Regeln und Diskussion
Fast drei Jahre ist es nun her, seit wir EVE infiltriert haben. Angefangen hat es mit Experimenten an totkranken und unheilbaren Menschen. Die Behandlungen durch Parasiten wiesen so hohe Erfolgschancen auf, dass viele interessierte Investoren EVE subventionierten. Doch es sollte nicht dabei bleiben. Durch den erkauften Einfluss großer Konzerne folgten weitere Experimente, die über die Motivation für den Erhalt menschlichen Lebens abwichen. Es wurden Parasiten erschaffen, die Sinne und Leistung des menschlichen Körpers maximieren können. Aber damit nicht genug. Gerüchten zufolge werden Parasiten bereits als Waffen eingesetzt. Die Existenz und Erforschung der Parasiten stellte von Anfang an eine viel zu große Bedrohung dar. Damals wollte uns niemand zuhören. Es gab einfach zu viel Zuspruch aus allen Teilen der Bevölkerung, um ein Gehör dafür haben zu wollen, welchem Risiko wir uns damit aussetzen würden.
Wir gründeten die Organisation APM als Gesicht für unsere Gegenbewegung, mit dem Ziel, der Bevölkerung die Augen zu öffnen. Doch mit der erfolgreichen Parasitenbehandlung des berühmten Biologen Siegfried Hudson, der kurz vor dem Tod stand, gelang EVE endgültig der Durchbruch. Ihr Einfluss wurde so groß, dass wir in kürzester Zeit fast vollständig zerschlagen wurden. Seitdem ächtet man uns als Outlaws. Meine Eltern, die mich in ihrer Weitsicht bis zu jenem Zeitpunkt von allem abgeschirmt hielten, wurden in Gewahrsam genommen. Dank ihnen konnte EVE mich nicht in Verbindung mit APM bringen. Im Verborgenen versuchen wir nun erneut EVE zu bekämpfen, mit dem Ziel, der Öffentlichkeit ihre wahren Absichten preiszugeben. Um ihren Forschungen so nahe wie möglich zu sein, arbeite ich im Laborbereich einer ihrer Einrichtungen. Ich erhielt diese Position durch meine spezielle Beziehung zur hiesigen Laborleiterin.
Wir erhielten kürzlich die Information, dass sich hier drei neue seltene Exemplare der Parasiten befinden. Sie sollen noch heute in das Labor des Hauptquartiers transportiert werden. Sind sie erstmal dort, ist es nahezu unmöglich für uns, sie noch aus dem Verkehr ziehen zu können. Auch wenn es sehr gewagt ist, haben wir entschieden, dass es das Risiko Wert ist, ihren Aufenthaltsort aufzusuchen, um hinter ihre Fähigkeiten zu kommen. Sollte es sich dabei tatsächlich, um Exemplare handeln, die speziell zu militärischen Zwecken entwickelt wurden, müssen wir sie unbedingt in unseren Besitz bringen. Das größte Risiko stellt wohl der Bereich dar, in dem sie aufbewahrt werden. Da ich nicht die nötige Autorisierung besitze, habe ich unter dem Vorwand persönlicher Untersuchungen bei Laborleiterin Dr. Ashley Crior um einen temporären Zugang gebeten.
Es war kurz nach fünf, Ende der regulären Arbeitszeit. Als gegenwärtige Verantwortliche für das Herunterfahren der Maschinen, war ich die Letzte im Labor. Es war fast so weit. Ein letztes Mal ging ich gedanklich nochmal alles durch. „Claire?“, unterbrach eine Stimme unerwartet die Stille. „Wolltest du nicht noch was erledigen?“ Erschrocken zuckte ich zusammen und sah eine Kollegin an der Tür stehen. „Oh, hab‘ ich dich erschreckt? Tut mir Leid.“, warf sie verdutzt hinterher. In der Aufregung brauchte ich einen kurzen Moment, um nach Worten zu ringen. Ich lächelte anschließend und sagte: „Schon gut. Ich dachte nur, dass ich bereits allein wäre. Bis morgen.“ Sowie ich wieder vermeintlich alleine war, ging ich nochmal an die Tür, um sicherzugehen, nicht nochmal überrascht zu werden. Niemand war zu sehen. Ich schloss leise die Tür und ging in den Vorbereitungsraum. Ich holte meine Tasche aus dem Schließfach und öffnete sie. In meiner unendlichen Paranoia ging ich nochmal an die Tür zum Vorbereitungsraum. Wieder konnte ich niemanden sehen oder hören. So machte ich mich wieder an’s Werk und holte vorsichtig einen kleinen gläsernen Behälter heraus. Im Inneren schwamm eine kleine schwarze Kreatur, grade so groß wie ein Daumen. Optisch ähnelte sie einer Mischung eines Tausendfüßlers mit einem Bandwurm. Der vordere Bereich erinnerte an den Kopf eines Hammerhais. „Ich hoffe, dass ich dich nicht brauchen werde.“, sagte ich vor mich hin. Ich schob den Behälter in einen präparierten Bereich meines rechten Ärmels und fixierte ihn. Dann holte ich einen kleinen Container mit vier weiteren Behältern aus der Tasche. Ich holte nochmal tief Luft und machte mich auf den Weg in die nächste Etage. Um den Kontakt mit anderen Leuten zu minimieren, nahm ich die Treppe.
Oben angekommen bog ich nach links ab. Wie erwartet wurde der Eingang von nur einem Mitarbeiter bewacht. Um den Anschein von Selbstverständlichkeit zu erwecken, versuchte ich zunächst einfach vorbeizulaufen. Wenig überraschend stellte er sich mir in den Weg. Ohne ein Wort zu sagen, wanderte sein Blick auf meine Karte, anschließend auf seine Liste. „Sie haben keine Autorisierung für diesen Bereich.“, sprach er abfällig. „Dr. Crior hat mich mit einer wichtigen Aufgabe betraut. Den Zugang für diesen Bereich hat sie mir bereits erteilt.“, erwiderte ich. „Mit einer wichtigen Aufgabe also?“, sagte er und runzelte die Stirn. „Jaja, ihr haltet euch immer für etwas Besseres, nicht wahr? Du willst hier rein? Vielleicht kannst du mich ja überzeugen, ein Auge zuzudrücken.“ Mit diesen Worten grinste er mich hämisch an. Emotionslos sah ich ihn einen Moment lang an. Dann stellte ich den Container auf den Boden und zog den Schacht mit den Behältern vorsichtig raus und hielt ihn ihm entgegen. „Diese hier benötigen einen Liquor-Abgleich. Bei denen in den blauen Behältern müssen Transferasen extrahiert werden.“, wies ich ihn an. Überrascht blieb sein Blick an den Behältern mit den Parasiten hängen. „Diese Angelegenheit ist ziemlich wichtig.“, fuhr ich schließlich fort. „Darf ich Dr. Crior berichten, dass sie sich ihrer annehmen werden?“ Angewidert starrte er mich noch einen Moment an und trat schließlich ohne ein Wort zu sagen zur Seite. Langsam schob ich den Schacht zurück in den Container und ging durch die Tür.
Das Lager, in dem die drei Exemplare aufbewahrt werden sollten, lag am Ende des Flurs auf der linken Seite. Niemand kam mir auf dem Gang entgegen. Hinten angekommen nahm ich die Tür vor dem Lager. Jener Raum wurde mit einer Wand aus Glas und einer Tür vom Lager getrennt. Auf diese Weise konnte ich sicherstellen, dass sich niemand im Lager befand, ohne plötzlich erklären zu müssen, was ich dort zu suchen hätte. Ich schaltete nur das Licht in diesem Raum ein. Durch das Glas wurde der vordere Bereich des Lagers mit erleuchtet. Es schien niemand da zu sein. Vorsichtig öffnete ich die Tür und versuchte Geräusche wahrzunehmen. Ich wartete noch einen kurzen Moment und betrat schließlich das Lager. Der hintere Bereich lag größtenteils im Dunkeln. Vorne stand ein großer Tisch. Neben diversen Dingen, die ich nicht zuordnen konnte, machte ich eine massive Transportbox, wie ich sie schon oft verwendete, aus. „Könnte es das sein?“, fragte ich mich. Ich sah mich nochmals vorsichtig um, nur um zu realisieren, dass es ohnehin zu dunkel war, um viel mehr erkennen zu können. Mit schnellen Schritten eilte ich hinüber. Zögernd stand ich nun vor der Box und war mir nicht ganz sicher, ob ich mich darüber freuen sollte, das zu finden, was ich vermutete zu finden. Ich betätigte die beiden Schalter zur Entriegelung. Langsam schob sich die Klappe nach hinten. Im Inneren lagen drei Glasbehälter, jeweils an beiden Enden fixiert, sodass man dennoch den Inhalt sehen konnte. In jedem von ihnen schwamm ein Parasit. Zwei von ihnen waren blau, der Dritte schimmerte rötlich. Sprachlos verlor ich kurz die Fassung. Noch nie hatte ich Exemplare in solchen Farben gesehen. Es bestand kein Zweifel daran, dass es sich dabei um jene Parasiten handeln muss. Im unteren Bereich eines jeden Behälters war ein kleiner Touchscreen eingebaut. Ich schaltete den von einem der blauen Exemplare ein und navigierte durch einige Diagramme und Zahlen, bis ich zu einer Beschreibung kam. Auf dem Display stand: „Abrufen von Erinnerungen, normales menschliches Verhalten, Kooperationsbereitschaft, kein eigenständiger Wirtswechsel“ Völlig unklar darüber, was mich davon am meisten schockieren sollte, versuchte ich die Fassung zu bewahren. „Kein eigenständiger Wirtswechsel?“, schoss mir durch den Kopf, „Heißt das, es gibt Exemplare, die dazu in der Lage sind?“. Mein nächster Gedanke war, dass ich diese Exemplare unter allen Umständen an mich bringen musste. In diesem Moment wurde mir jedoch schlagartig klar, dass mein ursprünglicher Plan, sie einfach auszutauschen, an der Farbe der Parasiten scheiterte. „Wenn sie noch heute transportiert werden sollen“, wurde mir klar, „würde alles auffliegen, weil ich die Letzte bin, die heute noch hier war.“. Plötzlich vernahm ich ein Geräusch hinter mir. Mir blieb das Herz stehen. Noch bevor ich darüber nachdenken konnte, spürte ich einen stechenden Schmerz im Nacken und mir wurde schwarz vor Augen.
Wie, als befände ich mich in einem komaähnlichen Zustand, kam ich irgendwann wieder langsam zur Besinnung. Scheinbar lag ich auf einem Tisch. Ich konnte meine Beine und Arme nicht bewegen und hörte Stimmen um mich herum. Langsam realisierte ich, was passiert war und dass unser Plan vereitelt wurde. Die plötzlich eintretende Angst darüber, was nun mit mir passieren würde, ließ mich schneller aufwachen, als mir lieb war. Neben mir stand ein Mann, der etwas in den Händen hielt und scheinbar völlig darauf fixiert war. Zwei weitere Männer hielten jeweils einen meiner Arme fest. Ich war offensichtlich nicht mehr im Komplex von EVE, da ich an die Decke einer Halle starrte. In der Ferne sprang mir ein leicht geöffnetes Tor in die Augen. „Endlich wach?“, ertönte eine Frauenstimme hinter mir. Ich neigte meinen Kopf nach hinten und blickte in das Gesicht von Dr. Crior. „Ashley?“, brauchte ich mit zitternder Stimme hervor. Nach einem kurzen Moment der Stille brachte Ashley ein tiefes Seufzen hervor. „Wirklich schade, dass du es warst.“, fuhr sie fort, „Wir hatten eine Menge Spaß zusammen.“ Sie wandte sich anschließend dem Mann zu, der unmittelbar neben mir stand. „Tu es!“, wies sie ihn an. Meine Aufmerksamkeit wandte sich dem zu, was er in den Händen hielt. Dann erkannte ich das Glas mit einem der blauen Parasiten. In meiner Verzweiflung, kam mir spontan nichts anderes in den Sinn, als laut zu schreien, als mir Ashley plötzlich etwas in den Mund stopfte. Die offensichtliche Aussichtslosigkeit meiner Situation ließ mir bereits Tränen über die Wangen laufen. Während ich vergeblich versuchte mich aus den Griffen der Männer zu befreien, realisierte ich, dass sich der, von mir platzierte, Behälter mit dem Parasiten noch immer in meinem Ärmel befand. Mir war klar, dass mir nichts anderes übrig blieb, als alles auf diese Karte zu setzen. Mit aller Kraft versuchte ich meinen rechten Arm loszureißen, völlig vergeblich. „Lass das!“, fuhr mich der Mann an meinem rechten Arm an, „Du geht mir auf die Nerven.“. Mit diesen Worten zog er mit der anderen Hand einen Stock hervor und schlug mir damit in den Bauch.
Parasite
Fast drei Jahre ist es nun her, seit wir EVE infiltriert haben. Angefangen hat es mit Experimenten an totkranken und unheilbaren Menschen. Die Behandlungen durch Parasiten wiesen so hohe Erfolgschancen auf, dass viele interessierte Investoren EVE subventionierten. Doch es sollte nicht dabei bleiben. Durch den erkauften Einfluss großer Konzerne folgten weitere Experimente, die über die Motivation für den Erhalt menschlichen Lebens abwichen. Es wurden Parasiten erschaffen, die Sinne und Leistung des menschlichen Körpers maximieren können. Aber damit nicht genug. Gerüchten zufolge werden Parasiten bereits als Waffen eingesetzt. Die Existenz und Erforschung der Parasiten stellte von Anfang an eine viel zu große Bedrohung dar. Damals wollte uns niemand zuhören. Es gab einfach zu viel Zuspruch aus allen Teilen der Bevölkerung, um ein Gehör dafür haben zu wollen, welchem Risiko wir uns damit aussetzen würden.
Wir gründeten die Organisation APM als Gesicht für unsere Gegenbewegung, mit dem Ziel, der Bevölkerung die Augen zu öffnen. Doch mit der erfolgreichen Parasitenbehandlung des berühmten Biologen Siegfried Hudson, der kurz vor dem Tod stand, gelang EVE endgültig der Durchbruch. Ihr Einfluss wurde so groß, dass wir in kürzester Zeit fast vollständig zerschlagen wurden. Seitdem ächtet man uns als Outlaws. Meine Eltern, die mich in ihrer Weitsicht bis zu jenem Zeitpunkt von allem abgeschirmt hielten, wurden in Gewahrsam genommen. Dank ihnen konnte EVE mich nicht in Verbindung mit APM bringen. Im Verborgenen versuchen wir nun erneut EVE zu bekämpfen, mit dem Ziel, der Öffentlichkeit ihre wahren Absichten preiszugeben. Um ihren Forschungen so nahe wie möglich zu sein, arbeite ich im Laborbereich einer ihrer Einrichtungen. Ich erhielt diese Position durch meine spezielle Beziehung zur hiesigen Laborleiterin.
Wir erhielten kürzlich die Information, dass sich hier drei neue seltene Exemplare der Parasiten befinden. Sie sollen noch heute in das Labor des Hauptquartiers transportiert werden. Sind sie erstmal dort, ist es nahezu unmöglich für uns, sie noch aus dem Verkehr ziehen zu können. Auch wenn es sehr gewagt ist, haben wir entschieden, dass es das Risiko Wert ist, ihren Aufenthaltsort aufzusuchen, um hinter ihre Fähigkeiten zu kommen. Sollte es sich dabei tatsächlich, um Exemplare handeln, die speziell zu militärischen Zwecken entwickelt wurden, müssen wir sie unbedingt in unseren Besitz bringen. Das größte Risiko stellt wohl der Bereich dar, in dem sie aufbewahrt werden. Da ich nicht die nötige Autorisierung besitze, habe ich unter dem Vorwand persönlicher Untersuchungen bei Laborleiterin Dr. Ashley Crior um einen temporären Zugang gebeten.
Es war kurz nach fünf, Ende der regulären Arbeitszeit. Als gegenwärtige Verantwortliche für das Herunterfahren der Maschinen, war ich die Letzte im Labor. Es war fast so weit. Ein letztes Mal ging ich gedanklich nochmal alles durch. „Claire?“, unterbrach eine Stimme unerwartet die Stille. „Wolltest du nicht noch was erledigen?“ Erschrocken zuckte ich zusammen und sah eine Kollegin an der Tür stehen. „Oh, hab‘ ich dich erschreckt? Tut mir Leid.“, warf sie verdutzt hinterher. In der Aufregung brauchte ich einen kurzen Moment, um nach Worten zu ringen. Ich lächelte anschließend und sagte: „Schon gut. Ich dachte nur, dass ich bereits allein wäre. Bis morgen.“ Sowie ich wieder vermeintlich alleine war, ging ich nochmal an die Tür, um sicherzugehen, nicht nochmal überrascht zu werden. Niemand war zu sehen. Ich schloss leise die Tür und ging in den Vorbereitungsraum. Ich holte meine Tasche aus dem Schließfach und öffnete sie. In meiner unendlichen Paranoia ging ich nochmal an die Tür zum Vorbereitungsraum. Wieder konnte ich niemanden sehen oder hören. So machte ich mich wieder an’s Werk und holte vorsichtig einen kleinen gläsernen Behälter heraus. Im Inneren schwamm eine kleine schwarze Kreatur, grade so groß wie ein Daumen. Optisch ähnelte sie einer Mischung eines Tausendfüßlers mit einem Bandwurm. Der vordere Bereich erinnerte an den Kopf eines Hammerhais. „Ich hoffe, dass ich dich nicht brauchen werde.“, sagte ich vor mich hin. Ich schob den Behälter in einen präparierten Bereich meines rechten Ärmels und fixierte ihn. Dann holte ich einen kleinen Container mit vier weiteren Behältern aus der Tasche. Ich holte nochmal tief Luft und machte mich auf den Weg in die nächste Etage. Um den Kontakt mit anderen Leuten zu minimieren, nahm ich die Treppe.
Oben angekommen bog ich nach links ab. Wie erwartet wurde der Eingang von nur einem Mitarbeiter bewacht. Um den Anschein von Selbstverständlichkeit zu erwecken, versuchte ich zunächst einfach vorbeizulaufen. Wenig überraschend stellte er sich mir in den Weg. Ohne ein Wort zu sagen, wanderte sein Blick auf meine Karte, anschließend auf seine Liste. „Sie haben keine Autorisierung für diesen Bereich.“, sprach er abfällig. „Dr. Crior hat mich mit einer wichtigen Aufgabe betraut. Den Zugang für diesen Bereich hat sie mir bereits erteilt.“, erwiderte ich. „Mit einer wichtigen Aufgabe also?“, sagte er und runzelte die Stirn. „Jaja, ihr haltet euch immer für etwas Besseres, nicht wahr? Du willst hier rein? Vielleicht kannst du mich ja überzeugen, ein Auge zuzudrücken.“ Mit diesen Worten grinste er mich hämisch an. Emotionslos sah ich ihn einen Moment lang an. Dann stellte ich den Container auf den Boden und zog den Schacht mit den Behältern vorsichtig raus und hielt ihn ihm entgegen. „Diese hier benötigen einen Liquor-Abgleich. Bei denen in den blauen Behältern müssen Transferasen extrahiert werden.“, wies ich ihn an. Überrascht blieb sein Blick an den Behältern mit den Parasiten hängen. „Diese Angelegenheit ist ziemlich wichtig.“, fuhr ich schließlich fort. „Darf ich Dr. Crior berichten, dass sie sich ihrer annehmen werden?“ Angewidert starrte er mich noch einen Moment an und trat schließlich ohne ein Wort zu sagen zur Seite. Langsam schob ich den Schacht zurück in den Container und ging durch die Tür.
Das Lager, in dem die drei Exemplare aufbewahrt werden sollten, lag am Ende des Flurs auf der linken Seite. Niemand kam mir auf dem Gang entgegen. Hinten angekommen nahm ich die Tür vor dem Lager. Jener Raum wurde mit einer Wand aus Glas und einer Tür vom Lager getrennt. Auf diese Weise konnte ich sicherstellen, dass sich niemand im Lager befand, ohne plötzlich erklären zu müssen, was ich dort zu suchen hätte. Ich schaltete nur das Licht in diesem Raum ein. Durch das Glas wurde der vordere Bereich des Lagers mit erleuchtet. Es schien niemand da zu sein. Vorsichtig öffnete ich die Tür und versuchte Geräusche wahrzunehmen. Ich wartete noch einen kurzen Moment und betrat schließlich das Lager. Der hintere Bereich lag größtenteils im Dunkeln. Vorne stand ein großer Tisch. Neben diversen Dingen, die ich nicht zuordnen konnte, machte ich eine massive Transportbox, wie ich sie schon oft verwendete, aus. „Könnte es das sein?“, fragte ich mich. Ich sah mich nochmals vorsichtig um, nur um zu realisieren, dass es ohnehin zu dunkel war, um viel mehr erkennen zu können. Mit schnellen Schritten eilte ich hinüber. Zögernd stand ich nun vor der Box und war mir nicht ganz sicher, ob ich mich darüber freuen sollte, das zu finden, was ich vermutete zu finden. Ich betätigte die beiden Schalter zur Entriegelung. Langsam schob sich die Klappe nach hinten. Im Inneren lagen drei Glasbehälter, jeweils an beiden Enden fixiert, sodass man dennoch den Inhalt sehen konnte. In jedem von ihnen schwamm ein Parasit. Zwei von ihnen waren blau, der Dritte schimmerte rötlich. Sprachlos verlor ich kurz die Fassung. Noch nie hatte ich Exemplare in solchen Farben gesehen. Es bestand kein Zweifel daran, dass es sich dabei um jene Parasiten handeln muss. Im unteren Bereich eines jeden Behälters war ein kleiner Touchscreen eingebaut. Ich schaltete den von einem der blauen Exemplare ein und navigierte durch einige Diagramme und Zahlen, bis ich zu einer Beschreibung kam. Auf dem Display stand: „Abrufen von Erinnerungen, normales menschliches Verhalten, Kooperationsbereitschaft, kein eigenständiger Wirtswechsel“ Völlig unklar darüber, was mich davon am meisten schockieren sollte, versuchte ich die Fassung zu bewahren. „Kein eigenständiger Wirtswechsel?“, schoss mir durch den Kopf, „Heißt das, es gibt Exemplare, die dazu in der Lage sind?“. Mein nächster Gedanke war, dass ich diese Exemplare unter allen Umständen an mich bringen musste. In diesem Moment wurde mir jedoch schlagartig klar, dass mein ursprünglicher Plan, sie einfach auszutauschen, an der Farbe der Parasiten scheiterte. „Wenn sie noch heute transportiert werden sollen“, wurde mir klar, „würde alles auffliegen, weil ich die Letzte bin, die heute noch hier war.“. Plötzlich vernahm ich ein Geräusch hinter mir. Mir blieb das Herz stehen. Noch bevor ich darüber nachdenken konnte, spürte ich einen stechenden Schmerz im Nacken und mir wurde schwarz vor Augen.
Wie, als befände ich mich in einem komaähnlichen Zustand, kam ich irgendwann wieder langsam zur Besinnung. Scheinbar lag ich auf einem Tisch. Ich konnte meine Beine und Arme nicht bewegen und hörte Stimmen um mich herum. Langsam realisierte ich, was passiert war und dass unser Plan vereitelt wurde. Die plötzlich eintretende Angst darüber, was nun mit mir passieren würde, ließ mich schneller aufwachen, als mir lieb war. Neben mir stand ein Mann, der etwas in den Händen hielt und scheinbar völlig darauf fixiert war. Zwei weitere Männer hielten jeweils einen meiner Arme fest. Ich war offensichtlich nicht mehr im Komplex von EVE, da ich an die Decke einer Halle starrte. In der Ferne sprang mir ein leicht geöffnetes Tor in die Augen. „Endlich wach?“, ertönte eine Frauenstimme hinter mir. Ich neigte meinen Kopf nach hinten und blickte in das Gesicht von Dr. Crior. „Ashley?“, brauchte ich mit zitternder Stimme hervor. Nach einem kurzen Moment der Stille brachte Ashley ein tiefes Seufzen hervor. „Wirklich schade, dass du es warst.“, fuhr sie fort, „Wir hatten eine Menge Spaß zusammen.“ Sie wandte sich anschließend dem Mann zu, der unmittelbar neben mir stand. „Tu es!“, wies sie ihn an. Meine Aufmerksamkeit wandte sich dem zu, was er in den Händen hielt. Dann erkannte ich das Glas mit einem der blauen Parasiten. In meiner Verzweiflung, kam mir spontan nichts anderes in den Sinn, als laut zu schreien, als mir Ashley plötzlich etwas in den Mund stopfte. Die offensichtliche Aussichtslosigkeit meiner Situation ließ mir bereits Tränen über die Wangen laufen. Während ich vergeblich versuchte mich aus den Griffen der Männer zu befreien, realisierte ich, dass sich der, von mir platzierte, Behälter mit dem Parasiten noch immer in meinem Ärmel befand. Mir war klar, dass mir nichts anderes übrig blieb, als alles auf diese Karte zu setzen. Mit aller Kraft versuchte ich meinen rechten Arm loszureißen, völlig vergeblich. „Lass das!“, fuhr mich der Mann an meinem rechten Arm an, „Du geht mir auf die Nerven.“. Mit diesen Worten zog er mit der anderen Hand einen Stock hervor und schlug mir damit in den Bauch.
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