, der Bevölkerung die Augen zu öffnen. Doch mit der erfolgreichen Parasitenbehandlung des berühmten Biologen Siegfried Hudson, der kurz vor dem Tod stand, gelang EVE endgültig der Durchbruch. Ihr Einfluss wurde so groß, dass wir in kürzester Zeit fast vollständig zerschlagen wurden. Seitdem ächtet man uns als Outlaws. Meine Eltern, die mich in ihrer Weitsicht bis zu jenem Zeitpunkt von allem abgeschirmt hielten, wurden in Gewahrsam genommen. Dank ihnen konnte EVE mich nicht in Verbindung mit APM bringen. Im Verborgenen versuchen wir nun erneut EVE zu bekämpfen, mit dem Ziel, der Öffentlichkeit ihre wahren Absichten preiszugeben. Um ihren Forschungen so nahe wie möglich zu sein, arbeite ich im Laborbereich einer ihrer Einrichtungen. Ich erhielt diese Position durch meine spezielle Beziehung zur hiesigen Laborleiterin.

Wir erhielten kürzlich die Information, dass sich hier drei neue seltene Exemplare der Parasiten befinden. Sie sollen noch heute in das Labor des Hauptquartiers transportiert werden. Sind sie erstmal dort, ist es nahezu unmöglich für uns, sie noch aus dem Verkehr ziehen zu können. Auch wenn es sehr gewagt ist, haben wir entschieden, dass es das Risiko Wert ist, ihren Aufenthaltsort aufzusuchen, um hinter ihre Fähigkeiten zu kommen. Sollte es sich dabei tatsächlich, um Exemplare handeln, die speziell zu militärischen Zwecken entwickelt wurden, müssen wir sie unbedingt in unseren Besitz bringen. Das größte Risiko stellt wohl der Bereich dar, in dem sie aufbewahrt werden. Da ich nicht die nötige Autorisierung besitze, habe ich unter dem Vorwand persönlicher Untersuchungen bei Laborleiterin Dr. Ashley Crior um einen temporären Zugang gebeten.

Es war kurz nach fünf, Ende der regulären Arbeitszeit. Als gegenwärtige Verantwortliche für das Herunterfahren der Maschinen, war ich die Letzte im Labor. Es war fast so weit. Ein letztes Mal ging ich gedanklich nochmal alles durch. „Claire?“, unterbrach eine Stimme unerwartet die Stille. „Wolltest du nicht noch was erledigen?“ Erschrocken zuckte ich zusammen und sah eine Kollegin an der Tür stehen. „Oh, hab‘ ich dich erschreckt? Tut mir Leid.“, warf sie verdutzt hinterher. In der Aufregung brauchte ich einen kurzen Moment, um nach Worten zu ringen. Ich lächelte anschließend und sagte: „Schon gut. Ich dachte nur, dass ich bereits allein wäre. Bis morgen.“ Sowie ich wieder vermeintlich alleine war, ging ich nochmal an die Tür, um sicherzugehen, nicht nochmal überrascht zu werden. Niemand war zu sehen. Ich schloss leise die Tür und ging in den Vorbereitungsraum. Ich holte meine Tasche aus dem Schließfach und öffnete sie. In meiner unendlichen Paranoia ging ich nochmal an die Tür zum Vorbereitungsraum. Wieder konnte ich niemanden sehen oder hören. So machte ich mich wieder an’s Werk und holte vorsichtig einen kleinen gläsernen Behälter heraus. Im Inneren schwamm eine kleine schwarze Kreatur, grade so groß wie ein Daumen. Optisch ähnelte sie einer Mischung eines Tausendfüßlers mit einem Bandwurm. Der vordere Bereich erinnerte an den Kopf eines Hammerhais. „Ich hoffe, dass ich dich nicht brauchen werde.“, sagte ich vor mich hin. Ich schob den Behälter in einen präparierten Bereich meines rechten Ärmels und fixierte ihn. Dann holte ich einen kleinen Container mit vier weiteren Behältern aus der Tasche. Ich holte nochmal tief Luft und machte mich auf den Weg in die nächste Etage. Um den Kontakt mit anderen Leuten zu minimieren, nahm ich die Treppe.

Oben angekommen bog ich nach links ab. Wie erwartet wurde der Eingang von nur einem Mitarbeiter bewacht. Um den Anschein von Selbstverständlichkeit zu erwecken, versuchte ich zunächst einfach vorbeizulaufen. Wenig überraschend stellte er sich mir in den Weg. Ohne ein Wort zu sagen, wanderte sein Blick auf meine Karte, anschließend auf seine Liste. „Sie haben keine Autorisierung für diesen Bereich.“, sprach er abfällig. „Dr. Crior hat mich mit einer wichtigen Aufgabe betraut. Den Zugang für diesen Bereich hat sie mir bereits erteilt.“, erwiderte ich. „Mit einer wichtigen Aufgabe also?“, sagte er und runzelte die Stirn. „Jaja, ihr haltet euch immer für etwas Besseres, nicht wahr? Du willst hier rein? Vielleicht kannst du mich ja überzeugen, ein Auge zuzudrücken.“ Mit diesen Worten grinste er mich hämisch an. Emotionslos sah ich ihn einen Moment lang an. Dann stellte ich den Container auf den Boden und zog den Schacht mit den Behältern vorsichtig raus und hielt ihn ihm entgegen. „Diese hier benötigen einen Liquor-Abgleich. Bei denen in den blauen Behältern müssen Transferasen extrahiert werden.“, wies ich ihn an. Überrascht blieb sein Blick an den Behältern mit den Parasiten hängen. „Diese Angelegenheit ist ziemlich wichtig.“, fuhr ich schließlich fort. „Darf ich Dr. Crior berichten, dass sie sich ihrer annehmen werden?“ Angewidert starrte er mich noch einen Moment an und trat schließlich ohne ein Wort zu sagen zur Seite. Langsam schob ich den Schacht zurück in den Container und ging durch die Tür.

Das Lager, in dem die drei Exemplare aufbewahrt werden sollten, lag am Ende des Flurs auf der linken Seite. Niemand kam mir auf dem Gang entgegen. Hinten angekommen nahm ich die Tür vor dem Lager. Jener Raum wurde mit einer Wand aus Glas und einer Tür vom Lager getrennt. Auf diese Weise konnte ich sicherstellen, dass sich niemand im Lager befand, ohne plötzlich erklären zu müssen, was ich dort zu suchen hätte. Ich schaltete nur das Licht in diesem Raum ein. Durch das Glas wurde der vordere Bereich des Lagers mit erleuchtet. Es schien niemand da zu sein. Vorsichtig öffnete ich die Tür und versuchte Geräusche wahrzunehmen. Ich wartete noch einen kurzen Moment und betrat schließlich das Lager. Der hintere Bereich lag größtenteils im Dunkeln. Vorne stand ein großer Tisch. Neben diversen Dingen, die ich nicht zuordnen konnte, machte ich eine massive Transportbox, wie ich sie schon oft verwendete, aus. „Könnte es das sein?“, fragte ich mich. Ich sah mich nochmals vorsichtig um, nur um zu realisieren, dass es ohnehin zu dunkel war, um viel mehr erkennen zu können. Mit schnellen Schritten eilte ich hinüber. Zögernd stand ich nun vor der Box und war mir nicht ganz sicher, ob ich mich darüber freuen sollte, das zu finden, was ich vermutete zu finden. Ich betätigte die beiden Schalter zur Entriegelung. Langsam schob sich die Klappe nach hinten. Im Inneren lagen drei Glasbehälter, jeweils an beiden Enden fixiert, sodass man dennoch den Inhalt sehen konnte. In jedem von ihnen schwamm ein Parasit. Zwei von ihnen waren blau, der Dritte schimmerte rötlich. Sprachlos verlor ich kurz die Fassung. Noch nie hatte ich Exemplare in solchen Farben gesehen. Es bestand kein Zweifel daran, dass es sich dabei um jene Parasiten handeln muss. Im unteren Bereich eines jeden Behälters war ein kleiner Touchscreen eingebaut. Ich schaltete den von einem der blauen Exemplare ein und navigierte durch einige Diagramme und Zahlen, bis ich zu einer Beschreibung kam. Auf dem Display stand: „Abrufen von Erinnerungen, normales menschliches Verhalten, Kooperationsbereitschaft, kein eigenständiger Wirtswechsel“ Völlig unklar darüber, was mich davon am meisten schockieren sollte, versuchte ich die Fassung zu bewahren. „Kein eigenständiger Wirtswechsel?“, schoss mir durch den Kopf, „Heißt das, es gibt Exemplare, die dazu in der Lage sind?“. Mein nächster Gedanke war, dass ich diese Exemplare unter allen Umständen an mich bringen musste. In diesem Moment wurde mir jedoch schlagartig klar, dass mein ursprünglicher Plan, sie einfach auszutauschen, an der Farbe der Parasiten scheiterte. „Wenn sie noch heute transportiert werden sollen“, wurde mir klar, „würde alles auffliegen, weil ich die Letzte bin, die heute noch hier war.“. Plötzlich vernahm ich ein Geräusch hinter mir. Mir blieb das Herz stehen. Noch bevor ich darüber nachdenken konnte, spürte ich einen stechenden Schmerz im Nacken und mir wurde schwarz vor Augen.

Wie, als befände ich mich in einem komaähnlichen Zustand, kam ich irgendwann wieder langsam zur Besinnung. Scheinbar lag ich auf einem Tisch. Ich konnte meine Beine und Arme nicht bewegen und hörte Stimmen um mich herum. Langsam realisierte ich, was passiert war und dass unser Plan vereitelt wurde. Die plötzlich eintretende Angst darüber, was nun mit mir passieren würde, ließ mich schneller aufwachen, als mir lieb war. Neben mir stand ein Mann, der etwas in den Händen hielt und scheinbar völlig darauf fixiert war. Zwei weitere Männer hielten jeweils einen meiner Arme fest. Ich war offensichtlich nicht mehr im Komplex von EVE, da ich an die Decke einer Halle starrte. In der Ferne sprang mir ein leicht geöffnetes Tor in die Augen. „Endlich wach?“, ertönte eine Frauenstimme hinter mir. Ich neigte meinen Kopf nach hinten und blickte in das Gesicht von Dr. Crior. „Ashley?“, brauchte ich mit zitternder Stimme hervor. Nach einem kurzen Moment der Stille brachte Ashley ein tiefes Seufzen hervor. „Wirklich schade, dass du es warst.“, fuhr sie fort, „Wir hatten eine Menge Spaß zusammen.“ Sie wandte sich anschließend dem Mann zu, der unmittelbar neben mir stand. „Tu es!“, wies sie ihn an. Meine Aufmerksamkeit wandte sich dem zu, was er in den Händen hielt. Dann erkannte ich das Glas mit einem der blauen Parasiten. In meiner Verzweiflung, kam mir spontan nichts anderes in den Sinn, als laut zu schreien, als mir Ashley plötzlich etwas in den Mund stopfte. Die offensichtliche Aussichtslosigkeit meiner Situation ließ mir bereits Tränen über die Wangen laufen. Während ich vergeblich versuchte mich aus den Griffen der Männer zu befreien, realisierte ich, dass sich der, von mir platzierte, Behälter mit dem Parasiten noch immer in meinem Ärmel befand. Mir war klar, dass mir nichts anderes übrig blieb, als alles auf diese Karte zu setzen. Mit aller Kraft versuchte ich meinen rechten Arm loszureißen, völlig vergeblich. „Lass das!“, fuhr mich der Mann an meinem rechten Arm an, „Du geht mir auf die Nerven.“. Mit diesen Worten zog er mit der anderen Hand einen Stock hervor und schlug mir damit in den Bauch.
 
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Holzi

...
`Eine Pause wird uns gut tun.´ Missmutig kickte Dorian eine auf der Straße liegende alte Tantrum-Dose weg. Die Dose holperte klappernd über die regennasse Straße, was in der völlig stillen Nacht überraschend laut klang. „Was soll an einer Pause gut sein ? Und wieso fällt sowas immer nur Frauen ein ?“ murmelte er, während er mit tief in die Taschen geschobenen Händen weiterging. Er war auf dem Weg zum Hafen, weil er für die Schicht eingeteilt worden war, die den Container-Hover aus Ecaria entladen würde. Und natürlich kam der Hover mitten in der Nacht an, das war ja klar. „Na, passt doch. Mandy macht ja Pause, was soll ich dann zu Hause ?“ Er seufzte kopfschüttelnd und bedauerte sich selbst. Wie immer bog er unterhalb der Schienen des Hyper-Train zwischen die Lagerhäuser ab. Die Straße entlang zu gehen war ein längerer Weg und wie meistens war er spät dran. Zwischen den Lagerhäusern war es sehr dunkel und um die Zeit war auch kein Mensch hier. Über manchen Toren brannten zwar auch jetzt Lampen, aber die vermochten die Dunkelheit kaum weit zu erhellen. Dorian brauchte kein Licht, er kannte den Weg. Bald wurde er von seinen trüben Gedanken abgelenkt. Das Tor einer der Lagerhallen war zu etwa einem Drittel hochgefahren und ein schwacher Lichtschein aus dem inneren der Halle fiel auf den nassen Asphalt. Dorian kniff die Augen zusammen und spannte sich an, seine Hände nahm er aus den Taschen. Das sah nicht nach regulärer Arbeit aus. Sonst wäre das Tor ganz offen gewesen und es hätte mehr Licht gegeben. Und einen Truck. Und um die Zeit ?

`Outlaws ?´ schoß Dorian durch den Kopf. Er sah sich schnell um, seine vor Jahren geschulten Instinkte waren nicht verschwunden. Lautlos bewegte er sich zur Wand der Halle und näherte sich lautlos dem Tor. Sein COMM hatte er nicht bei sich. Er hatte noch ein portables, auch wenn mittlerweile die meisten Leute ein implantiertes COMM benutzten. Mit dem Gedanken hatte er sich aber nie anfreunden können. Das nächste öffentliche COMM war einen guten Kilometer weg. Und es gab am Hafen natürlich Leute, die COMMs hatten. Aber auch bis dorthin war es noch ein gutes Stück Weg.
Erstmal wollte er nachsehen, was in der Halle überhaupt los war. Es könnten Outlaws sein, aber genauso konnte es sich auch einfach um einen Fehler in der Software des automatischen Tores handeln.

Als er näher kam, konnte er Stimmen hören. Mindestens zwei Männer. Verstehen konnte er nichts, aber der Tonlage nach führten die keine freundliche Unterhaltung. Augenblicke später ging Dorian neben dem Tor in die Hocke. Noch ehe er hineinsehen konnte, hörte er einen Schlag und einen unterdrückten Schmerzensschrei. Von einer Frau. Frauen waren selten bei den Lagerarbeitern. Und die wurden noch sehr viel seltener bei der Arbeit geschlagen.
Dorian spähte vorsichtig in die Halle. Die war nahezu leer und wurde nur von einer der vier Lichtreihen beleuchtet. Am hinteren Ende der Halle standen zwei Tische oder Liegen. Auf beiden lagen Personen. Zwischen den beiden Tischen, dem linken zugewandt, stand ein Mann. Zwei weitere Männer und eine Frau standen auf der anderen Seite des Tisches. Vor dem Tisch stand eine große schwarze Tasche, halb geöffnet. Ansonsten gab es in der Halle nur noch drei Standard-Kisten an der linken Wand, einen umgefallenen Stuhl fast in der Mitte der Halle und natürlich den Lastkran an der Kette von der Hallendecke herabhängend.

„Beeil dich, lange kann der an der Luft nicht überleben“ wies die Frau in dem geschäftsmäßigen dunklen Hosenanzug einen der Männer im Befehlston an. Dorian konnte nun sehen, dass auf dem Tisch, um den die drei Männer und die Frau herum standen, eine weitere Frau lag. Er nahm an, dass sie es war, deren Schmerzensschrei er vorher gehört hatte. Ihre Beine schienen mit einer der Ketten des Lastkrans an den Tisch gefesselt zu sein, aber ihre Arme wurden offenbar von den Männern nur gehalten. Sie versuchte, sich gegen das zu wehren, was die Männer offenbar mit ihr tun wollten. Was das war, konnte Dorian nicht erkennen. Einer der Männer rechts hielt etwas in einer Hand, aber es war zu klein, als dass Dorian hätte erkennen können, um was es sich handelte. Die Frau schien außerdem geknebelt zu sein, denn nun war ihre Stimme gedämpft zu hören. Was auch immer die Leute vorhatten, es gefiel der Frau eindeutig nicht. Der Mann beugte sich über sie und schien mit dem Gegenstand in seiner Hand etwas am Kopf der Frau machen zu wollen. Ihre Schreie und ihre Gegenwehr wurden lauter und heftiger. Dorian war klar, dass er keine Zeit hatte, zu irgendeinem COMM zu laufen.

„Was immer das werden soll, ich würde es lassen“, rief er daher laut, während er behende unter dem Tor her in die Halle glitt. „Die Polizei wird gleich hier sein.“
 

Lia

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Otaku Veteran
Der Zwischenruf einer Person, die in diesem Moment durch das Tor kam, zog die Aufmerksamkeit meiner Freunde auf sich. In der Hoffnung, einer der beiden, die meine Arme hielten, würde von mir ablassen, leistete ich keinen Widerstand mehr. "Mach du das kurz!", sagte der Mann zu meiner Rechten, ließ meinen Arm los und ging ein paar Schritte zur Seite, um eine bessere Sicht auf den Mann haben zu können, der sie unterbrochen hatte. Das war meine Chance, der Situation doch noch entkommen zu können. Der Mann zu meiner Linken war selbst so fixiert, dass er den anderen offenbar nicht wahrgenommen hat. Vorsichtig bewegte ich meinen Arm zu meinen Kopf. Ich hielt es für sicherer, zu warten, bis einer wieder seine Stimme erhob. "Wir können nicht riskieren, dass er entkommt.", warf der Mann mit dem Parasiten ein. "Ganz blöd bin ich ja nicht.", entgegnete der andere Mann zornig und griff' in die linke Seite seiner Weste.

An dem Punkt hielt ich es für angebrachter, die das Ganze etwas zu beschleunigen. Eine Waffe würde meine Erfolgschancen drastisch minimieren. Ich bewegte mein Handgelenk unter meinen Kopf öffnete den Armel mit meiner Nase ein wenig. Der Behälter befand sich in einer eingearbeiteten kleinen Seitentasche mit der Öffnung nach oben. Diese wurde von einem Stück Stoff und einer Schnur verschlossen gehalten. Ich lockerte die Schnur mit den Zähnen legte die Öffnung frei. Erst beim Zubeißen fiel mir auf, dass ich noch immer was im Mund hatte. Ich holte es heraus. Mit den Zähnen zog ich, begleitet von einem sehr mulmigen Gefühl, den Behälter weit genug hervor, sodass ich ihn mit meiner rechten Hand greifen konnte.

Es musste der Mann mit dem Parasit werden. Er war dem mit der Waffe am nächsten. Es musste schnell gehen. Mit den Zähnen zog ich den Gummi ab. Der obere Rand des runden gläsernen Behälters war scharf, für genau so eine Situation. Mit einem Ruck richtete ich mich auf und stieß dem Mann das Glas in die Hinterseite seines Halses. Er gab einen lauten Schreit von sich und spannte vor Schmerzen seinen Oberkörper an. Ich hatte noch ein wenig Zeit, so stieß ich das Glas mit der Handfläche noch tiefer in seinen Hals. Der Mann zu meiner Linken griff kurz darauf meinen Kopf und zog mich mit solcher Wucht zurück auf den Tisch, dass es sich mir im Kopf drehte. "Du Miststück!", brüllte er mich an. Der Mann mit der Waffe richtete diese im Affekt auf mich und drückte ab. Die Kugel erwischte mich an der linken Seite meines Bauches. Voller Schmerzen verkrampfte ich so sehr, dass ich nichts, als ein dumpfes Stöhnen hervorbrachte. Erneut wurde mir leicht schwarz vor Augen. "Du Idiot!", brüllte Ashley, "Wir brauchen sie noch.". Der Mann mit dem Glas im Hals begann sich plötzlich ununterbrochen zu schreien und ging auf die Knie. Offensichtlich begann der Parasit sich zum Rückenmark zu bewegen. "Was ist das für einer?", schrie Ashley, "Sag es mir!" Mir war klar, dass der Parasit ihr nichts anhaben konnte. Aus diesem Grund musste ich bluffen. Ich schloss meine Augen, lächelte und flüsterte ihr zu: "Ihr werdet alle mit mir sterben." Kurz darauf realisierte ich, dass ich sie damit gewarnt haben könnte, was meine Situation drastisch verschlechtern würde. Gleichzeitig war ich aber so benebelt, dass ich dieser Erkenntnis relativ gleichgültig gegenüber stand. Ashley jedoch machte nur ein paar Schritte zurück und beobachtete, was passierte.
 
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Holzi

...
Das war bisher ganz großartig gelaufen. Kaum hatte Dorian die Halle betreten, wurde geschossen. Immerhin hatte die Frau auf dem Tisch aber einen der Männer verletzen können. Dafür wandten sich die beiden anderen nun Dorian zu. Derjenige, der geschossen und die Waffe noch in der Hand hatte, sah ziemlich wütend aus. Der andere sah zu Dorian, aber auch zu seinem nun am Boden knienden und immer noch laut schreienden Kumpanen, griff dabei aber unter sein Jacket. Die Frau im Hosenanzug, deren hellblondes Haar Dorian auffiel, machte eine knappe Kopfbewegung in seine Richtung.
Dorian hielt es für eher unklug, hier wie angewurzelt stehenzubleiben. Etwa drei Meter rechts von Dorian befand sich die Schalttafel für die Technik der Halle. Ohne wirklich darüber nachzudenken, sprang er hin und schlug auf den einen der vier Schalter für die Beleuchtung, der nach oben umgelegt war. Im nächsten Moment ertönte ein weiterer Schuss und es wurde dunkel. Dorian lief noch ein Stück weiter und ging in die Hocke, während das Echo des Schusses bemerkenswert laut in seinen Ohren dröhnte. Übertönt wurde das nur noch von seinem wild klopfenden Herzen.
`Wo war er hier reingeraten ?´, fragte er sich, seine Hände zitterten.
Es war nun nicht nur einfach dunkel in der Halle, es war komplett schwarz. Abgesehen von den Lämpchen an der Schalttafel. Dorian blieb keine Zeit, länger über das nachzudenken, was hier bisher geschehen war oder darüber, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war, das Licht zu löschen und nun hier unten an der Wand zu hocken, ohne sehen zu können, was die anderen taten.

Für ein paar Augenblicke war es relativ ruhig. Abgesehen von dem nun eher stöhnenden als schreienden Mann, den die Frau auf dem Tisch verletzt hatte. „Der LIA !“, war nun die schneidende Stimme der blonden Frau zu hören. „Ray, sorg für Licht ! Hat er den LIA fallen lassen ?“ Dann sprach die Frau vermutlich den verletzten Mann an, aber Dorian konnte deren Unterhaltung nicht verfolgen. Ray war offenbar der Mann, der vorhin geschossen hatte. Das tat der nun wieder. Eine Serie von Schüssen donnerte durch die Halle und das Mündungsfeuer der Waffe zuckte hell blitzend wie ein Stroboskop. Dorian hörte die Projektile gar nicht weit von sich in die Wand schlagen und warf sich flach auf den Boden, Nachbilder des Mündungsfeuers auf der Netzhaut.

Auf eine absurde Art erinnerte Dorian die Situation an die Zeiten, in denen er ein guter Lasertag-Spieler gewesen war. Sein Team hatte zweimal die County-Meisterschaft gewonnen und Dorian war mal drittbester Spieler in einer Saison gewesen.
Mehr intuitiv als bewusst verhielt Dorian sich nun und wohl auch deshalb geriet er nicht in Panik in dieser extremen Situation, sondern war im Gegenteil sogar ziemlich ruhig. Er kannte sich hier aus, das war ein Vorteil. Er kannte die Abmessungen der Halle, flink und möglichst lautlos huschte er in die Ecke, dann gleich weiter an der rechten Wand entlang. Ihm ging erst nach weniger Metern auf, dass ihn das weiter vom Tor wegbrachte. Von der Sicherheit, denn im Grunde ging ihn das hier gar nichts an und er wollte ganz sicher auch nicht hier sein. Er sah zum Tor rüber, dabei versuchend, die bunten Flecken vor seinen Augen wegzublinzeln. Er konnte durchaus erkennen, wo das Tor war, das Schwarz dort war ein wenig weniger absolut.

Der Mann mit der Waffe, wohl Ray, schoss wieder mehrmals hintereinander. Und trotz des lauten Widerhalls der Schüsse hörte Dorian die Projektile quasi in einer Reihe von rechts nach links auf die Vorderwand der Halle treffen, unterhalb der Schalttafel. Vielleicht versuchte Ray so, selbst kurz ein wenig Licht zu bekommen. Und natürlich versuchte er, Dorian zu treffen. Der wusste nun aufgrund des Mündungsfeuers, wo sein Gegner war. Verständlicher Weise war der auf dem Weg zur Schalttafel, um das Licht wieder einzuschalten. Dorian hatte natürlich keine Waffe und ihm fiel auch nichts ein, was er von den Dingen, die er bei sich trug, als solche hätte verwenden können. Aber er musste sich schnell etwas überlegen, war das Licht erst wieder an, wäre er wohl erledigt. Der Lastkran kam ihm in den Sinn. Vorhin hatte Dorian gesehen, dass der in seiner Ausgangsposition war, seitlich genau mittig und vom Tor aus gesehen zu einem Drittel innerhalb der Halle. Das könnte klappen, fand Dorian, er hatte genügend Orientierungspunkte. Weil er schnell sein musste und dabei auch leise, zog er seine Schuhe aus und lief an der Wand entlang den Weg zurück, den er gekommen war. Dabei warf er den einen Schuh zur anderen Wand herüber, um Ray hoffentlich abzulenken. Das funktionierte, denn Ray schoss erneut, diesmal in die Richtung des Geräusches, das der Schuh gemacht hatte. Dorian erreichte die Schalttafel und drückte den Steuerhebel für die Bedienung des Lastkrans nach unten, dabei wieder in die Hocke gehend. Die Lämpchen an der Schalttafel hatten genügend Licht gespendet, um den lokalisieren zu können. Das Summen der Elektromotoren und das Rasseln der Kette hatte er noch nie so laut wahrgenommen, das machte ihn nun sehr nervös.

Weiter hinten in der Halle waren die anderen zu hören, aber er konzentrierte sich auf die Geräusche, die Rays Schuhe machten. Nach nur drei Sekunden hielt Dorian es nicht mehr aus, hier zu hocken, denn es war sicher jedem klar, von wo aus der Kran bedient wurde. Außerdem hoffte er, dass der Haken nun weit genug unten war, er arbeitete ja oft damit und konnte das einschätzen. Er lief wieder los, in einem leichten Bogen wollte er Ray umgehen und hinter den kommen. Dabei musste er sich so orientieren, dass er den Kran auch finden würde, in völliger Dunkelheit.
„Ray, wir brauchen Licht“, schrie die blonde Frau, was Dorian auch ein wenig dabei half, sich zu orientieren, er sah quasi die Szene im Geiste vor sich und wusste ungefähr, wo er war.

Vielleicht hätte es wirklich so geklappt, wie Dorian es sich hastig überlegt hatte. Das tat es aber nicht, denn es geschahen zwei Dinge:
Als erstes stolperte Dorian über den Stuhl, der in der Mitte der Halle auf dem Boden lag. Er schrie leise, weil er mit dem Schienbein sehr schmerzhaft in vollem Lauf dagegen gestoßen war.
Während er noch stolpernd einen Sturz zu vermeiden versuchte, blitzte ein Licht auf. Ein starker Lichtstrahl schnitt scheinbar ziellos durch die schwarze Dunkelheit. Dorian rappelte sich auf, mit schmerzendem Schienbein, und stand dann im Lichtkegel der Taschenlampe, die der dritte Mann nun in einer Hand hielt. „Ray !“, schrie der und ließ den Lichtstrahl zu Ray rüberzucken. Dorian wirbelte herum und entdeckte Ray keine zehn Meter von sich entfernt, zwischen sich und der Schalttafel. „Auf ihn, Mann, nicht auf mich“, schrie Ray zurück und richtete die Waffe auf Dorian. Dorian hatte keine Zeit zu reagieren, Ray drückte sofort ab, noch ehe Dorian wieder im Licht der Lampe stand.

Anstelle eines Schusses war aber nur ein metallisches Klicken zu hören. Noch während Dorian `Sie ist leer´ durch den Kopf schoss, zuckte der Lichtstrahl wild herum, begleitet von einem lauten Schmerzensschrei aus dem hinteren Teil der Halle. Einen Augenblick später war es wieder völlig dunkel. Dorian hörte etwas hartes auf den Boden fallen, vermutlich die Taschenlampe. Er hatte weder Zeit noch Lust, das genauer zu erkunden, sondern griff nach dem Stuhl und schleuderte den in einer einzigen fließenden Bewegung dorthin, wo er gerade eben noch Ray gesehen hatte. Und er traf, ein dumpfer Aufprall und ein erstickter Schmerzensschrei waren zu hören. Dorian lief los, dorthin, wo der Haken des Krans hing. Er fand ihn und schleuderte ihn sofort hoffentlich an die gleiche Stelle, wo er vorher den Stuhl hingeworfen hatte. Er traf aber wohl nicht, zumindest hörte er diesmal keinen Aufprall, sondern nur das leise Rasseln der Ketten.

Einen Augenblick später wusste Dorian genau, wo Ray nun war. Er hatte ihn nämlich quasi am Hals. „Was bist du eigentlich für einer ?“ knurrte der Mann, der ihn gerade gepackt hatte. Dorian versuchte noch, selbst in der völligen Dunkelheit irgendwie einen Griff an den Gegner zu bekommen, als der zurückschwingene Haken des Lastkrans Ray von hinten traf. Der Schlag warf sie beide zu Boden, Ray mit einem lauten Ächzen. Dorian glaubte sogar, das Brechen von Knochen gehört zu haben.

Weit entfernt, aber doch deutlich erkennbar, war das Heulen einer Polizeisirene zu hören.
„Hast du den LIA ?“ war dann die blonde Frau schrill zu hören. Dorian rutschte von Ray weg, der sich stöhnend scheinbar wieder auf die Beine zu bringen versuchte, und stand selbst wieder auf. Aus dem hinteren Teil der Halle war hektisches Gerede zu hören, Ray stöhnte ächzend und der zuerst verwundete Mann war auch immer noch zu hören.

Dorian wusste nun nicht, was er tun sollte. „Ich habe den LIA. Wir müssen weg“, war dann der dritte Mann zu hören. Dorian war geneigt, ihm zuzustimmen. Mittlerweile war Dorian wieder auf die Beine gekommen und zur Wand gelaufen. Er würde ja einfach hier stehen bleiben und hoffen, dass die anderen verschwänden, aber da war noch die Frau auf dem Tisch. So lief Dorian dann wieder dorthin, wo der Stuhl ungefähr liegen musste. Er fand ihn, während er versuchte, alle Geräusche der anderen gleichzeitig zu beachten. Offenbar waren die drei bei den Tischen auf dem Weg zum Tor, Ray fluchte: „Die Waffe ist weg, verdammt, und die Polizei fast da, wir müssen sofort verschwinden.“ „Hilf mir bei Jason“, rief der dritte Mann.
Dorian packte den Stuhl und schlug damit auf den Boden. „Ihr kommt nicht schnell genug weg“, rief nun er erstmals seit dem Betreten der Halle etwas. Er hoffte, dass das die anderen eher noch antreiben würde. Sofort danach wechselte er lautlos die Position.
„Wir sehen uns wieder, Claire“, hörte Dorian dann die blonde Frau, schon in der Nähe des Tores. Das bedeutete, die andere Frau, Claire, lag wohl noch auf dem Tisch. Sofort lief Dorian wieder los, diesmal zur Schalttafel, den Stuhl nahm er dabei mit. Er schlug zweimal auf den Knopf für das Hallentor, welches sich summend in Bewegung setzte und sich senkte. Dann schaltete er wieder eine der Lichtreihen ein. Die blonde Frau war schon am Tor, die schwarze Tasche, die vorher vor dem Tisch gestanden hatte, in einer Hand. Sie sahen sich an. „Wir sehen uns auch wieder“, versprach sie und hob leicht eine Augenbraue. Dorian beachtete sie nicht weiter, sondern sah kurz zu den anderen Männern. Ray und der dritte Mann fanden sich gerade, den anfangs verwundeten Mann nahmen sie zwischen sich, den stützend. Sofort nachdem Dorian die Situation überblickt hatte, löschte er das Licht wieder. Der dritte Mann hatte nämlich auch eine Waffe !

Aber offenbar hatten die Gegner erkannt, dass nun nicht der richtige Zeitpunkt war, hier noch länger rumzuballern, gingen sie wohl davon aus, dass Dorian wirklich die Polizei gerufen hatte. Das Tor rollte leise ratternd runter. Sekunden später stoppten die Motoren des Tores, es war wohl geschlossen. Dorian schaltete das Licht wieder ein. Dreieinhalb der anderen waren weg, aber von einem waren die Beine noch innerhalb der Halle. Der Mann war dort eingeklemmt. Es gab natürlich eine Sicherheitsschaltung, die das Tor abgestellt hatte, aber dennoch war der Mann nun zumindest mehr oder weniger gefangen. Dorian ahnte, dass das der Mann war, der anfangs von Claire verletzt worden war. Darauf deutete unter anderem das Blut an der Hose hin. „Er sitzt fest“, hörte er dann auch die Bestätigung dessen, was er sah, von draußen. Wieder Sekunden später waren zwei Schüsse zu hören. Die Beine des Mannes zuckten und dann war dessen Gestöhne nicht mehr zu hören. Dafür dann sich entfernende laufende Schritte. Dorian starrte ungläubig auf die Beine des nun scheinbar toten Mannes. Des Mannes, der von seinen Leuten erschossen worden war ?!

Ein weiteres Ächzen war dann zu hören, diesmal aus dem hinteren Teil der Halle. Ach ja, die Frau... Dorian lief hin und sah eine Frau, vermutlich Ende 20, mit gewelltem schwarzen Haar, zu einem lockeren Zopf geflochten, eher blasser Haut und braunen Augen. Und mit einer Schusswunde an der Seite.
„Ähhh... Hi“, sagte Dorian, als ihre Blicke sich trafen.
 
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Lia

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Als mich der Mann, der plötzlich in meinem unmittelbaren Blickfeld auftauchte, ansprach, realisierte ich erst, dass es vorbei zu sein schien. Ich musste erst einmal meine Gedanken ordnen. Mir schwirrten so viele Dinge durch den Kopf, dass der Dialog mit ihm immer weiter in den unteren Bereich meiner Liste rutschte.

Ich war aufgeflogen. Nun konnte ich nicht mehr zurück in das Labor. Weiterhin musste ich davon ausgehen, auf der Liste gesuchter Verbrecher zu landen.

„Der Parasit!“, schoss mir plötzlich durch den Kopf. Mein Kopf schnellte nach rechts zum Tor, unter dem der leblose Körper eines der Männer lag. Das blaue Exemplar konnte ich in meinem Zustand wohl abschreiben. Darüber hinaus war ich unbewaffnet und hatte keine Ahnung, wohin Ashley mit den beiden Männern verschwunden war.

Nun wurde die Polizeisirene immer präsenter wurde. Instinktiv versuchte ich meine Beine heranzuziehen, um das Weite zu suchen, bis mir auffiel, dass ich mich dafür in einer relativ ungünstigen Position befand. Ich überlegte krampfhaft, wie ich der Situation entkommen konnte. Zu meiner Überraschung fuhr der Wagen jedoch einfach am Gebäude vorbei.

Nun wandte ich mich wieder dem Mann zu. Sein unbekümmerter fast gleichgültiger Blick lies mich vermuten, dass es nur ein Bluff von ihm war. Nun war es eigentlich an der Zeit, etwas zu sagen. Der Umstand, nicht zu wissen, mit wem ich es zu tun habe, macht e es jedoch schwer, die richtigen Worte zu finden. Aus diesem Grund sah ich ihn mir zunächst etwas genauer an. Es war ein schlanker Typ, ca. 1,80 groß, vielleicht Anfang bis Mitte 30, kurze dunkelblonde Haare und grüne Augen. Seine Kleidung war sehr lässig. Über einem hellen Shirt trug er eine schwarze offene Jacke mit Kapuze, dazu blaue Jeans mit einigen Rissen. Er trug kleine schwarze Plugs und seine linke Augenbraue zierte ein Piercing.

Da ich bereits gefühlt mehrere Sekunden, ohne ein Wort zu sagen, durch die Gegend guckte, kam er scheinbar erstmal von der Idee ab, auf eine Antwort von mir zu warten. Er wandte sich der Kette an meinen Füßen zu begann mich davon zu befreien.

„Vielen Dank.“, sagte ich leise. Sowie ich meine Beine wieder bewegen konnte, schob ich sie vom Tisch und richtete mich auf. Meine Verletzung machte mir sehr zu schaffen, als ich versuchte, mich auf die Beine zu stellen. Ich war zunächst etwas überrascht, dass er sich dabei nicht anbot. Sowie ich halbwegs auf den Beinen war, drehte ich mich, meine linke Hand auf den Tisch stützend, dem Mann entgegen, der mir irgendwie ganz schön aus dem Schlamassel geholfen zu haben schien.

„Wer bist du?“, fragte ich schließlich.
 

Holzi

...
"Ach, wer ich bin, ist hier interessant", erwiderte Dorian spitz. Nun, nachdem die größte Anspannung verflogen und das Adrenalin wohl zum guten Teil abgebaut war, fühlte Dorian sich irgendwie ausgelaugt und zittrig. Nach einem nervösen Blick zum Tor sah er wieder die Frau an, mit einem etwas misstrauischen Blick.
Dann setzte er sich an die Kante des Tisches, weil seine Beine zitterten, und musterte sie kurz von oben bis unten.
"Erzähl du mir lieber was, ich gehöre hier fast hin. Im Gegensatz zu euch. Du kanntest die, nicht ? Was waren das für Typen ? Was hatten die mit dir vor und ..." Er seufzte laut und rieb sich mit dem Händen über das Gesicht.
"Tut es sehr weh ? Du musst ins Hospital", sagte er dann ein wenig versöhnlicher klingend.
 
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Lia

Don't eat the help! ツ
Otaku Veteran
"Ganz schön aufgedreht.", dachte ich in diesem Moment. Wie auch immer, was sollte ich ihm sagen? Dass ich zum APM gehöre und wir uns gerade EVE zum Feind gemacht haben? Da ich nicht wusste, wie er reagieren würde, konnte ich nicht riskieren, mich ihm auszuliefern. Gleichzeitig wollte ich ihm nichts Wichtiges vorenthalten, weil ich ihn dadurch in Gefahr bringen würde.
Außerdem musste ich ihn von der Idee abbringen, mich in's Hospital bringen zu wollen, sofern es mehr als nur eine beiläufige Feststellung seinerseits war.
"Ich heiße Claire.", sagte ich. "Danke, dass du mich gerettet hast. Diese Leute gehören einer Gruppe von EVE an, die LIAs modifizieren und für Experimente missbrauchen. Ich bin zufällig dahinter gekommen und zum Problem für sie geworden." Nachdem ich das gesagt hatte, wurde mir klar, dass ich mich verdächtig machen würde, würde ich jetzt versuchen wollen, meinen Parasiten aus dem Typen unter dem Tor zu schneiden. Das war allerdings nicht wirklich problematisch. Auch wenn der Körper bereits tot war, könnte er über einen großen Zeitraum von dessen Nährstoffen leben. Ich konnte mich später darum kümmern.
"Du hast sicherlich eine Vorstellung davon, welchen Einfluss EVE hat.", fuhr ich fort. "Das Hospital ist somit keine Option. Ich muss so schnell wie möglich zu meinen Freunden im Süden der Innenstadt. Wo genau sind wir hier?"
 

Holzi

...
"Welche EVE ? Der Medizin-Konzern ? Soweit ich weiß, heilen die Menschen und ballern nicht in der Gegend rum."
Dorian sah Claire wieder ziemlich misstrauisch an. Dann sah er auf seine Uhr und seufzte wieder. "Mein Boss wird vermutlich rumballern. Und wieder auf mich."
Er sah sich kurz um, sein Blick blieb an der Waffe hängen, mit der Ray vorhin geschossen hatte.
"Wir sollten hier verschwinden. Und zwar schnell. Wir sind am Hafen, also im Nordosten der Stadt." Sein Blick fiel nun auf Claires Arm.
"Hast Du ein COMM ? Dann könntest du dir ein Taxi rufen, falls du meinst, das Spital wäre keine gute Option. Ich habe meins nicht bei, darum war die Polizei gerade auch nicht wegen uns hier."
Dabei stand er auf, um seine Schuhe einzusammeln. Ehe er die aber holte, sah er nochmal Claire an: "Ich heiße Dorian."
 
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Lia

Don't eat the help! ツ
Otaku Veteran
"Dorian also...", murmelte ich vor mich hin.
Ich griff an mein linkes Handgelenk, um Gewissheit darüber zu bekommen, was ich bereits vermutete. Meinen COMM hatten sie mir selbstverständlich abgenommen. Dann fiel mein Blick auf die Beine des Mannes unter dem Tor.
"Nein, sie haben ihn mir abgenommen.", antwortete ich. "Vielleicht hat er aber einen.", fuhr ich fort und deutete dabei auf den Mann unter dem Tor.
 

Holzi

...
"Frag ihn mal", schlug Dorian sarkastisch klingend vor, während er seine Schuhe anzog.
Dann sah er auf den Glasbehälter, mit dem Claire den nun Toten verwundet hatte. Der lag neben dem Tisch auf dem Boden, genau wie die Taschenlampe, die der dritte Mann vorhin gehabt hatte.
"Hast du sowas immer im Ärmel ?"
 
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Lia

Don't eat the help! ツ
Otaku Veteran
Ich war überrascht, dass er das aus der Entfernung sehen konnte. Allerdings war ich mir aber sicher, dass er nichts vom Parasiten wissen konnte.
"Ich arbeite in der Forschungseinrichtung von EVE.", sagte ich. "Wie auch immer, dort ist es nun nicht mehr sicher für mich. Ich schlage vor, dass du erstmal mit mir kommst. Auch du könntest in Gefahr sein und wir können dir Schutz bieten." Mit diesen Worten ging ich hinüber zur Schalttafel für das Tor, wusste aber nicht wirklich, was ich drücken sollte.
 

Holzi

...
"Ich könnte in Gefahr sein ?" Dorian sah Claire ungläubig an. "Du meinst, wie in so einem drittklassigen Film ?"
Dorian kratzte sich am Ohr und überlegte.
`Wir sehen uns auch wieder´, hatte die blonde Frau gesagt. Aber das war doch Unsinn, sowas gab es wirklich nur in billigen Filmen. Andererseits... die waren schon krass. Immerhin hatten die ihrem Kollegen abgeknallt, weil der... ja, warum eigentlich ?
Er wäre auf jeden Fall ziemlich tot, wenn er nicht zur Arbeit ginge. Er war ohnehin schon zu spät. Sein Boss war da nicht wirklich locker.
Allerdings könnte er nachher anrufen und sich krank melden, das wäre was anderes. Und konnte er Claire so wirklich in ein Taxi steigen lassen ? Sie sah ziemlich angeschlagen aus und hatte sicher auch Schmerzen. Und wenn keiner von ihren `Freunden´ da war, wo sie hinwollte... In ihre Wohnung konnte sie wohl wirklich nicht, wenn sie mit den Typen von vorhin mal zusammen gearbeitet hatte. Zur Not könnte er sie dann auch zu sich mitnehmen.
`Ja, ganz bestimmt´, dachte er nach diesem tollen Einfall und verdrehte die Augen.
Arbeiten konnte bzw. wollte er nach diesem Erlebnis jedenfalls nicht. Am besten wäre, er würde einfach nach Hause gehen und dann die Polizei anrufen. Oder vom Hafen aus...
Aber er war auch neugierig zu erfahren, was hier überhaupt los gewesen war. Und wenn er eh nicht arbeiten gehen würde...
"Der große runde, einmal drücken. Gibt es bei deinen sogenannten Freunden was zu trinken ?"
 

Akira Akarui

Super-Moderator
Teammitglied
SMods
Eng an die Hauswand gepresst stand ich im Dunkeln und spähte hinüber zur Häuserreihe, aus der nur aus wenigen der Fenster noch gedämmtes Licht schien.

Ich mochte die Nacht, mochte die Ruhe, denn beides war Balsam für meine überreizten Sinne. Und so stand ich da, genauso wie auch die letzte und vorletzte Nacht, hörte auf die wenigen Laute, die in diesem abgeschiedenen Teil der Stadt zu hören waren. Auch wenn ich mich besser fühlte, als noch Stunden zuvor, war ich unruhig, denn ich war weiterhin unschlüssig, unentschieden, wie meine weiteren Schritte aussehen sollten, was ich tun sollte.

Während ich darüber nachzugrübeln begann, was ich überhaupt hier wollte, wanderten meine Gedanken einmal mehr zurück zu jenem verhängnisvollen Tag vor gut zwei Monaten, an dem mein gesamtes Leben sich auf den Kopf zu stellen begann. Zu jenem Tag, an dem ich meinen Freund Pete dabei ertappte, wie er es mit einem jungen Blondschopf trieb und das, obwohl wir uns gegenseitig geschworen hatten, einander treu zu bleiben. Zur Rede gestellt hatte er es nicht abgestritten, hatte vielmehr gelacht und gemeint, es wäre atemberaubend gewesen und viel aufregender als jemals mit mir.

Noch in derselben Nacht hatte ich unsere gemeinsame Wohnung verlassen, hatte meine Arbeit gekündigt, denn die Vorstellung, ihm jeden Tag über den Weg laufen zu müssen, war unerträglich gewesen. Und so war ich von einem Tag auf den anderen ohne Bleibe, ohne Geld, ohne zu wissen, was ich tun sollte. Doch dann war mir diese Anzeige des Pharmariesen EVE in die Hände gefallen: „Junge gesunde männliche Probanden gesucht für wissenschaftliche Studie, bei großzügiger Honorierung .“

Ich lachte freudlos auf, wischte mir eine Strähne aus der Stirn, während ich über mich selbst und meine Naivität den Kopf schüttelte. „Großzügige Honorierung“ ... murmelte ich leise. Ja, man hatte mich honoriert, doch ganz anders, als ich mir das jemals hätte vorstellen können, ganz anders, als sich das überhaupt jemand vorzustellen vermochte ...
 

Lia

Don't eat the help! ツ
Otaku Veteran
Etwas überrascht sah ich Dorian an. Dann lächelte ich und sagte: "Ihr werdet euch gut verstehen." Ich drückte auf den großen runden Knopf und das Tor fuhr hoch. Mittlerweile hatte ich viel Blut verloren. Der Wunsch nicht verbluten zu wollen, war in diesem Moment erstmal wichtiger als alles andere. Ich zog meinen Cardigan aus, rollte die Ärmel zusammen und presste sie auf die Wunde. Beim Versuch, mir die Enden meines Cardigans hinter meinem Rücken zusammenzubinden, musste ich feststellen, dass das ein recht ungünstiges Vorhaben mit einer Schusswunde war. Ich wollte mich just zu Dorian wenden, um ihn um Hilfe zu bitten, da stand er bereits hinter mir und zog mir meinen Cardigan zu. "Danke", sagte ich.

Wir gingen zum Tor und sahen auf den Körper des Mannes herab. Sein ganzer Hals und der größte Teil seines Shirts waren blutig. Seine Halswirbel schienen unverletzt zu sein, was bedeutete, dass der Parasit am Leben sein musste. Ich beugte mich zu ihm runter und tastete seine Arme ab, um zu sehen, ob er einen COMM bei sich trug. Doch wir hatten kein Glück. Ich sah mich langsam um. Wir befanden uns in einer dunklen Gasse zwischen weiteren Lagerhallen. Verdutzt blickte ich auf einen schwarzen Truck, der genau neben uns stand. Ich kannte dieses Modell. Es war einer von EVEs Trucks. Ich fragte mich, warum sie ihn nicht mitgenommen haben. "Könnten sie noch immer hier sein?", schoss mir durch den Kopf. Dann kam mir ein Gedanke. Der Mann unter den Tor lag mit den Beinen in der Halle. "Hat er möglicherweise einfach den Schlüssel?", fragte ich mich. Ich ging zu ihm hinüber und durchsuchte seine Hosentaschen. In einer seiner Seitentaschen fand ich tatsächlich die Schlüssel. Völlig verblüfft über unsere plötzlich positive Lage, begann ich die Situation neu zu bewerten. "Wir können sie noch einholen.", schoss mir durch den Kopf. "Nein, streng dein Kopf an. Es ist zu viel Zeit vergangen und sie haben sicherlich schon Hilfe gerufen. Außerdem sind sie bewaffnet. Wir müssen hier schleunigst weg." Nach meinem kleinen Gedankenausflug, reichte ich Dorian die Schlüssel und sagte: "Mit dem Truck haben wir den Vorteil, ihn mitnehmen zu können. Wärst du so gut?"
 
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Holzi

...
"Wen ihn ? Etwa die Leiche ?" fragte Dorian ungläubig und sah zur Lagerhalle rüber. Claire nickte.
Dorian sah Claire sehr skeptisch an, seufzte schulterzuckend, nickte dann aber auch und schaffte mit Claires Hilfe die Leiche des Mannes auf die Ladefläche des Trucks.
Er nahm an, dass Claire ihre Gründe dafür haben würde, den mitnehmen zu wollen. Auch wenn er sich die nicht wirklich vorstellen konnte. Und auch nicht wollte.
Diese Frau war auf jeden Fall seltsam, fand er. Er würde sich später mal, wenn er etwas Ruhe hatte, Gedanken darüber machen, ob sie nicht vielleicht eher die Gefahr war. Sie hatte diese seltsame Waffe im Ärmel gehabt, wollte nun diese Leiche mitnehmen und nicht ins Hospital, weil angeblich EVE, der Konzern, der dafür bekannt war, wohltätig zu sein und der allein bei der Nuklear-Katastrophe vor zwei Jahren im Three-Miles-Reaktor wohl über einhundert verstrahlte Menschen mit Hilfe der LIAs gerettet hatte, sie... was eigentlich ? Gefangen nehmen wollte ? Töten wollte ?
Vielleicht waren sie und ihre Freunde Terroristen. Oder es ging um Industrie-Spionage...
Er würde sich von ihr mitnehmen lassen und sich ansehen, was es mit denen auf sich hatte. Dann würde er zumindest schonmal ihr Versteck kennen...

"Das sollte reichen", schnaufte er, nachdem sie die überraschend schwere, unhandliche und komplett unkooperative Leiche auf der Ladefläche verstaut und mit einer Plane abgedeckt hatten.
"Ganz toll, wir fahren also jetzt mit einer Leiche durch die Stadt", murmelte er dann kopfschüttelnd und half Claire in den Wagen. Die Sitzbank lag relativ hoch und es war sicher schmerzhaft für sie, in den Truck zu klettern.
Kurz darauf saß er am Steuer und sah nun den Schlüssel in seiner Hand ebenso skeptisch an wie zuvor Claire. Nach einem suchenden Blick sah er Claire an und fragte:
"Apropos `Durch die Stadt fahren´... Kommt der irgendwo rein oder wie geht das ?"
 
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