Wahh, was für ein schlecht geschriebener Artikel. Man fragt sich ja, welchen Sinn der haben sollte.
Ah, jetzt sehe ich´s:
„Humor, Mehrdeutigkeit, Grenzüberschreitung“
Das gute alte Satire-Argument... Zum Glück haben wir das noch. Eine Frau als Hure zu bezeichnen ist
„genau, Kunst.“
Okay, das muss man ja wissen. Dann können wir das doch mal ausprobieren. Gehen wir doch mal Dienstag in die City und nennen ein paar Frauen Hure. Vielleicht bekommen wir so ne Ausstellung in einem Museum.
...Ne, das ist blöd. Das ist ja auch gar nicht gemeint. Schließlich rechnet hier ja nur das
„ lyrische Ich mit seiner Exfreundin ab“.
Okay... also Lyrik. Dann nennen wir nicht direkt Frauen auf der Straße Hure, sondern sprayen „Frauen sind Huren“ an die Wand vom Aldi. Das ist dann schön lyrisch und Kunst.
Und es ist natürlich, nein NATÜRLICH
„natürlich Rollenprosa, Selbstpersiflage der Erzählstimme auf ein bestimmtes weibliches Verhalten, eine bestimmte Art von trotziger Verzweiflung, es ist eine putzige und augenzwinkernde Zurschaustellung blablabla“
Ein Wort in dem Artikel stimmt aber scheinbar:
„Äh, ja. Vom „Hure“-sagen zum Hate-Fuck mit anschließender Ermordung, grenzt das nicht an Sprachmagie? Kann es sein, dass die zeitgenössische Kulturkritik an einer Infantilisierung ihrer eigenen Methoden leidet?“
Mir kommt die Autorin ziemlich infantil vor
Wer sowas
„You were dating the bleach blond girl / If I find her I swear, I swear / I’ll kill her / I’ll kill her / She stole my future / She broke my dream / She’s a bitch, you know / All she’s got is blondness / Not even tenderness / Yeah, she’s clever-less“.“
in einem
„superniedlichen und total lustigen Lied“ sieht und sowas
„Und jeder Jäger träumt von einem Reh / Jeder Winter träumt vom Schnee / Jede Theke träumt von einem Bier / Warum, du Nutte, träumst du nicht von mir?“
mit dem Teilsatz
„so wunderbare Texte entstehen wie zum Beispiel bei dem jungen Schweizer Sänger Faber“
einleitet, hat nicht nur keinen Musikgeschmack, sondern ne kleine Fehlschaltung im Kopf. Komisch, dass dann gerade so jemand von Kulturkritik schreibt
Im Grunde ist der Artikel ja niedlich. Klingt, als habe ne Ghetto-Bitch (oh Mist, jetzt passiert mir das auch schon) was für die Schülerzeitung ihrer Förderschule geschrieben. Seltsam nur, dass das in der Welt gelandet ist
Aber denken wir das doch mal weiter, das ist schon irgendwie auch ein interessanter Ansatz.
„Äh, ja. Vom „Hure“-sagen zum Hate-Fuck mit anschließender Ermordung, grenzt das nicht an Sprachmagie? Kann es sein, dass die zeitgenössische Kulturkritik an einer Infantilisierung ihrer eigenen Methoden leidet?“
Hat jemand vielleicht zufällig gerade ein paar Textzeilen von einer Nazi-Band zur Hand ? Wenn ja, bitte PN, das editiere ich dann.
Da ich jetzt keine habe, mache ich das etwas abstrakter. Übelste Beleidigungen von Ausländern, Juden oder sonstigen Personengruppen, die von solchen Bands angegriffen werden, müssten dann doch auch einfach
„wunderbare Texte“ und
„Humor, Mehrdeutigkeit, Grenzüberschreitung“ sein, oder ? Vielleicht verstehe ich das ja auch nur falsch, weil
„Political correctness macht dumm“. Hah... Satire ist so ne tolle Erklärung für alles, Hurra ! Oder war es Lyrik... ? Eins davon jedenfalls.
Und wir lernen ja auch
„Slut Shaming“ meint einfach alles auf einmal, eine Art verklumptes Dispositiv, in dem alles miteinander verklebt ist: Sprache, Gewalt, politische Praxis. Ist böse, muss weg. Da muss man gar nicht mehr genau hinschauen.“
Es gibt also gar keinen Zusammenhang zwischen Sprache und Gewalt ? Sprache führt demnach auch nicht zu Gewalt ? Sprache ist auch keine Gewalt, nehme ich dann gleich auch mal an.
Also führt Nazi-Hetze auch nicht zu Gewalt, und Angriffe auf Ausländer haben überhaupt nichts damit zu tun, dass gehetzt wird ? Volksverhetzung ? So ein Unsinn, das ist... Lyrik. Ah ja !
Eigentlich gibt es ja dann auch das Phänomen `psychische Gewalt´ gar nicht, oder ? Weil das ist ja meistens auch nur Sprache.
Faszinierend, so infantil ist die Frau gar nicht, im Gegenteil. Sie hat ganz neue Erkenntnisse gebracht
Das einzige Rätsel ist für mich nur noch, warum das bei Welt steht und nicht bei WikiMANNia oder von mir aus auch bei Pi-News. Aber das wird sich sicher auch noch klären lassen.
Schade, eigentlich hätte ich das Thema auch interessant angehen können. Das Argument mit der Metapher ist nämlich tatsächlich interessant. Aber der Artikel ist so schlecht, da lohnt sich die Mühe gar nicht...